Welche Spindel für einen totalen Anfänger zum Probieren?

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Handspindel-Spinnen

Moderator: Rolf_McGyver

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Greifenritter » 01.12.2010, 08:08

Für den Anfang geben wir unseren Spinnanfängern in der Ortsgruppe zu den selbsgebauten Spindeln aus der Anleitung (Gewicht ca. 25 - 30g) immer die Kammzüge "Hermann" oder "Hans-Heinrich" von Wolllust.

Damit kam bisher jeder klar.

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Klara » 01.12.2010, 16:56

Greifenritter hat geschrieben:
Ich finde es nicht gut Anfänger mit Häkchen anfangen zu lassen, denn wer mit halbem Schlag spinnen kann kanns automatisch auch mit Häkchen, wer sich das Arbeiten mit Häkchen angewohnt hat tut sich schwer sich auf den halben Schlag später einzulassen (Fahrschulautos haben auch selten Automatik).
Man kann aber genausogut argumentieren, dass Spinnen lernen schon schwierig genug ist, auch ohne noch Knoten schlingen zu müssen, und man es dem Anfänger so einfach wie möglich machen sollte. Ausserdem zwingt einen ja auch niemand, Spindeln ohne Haken zu benutzen (vom Mittelalter-Reenactment mal abgesehen - und wer sagt eigentlich, dass die Spindeln damals keine Haken hatten?) - der halbe Schlag hält nur auf und sorgt dafür, dass die Spindel nicht rund laufen kann (weil nicht zentriert aufgehängt).

Hat schon mal jemand eine Umfrage gemacht, mit welchen Spindeln die Leute, die nicht spindeln können/wollen, angefangen haben?

Ciao, Klara

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Greifenritter » 02.12.2010, 19:25

Nach meiner Erfahrung mit (zwischenzeitlich sehr vielen) Neueinsteigern war der halbe Schlag eigentlich bei keinem das Problem, das ging ganz nebenbei wenn sie die ersten Anfänge lernten und war für die meisten das erste Erfolgserlebnis, wenn der saß.
Anders verhielt es sich bei denen die den Haken gewohnt waren. Denen dann klar zu machen wie einfach der halbe Schlag ist, wenn sie eine Spindel ohne Kaken bekamen war meist sehr schwierig. Warum die meisten das so empfanden kann ich nicht sagen, bin ja kein Psychologe, sind hald Erfahrungswerte

Natürlich wird niemand gezwungen ohne Haken zu Spindeln, warum auch, wird ja auch keiner dazu gezwungen wird Schaltgetriebe zu fahren.
Jedem daß seine, wie schon vielfach betond: Das sind hald meine Erfahrungen aus der Spinngruppe.
Viele aus meinem bekanntenkreis, die mit Haken angefangen haben sind hald irgendwann mal an Spindeln ohne Haken geraten, die ihnen gefallen haben oder die sie geschenkt bekamen und wollten diese auch verwenden, also mußten sie es lernen.
der halbe Schlag hält nur auf und sorgt dafür, dass die Spindel nicht rund laufen kann (weil nicht zentriert aufgehängt).
Na ja, das ist auch kein Fakt sondern auch nur Deine Erfahrung/ Meinung.

Ich persönlich finde nicht daß der aufhält, geht bei mir genauso schnell wie das Einhängen in den Haken. Probleme wegen Unwucht o.ä. hatte ich bisher auch noch nie, die kann man mit ganz gerade gesetzten Haken übrigens genauso haben - ist eben wie so oft Geschmacksache.
Ich habe Spindeln mit und ohne Haken. Persönlich gebe ich denen ohne Haken etwas den Vorzug, verschmähe aber auch solche mit Haken nicht.

