Tritt, Trittbalken rekonstruieren, überholen
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Tritt, Trittbalken rekonstruieren, überholen
Liebe Spinnfreunde/innen!
Eure netten Kommentare zeigen mir, dass Ihr recht interessiert an Instandsetzungen und Überholungen seid. Daher möchte ich eine Trittinstandsetzung hier dokumentieren.
TEIL 1:TRITTBALKEN
Abgegeben mit einem entsprechenden Hilfeschrei hat man mir dieses alte Flachsrad. Ein zurückliegender Verschönerungsversuch mit rostroter Decklackfarbe konnte jedoch die Basisbrüche und die Würmer im Tritt nicht
verbergen.
Der Trittbalken, rechts und links in den Beinen starr verpfropft. In diesen 2 Pfropfen ist die Geschichte natürlich schön
ausgefranst abgebrochen. Auch der Tritt selber und die Traverse dazu ist schon durch 2 Altbrüche mürbe und mit den darübergezogenen Schraublaschen weiter geschwächt. Der starke Wurmbefall gerade hier an der Trittmechanik gab sein übriges.
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG
Dieses traurige Bild leitete für die Überholung den einzigen richtigen Weg ein: Altholz als Muster abzeichnen und dann
ins Feuer mit dem Altholz.
Bedenkt immer, wenn Ihr repariert, jede zusätzliche Bohrung im Holz schwächt dieses. Sucht Verbindungen für Holz,
die immer verstärken! Z. B. eine gewickelte gut gemachte Bandage aus Cordgarn, anschließen mit Klarlack geschützt,
hält immer mehr, als Schraubpunkte. Auch gute Leimstellen halten besser. Nie wird eine Leimstelle in sich
brechen, immer nur daneben im Holz. Ich bringe mal einen Extrapunkt zum Thema LEIM, später!
A
Nach dem Ausbau des derfekten Tritts, löse ich das Pleuel ( Schubstange nach oben) und knote vorsichtig das
Lederbändchen auf.
B
Dann hebel ich mit einem schlanken und scharfen Stechbeitel die Lederlappen mitsamt der Blaukappenköpfe
( Ledernägel aus blauem Stahl) hoch. Das Leder ist noch wiederverwendbar und dient mir als Muster.
C
Unter dem Leder ein Bild des Entsetzens: Rost und Müllkippe
D
Das Aufmass ergab ein Brettchen von 15x65x570mm. Ich wählte Buche in Stammware. Die Hobbyplatten in
Parkettverleimung aus dem Baumarkt sind für diese Konsole ungeeignet. Auf das auf das Maß gesägte/ gehobelte Brettchen lege ich nun das Altteil und übertrage die Konturen mit einem spitzen Bleistift. Die filigranen Formausschnitte mit Spitzen und Radien zeichne ich von beiden Seiten an, da an der Bandsäge wegen des engen Durchlasses zwischen Gestell und Sägeband das Sägeteil auch mal umgedreht werden muß.
E
Die Fläche wird am Bandschleifer sauber geschliffen
F
Für das optische Nacharbeiten der Seiten und Konturen geht es an den Schraubstock. Hier mit Schutzbacken
eingespannt, nehme ich eine Feile mit einem Streifen Schleifleinen aufgelegt. Auch ein in Streifen gerissenes altes
Bandschleiferband auf Köperbasis ( Gewebe) geht gut dazu. Diese Schleifauflage verhindert die "Rattermarken", die entstehen, wenn nur mit der Feile Holz gefeilt wird. Wer keine Feilenauswahl hat und sich eine anschaffen muss,
dem empfehle ich eine grobe Halbrundfeile von 200mm Länge. Damit könnten alle Bearbeitungarten abgedeckt werden:
die Fläche für gerade, der runde Teil für Hohlbögen und die spitze Seite für Ecken.
G
Die Zapfen, in den Beinen gelagert, waren rund. Da aber auch die Bohrungen jetzt schon ausgeschlagen sind, also
keinesfalls mehr Durchmesser 15mm haben, entschied ich mit für Vierkantzapfen 15x15mm. Das stabilisiert das ganze
Spinnrad gleich mit. Die Altbohrungen feile ich dann vierkantmäßig auf.
Auf den Bildern könnt Ihr die Arbeiten mit einsehen.
Schönen Gruß von Jürgen
Eure netten Kommentare zeigen mir, dass Ihr recht interessiert an Instandsetzungen und Überholungen seid. Daher möchte ich eine Trittinstandsetzung hier dokumentieren.
