Brennesselfasern vorbereiten
Moderator: Claudi
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Also das Nesselkontor in Lüchow (oder wie hießen die noch?) haben mit Enzymen statt Röste gearbeitet, das kann der Privatmensch natürlich nicht. Aiuch Flachs kann man über-rösten (oder unter-rösten), da braucht es bei Nesseln bestimmt sehr viel Erfahrung. Habe ich auch nicht. In jedem Fal ist eine Handkarde das falsche Werkzeug. Am besten Hechel, vielleicht gehen auch echte Wollkämme.
Sigrid
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Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Das Buch bzw. Hefterl von Frau Heubach ist nun eingetroffen.
Da steht eindeutig Röste wie beim Hanf- 6 - 7 Tage einweichen in Fluss oder Teichwasser. Sehr stark trocknen, dann wie beim Hanf mit Stempel und Hechel weiterverarbeiten.
Weitere Info
Früher hauptsächlich in der Nähe von Klöstern angebaut und verarbeitet, relativ früh schon vom Flachs verdrängt.Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts entsprach das Nesselgewebe in den meisten Fällen Baumwolle.
Das älteste Brennesselgewebe stammt aus der Bronzezeit und wurde in Voldtofte gefunden (Dänemark)
Liebe Grüße
Karin
Da steht eindeutig Röste wie beim Hanf- 6 - 7 Tage einweichen in Fluss oder Teichwasser. Sehr stark trocknen, dann wie beim Hanf mit Stempel und Hechel weiterverarbeiten.
Weitere Info
Früher hauptsächlich in der Nähe von Klöstern angebaut und verarbeitet, relativ früh schon vom Flachs verdrängt.Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts entsprach das Nesselgewebe in den meisten Fällen Baumwolle.
Das älteste Brennesselgewebe stammt aus der Bronzezeit und wurde in Voldtofte gefunden (Dänemark)
Liebe Grüße
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Ich habe dieses Jahr bereits Brennesselfasern gewonnen. Rösten ist nicht zu empfehlen, da bei der Brennessel diese unberechenbar ist und die Fasern leicht wegfaulen. Das Rösten ist nur für Leinen sinnvoll um die faserhaltige Rinde vom Holz zu trennen.
Bei der Brennessel muß man etwas mehr Handarbeit aufwenden. Man muß Stengel für Stengel einfach die faserreiche Rinde mit der Hand abziehen. Das geht besonders gut, wenn man den Stengel vorher etwas zerdrückt. Ich beiße einfach darauf herum. Da fällt die Rinde fast von alleine vom Holz ab. Die Stengel müssen sehr frisch sein, denn bei Wasserverlust wird das Abziehen der Rinde schwieriger. Das mache ich dann auch beim Brennessel sammeln gleich an Ort und Stelle, so daß ich nur die abgezogene Rinde mit nach Hause nehme und für Nahrungszwecke auch einige Blätter. Auf diese Weise wird sie völlig vom Holz befreit und es gibt keine Schäben.
Ich habe dann die Rinde in Waschpulver gekocht und so löste sich die Rinde zu einer grünen Suppe auf. Die rein weißen fast durchsichtigen sehr dünnen glänzenden Fasern, (sogar viel weißer als Baumwolle) wurden ausgesiebt. Ich walkte sie etwas durch, um die restlichen Rindenanteile zu zermatschen und kochte das Ganze nochmals in Waschpulver. Danach siebte ich Fasern ohne Rindenbestandteile aus. Doch beim Trocknen verfilzte sie so stark, daß ich die sehr feinen Fasern nicht mehr auseinander bekam. Im Wasser jedoch lockerten sich die Fasern wieder, so daß man sie eigentlich unter Wasser verspinnen müßte.