Spindeln mit Haken sind hald für einige Techniken nicht geeignet (z.B. wenn man sie aufsetzt und den faden über die Spitze springen läßt), für andere braucht man den haken. Meiner Ansicht nach muß jeder selbst wissen was ihm besser liegt. Wirklich beurteilen kann man das aber natürlich nur, wenn man beises kann und ausprobiert hat. Sonst hat man immer den "Was-der-Bauer-nicht-kennt"-Effekt.
vom Mittelalter-Reenactment mal abgesehen - und wer sagt eigentlich, dass die Spindeln damals keine Haken hatten?
Ganz ausschließen kann man es nicht, allerdings kenne ich keinen einzigen Beleg für eine Spindel mit Haken.
Mini-Schraubhäkchen wie sie heute meist verwendet werden wären sehr aufwändig und schwierig herzustellen gewesen, daher waren die (wenn überhaupt verwendet) eher eine seltene Ausnahme.
Einen Spindelstab spitz zulaufend schnitzen ist sehr leicht, dazu brauch ich keine Schmiede etc. dem baumarkt mit vorgefertigten Drahthaken gabs hald nicht. Natürlich kann ich einen Haken in den Stil schnitzen, der ist aber dann auch um einiges schwerer herzustellen und gleicht wohl meist eher einer starken Herbe als einem tatsächlichen Häkchen.
Nach div. Quellen wurden die Spindeln meist auf die Schnelle aus vorhandenem matereal gefertigt, da scheidet der Haken dann wohl eher aus.

Also wie gesagt: Meinungen gibt es viele, jeder hat ein recht auf seine eigene. Meine sieht eben so aus, daß ich Anfänger lieber mit einer Spindel ohne Haken starten lasse.

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Klara » 02.12.2010, 20:40

Haken müssen nicht eingeschraubt werden - es reicht, einen Draht zurechtzubiegen und in ein Loch (das ein ganz kleines bisschen kleiner ist als der Draht) zu zwängen. Dürfte auch im Mittelalter kein Problem gewesen sein - und es gibt ja zumindest einen Beleg für Hochwirtelspindeln (bzw. eine Hochwirtelspindel, wenn wir genau sein wollen. Aber ich denke mal, wo eine war gab's auch mehrere).

Ciao, Klara

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 20:45

Greifenritter hat geschrieben: Spindeln mit Haken sind hald für einige Techniken nicht geeignet (z.B. wenn man sie aufsetzt und den faden über die Spitze springen läßt),
Danny

Mag mir das einer der Viel-Spindler genauer erklären.
Ich hab da irgendwie ne Denkblockade, und zwar wegen des Spindolyns, gelagert und eben auch mit Haken.

Liebe Grüße
Karin
die deutlich lieber mit Haken spinnt
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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Klara » 03.12.2010, 12:43

Wenn du mich meinst - ich versteh's auch nicht. Tahklis haben ja auch Haken und werden aufgesetzt einhändig mit langem Auszug gesponnen.

Ciao, Klara

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von shorty » 03.12.2010, 14:28

Danke Klara, spindle ja nicht so viel, und habe sicherlich noch nicht alles ausprobiert.
Hab gelagert oder zum aufsetzen nur das Spindolyn.

Liebe Grüße
Karin
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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Spinnkarpfen » 06.12.2010, 08:23

Hallo shorty,

die große Spindelahnung habe ich auch nicht.
Ich kann zwar den halben Schlag, spinne aber lieber mit Haken.
Ich denke bei den Orenburgspindeln ist ein Haken hinderlich, denn da springt der Faden über die Spitze.
Siehe hier bei diesem Video.
http://www.youtube.com/watch?v=9mGDkZ_zBJ4

Liebe Grüße Monika

Klara
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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Klara » 06.12.2010, 15:05

Was Karin und ich meinen ist, dass uns keine Technik einfällt, bei der der Faden über die Spitze springen MUSS (oder, Karin?) Dass er nicht über die Spitze springt, wenn da ein Haken ist, ist natürlich klar (ausser bei der Tahkli - deren Haken hat oben eine Spitze, über die der Faden springen kann). Aber auch bei rundem Haken kann man im langen Auszug spinnen - ich mach's manchmal zu Demo-Zwecken mit meinen Fussspindeln mit Schraubhaken und Karin vermutlich mit ihrer Spindolyn (über die ich gar nichts weiss).

Also, warum und wozu sollte der Faden über die Spitze springen?

