Brennesselfasern vorbereiten

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von susel » 01.11.2010, 08:21

Hallo!

Hat von euch schon mal jemand Fasern von der Brennessel gewonnen und verarbeitet? Wie bekomme ich die so gekämmt, dass das Restholz komplett rausgeht, aber die Fasern nicht reißen? Bin froh über jede Anregung.

LG,
Susel

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von shorty » 01.11.2010, 08:24

Die Fasern musst Du wie beim Flachs einer Röste unterziehen. Dann lösen sich die holzigen Anteile wohl mittels einer Brechel und anschliessendem Hecheln.
Wenn ich mal vom Flachs ausgehe.
Evtl mal nach Röste als Info suchen

Karin
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von susel » 01.11.2010, 08:30

Die Fasern hab ich schon abgezogen. Nur das Kämmen (ich hab ne Handkarde benutzt) ist schwierig. Es geht sehr schwer und die Fasern reißen dabei.

LG,
Susel

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von shorty » 01.11.2010, 08:31

Hab gesehen, Du kennst Röste schon.
Ich vermute übrigens 1 Woche ist nicht lange genug, was das anrotten betrifft, ist aber nur ne Schätzung von mir.
Evlt weiss da Arachne mehr.

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von FrauHollunder » 01.11.2010, 11:24

susel aber war frag mal in einem Textil oder Freilichtmuseum deiner nähe nach. Ich weiß z.b. in Hessen war Brennesselfasergewinnung sehr verbreitet. Schwaben weniger. Bayern erst recht hier war Flachs damals mehr im gebrauch. Die kennen die einzlenen Schritte genauer. Nur so als Idee.
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von Klara » 03.11.2010, 11:26

Mir hat mal jemand gesagt, dass die Brennesselfasern nur von Blattknoten zu Blattknoten lang wären - also kein Vergleich mit Flachs oder Hanf. Und ich denke, eine Handkarde ist das falsche Werkzeug zum Kämmen - Flachshecheln sind doch Kämme mit Metallzinken. Ich würde also eher einen Metallkamm nehmen. Aber alles theoretisch - praktisch habe ich noch nicht mal die Röste durchgezogen.

Ciao, Klara

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von Greifenritter » 04.11.2010, 04:17

Nessel ist nach meiner Erfahrung wirklich deutlich kürzer als Flachs. Handkarden sind trotzdem nix. Da mußt Du schon mit Flachsbearbeitungswerkzeugen ran.

CU
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von susel » 11.11.2010, 09:48

Ok, dann werd ich mich mal schlau machen, was man für Flachs benutzt. Hab davon nämlich überhaupt keine Ahnung. Gibt es hier schon Threads dazu?
Aber die Brennesselfasern sind wirklich länger, als nur bis zum nächsten Knoten. Mit einer bestimmten Technik und viel Gefühl kann man die Fasern vom kompletten Stengel als Ganzes abziehen.

LG,
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von versponnen » 11.11.2010, 18:11

hallo, ichhabe im letzten jahr brenn-nesseln feucht gelagert, dann getrocknet und bekam auch fasern herausgelöst..

aber es ging nicht wie beim flachs...alles kurze abschnitte.. aber recht harte fasern und sehr verklebt..
und wenn es zu lange rottet...war nix mehr da...

aber als ich die herausgelösten fasern für sich draußen liegen ließ,wurden sie dann weißer und der rest löste sich...

nur dieses jahr gehe ich nicht dabei..ich reagiere nun mit schüttelfrost und merkwürdigen kreislauf- reaktionen wie bei feurquallennesselberührungen wenn ich diese anfasse..auch mit handschuhen nun..

. vorgestern habe ich gerade viele brennnesseln gemäht an zaun und Hecke
und zusammengetragen..danach war mir so komisch wieder...diese stengel meide ich nun...daher setze ich die versuchsreihe nun nicht mehr fort..gruß wiebke

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von Irmgard » 11.11.2010, 20:12

Soweit ich über Ramie (Brennnesselart) gelesen habe, nützt die Röste überhaupt nichts.

Die Fasern der Nessel sind resistent gegen Pilze und Mikroorganismen, die beim Flachs die Röste bewirken. Die Pflanzen werden durch einen anderen Prozess in ihre Bestandteile zerlegt. Nur weil die Fasern der gleichen Pflanzenfamilie stammen muss nicht unbedingt der gleiche Weg zum Ziel führen.

Beim Verspinnen allerdings verhalten sich die Fasern wieder "ähnlich". Auch Ramie ist besser nass zu verspinnen.


Grüße
Irmgard

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von Greifenritter » 12.11.2010, 08:53

Hm, Nessel ist aber vom matereal selbst her viel näher am Flachs dran als Ramie (zumindest von Verhalten und Griff der Fasern her). Ich habe auch irgendwo schon gelesen, daß Nessel genau wie Flachs gewonnen wird. Mal sehen ob ich es wieder finde.

CU
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von Irmgard » 12.11.2010, 20:10

Hallo Daniela,

die in Deutschland als Nessel verwendete Faserpflanze trägt den lateinischen Namen "Urtica dioica L.".

Nesselpflanzen werden unter dem Namen Urticaceae zusammen gefasst.

Was als Ramie bezeichnet wird, ist lateinisch entweder Boehmeria nivea= weiße oder chinesische Nessel oder Boehmenia utilis= grüne oder indische Nessel.

Zur Gewinnung der Faser ist das Degummieren (chemische Behandlung) zur Aussonderung von Pflanzenleim und anderen Begleitstoffen notwendig! Keine Röste, Dörre oder sonstiges, wie zum Beispiel beim Flachs!

Ramie hat die längsten aller Bastfasern! Urticaceae Boehmeria nivea (L.) Gaud.(Ramie) erreicht eine "Zellänge mit 250 bis 550mm" (Hanf&Co., Herausgegeben vom Katalyse-Institut).

"Die große Faserlänge, im Mittel um 30 bis 40 mm, eignet sich für die Herstellung von Garnen." (aus: Hanf & Co. Die Renaissance der heimischen Faserpflanzen: Herausgegeben vom Katalyse-Institut).

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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von shorty » 12.11.2010, 21:13

So, hab gerade mit Helga Heubach , der Fachfrau in D für dieses Gebiet telefoniert, um mir Literatur zu Flachs und Brennessel zu besorgen.
Werde dann berichten.

Karin
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Re: Brennesselfasern vorbereiten

Beitrag von faerberpflanzen » 12.11.2010, 23:30

Eine gute Beschreibung der Nesselfasergewinnung ist beschrieben in
Deutsche Faserpflanzen und Planzenfasern, Friedrich Tobler, 1938

Ich habe mich in diesem Jahr mit der Fasergewinnung beschäftigt. Die Brennnessel habe ich frisch verarbeitet. Auf einem Holzklotz habe ich sie mit einem Holzhammer geklopft und dabei das Holz weitgehend beseitigt. Anschließend habe ich sie 2 Wochen im Freien hängen lassen.

Ramie liefert mehr Fasern und sie lassen sich auf dem gleichen Weg leichter gewinnen.

Im Augenblick habe ich die gewonnen Fasern noch nicht fotografiert.

Bild

Boehmeria nivea, Ramie

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