TEIL 1:TRITTBALKEN
Abgegeben mit einem entsprechenden Hilfeschrei hat man mir dieses alte Flachsrad. Ein zurückliegender Verschönerungsversuch mit rostroter Decklackfarbe konnte jedoch die Basisbrüche und die Würmer im Tritt nicht
verbergen.
Der Trittbalken, rechts und links in den Beinen starr verpfropft. In diesen 2 Pfropfen ist die Geschichte natürlich schön
ausgefranst abgebrochen. Auch der Tritt selber und die Traverse dazu ist schon durch 2 Altbrüche mürbe und mit den darübergezogenen Schraublaschen weiter geschwächt. Der starke Wurmbefall gerade hier an der Trittmechanik gab sein übriges.
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG
Dieses traurige Bild leitete für die Überholung den einzigen richtigen Weg ein: Altholz als Muster abzeichnen und dann
ins Feuer mit dem Altholz.
Bedenkt immer, wenn Ihr repariert, jede zusätzliche Bohrung im Holz schwächt dieses. Sucht Verbindungen für Holz,
die immer verstärken! Z. B. eine gewickelte gut gemachte Bandage aus Cordgarn, anschließen mit Klarlack geschützt,
hält immer mehr, als Schraubpunkte. Auch gute Leimstellen halten besser. Nie wird eine Leimstelle in sich
brechen, immer nur daneben im Holz. Ich bringe mal einen Extrapunkt zum Thema LEIM, später!
A
Nach dem Ausbau des derfekten Tritts, löse ich das Pleuel ( Schubstange nach oben) und knote vorsichtig das
Lederbändchen auf.
B
Dann hebel ich mit einem schlanken und scharfen Stechbeitel die Lederlappen mitsamt der Blaukappenköpfe
( Ledernägel aus blauem Stahl) hoch. Das Leder ist noch wiederverwendbar und dient mir als Muster.
C
Unter dem Leder ein Bild des Entsetzens: Rost und Müllkippe
D
Das Aufmass ergab ein Brettchen von 15x65x570mm. Ich wählte Buche in Stammware. Die Hobbyplatten in
Parkettverleimung aus dem Baumarkt sind für diese Konsole ungeeignet. Auf das auf das Maß gesägte/ gehobelte Brettchen lege ich nun das Altteil und übertrage die Konturen mit einem spitzen Bleistift. Die filigranen Formausschnitte mit Spitzen und Radien zeichne ich von beiden Seiten an, da an der Bandsäge wegen des engen Durchlasses zwischen Gestell und Sägeband das Sägeteil auch mal umgedreht werden muß.
E
Die Fläche wird am Bandschleifer sauber geschliffen
F
Für das optische Nacharbeiten der Seiten und Konturen geht es an den Schraubstock. Hier mit Schutzbacken
eingespannt, nehme ich eine Feile mit einem Streifen Schleifleinen aufgelegt. Auch ein in Streifen gerissenes altes
Bandschleiferband auf Köperbasis ( Gewebe) geht gut dazu. Diese Schleifauflage verhindert die "Rattermarken", die entstehen, wenn nur mit der Feile Holz gefeilt wird. Wer keine Feilenauswahl hat und sich eine anschaffen muss,
dem empfehle ich eine grobe Halbrundfeile von 200mm Länge. Damit könnten alle Bearbeitungarten abgedeckt werden:
die Fläche für gerade, der runde Teil für Hohlbögen und die spitze Seite für Ecken.
G
Die Zapfen, in den Beinen gelagert, waren rund. Da aber auch die Bohrungen jetzt schon ausgeschlagen sind, also
keinesfalls mehr Durchmesser 15mm haben, entschied ich mit für Vierkantzapfen 15x15mm. Das stabilisiert das ganze
Spinnrad gleich mit. Die Altbohrungen feile ich dann vierkantmäßig auf.
Auf den Bildern könnt Ihr die Arbeiten mit einsehen.
Schönen Gruß von Jürgen
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Re: Tritt, Trittbalken rekonstruieren, überholen
Hallo Ihr Lieben,
nun habe ich den Tritt fertiggebaut und möchte die Abschlußarbeiten hier beschreiben:
A
Zuerst habe ich die Bruchstücke passig zusammengelegt, um einen Überblick zu erhalten.
B
Danach konnte ich die Ledergelenke ausbauen, diese wurden auf der Trittseite mit je 2 Stück 5mm Holzstiften fixiert.
Mit einem "Splintentreiber", ein Schlagwerkzeug mit maßgerechter zylindrischer Spitze, ging das ganz einfach.
C
Als Neumaterial entschied ich mich für das Tritt-Teil für Buchensperrholz, wegen der ausladenden
Bauform. Die Trittstrebe fertigte ich aus Buche, hier konnte ich die üblichen Leimholzplatten aus dem Hobbybereich
in Parkettverleimung verwenden.