Kardieren und Kämmen war bei den getrockneten Fasern nicht möglich, da diese rissen. Allerdings waren bei mir die Fasern nicht so lang, wie es die Uni Hamburg angibt. Offenbar hatten sie die langfaserige Fasernessel, eine spezielle Sorte der Urtica dioica, nämlich Urtica dioica L, wo die Fasern bis zu vier Zentimeter oder sogar mehr lang werden. Bei mir waren sie maximal nur zwei Zentimeter lang. Das mag aber auch sicherlich an der Ernte Anfang Mai gelegen haben, da ich es nicht erwarten kann, verspinnbare Fasern daraus zu gewinnen.
Ich hatte auch einen kleinere Menge Brennesselrinde getrocknet und mit einer kardenähnlichen Drahtbürste versucht zu hecheln. Dabei zerbrach die Rinde zu sehr zu kleinen Stücken und die Fasern waren zerstört. Sie wurde regelrecht pulverisiert. Die Rinde kann also nur im frischen oder nassen Zustand gehechelt werden. Doch meine Drahtbürste erzeugte nur grobes Material, wenn ich die nasse Rinde durchzog. Es mag sein, das sie zu frisch war.
Unter Youtube (http://www.youtube.com/watch?v=6QSvdAZeOxw) hatte ich sehr fein gehechelte Brennessel gesehen, die gräulich aussah und offenbar keine reine Brennesselfaser war, sondern eben feine gehechelte Brennesselrinde. Wie sie dieses erreicht haben, ist mir noch ein Rätsel.
Ich werde demnächst eine sehr feine Hechel bauen um die Rinde ebenfalls zu solch hauchdünnen faserähnlichen langen Fäden zu zerschneiden, die man hoffentlich verspinnen kann und nicht so verfilzt sind, wie meine ausgekochten Fasern.
Beim Flachs macht man das ebenso, wo also nicht die Fasern versponnen werden, sondern hauchdünne feine lange Rindenstreifen mit Faserbündeln, die durch das Hecheln entstehen. Denn Flachs hat auch nur eine durchschnittliche Faserlänge von 3 cm. Doch gehechelter Flachs hat Faserbündel, die mehr als einen halben Meter lang sind. Erst durch Waschen der gesponnenen Fäden aus Rindenstreifen lösen sich dann diese Rindenbestandteile endgültig auf und man erhält einen weißen Leinenfaden. Bei Brennessel habe ich das mit kleinen Mengen auch so hinbekommen. Ich werde in den kommenden Tagen größere Mengen Brennesseln sammeln, und weitere Versuche anstellen, bis ich große Mengen lockerer Fasern verspinnen kann. Mein Ziel ist, reine Brennesselfasern zu gewinnen, die nicht verfilzt sind oder eben hauchdünne Rindenfäden wie bei den obigen Youtube-Beitrag.
In Zukunft möchte ich nicht die Faser chemisch rauslösen, z.B. mit Waschpulver. Waschpulver besitzt irgendwelche festen Stoffe, die die Faser verkleben. Das mag auch der Grund für den kaum zu lösenden Filz sein.
So werde ich mal demnächst versuchen, die geschälte Rinde in Wasser einzulegen und für ein paar Tage gären zu lassen. Vielleicht kann man sie danach besser sehr fein hecheln.
Gruß Wolfgang
Bei der Brennessel muß man etwas mehr Handarbeit aufwenden. Man muß Stengel für Stengel einfach die faserreiche Rinde mit der Hand abziehen. Das geht besonders gut, wenn man den Stengel vorher etwas zerdrückt. Ich beiße einfach darauf herum. Da fällt die Rinde fast von alleine vom Holz ab. Die Stengel müssen sehr frisch sein, denn bei Wasserverlust wird das Abziehen der Rinde schwieriger. Das mache ich dann auch beim Brennessel sammeln gleich an Ort und Stelle, so daß ich nur die abgezogene Rinde mit nach Hause nehme und für Nahrungszwecke auch einige Blätter. Auf diese Weise wird sie völlig vom Holz befreit und es gibt keine Schäben.
