Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

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Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 07.11.2010, 07:49

Zum Thema Umweltschutz beim Sammeln von Pflanzen, Beizen und Färben mit Pflanzenfarben habe ich einen Artikel erstellt, der die Aspekte Entsorgung von Beizen, allergieauslösende Beizen, Giftigkeit von Färberpflanzen und Beizen sowie den Artenschutz von Färberpflanzen beinhaltet.

http://www.eberhardprinz.de/blog/?p=5414

Wer dazu noch weitere Aspekte sieht, könnte sie hier darstellen.

lg
Eberhard

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Fiall » 07.11.2010, 08:06

Ist zwar nicht das eigentliche Thema, mich würde aber interessieren, ob das Färben mit Pflanzen umweltschädlicher ist, als mit chemischen Farben?
GLG,

Veronika

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 07.11.2010, 08:18

Fiall hat geschrieben:Ist zwar nicht das eigentliche Thema, mich würde aber interessieren, ob das Färben mit Pflanzen umweltschädlicher ist, als mit chemischen Farben?
Beim Selbstfärben mit Pflanzenfarben, weiss der Färber genau, was er in Bezug auf die Umwelt tut und welche chemischen Stoffe in seiner Faser enthalten sind. So gut wie alle Färberflanzen waren oder sind auch heute noch Heilpflanzen.

Bei chemischen Farben erhält der Käufer kaum Information, welche Chemikalien letztendlich in der Farbe enthalten sind und welche umweltbelastende Stoffe bei der Herstellung der Farbe entstehen. Oft ist auch unklar was die Inhaltsstoffe der Farben beim Träger des Textils letztendlich bewirken.

So ist die Frage ob das Färben mit Pflanzen umweltschädlicher ist, als mit chemischen Farben, eigentlich unbeantwortbar, da zu den chemischen Farben wesentliche Hintergrundinformationen fehlen.

lg
Eberhard

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Wollhandwerk » 12.11.2010, 20:56

Hallo Eberhard,

Ich habe mit Interesse deinen Artikel gelesen. Da ich ausschließlich mit Alaun und Weinstein beize und maximal mit sehr geringen Mengen selbst erstellten Eisenwasser nachbehandle bin ich wohl so halbwegs im umweltfreundlichen Bereich. Aber meine Aufmerksamkeit galt dann besonders die Erwähnung der Kaltbeize und hab mal gleich in deinem Buch nachgelesen. Also sehe ich das richtig die Kaltbeize ist nicht nur schonender zur Umwelt (und meinen Geldbeutel) sondern auch zur Wolle? Aber wie gut ist es dann für die Wolle 2 Wochen lang im Wasser zu liegen? Und bei der Beize mit 40 Grad/6 Stunden frag ich mich ob die 40 Grad die ganzen 6 Stunden gehalten werden müssen? Das wäre ja auch nicht gerade das beste für den Energiehaushalt.
LG Christine

Ich kann auf vieles im Leben verzichten, nur nicht auf Wolle, meine Tiere und Literatur.

