Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Skudde
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Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Skudde » 25.08.2011, 13:52

Das gibt es bestimmt schon und ich habe es nur nicht gefunden.....
Bisher mach ich das so, daß mir die Wolle "sagt", wie sie gesponnen werden möchte und mir fällt dann dazu ein Strickteil von der langen Wunschliste ein. Aber wie geht das andersrum?
Wie spinne ich welche Wolle am Besten für Zopfmuster? Ich könnte mir vorstellen, daß Kammzug, langfasrig, relativ "glatt" gesponnen und dreifädig verzwirnt ein deutliches Maschenbild gibt. Vielleicht auch eher wenig-filzende Wolle. Vermutlich wird "Kammgarn mehrfädig" realtiv schwer, oder?
Geht Streichgarn genauso? Wird das Maschenbild wirklich (und immer) klarer, wenn man drei- oder mehrfädig zwirnt?
Wenn Streichgarn, dann eher aus stark gekräuselter Wolle? Oder besonders glatte? Ich hatte mal 'ne Probe Pommmernschaf mit viel Crimp aus Vlies gesponnen und Navajogezwirnt - im Teststück gab das deutliche Zopfmuster aber wie sieht das nach einiger Zeit aus? Drückt sich das platt? Verfilzt es zur Unkenntlichkeit?

Und für Tücherwolle: Was braucht es, damit das Tuch gespannt werden kann? Wie hoch darf z.B. der Anteil Nylon sein? Wie ist es mit Seide und Alpaka? Haben die ein "Gedächtnis"? Wenn nicht, wieviel sollte davon maximal in einer Mischung sein?

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Asherra » 25.08.2011, 14:24

Seide und südamerikanische Alpaka sind gut für Spitzentücher, eben weil sie kein Gedächtnis haben. Die muß man nicht ständig nachspannen weil sie nicht so nen krausen Wurstsalat veranstalten nach dem Waschen. Noch nicht gespannte Wolltücher sehen doch irgendwie immer aus wie teuere Mullwindeln.

Für Zopfmuster, je mehrfädig das Garn, desto deutlicher ist die Struktur. Alles, was fusselt, eine wilde Oberfläche hat oder sehr weich ist wird irgendwann das Muster verwischen. Angora-Zopf-Pulli kann frau sich sparen, sieht man eh nichts vor lauter Plüsch.
3fädig, 4fädig, 2x2kabliert, ich würd's mal austesten, wo das Muster am besten bei raus kommt, alles als Kammgarn. Kammgarn ist tendenziell schwerer, aber es geht auch da es nicht to zu drücken und leichter zu lassen (braucht halt Übung). Aber ich hab auch ne schwere Vorliebe für Kammgarne, Streichgarne sehen wahrscheinlich wenn ich gerecht bin auch nicht viel schlechter aus. Bei 4 fädig sind die Einzelfäden eh so dünn, das fällt dann kaum noch ins Gewicht.

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Klara » 25.08.2011, 15:26

Echtes Streichgarn kannst du eh vergessen - oder wolltest du die Wolle für einen Pulli mit der Hand kardieren? Ausserdem braucht das stark gekräuselte, kurzfasrige Wolle, die dann wieder pillt. Aus Kammzug oder trommelkardiertem Vlies, längs gesponnen, wird's sowieso kammgarnähnlich. Zumindest, wenn du nicht gerade Merino oder eine andere "Gummi"faser nimmst.

Ich habe zwei Zopfmusterpullis aus Coburger Fuchs (Kammzug), einen aus "normal" gesponnenem Zweifachzwirn, einen aus extrafest gesponnenem Dreifachzwirn. Das Muster sieht man bei beiden, der weiche Zweifachpulli pillt allerdings viel stärker (und ist viel weniger aufwändig vom Muster her - direkt vergleichen kann ich also nicht). Der Dreifachpulli wiegt dafür 1127 g (der hier http://www.lahottee.info/pictures/Wikingerpulli.jpg) (in Grösse 44 - und das Gewicht ist nur insoweit ein Problem, als ich ein Kilo Coburger-Fuchs-Garn hatte und dachte "das reicht schon").

Original Gansey-Pullover sind übrigens aus 5-fach-Zwirn, und Janet Szabo meint, der Effekt wäre die Arbeit durchaus wert. Falls du masochistische Tendenzen haben solltest ;) Wenn du's genau wissen willst, musst du selber ausprobieren.