Ich habe dann die Rinde in Waschpulver gekocht und so löste sich die Rinde zu einer grünen Suppe auf. Die rein weißen fast durchsichtigen sehr dünnen glänzenden Fasern, (sogar viel weißer als Baumwolle) wurden ausgesiebt. Ich walkte sie etwas durch, um die restlichen Rindenanteile zu zermatschen und kochte das Ganze nochmals in Waschpulver. Danach siebte ich Fasern ohne Rindenbestandteile aus. Doch beim Trocknen verfilzte sie so stark, daß ich die sehr feinen Fasern nicht mehr auseinander bekam. Im Wasser jedoch lockerten sich die Fasern wieder, so daß man sie eigentlich unter Wasser verspinnen müßte.
Kardieren und Kämmen war bei den getrockneten Fasern nicht möglich, da diese rissen. Allerdings waren bei mir die Fasern nicht so lang, wie es die Uni Hamburg angibt. Offenbar hatten sie die langfaserige Fasernessel, eine spezielle Sorte der Urtica dioica, nämlich Urtica dioica L, wo die Fasern bis zu vier Zentimeter oder sogar mehr lang werden. Bei mir waren sie maximal nur zwei Zentimeter lang. Das mag aber auch sicherlich an der Ernte Anfang Mai gelegen haben, da ich es nicht erwarten kann, verspinnbare Fasern daraus zu gewinnen.
Ich hatte auch einen kleinere Menge Brennesselrinde getrocknet und mit einer kardenähnlichen Drahtbürste versucht zu hecheln. Dabei zerbrach die Rinde zu sehr zu kleinen Stücken und die Fasern waren zerstört. Sie wurde regelrecht pulverisiert. Die Rinde kann also nur im frischen oder nassen Zustand gehechelt werden. Doch meine Drahtbürste erzeugte nur grobes Material, wenn ich die nasse Rinde durchzog. Es mag sein, das sie zu frisch war.
Unter Youtube (http://www.youtube.com/watch?v=6QSvdAZeOxw) hatte ich sehr fein gehechelte Brennessel gesehen, die gräulich aussah und offenbar keine reine Brennesselfaser war, sondern eben feine gehechelte Brennesselrinde. Wie sie dieses erreicht haben, ist mir noch ein Rätsel.
Ich werde demnächst eine sehr feine Hechel bauen um die Rinde ebenfalls zu solch hauchdünnen faserähnlichen langen Fäden zu zerschneiden, die man hoffentlich verspinnen kann und nicht so verfilzt sind, wie meine ausgekochten Fasern.
Beim Flachs macht man das ebenso, wo also nicht die Fasern versponnen werden, sondern hauchdünne feine lange Rindenstreifen mit Faserbündeln, die durch das Hecheln entstehen. Denn Flachs hat auch nur eine durchschnittliche Faserlänge von 3 cm. Doch gehechelter Flachs hat Faserbündel, die mehr als einen halben Meter lang sind. Erst durch Waschen der gesponnenen Fäden aus Rindenstreifen lösen sich dann diese Rindenbestandteile endgültig auf und man erhält einen weißen Leinenfaden. Bei Brennessel habe ich das mit kleinen Mengen auch so hinbekommen. Ich werde in den kommenden Tagen größere Mengen Brennesseln sammeln, und weitere Versuche anstellen, bis ich große Mengen lockerer Fasern verspinnen kann. Mein Ziel ist, reine Brennesselfasern zu gewinnen, die nicht verfilzt sind oder eben hauchdünne Rindenfäden wie bei den obigen Youtube-Beitrag.
In Zukunft möchte ich nicht die Faser chemisch rauslösen, z.B. mit Waschpulver. Waschpulver besitzt irgendwelche festen Stoffe, die die Faser verkleben. Das mag auch der Grund für den kaum zu lösenden Filz sein.
So werde ich mal demnächst versuchen, die geschälte Rinde in Wasser einzulegen und für ein paar Tage gären zu lassen. Vielleicht kann man sie danach besser sehr fein hecheln.
Gruß Wolfgang
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Hallo Eberhard,
wie ist denn dein Brennesselexperiment weiter verlaufen?