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Fiall » 12.11.2010, 21:36

Oh, deine Antwort ist mir durchgeflutscht. Danke Eberhard!
GLG,

Veronika

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 12.11.2010, 23:03

Wollhandwerk hat geschrieben:Hallo Eberhard,

Ich habe mit Interesse deinen Artikel gelesen. Da ich ausschließlich mit Alaun und Weinstein beize und maximal mit sehr geringen Mengen selbst erstellten Eisenwasser nachbehandle bin ich wohl so halbwegs im umweltfreundlichen Bereich. Aber meine Aufmerksamkeit galt dann besonders die Erwähnung der Kaltbeize und hab mal gleich in deinem Buch nachgelesen. Also sehe ich das richtig die Kaltbeize ist nicht nur schonender zur Umwelt (und meinen Geldbeutel) sondern auch zur Wolle? Aber wie gut ist es dann für die Wolle 2 Wochen lang im Wasser zu liegen? Und bei der Beize mit 40 Grad/6 Stunden frag ich mich ob die 40 Grad die ganzen 6 Stunden gehalten werden müssen? Das wäre ja auch nicht gerade das beste für den Energiehaushalt.
Kaltbeizen (Zimmertemperatur) kannst Du mit Alaun, Aluminiumsulfat, Essisaurer Tonerde und Kaltbeize AL. In dieser Reihenfolge hat die Beize bessere Wirkung. In Kalbeize AL kann die Wolle wochenlang in der Beize liegen. Dadurch, dass die Wolle kalt bleibt, wird sie geschont. Grundsätzlich steigt die Beizwirkung mit der Zeit.
Zu dem Thema Beizen habe ich auf meinem Blog 6 Artikel geschrieben, die unter den nachfolgenden Links zu finden sind.

Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beizen von Naturfasern und Textilien zum Färben mit Pflanzenfarben – Zusammenfassung mehrerer Beizverfahren auf Aluminiumbasis

Einflüsse beim Beizen von Wolle mit Alaun

lg
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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Wollhandwerk » 13.11.2010, 08:34

O.K. Aber wie beize ich kalt mit Alaun? Rühre ich da einfach das Alaun ins kalte Wasser und lasse die Wolle dann darin 2 Wochen liegen?
LG Christine

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 13.11.2010, 09:16

Wollhandwerk hat geschrieben:O.K. Aber wie beize ich kalt mit Alaun? Rühre ich da einfach das Alaun ins kalte Wasser und lasse die Wolle dann darin 2 Wochen liegen?
Richtig. Dazu noch ein Artikel auf meinem Blog

Details zum schonenden, wollfreundlichen Beizverfahren mit Alaun

Das Verfahren funktioniert genauso mit Aluminiumsulfat.

lg
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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Wollhandwerk » 13.11.2010, 09:18

Alles klar. Werd es ausprobieren. Und auch die Kaltbeize AL hab ich schon bestellt. Bin schon neugierig auf das Ergebnis.
LG Christine

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Wollhandwerk » 05.02.2011, 19:21

Hab es aus probiert. Hier also meine Erfahrungen: Ich habe die Wolle mit 15 % Alaun kalt angesetzt, 2 Wochen stehen lassen und dabei immer wieder umgerührt. Das Alaun habe ich in kochenden Wasser gelöst und so in den Bottich dazu gegeben. Ich habe von der Menge her so viel Wolle gebeizt wie ich mit herkömmlicher Beize für 1 x Birkenzweigefärbung und 1 x Krappfärbung brauche. Ich habe in die Kaltbeize keinen Weinstein zugegeben, da ich ja auch die Birkenzweigefärbung machen wollte, die mit Weinstein nicht so schön wird. Begonnen hab ich mit der Krappfärbung und in das Farbbad dann den Weinstein zugesetzt. Vom 1. Farbgang war ich sehr entäuscht :( . Das tiefe dunkelrot das ich sonst habe kam dabei nicht heraus. Der 2. Farbgang hatte dann schon eher das gewohnte rostrot nur nicht ganz so intensiv. Die nächsten Farbgänge waren dann aber eher intensiver als bei der herkömmlichen Heißbeize. Letzt endlich habe ich auch die Wolle die ich eigentlich mit Birkenzweige färben wollte aufgebraucht und somit wesentlich mehr Farbgänge gemacht als ich es sonst gewohnt bin und es wären glaube ich sicher noch 1-2 gegangen nur hatte ich keine Wolle mehr...Fazit: Die ersten Farbgänge sind zwar nicht so intensiv, dafür sind die Abstufungen zwischen den einzelnen Farbgängen wesentlich geringer und es sind um einiges mehr Farbgänge möglich (also ergibiger). Zumindest bei der Krappfärbung. Aber ich muß sagen das dunkle rot vermisse ich trotz dem sehr. In Zukunft werde ich wohl den 1. Farbgang mit herkömlicher Heißbeize färben und den Rest mit Kaltbeize. Als ich das Beizbad ausgeleert habe, sah es so aus als hätte sich am Boden wohl was vom Alaun abgesetzt. Vielleicht hat sich das Alaun wieder ein wenig auskristallisiert oder ich habe nicht gut genug umgerührt :?: .
LG Christine

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von Woll-littles » 05.02.2011, 19:34

Ich färbe auch mit der sog. Kaltbeize, wobei ich denke, dass mehrere Mischverhältnisse bekannt sind ...

