Hallo Adsharta,
an Deiner Stelle hätte ich auch nichts anderes gemacht.
Es kann da Rasse- aber auch sehr stark bedingte Haltungsunterschiede geben. Wenn man einen netten hellen warmen Stall hat und die Schafe im Winter aufstallt, dann kann es völlig ok sein, wenn man bei den Lämmern eine späte Schur macht.
Unsere Blackies gehören zu einer robusten und sehr draußen liebenden Rasse.
In den schottischen Highlands leben sie wie Wildtiere das ganze Jahr über draußen.
Sie werden nur zur Schur und zum Aussortieren der Lämmer zusammengetrieben.
So waren wir auch sehr erstaunt, dass bei uns Geburten im Stall bei unseren Schafen Probleme bereitet haben. Sie brauchen vor allen Dingen Platz und draußen, obwohl das die Kontrolle der Geburten enorm erschwert.
Klar lieben sie es auch, wenn sie sich bei argem entschuldige Pisswetter, das länger andauert, unterstellen können und zum Teil suchen sie den Stall auch auf, um einen wettergeschützten auf jeden Fall trockenen Liegeplatz in der Nacht zu haben. Zur Fütterung drängeln sie sich sogar in den Stall, wenn die Winterweide nicht mehr viel hergibt.
Doch insbesondere bei trockenem frostigen Wetter oder sogar auch bei Schnee ziehen sie es in der Regel vor, draußen zu sein. Bei unseren kleinsten kann da die dicke Wolle nur helfen, sie ordentlich warm zu halten.
Auch bei den erwachsenen Tieren finde ich es wichtig, dass sie im Winter gut Wolle haben, wenn sie selbst gewählt draußen sein möchten. Obgleich unsere Herdgröße aktuell bei 40 Tieren liegt, die momentan in drei Gruppen aufgeteilt sind, haben wir für alle Gruppen einen wind- und regensicheren Unterstand (Anhänger unterschiedlicher Größe in Form von Schafomobilen). Eine Gruppe, die älteren Mädels, hat den Stall zur Verfügung und ebenfalls die freie Wahl.
Doch - sie lieben es alle in der Tat draußen zu sein.
Was ich einfach immer so bemerke, als Wollverarbeiterin und auch als Schafhalterin, dass sich manchmal ganz völlig verschiedene Sichtweisen auf die Schafe und ihre Haltung ergeben. Es kommt dann immer auf meine Perspektive gerade an. Manchmal gibt es da einfach ganz natürliche Interessenkonflikte.
Als Schafhalterin, die beispielsweise mit ihren Tieren auch Landschaftspflege betreibt, liebe ich den Pioniergeist der Schafe, wenn sie in wildestes Gestrüpp eintauchen, um beispielsweise Brombeergestrüpp oder anderes Buschwerk klein zu halten.
Wenn ich mir sie später als Wollverarbeiterin betrachte, dann bekomme ich die Krise und schlage die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie sich beispielsweise jede Mengen Kletten bei ihren Aktionen gefangen haben.
Nun der Blick auf die Tiere ist jeweils ein ganz anderer.
Das gleiche gilt auch für die Lammwolle. Allerdings kann ich als Schafhalterin da nicht über meinen Schatten bei unseren Tieren springen. Es würde mich noch nicht einmal als Wollverarbeiterin in den Finger jucken, bei den Scottish Blackface bei unserer Haltung direkt zum Winter hin an Schur zu denken. Ich mag unsere Tiere in erster Linie gesund.
Ganz liebe und friedfertige Grüße an Dich
Claudia