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Viele Grüße Liese
Mit jedem liebevollen Gedanken lassen wir einen Sonnenstrahl in unser Herz.
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Die Brennnesselrohfaser habe ich problemlos Anfang September gewonnen, wenn der Stängel der mindestens 2-jährigen Pflanze am Ende der Blütezeit vollständig ausgebildet ist.Schaefchen Liese hat geschrieben:Hallo Eberhard,
wie ist denn dein Brennesselexperiment weiter verlaufen?
Ich habe die Rohfaser gewonnen, die nicht weiterbearbeitet wurde und auf das Fotografieren bei gutem Licht wartet.
lg
Eberhard
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Re: Brennesselfasern vorbereiten
Ich kann die Beobachtungen von @Wolfgang bestätigen, was die Kocherei angeht. Die Fasern sind sehr fein, fast seidig und reinweiß. Sie filzen sehr schnell beim Trocknen und sind dann am ehesten mit Pappe oder Papier zu vergleichen. Nur das Bindegewebe löste sich bei mir nicht so gur, ich mußte öfter und mit megr Krafteinsatz walken, bevor die Masse weiß war.
Ich hatte mit Soda (Natriumcarbonat) gekocht und die beschriebene Filzerei bekommen. Es dürfte nicht an Waschpulver gelegen haben. Gekochte und etwas überröstete feuchte Nesselrinde reißt an den Knoten. Dort enden alle Einzelfasern des Stängelabschnittes.
Das "Schaben" der getrockneten Rinde ergab, wie bei Wolfgang, eher Brösel als Fasern. Das Rösten der geschälten Rinde habe ich bisher nicht getestet. Dabei werde ich aber sehr vorsichtig vorgehen, weil ich weiß, daß Überröstung die Fasern zerstört. Das Schaben von hart getrockneten Rindenstreifen ist nicht ungefährlich, da man sich Rindensplitter in den Daumen der "Messerhand" (=meine Rechte) hinein ziehen kann, wenn man mit dem Daumen über den Messerrücken hinaus ragt.
Urtica dioica L. ist das Selbe, wie ohne das L; das L. weist lediglich auf den Namensgeber Linnee hin. Die Autorenbezeichnungen werden aber meistens wegen der besseren Lesbarkeit weg gelassen.
Ich habe beobachtet, daß die sogenannte "Standröste" für mich bisher am besten funktioniert. Ich ernte gezielt frisch abgestorbene und trockene Stängel. Sie dürfen schon einige kleine Tupfen haben, die auf Mikroorganismen hindeuten. Jetzt, nach den ersten Frösten, kommt die zweite wichtige Erntewelle. Die Stängel, die erfroren sind, weil die Pflanze den Saft eingezogen hat, liefern nach dem Trocknen auch eine sehr gute Qualität.
Ich schäle nach Möglichkeit nur getrocknete Stängel, da feucht geschälte Rinde härter ist und beim Schaben zu Verletzungen führen kann. Dazu schlitze ich den Stängel längs auf und verwerfe die Spitze unter 3mm Durchmesser. Vom breit gedrückten Stängel breche ich den untersten Abschnitt knapp unter einem Knoten zur Rinde hin weg und ziehe das Holz von der Rinde ab. Dann ziehe ich die Rinde vom Holz des Stängels ab, bis sie ganz abreißt. Diese Schritte wiederrhole ich, bis der Stänhel verbraucht ist und ein am Wurzelende bündig gelewgtes Häufchen Rindenstreifen vor mir liegt. Wenn die Rinde von der Innenseite seidig glänzt, dann ist sie optimal. Sie läßt sich dann über mehrere Knoten hinweg abziehen. Bei zu frischen Stängeln reißt die Rinde am zweiten Knoten ab. Bei guten Stängeln reißt sie in längeren Streifen und ab dem dritten Stück in haarfeinen Streifchen vom Holz ab. Sie zeigt seidigen Glanz auf der Innenseite. Wenn die Rinde innen matt aussieht, dann ist sie weniger gut. Auch dunkle Flecken im Mark und zwischen Rinde und Holz deuten auf eine weiter fortgeschrittene Röste hin. Stängel, die im Land schon komplett schwarz aussehen ind silbrig glänzende Fasern zeigen, die haben einen sehr schwachen Verbund zwischen den Fasern.