Zu den Tüchern kann ich nur sagen, dass für mein Gefühl eine superelastische Wolle (wie meine Vendéen), streichgarnähnlich gesponnen, weniger schön fällt als eine kammgarnähnlich gesponnene Thônes et Marthod (nur dass der schöne Fall nichts nützt, weil diese Thônes et Marthod kratzt :( ).

Aber insgesamt denke ich immer noch, dass die Art der Wolle einen grösseren Einfluss auf das fertige Gamm ausübt als die Spinnmethode.

Ciao, Klara

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Skudde » 25.08.2011, 16:55

Klara hat geschrieben:Echtes Streichgarn kannst du eh vergessen - oder wolltest du die Wolle für einen Pulli mit der Hand kardieren?

Habe ich schon mal gemacht. Allerdings Bergschaf für einen derben "Norwegerpulli". Für 'ne Wiederholung bin ich definitiv zu faul! Auch für "mehr-als-dreifachzwirn"!

Ich hätte halt gedacht, daß glatte, lange Fasern mit wenig Luft gesponnen ein deutlicheres Maschenbild gibt - und eben schwerer werden. Aber du schreibst ja, daß das Gewicht getragen gar nicht so eine große Rolle spielt, oder?. Ich muß mal meine dicken Pullis wiegen. Mit Streichgarn meine ich verallgemeinernd "alles mit Luft drin" - langer Auszug, aus Vlies, "from the fold"....

Der Wikingerpulli ist toll! So was dickes, derbes, warmes brauche ich auch noch!

Wie ist denn das mit "Crimp" bzw. der Elastizität des Garns? Gleicht ein Zopfmuster fehlende Elastizität durch den Rechts-links-Wechsel aus oder macht man die lieber mit elastischen Garnen?

Und bei Tüchern "ohne Gedächtnis": Wenn ich ein Tuch aus Alpaka-Seide stricke suche ich mir da besser eins aus, bei dem z.B. Zacken tatsächlich aus dem Muster entstehen und nicht eins, bei dem Zipfel eigentlich erst durchs Spannen entstehen/deutlich werden? Macht Spannen da überhaupt einen Sinn?

Ich muß mal sagen: Spinnen ist spannend!

Irina
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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Klara » 25.08.2011, 17:17

Stimmt! Sowohl der letzte Satz als auch deine Überlegungen zum Kammgarn.

Der Wikingerpulli ist gar nicht so warm, wie man dächte - da fehlt die Luft im Kammgarn (behauptet zumindest meine Nählehrerin - ich kann nur ersteres sagen). Solange ich ihn anhabe, spielt das Gewicht keine Rolle - ich ziehe ihn allerdings nicht an, wenn ich denke, dass ich ihn ausziehen und in der Hand rumtragen müsste (Messebesuch o. ä.). Er längt sich übrigens auch nicht, weil der untere Rand auf der Hüfte aufsitzt. Das Garn für diesen Pulli war definitiv nicht elastisch - ich hatte beim Stricken keine Probleme. Was sind deine Bedenken?

Für Alpaka-Seide-Tücher ist Asherra zuständig...

Ciao, Klara

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Asherra » 25.08.2011, 18:49

Klara hat geschrieben: Für Alpaka-Seide-Tücher ist Asherra zuständig...
Ciao, Klara
:fear: meep! Ich strick doch gar nicht...
Also rein aus der Theorie: Es gibt Tücher, da wäre der untere Rand eigentlich gerade, der nur durch's "in Form trocknen" seine Gestalt bekommen. Das hält mit Seide nicht wirklich, zum einen, kein Gedächtnis, keine Elastizität (die hängt immer einfach nur glatt runter, wenn sie sich nicht grade wieder wo verhakt, das macht Seide gerne) und aber trotzdem nicht genug Gewicht, um die Ecke wirklich schön grade zu ziehen selbst wenn du sie so hin gezupft und trocknen hast lassen.
Diese Ecken funktionieren weil Wolle seine Molekularstruktur ändert wenn sie naß ist, dann formbar ist und bei Trocknen wieder fest wird. Also zerrt man die Ecken raus, entgegen der natürlichen Elastizität und wenn sie wieder trocken sind scheinen sie brav zu sein (wie überdrallte Wollstränge, die man mit Gewichten trocknet, sobald's wieder naß wird schnurrt alles wider zusammen).

Mit Perlen entlang der Kante sieht es mit Seide wieder gut aus, dann kommt da wieder ein bisschen mehr Gewicht an die richtigen Stellen und das Tuch schwingt schön mit.

Oder eben geformte Ecken, wo wirklich Material drin ist.