Ich belasse die Wolle meist nur 24 Stunden in der Beize, alle Färbeergebnisse waren so, wie ich sie mir erwünscht habe ...

Schöne, leuchtende Farbtöne entsprechend der gewählten Pflanze ...

Die Beize ist sehr lange haltbar, behält über Wochen ihre Wirksamkeit ... mit einem simplen Test kann diese überprüfen werden ...

Etwas Beize in einem Kochtopf zum Kochen bringen ...

Wird die Beize trüb, ist sie noch brauchbar, bleibt sie klar, ist sie nicht mehr zu gebrauchen ...

Ein evtl. Bodensatz beeinträchtigt nicht die Wirkung der Beize ...
Liebe Grüße
Susanne

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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von ConnyZo » 12.04.2012, 09:20

hallo,

was bitte ist Kaltbeize? Wo kann man das herbekommen?

Bekommt man diese Aluminiumformiat ebenso in der Apotheke? Wie wäre es dann in % zu den Rezepten?

Alaun 10% bis 14% in den Rezepten die ich jetzt so habe. Wobei ich ja jetzt gelesen habe, das mehr als 10% Alaun das Farbergebnis nicht besser macht.

oder brauch ich dann mehr Alaun, wenn das kalt gebeizt wird?

gruß Conny
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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von faerberpflanzen » 12.04.2012, 09:31

ConnyZo hat geschrieben:hallo,

was bitte ist Kaltbeize? Wo kann man das herbekommen?

Bekommt man diese Aluminiumformiat ebenso in der Apotheke? Wie wäre es dann in % zu den Rezepten?

Alaun 10% bis 14% in den Rezepten die ich jetzt so habe. Wobei ich ja jetzt gelesen habe, das mehr als 10% Alaun das Farbergebnis nicht besser macht.

oder brauch ich dann mehr Alaun, wenn das kalt gebeizt wird?

gruß Conny
Informationen zur Kaltbeize AL findest Du:

Umweltfreundliche Beize auf Basis von Aluminiumformiat – KALTBEIZE AL

lg
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Re: Umweltschutz beim Beizen und Färben mit Pflanzenfarben

Beitrag von shorty » 12.04.2012, 09:57

ConnyZo hat geschrieben:hallo,

was bitte ist Kaltbeize? Wo kann man das herbekommen?

Bekommt man diese Aluminiumformiat ebenso in der Apotheke? Wie wäre es dann in % zu den Rezepten?

Alaun 10% bis 14% in den Rezepten die ich jetzt so habe. Wobei ich ja jetzt gelesen habe, das mehr als 10% Alaun das Farbergebnis nicht besser macht.

oder brauch ich dann mehr Alaun, wenn das kalt gebeizt wird?

gruß Conny
Kaltbeize fertig bekommst Du wie schon mehrfach erwähnt bei Karin Tegeler- Textil Werken

Also zu den Rezepten ist zu sagen, da wirds sofern nicht im www eh einlesbar, wie ein großer Teil des Dorothea Fischer Buches nur in etwa Angaben geben.
Ich denke, genaue Rezepturen fallen unters copyright ;-)

Versuch macht klug ;-)
Gerade bei Pflanzenfarben spielen da so viele Faktoren mit hinein, Standort der Pflanze, Wetter im Erntejahr, Erntezeitpunkt, Wasserqualität, Färbegut usw.
Da kanns eh nur grobe Hinweise geben.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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