Nach dem Schälen werden die Rindenhäufchen zwischen den Händen gerubbelt. Dabei zerbröselt ein Teil des Bindegewebes und fällt heraus. Einige Rindenstrifen zerteilen sich dabei in Längsrichtung (parallel zur Faser). Man kann die Bündelchen jetzt in sich verdrehen, auf "halb" falten und zwirnen lassen, wenn man sie in der Hosentasche mit sich herum trägt. Diese Form muß allerdings vor dem Schaben wieder aufgedreht werden.
Zum "Schaben" macht man ungefähr die Hanmdbewegungen, wie beim Kräuseln von Geschenkband. Man zieht zuerst das Wurzelende eines Rindenbündelchens so oft über den Rücken eines Tafelmessers (Falzbein, Linealkante...), bis das Bindegwebe zerbröselt heraus gefallen ist. Dabei teilen sich die Rindenstreifen in feinere Streifchen, die dem Langflachs ähnlich sind. Dann hält man das Bündelchen am bereits geschabten Wurzelende und schabt das Blütenende. Jetzt werden beide Enden nacheinander über eine mittelfeine Handkarde gekämmt, um Reste an Rindenbröseln und zerbrochene Fasern abzutrennen. Vom Werg (In der Karde Hängendes) kann man noch einige Fraktionen mittellange Fasern auskämmen und den Rest als Werg zur Seite legen. Je besser die Rinde bei der Ernte war, desto mehr landet bei den Langfasern und weniger Werg bleibt übrig. Beim Schaben heraus gezupfte Anteile lassen sich zum Teil noch separat schaben und zur mittleren Faserlänge zugeben, der Rest wird kardiert und zum Werg gegeben.
Grün geschälte Rinde sich frisch schaben, wenn die Fasern reif genug sind. Das ist aber erst nach der Blüte der Fall. Man nimmt dazu die Sägeseite des Tafelmessers und zieht die Streifen vom Blatt kommend über die Säge. Dabei wird das Bindegewebe zerteilt und heraus geschabt. Es fällt viel Material zu Boden. Vom Ausgeschabten kann man die längsten Anteile dem Bündel wieder zugeben, aber es bleibt immer viel Abfall liegen. Die Fasern können nach dem Trocknen noch gehechelt werden, bevor sie versponnen werden.
Ich hatte mit Soda (Natriumcarbonat) gekocht und die beschriebene Filzerei bekommen. Es dürfte nicht an Waschpulver gelegen haben. Gekochte und etwas überröstete feuchte Nesselrinde reißt an den Knoten. Dort enden alle Einzelfasern des Stängelabschnittes.
Das "Schaben" der getrockneten Rinde ergab, wie bei Wolfgang, eher Brösel als Fasern. Das Rösten der geschälten Rinde habe ich bisher nicht getestet. Dabei werde ich aber sehr vorsichtig vorgehen, weil ich weiß, daß Überröstung die Fasern zerstört. Das Schaben von hart getrockneten Rindenstreifen ist nicht ungefährlich, da man sich Rindensplitter in den Daumen der "Messerhand" (=meine Rechte) hinein ziehen kann, wenn man mit dem Daumen über den Messerrücken hinaus ragt.
Urtica dioica L. ist das Selbe, wie ohne das L; das L. weist lediglich auf den Namensgeber Linnee hin. Die Autorenbezeichnungen werden aber meistens wegen der besseren Lesbarkeit weg gelassen.
Ich habe beobachtet, daß die sogenannte "Standröste" für mich bisher am besten funktioniert. Ich ernte gezielt frisch abgestorbene und trockene Stängel. Sie dürfen schon einige kleine Tupfen haben, die auf Mikroorganismen hindeuten. Jetzt, nach den ersten Frösten, kommt die zweite wichtige Erntewelle. Die Stängel, die erfroren sind, weil die Pflanze den Saft eingezogen hat, liefern nach dem Trocknen auch eine sehr gute Qualität.