Ciao, Klara

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von shorty » 06.12.2010, 15:47

Klara hat das gut beschrieben was ich meine :-)

Danke

Also zum Spindolyn , also ich spinne ja nicht so viel damit, hab aber mit hauchdünner Seide Erfahrung, da kann man auch noch spindeln, wenn der Arm eigentlich gar nicht mehr lang genug ist. Es macht dann einfach so Zwirbler oben am Haken, was das Spinnergebnis aber nicht wesentlich beeinflusst.
Deshalb wollte ich eben wissen, wieso der Faden über die Spitze springen muss, bzw. welche Auswirkung das auf die Wolle hat.
Karin
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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Miriam » 06.12.2010, 23:29

Ist ja hier eigentlich OT, aber nur eine ganz kurze Bemerkung zu historischen Spindeln :))
Natürlich kann ich einen Haken in den Stil schnitzen, der ist aber dann auch um einiges schwerer herzustellen und gleicht wohl meist eher einer starken Herbe als einem tatsächlichen Häkchen.
So ist es meiner Erfahrung nach auch, da habe ich schon einige Fundabbildungen gesehen, z.B. aus Pfakofen, das dem FrüMi bzw. den Merowingern zuzuordnen ist. Dort gibt es einen Spindelstab aus Knochen, dessen oberes Ende eigentlich genau wie das Häkchen einer Häkelnadel aussieht. Einen halben Schlag braucht man dabei wahrscheinlich trotzdem.

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Greifenritter » 07.12.2010, 08:30

Ich habe nicht behauptet, daß der Faden für den langen Auszug über die Spitze springen MUSS, aber es ist ein völlig anderes Spinngefühl wenn er es tut und mit Halen nicht machbar. Wie gesagt, jedem das seine, mich würde ein Haken oft eher behindern.

@Miriam
Diese Spindeln kenne ich auch, ist aber eben wie oben schon geschrieben eher eine stark ausgeformte Kerbe als ein tatsächlicher Haken und zentriert den abgehenden Faden nicht so wie Klara das bei den modernen Haken (z.B. von Golding) anspricht.
Ich habe einen Nachbau einer solchen Spindel, besonders fest hält es nicht und ich sichere da meist mit dem halben Schlag.
... und es gibt ja zumindest einen Beleg für Hochwirtelspindeln (bzw. eine Hochwirtelspindel, wenn wir genau sein wollen. Aber ich denke mal, wo eine war gab's auch mehrere).
Wirklich, wo denn? Hast Du da eine nähere Quellenangabe?
Ich habe da schon gesucht und leider nix aus Europa gefunden nur aus Asien.

Allerdings muß ich auch dazu sagen, daß ich nur nach Belegen aus dem Hochmittelalter suche, was im Frühmittelalter war hilft mir leider wenig. Da waren einige Dinge in gebrauch die man später wie es scheint nicht mehr benutzt hat.

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Klara » 07.12.2010, 13:52

Irgendwann muss ich meine Links organisieren, aber wir haben Glück:

http://visualiseur.bnf.fr/ConsulterElem ... =1&Param=C (arabischer Raum, 1236-37)

Den Rest auf http://larsdatter.com/spinning.htm habe ich noch gar nicht angeschaut.

Ciao, Klara

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von Beyenburgerin » 10.12.2010, 21:49

Im handspindeln bin ich ja Anfänger, heute kam meien Bottom Whorl Spindle von Spinningayarn an, Gewicht 35 g. Ein feines Teil, mich reizte die quadratische Form sehr. Man sieht sie allerdings nicht, wenn sich die Spindel dreht ;).
Und hier sind erste Spinnereien, bisher ca. 30 g, Downland English Wool Tops Färbung Apple Bush, auch von Jacqui. Bei dem Wetter und der Stimmung tun Quietschefarben gut.

Bild

LG Brigitte
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Welche Spindel für einen totalen Anfänger...zum Probieren...

Beitrag von simone40 » 10.12.2010, 21:59

na ,das sieht doch Klasse aus :gut: :gut: :gut: und schöne Farben
lg simone

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