Kammzug verdirbt den Charakter?

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Laurana
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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von Laurana » 21.01.2011, 09:28

Tja deshalb hab ich am liebsten die Wolle meiner Satinangoras, keine Vorbereitung, einfach reingreifen und verspinnen :) ok ist kein Schaf gibt aber trotzdem super Wolle ;)
Cormo käme für mich auch in frage, das kann man sooooo wunderbar aus dem Rohvlies verspinnen, ein Traum!
Bei allen anderen Versuchen mit Rohvlies, gestehe ich, es war mir zu viel arbeit, aussortieren, waschen, zupfen (wobei mich das am wenigsten stört). Tw. hat es mich richtig geekelt beim aussortieren, da ziehe ich dann eindeutig Kammzug vor.
Alles liebe
Karin

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von Fiall » 21.01.2011, 09:36

@XScars: Pst, das Vlies könntest du doch färben. Ist dann auch ohne jedes Zutun in den verschiedensten Schattierungen.

Gibt es eigentlich noch andere Quellen für gewaschenes Vlies, außer der Handspinnerin? Bei der Wollpantage bin ich mir nicht sicher, weil da nix von gewaschen steht.

Flocke mag ich nicht sonderlich. Schaut so zerrupft aus. Sonst wäre der Eischer noch ne Möglichkeit.
GLG,

Veronika

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von XScars » 21.01.2011, 10:37

Ja schon... trotzdem ist meine Wohnung nicht so wirklich für die Verarbeitung in größeren Mengen geeignelt.... ^_-

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von kimbajana » 21.01.2011, 14:25

Ich habe kiloweise fertige Kardenbänder und Kammzüge hier, weil ich mich am Anfang meiner Spinnerei beim Bestellen nicht beherrschen konnte, parallel dazu habe ich aber auch Ausschau nach Rohwolle gehalten. Nach ein paar Monaten habe ich nur mehr zur Rohwolle gegriffen, weil ich bemerkt hab', dass ich die Arbeit "vom Ursprung an" viel mehr schätze und die fertigen Kleidungsstücke aus Rohwolle für mich vom Gefühl her mehr Wert haben als die mit industriell aufbereiteten Fasern. Irgendwie fühlen sie sich "totgereinigt" an.

Zugegebenermaßen denke ich mir immer wieder, dass ich einen Knall hab', weil ich mir das antue … aber wenn ich dann nach Monaten etwas Schönes in der Hand halte, weiß ich, wofür ich's gemacht hab' und dass es sich gelohnt hat.
XScars hat geschrieben:... aber bei mir ist auch das Problem, dass ich in einem Mehrfamilienhaus in einer 2 Zimmerwohnung wo hne... da sind die Möglichkeiten der Rohwollverarbeitung etwas beschränkt...
Ich wohne auch so ähnlich wie du, aber portionsweise im Waschwandl gewaschen und auf dem Wäscheständer getrocknet geht's schon. ;)
liebe grüße aus wien,
kimbajana

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von kaha » 21.01.2011, 17:50

shorty hat geschrieben:
Gabypsilon hat geschrieben: Für ganz Feines an den Hals finde ich aber einen schönen weichen Kammzug sehr schön, Kammzüge sind einfach viel weicher.
Ob ein Kammzug eher weich oder ich sags mal kräftiger ist hängt schon auch vom Grundmaterial ab.
Ich würde sagen Cormo aus der Flocke gesponnen steht Cormo Kammzug in nichts nach.
Vllt ist das wieder die Sache weich vs. haarig. :)

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von Klara » 21.01.2011, 18:12

Fiall hat geschrieben: Flocke mag ich nicht sonderlich. Schaut so zerrupft aus. Sonst wäre der Eischer noch ne Möglichkeit.
Um Gottes willen, tut euch das nicht an! Nichts gegen Eischer (Wollmeister.de) - ich liebe seine Kammzüge und Vliese (na ja, soweit ich Vlies halt liebe). Aber von den in der Flocke gekauften Wollen habe ich etliches weggeworfen, weil es einfach nicht zu verarbeiten war. Ich glaube, nur die Neuseeland-Alpenwolle ging halbwegs - alles andere war so verknotet und verfilzt, dass da mit den Fingern nichts zu zupfen war und mit dem Wolf die Fasern zerrissen wurden. Bei den Merinos habe ich mich durchgequält, weil die Farben so schön waren und ich feine Wollen immer dringend brauche, aber die verknoteten Gotland-Locken, z. B. sind im Abfall gelandet.

Kaha, ja ich verstehe was du weiter oben meintest - Merino, BFL und Coburger sind deutlich unterschiedliche Wollen, das bleibt auch beim Kammzug erhalten. Aber Merino, Cormo, und Polwarth, z. B. dürften kaum bis gar nicht auseinanderzuhalten sein.

Nur der Vollständigkeit halber - ich finde nicht, dass Merino-Kammzug tot ist. Im Gegenteil, mir ist er viel zu lebendig: Da tue ich mein Bestes, einen dünnen Faden zu spinnen, sieht auch ganz gut aus, so lange ich fest halte, aber sobald ich loslasse atmet das Garn tief ein und ist dann plötzlich doppelt so dick wie vorher :D

Thomas, dein handgekämmter Kammzug ist mit industriellem natürlich nicht zu vergleichen - die Industrie hätte die Wolle von 100 Schafen (oder wie viele man für eine Charge nimmt) schön gründlich vermischt und dann wäre wieder ein "charakterloser" Einheitsbrei rausgekommen. Das meinte ich ja - wenn man mit einem Vlies anfängt, kann man sich's aussuchen - ob und wie man dann kämmt oder kardiert ist egal. Das Interessante ist, das am Anfang ein Schaf war und keine Spinnereimaschine.

Womit ich jetzt aber niemanden dazu überreden will, in der Mietwohnung Rohwolle zu verarbeiten. Würde ich auch nicht. Ich habe ja auch bei Wingham so zugeschlagen, weil ich manchmal einfach keine Lust zum waschen, zupfen, kardieren habe sondern einfach drauflosspinnen will.

Ciao, Klara

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Re: Kammzug verdirbt den Charakter?

Beitrag von FrauHollunder » 21.01.2011, 19:57

Ich mag kammzug sehr gerne. Wobei ich auch aus Vlies spinnen kann. z.B. das Alpaka vom Wollschaf ist mir zu glatt und zu fusselig. Da mag ich Vlies sprich nur Kadiert sehr gerne keine Probleme. Angora verspinne auch so wie es kommt ohne alles mit nichts. Klar der Super Faden wird es nicht aber 100% flausch.
Ob das eine das andere verdirbt. Ich weiß nicht. Ich mag beides. Kammzug und Vlies. Am Ende kommt es immer auf die Qualität an.

Wobei ich sagen mus, ich werde wohl nicht mit dem Rohwolle kaufen anfangen. Einfach weil ich nicht möglichkeiten zum Waschen habe. Wenn ich das tue dann mal zur Demo oder Probierzwecken im Museum. Aber Privat da fehlt einfach der Platz und Zeit. Da mag ich Vorgewaschene und vertig Kadierte Wolle doch sehr.
Freilaufender Museumsmensch auf Handarbeitswegen.... :-)
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