Ich schäle nach Möglichkeit nur getrocknete Stängel, da feucht geschälte Rinde härter ist und beim Schaben zu Verletzungen führen kann. Dazu schlitze ich den Stängel längs auf und verwerfe die Spitze unter 3mm Durchmesser. Vom breit gedrückten Stängel breche ich den untersten Abschnitt knapp unter einem Knoten zur Rinde hin weg und ziehe das Holz von der Rinde ab. Dann ziehe ich die Rinde vom Holz des Stängels ab, bis sie ganz abreißt. Diese Schritte wiederrhole ich, bis der Stänhel verbraucht ist und ein am Wurzelende bündig gelewgtes Häufchen Rindenstreifen vor mir liegt. Wenn die Rinde von der Innenseite seidig glänzt, dann ist sie optimal. Sie läßt sich dann über mehrere Knoten hinweg abziehen. Bei zu frischen Stängeln reißt die Rinde am zweiten Knoten ab. Bei guten Stängeln reißt sie in längeren Streifen und ab dem dritten Stück in haarfeinen Streifchen vom Holz ab. Sie zeigt seidigen Glanz auf der Innenseite. Wenn die Rinde innen matt aussieht, dann ist sie weniger gut. Auch dunkle Flecken im Mark und zwischen Rinde und Holz deuten auf eine weiter fortgeschrittene Röste hin. Stängel, die im Land schon komplett schwarz aussehen ind silbrig glänzende Fasern zeigen, die haben einen sehr schwachen Verbund zwischen den Fasern.
Nach dem Schälen werden die Rindenhäufchen zwischen den Händen gerubbelt. Dabei zerbröselt ein Teil des Bindegewebes und fällt heraus. Einige Rindenstrifen zerteilen sich dabei in Längsrichtung (parallel zur Faser). Man kann die Bündelchen jetzt in sich verdrehen, auf "halb" falten und zwirnen lassen, wenn man sie in der Hosentasche mit sich herum trägt. Diese Form muß allerdings vor dem Schaben wieder aufgedreht werden.
Zum "Schaben" macht man ungefähr die Hanmdbewegungen, wie beim Kräuseln von Geschenkband. Man zieht zuerst das Wurzelende eines Rindenbündelchens so oft über den Rücken eines Tafelmessers (Falzbein, Linealkante...), bis das Bindegwebe zerbröselt heraus gefallen ist. Dabei teilen sich die Rindenstreifen in feinere Streifchen, die dem Langflachs ähnlich sind. Dann hält man das Bündelchen am bereits geschabten Wurzelende und schabt das Blütenende. Jetzt werden beide Enden nacheinander über eine mittelfeine Handkarde gekämmt, um Reste an Rindenbröseln und zerbrochene Fasern abzutrennen. Vom Werg (In der Karde Hängendes) kann man noch einige Fraktionen mittellange Fasern auskämmen und den Rest als Werg zur Seite legen. Je besser die Rinde bei der Ernte war, desto mehr landet bei den Langfasern und weniger Werg bleibt übrig. Beim Schaben heraus gezupfte Anteile lassen sich zum Teil noch separat schaben und zur mittleren Faserlänge zugeben, der Rest wird kardiert und zum Werg gegeben.
Grün geschälte Rinde sich frisch schaben, wenn die Fasern reif genug sind. Das ist aber erst nach der Blüte der Fall. Man nimmt dazu die Sägeseite des Tafelmessers und zieht die Streifen vom Blatt kommend über die Säge. Dabei wird das Bindegewebe zerteilt und heraus geschabt. Es fällt viel Material zu Boden. Vom Ausgeschabten kann man die längsten Anteile dem Bündel wieder zugeben, aber es bleibt immer viel Abfall liegen. Die Fasern können nach dem Trocknen noch gehechelt werden, bevor sie versponnen werden.