etwas spät, aber immerhin

Die Patrone teilt sich in vier Bereiche auf:
Teil 1: das Gewebeschema
ist nicht immer vorhanden und zeigt eigentlich nur schematisiert, wie das Muster dann gewebt aussieht. Um den Webstuhl einzurichten, braucht man diesen Teil nicht. Er ist lediglich dazu da, eine Vorstellung zu geben, wie das fertige Teil "ungefähr" aussieht. Diese Muster zeigen immer das, was man bekommt, wenn man in Kette und Schuss gleich dicke Garne verwendet. Nimmt man unterschiedliche Garnstärken, kann das Ergebnis ziemlich "verfremdet" werden.
Teil2: Einzug in die Litzen
Man kann sich das so vorstellen, dass man von oben auf seine Schäfte schaut. Dann ist die unterste Reiche der vordere Schaft und die hinterste Reihe der letze Schaft. Im konkreten Beispiel haben wir 8 Reihen und benötigen somit 8 Schäfte. Nun muss man die Fäden genau in der Reihenfolge auf die Schäfte einziehen, wie das Muster vorgibt. In unserem Fall ist das sehr simpel. Es gibt aber auch weit kompliziertere Varianten.
Hier zu Beispiel die Kuvikas-Patrone, wo man dann schon genauer aufpassen muss, was man wo einzieht: Teil3: Verschnürung
Teil 3 zeigt an, wie der Webstuhl verschnürt werden muss. Hierbei ist es eigentlich egal, ob man den schwarzen Kästen den Hochzug zuordent und den weißen den Tiefzug oder umgekehrt. Wichtig ist nur, dass man es sich zwischendrin nicht ander überlegt und das schema umdreht. Ich setze für unser Beispiel mal schwarz = Hochzug und weiß = Tiefzug
Bei der Verschnürung ist jede Spalte ein Tritt und jede Reihe wieder ein Schaft.
Das heißt hier konkret, dass auf dem 1. Tritt die Schäfte 1,2 und 8 hoch und die Schäfte 3 bis 7 tief gebunden werden. Auf Tritt 2 weden die Schäfte 1, 7 und 8 hoch und 2 bis 6 tief gebunden und so weiter.
Man muss die Tritte nicht genau in der Reihenfolge der Patrone anbinden. Da ist freie Entscheidung und abhängig von der Trittfolge.
Teil 4: Trittfolge
Der vierte Teil zeigt an, in welcher Reihenfolge die Tritte getreten werden. Dabei fängt man in der unteren Reihe an zu lesen und arbeitet sich den Rapport nach oben durch, wenn man fertig ist, fängt man unten wieder an.
In unserem konkreten Beispiel heißt das, dass alle Tritte der Reihe nach von links nach rechts einmal getreten werden und dann geht es links von Neuem los.
Man kann die Anbindung und die Trittfolge auch abändern, um eine gleichmäßige Tretweise hinzubekommen.
Würde man die Anbindung so wie auf dem Bild machen, müsste man beim Weben immer die Tritte von 1 bis 8 von links nach rechts durchtreten, was keine optimale Bewegungsreihenfolge ist. Ich persönlich trete lieber abwechselnd auf der linken und der rechten Seite, so dass ich folgendermaßen umsortieren würde:
Spalte 1 = Tritt 1
Spalte 3 = Tritt 2
Spalte 5 = Tritt 3
Spalte 7 = Tritt 4
Spalte 8 = Tritt 5
Spalte 6 = Tritt 6
Spalte 4 = Tritt 7
Spalte 2 = Tritt 8
Alles Klar?

Das bedeutet, dass ich immer abwechselnd links/rechts trete und von uußen nach innen, also 1,8,2,7,3,6,4,5 Ist angenehmer.

Sowas kann man machen, muss man aber nicht.
Was mein Beispielbild nicht zeigt, aber häufiger vorkommt, ist eine "Klammer" über den Litzen oder neben den Trittfolgen mit einer Zahl dran. Das ist dann ein Wiederholungsfaktor und sagt an, wie oft man diese Sequenz direkt wiederholen soll, bevor man zur nächsten übergeht. Das ist so ähnlich wie die *-Klammern in Strickanleitungen.
Umsatzung für Hebelwebstühle
Wenn man einen Hebelwebstuhl hat, ist die Verschnürung (Teil 3) die "Hebelfolge". Hier muss man jetzt im wahrsten Sinn des Wortes einmal um die Ecke denken. Sie Spalten, die für die Kontermarschwebstühle, die Tritte anzeigen, sind hier die Hebelreihen. Will man dieses Muster also mit einem Hebelwebstuhl weben, würde man das folgendermaßen machen:
1. Reihe = 1. Spalte = Hebel 1, 2 und 8 hoch
2. Reihe = 2. Spalte = Hebel 1, 7 und 8 hoch
3. Reihe = 3. Spalte = Hebel 3,4, 7 und 8 hoch
....
Und so weiter bis man recht angelangt ist und dann geht es links wieder von vorne los.
So, ich hoffe, ich habe jetzt nicht alle Klarheiten beseitigt und wünsche viel Erfolg.

Viele Grüße,
Ulli