Ooooder, frau macht's ganz geschickt 50/50 Seide Wolle ziemlich gleichmäßig gemischt. Dann hat man den Glanz der Seide und den schönen Fall, kann aber auch noch die elastischen Eigenschaften der Wolle nutzen.

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von kaha » 25.08.2011, 20:17

Klara hat geschrieben:Echtes Streichgarn kannst du eh vergessen - oder wolltest du die Wolle für einen Pulli mit der Hand kardieren? Ausserdem braucht das stark gekräuselte, kurzfasrige Wolle, die dann wieder pillt. Aus Kammzug oder trommelkardiertem Vlies, längs gesponnen, wird's sowieso kammgarnähnlich. Zumindest, wenn du nicht gerade Merino oder eine andere "Gummi"faser nimmst.
Für Streichgarn muss man doch nicht von Hand kardieren. Ganz viele industrielle Garne werden als Streichgarne bezeichnet.
Für ein superduper-ultra-woolen-Projekt wird das schon nötig sein, aber sonst...

Ich hab hier Coburger, die im Vlies kardierst ist, relativ kurz und quer zur ("vermeintlichen"*) Faserrichtung; gesponnen im langen woolen Auszug ist die oberfluffelig. Ich glaube nicht, dass die handkardiert noch mehr woolen würde - habe es aber auch nicht ausprobiert.


Fußnote: *vermeintlich daher, weil ich finde, dass die Fasern noch recht kreuz und quer liegen und nur grob eine Richtung haben.

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Eurasierwolle » 25.08.2011, 21:17

Asherra hat geschrieben:... Noch nicht gespannte Wolltücher sehen doch irgendwie immer aus wie teuere Mullwindeln...
:totlach:
Da sagst Du was! Bei meinen ersten Tuchversuchen war ich beim Stricken wirklich skeptisch, das Gebilde hatte sehr wenig Ähnlichkeit mit dem Fertig-Foto der Strickanleitung!! Aber so ein bisschen Spannen macht da schon viel aus, die Ähnlichkeit mit dem fertigen abgebildeten Tuch wird deutlich sichtbar - allerdings auch eventuelle Strickfehler... :O
Ich persönlich mag am liebsten die Tücher, die noch was von ihrem wollig warmen Charakter behalten dürfen (etwas mehr windabweisend), die extrem gespannten Exemplare, die mehr wie Klöppelspitze denn wie Gestricktes aussehen, treffen nicht ganz meinen Geschmack. Das liegt aber sicher auch am hiesigen Wetter - fast nie ohne Wind, die Nordsee ist nah...
Zopfmuster oder ähnlich plastische gestrickte Strukturen machen sich gut bei jeder Art von Kammgarn, also Garn mit schön glatter, geschlossener Oberfläche. Bei allen flauschigen oder plüschigen Garnen (Mohair, Angora und Verwandte) "verwischen" die herausstehenden Härchen optisch das Maschenbild, da kann man höchstens mit rechten und linken Maschen (flächig angewendet) in gewissem Rahmen strukturelle Akzente setzen. Das gilt genauso für unregelmässige Garne aller Art.

Verstrickte Grüße
Cornelia
Mehr über unseren Eurasier siehe
Meinen noch ganz kleiner Blog: http://eurasierwolle.blogspot.de/ - und auch bei Ravelry geister ich als "Eurasierwolle" herum!

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von Klara » 26.08.2011, 12:26

kaha, hast Recht, an industriell kardierte Vliese hatte ich nicht gedacht - ich hab' schon seit Jahren keines mehr gekauft oder versponnen. Und irgendwann darf mir mal jemand erklären, warum bei denen die Haare tatsächlich kreuz und quer zu liegen scheinen - dabei ist doch eine industrielle Kardiermaschine auch nichts anderes als eine gigantische Trommelkarde mit vielen Rollen und müsste die Fasern genauso parallel ausrichten wie meine Louet... ?

Ciao, Klara

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Re: Projektbezogen Spinnen - Zopfmuster und Tücher

Beitrag von kaha » 26.08.2011, 12:46

Ist mir auch ein Rätsel, Klara. Und nachdem ich jetzt selbst Wolle bei Godosars habe kardieren lassen, ist das Rätsel auch nicht kleiner geworden. Die ist nämlich nicht kreuz und quer, sondern so toll kardiert, wie ich das auf der Trommelkarde nie im Leben hinbekomme. Ich habe gar keinen so superfeinen Belag, da liegen Welten dazwischen.
(Das Coburgervlies war bei Sauerlandwolle kardiert worden lt .Verkäufer.)

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