Das Sperrholz von 12 mm Stärke baute ich mir aus 3 Lagen 4 mm Sperrholz durch Flächenverleimen
selbst auf. Das hat den Vorteil höherer Festigkeit, wegen der geschaffenen Mehrlagen.
D
Durch Auflegen des Altteiles kopierte ich die Konturen, ausgesägt und geschliffen, wie bereits beschrieben, entstand
die fertige Form für beide Teile des Trittes.
E
Eine Lagerung des Lederscharnieres ist im Holz in einem 3mm breiten und ca. 22 mm tiefen Schlitz am jeweiligen Ende
der Bauteile, wo quer die 5 mm Bohrungen für die Holzstifte durchgingen. Diese 5mm Bohrungen bohrte ich VOR dem
Schlitzen, damit kein Grat im Schlitz stört.
F
Den Schlitz einzuarbeiten, empfehle ich Hobbyisten grundsätzlich von Hand einzubringen ( einsägen, am Ende parallel dem
Schlitzgrund folgend ausbohren). Schlitzen mit der Kreissäge, der Tischfräse erfordert doch eine gewisse Erfahrung und
birgt eine Rückschlaggefahr und Ausriss. Hier an eigene Sicherheit denken!
G
Die schönste Arbeit ist immer die Endmontage. Die Ledergelenke habe ich mit neuen Blaukappen am Trittholm angenagelt.
Allerdings empfiehlt sich hier die Nagelsitze einige Zehntel - Millimeter kleiner als der Nagel vorzubohren, da sonst die gesamte Verbindungskonstruktion des alten Spinnrades leidet.
Das war's, nun ist das rotbraune Schätzchen wieder fit.
Dieser Beitrag darf im Forum oder privat genutzt werden.
Mit freundlichem Gruß
Jürgen Schönwolff
nun habe ich den Tritt fertiggebaut und möchte die Abschlußarbeiten hier beschreiben:
A
Zuerst habe ich die Bruchstücke passig zusammengelegt, um einen Überblick zu erhalten.
B
Danach konnte ich die Ledergelenke ausbauen, diese wurden auf der Trittseite mit je 2 Stück 5mm Holzstiften fixiert.
Mit einem "Splintentreiber", ein Schlagwerkzeug mit maßgerechter zylindrischer Spitze, ging das ganz einfach.
C
Als Neumaterial entschied ich mich für das Tritt-Teil für Buchensperrholz, wegen der ausladenden
Bauform. Die Trittstrebe fertigte ich aus Buche, hier konnte ich die üblichen Leimholzplatten aus dem Hobbybereich
in Parkettverleimung verwenden.
Das Sperrholz von 12 mm Stärke baute ich mir aus 3 Lagen 4 mm Sperrholz durch Flächenverleimen
selbst auf. Das hat den Vorteil höherer Festigkeit, wegen der geschaffenen Mehrlagen.
D
Durch Auflegen des Altteiles kopierte ich die Konturen, ausgesägt und geschliffen, wie bereits beschrieben, entstand
die fertige Form für beide Teile des Trittes.
E
Eine Lagerung des Lederscharnieres ist im Holz in einem 3mm breiten und ca. 22 mm tiefen Schlitz am jeweiligen Ende
der Bauteile, wo quer die 5 mm Bohrungen für die Holzstifte durchgingen. Diese 5mm Bohrungen bohrte ich VOR dem
Schlitzen, damit kein Grat im Schlitz stört.
F
Den Schlitz einzuarbeiten, empfehle ich Hobbyisten grundsätzlich von Hand einzubringen ( einsägen, am Ende parallel dem
Schlitzgrund folgend ausbohren). Schlitzen mit der Kreissäge, der Tischfräse erfordert doch eine gewisse Erfahrung und
birgt eine Rückschlaggefahr und Ausriss. Hier an eigene Sicherheit denken!
G
Die schönste Arbeit ist immer die Endmontage. Die Ledergelenke habe ich mit neuen Blaukappen am Trittholm angenagelt.
Allerdings empfiehlt sich hier die Nagelsitze einige Zehntel - Millimeter kleiner als der Nagel vorzubohren, da sonst die gesamte Verbindungskonstruktion des alten Spinnrades leidet.
Das war's, nun ist das rotbraune Schätzchen wieder fit.
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Jürgen Schönwolff
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- thomas_f
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Re: Tritt, Trittbalken rekonstruieren, überholen
Schöne Arbeit machst du da, Danke fürs Zuschauenlassen!
Beste Grüße -- Thomas
Beste Grüße -- Thomas