Handgesponnenes Nähgarn

Alles zum Thema Nähen und Quilten mit der Hand und der Maschine.

Moderator: Perisnom

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Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von ehemaliger User » 03.06.2010, 07:44

Hallo allerseits. Der Titel sagt eigentlich schon alles, ich will mir demnächst ein Kleidungsstück zusammennähen, aus Tuchen die komplett handgefertigt wurden (nicht von mir^^). Nun käme ich mir schlecht dabei vor, dazu maschinelles Garn zu verwenden. Ich bräuchte also unbedingt handgesponnenes Garn, aber es muss eben stabil genug sein. Woher nur? Und falls es soetwas überhaupt gibt, gibt es auch Näh-Nadeln, die jemand "gemacht" hat? Achso, das Nähgarn sollte etwa die Farbe von ungebleichter natur'nen Baumwolle haben.
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tabata
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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von tabata » 03.06.2010, 09:58

Ich hab Garn gemacht indem ich ganz dünn gesponnen habe und dann noch verfilzt...
Nicht so dünn wie Nähgarn, aber stabil und gut zu vernähen. Macht allerdings schweinemäßig Arbeit ?(
Es filzt natürlich nicht so supergut, da ja nicht viel Faser da ist, aber es hat gereicht.
Für "Baumwollfarben" musst Du halt das passende Schäfchen suchen...

Oder Du spinnst Seide, die bekommt man dünn und stabil...

Woher Du es bekommst, ganz einfach: Spindel bauen und loslegen :D

Nähnadeln lassen sich gut aus dünnen Knochen machen. Ich kann mich nicht mehr erinnern welches Tier wir genommen hatten (ich glaube Huhn), aber es ging. Horn ist auch super..
Allerdings haben wir ganz praktisch Sandpapier zur Herstellung genommen.
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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von ehemaliger User » 03.06.2010, 10:21

tabata hat geschrieben:Ich hab Garn gemacht indem ich ganz dünn gesponnen habe und dann noch verfilzt...
Nicht so dünn wie Nähgarn, aber stabil und gut zu vernähen. Macht allerdings schweinemäßig Arbeit ?(
Es filzt natürlich nicht so supergut, da ja nicht viel Faser da ist, aber es hat gereicht.
Für "Baumwollfarben" musst Du halt das passende Schäfchen suchen...

Oder Du spinnst Seide, die bekommt man dünn und stabil...

Woher Du es bekommst, ganz einfach: Spindel bauen und loslegen :D

Nähnadeln lassen sich gut aus dünnen Knochen machen. Ich kann mich nicht mehr erinnern welches Tier wir genommen hatten (ich glaube Huhn), aber es ging. Horn ist auch super..
Allerdings haben wir ganz praktisch Sandpapier zur Herstellung genommen.
Dankeschön schonmal.^^

Hmm ... ich spinne zwar tatsächlich, aber noch nicht so gut. Ich hab ein indisches Book-Charkha. Mit einer Handspindel hab ich bisher nicht gesponnen. Das mit der Seide ist natürlich keine schlechte Idee, aber Wolle fänd ich fast noch besser. Gefilzt hab ich nur auch noch nie. Das es nicht ganz so dünn wird ist nicht schlimm. Aber muss halt schon einiges sein, für so eine Oberbekleidung, dann wohl auch noch eine Hose und dann sollte noch mehr dazu kommen.

Das mit den Knochen hört sich gar nicht schlecht an, aber ist es auch möglich solche Nadeln aus Holz zu machen? Aber so dünn das sie durch den Stoff gehen ohne ihn kaputt zu machen, müssen sie natürlich schon sein.^^
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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von tabata » 03.06.2010, 10:43

Klar kannst Du solche Nadeln aus Holz machen.
Schau mal unter Nadelbinden (http://www.scforum.spinnradclub.de/viewforum.php?f=190), da sind die meist aus Holz, allerdings etwas dicker...
Versuch macht Kluch :D

Knochen ist elastischer und leichter zu bearbeiten finde ich.

Filzen ist leicht. Heiß Wasser, Olivenseife und dann immer wieder über den Faden rubbeln...Fertig :D
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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Don Mesdos » 03.06.2010, 10:44

Es kommt vor allem auf die Stoffdichte an. Wenn du relativ sanft webst, wird die nadel überhaupt keinen Problem haben den Stoff zu verdrängen, da kannst du mit einer Knochenndadel superlange nähen. Wenn das Gewebe sehr dicht gesponnen ist, und mit viel Drall im Garn, wirst du mit einer Knochennadel scheitern.

Da ich schon mit selbstgesponnenem Garn genäht und gestickt habe, kann ich dir verraten dass es eine heikle Angelegenheit wird. Das garn braucht viel Drall um sich beim Nähen nicht aufzulösen. Je dicker es ist, desto schneller scheuert es sich beim Nähen auf. Die Haltbarkeit ist längst nicht so hoch wie mit einem industriellen Garn.
Bevor du das machst solltest du gut überlegen, denn ein Stück Stoff zu weben daurert bekanntlich seeehr lange (wenn man noch die Fäden Spinnt) , nur dafür dass dein gutes Werk später auseinander fällt...?! Ich weisss nicht ob ich das nochmal machen würde.
und wenn ja, dann würden ich nur flachs oder seide zum Nähgarn verarbeiten. Beide sind sehr strapazierfähig und können eine entsprechende Stapellänge aufweisen, damit der Faden auch dünn und stabil bleibt.

lg Paul

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Don Mesdos » 03.06.2010, 11:01

mir fällt noch eine Methode ein, die ich für dichte Stoffe verwende und die auch stabil ist.
Dauert aber lange und erfordert einübung.
Man kann vor dem Einstechen mit der Nadel mit einem Pfreim oder Ahle vorstechen und den Stoff so Verdrängen, dann hat die Nadel auch keinen Druck auszuhalten und man kann mit jeder Nadel nähen.
Noch ein Vorteil der Methode ist, man kann dickeres Garn benutzen.

lg Paul

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Spinnfee » 03.06.2010, 13:53

Hallo,

Du kannst natürlich Knochennadeln verwenden, musst aber bedenken, dass die doch ziemlich dick sind am Oer.

Besser wären für Deine Zwecke sicherlich Messingnadeln oder Silbernadeln, wenn es ganz edel sein soll.

Guck Dich doch einfach mal um in den Shops:

Knochennadeln
Messingnadeln
Messing- oder Knochennadeln
Silbernadeln
Liebe Grüße von der Spinnfee

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Arachne » 03.06.2010, 18:33

Ach, hallo, neolythik,

neulich fragte ich mich noch, ob Du noch spinnst. Wieviel Garn hast Du denn schon beisammen?

Was Paul gesagt hat, würde ich unterstreichen, ich würde auch Langfaserflachs oder hochwertige Seidensorten für Nähgarn nehmen. Leider lassen sich beide Fasern gerade nicht oder nur hundsmiserabel auf einem Spindelrad wie dem Bookcharka verspinnen. Mit kurzfasriger Seide wie Bourette hättest Du m.E. dasselbe Problem wie mit Baumwolle, das das Ganze wahrscheinlich nicht fest genug für Nähgarn wird. Gekauftes Nähgarn ist ja aus mehreren Fäden verzwirnt, das wird man wohl nicht so super-super-dünn schaffen, zumal als Anfänger. Ich würde nicht Baumwollstoff mit gefilzten Wollfäden nähen, wenn man das Filzen von so dünnem Garn überhaupt hinbekommt.

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von tabata » 03.06.2010, 19:02

Das geht mit dem Filzen, hab ich schon gemacht...ist natürlich nicht Nähgarndünn...
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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Alienor » 04.06.2010, 06:55

Moin,
"früher" war es durchaus üblich, Fäden aus Reststücken des Gewebes zu verwenden, weil es am wenigsten aufwendig ist. Da paßt dann die Fadenfarbe und Stärke zu 100%.

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Lilith » 06.06.2010, 23:40

Hallo Neolythik,

na, wie weit bist du mit dem Spinnen auf dem Charkha?
Ich habe mal versucht, Baumwoll-Nähgarn selbst zu spinnen. Superdünn auf dem Charkha gesponnen und 3-fach verzwirnt. Hatte dann ungefähr die Stärke von gekauftem Zwirn, war aber weicher. Genäht habe ich damit gestrickte Teile, ebenfalls aus handgesponnener Baumwolle, den Pulli gibt's immer noch, ist jetzt schon etliche Jahre alt. Geht also. Mache ich aber bestimmt nicht nochmal, ist echt eine Schweine-Arbeit. Wollte mir nur selber beweisen, dass ich es hinkriege.
Die schon geschriebenen Ideen mit Langflachs oder Seide gehen leichter und sind einfacher haltbar hin zu bekommen. Ramie geht auch ganz gut.

Zeigst du mal ein Foto von deinen handgesponnenen Klamotten?

Gruß,
Lilith

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Asherra » 06.06.2010, 23:45

Naja, mein letztes Höllenprojekt war 8fädige Sockenwolle... das Zeug nur 2fädig ginge sicher als Nähgarn. So schwer ist das gar nicht. Halt ne eher langstaplige Wolle nehmen. Oder Seide. Leinen kann ich nicht.

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Greifenritter » 10.06.2010, 17:46

Ich habe schon mehrere kleinere Sachen mit handgesponnenem Garn genäht (Säume an meinem Übergewand für die Mittelalterdarstellung mit handgesponnener Wolle, Kopftuch aus Leinenstoff mit handgesponnenem Leinengarn). Immer sehr dünn und mit relativ viel drall und als zwirn. Klappte ganz gut.

Handgemachte Nadeln bekommt man im Zubehörhandel für Living History und Reensctment.

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Don Mesdos » 10.06.2010, 22:10

Für Kopfbedeckungen und säume sind die Fäden gut, aber Seitennähte an Oberteilen sind schon kritisch. Da herrscht einfach eine ganz andere Belastung drauf, darumwenn, besser Kappnähte arbeiten, die sind deutlich stabiler.
Ich weiss Danny das wir das regelmäßig machen. Aber wie du schon sagst, Leinen, Seide und Wolle eher für Saumarbeiten und Stickereien.

Nicht umsonst hat man wenn es ging im Mittelalter den Bruch als Seite Benutzt, da war einfach eine Naht weniger die kaputt gehen konnte.
Zuviel Drall macht das Garn spröde und schweirig zu nähen. Zu wenig Drall lässt den Faden auseinandergleiten.

Soviele Tips für dich.
Arbeit doch mal verschiedene Fäden und tetste sie auf die Srapazierfähigkeit, dazu kannst du ein normales Garn zum Vergleich reissen und dein selbiges... Wenn die Stabilität gleich ist, dann Glückwunsch, brauchst du keine Bedenken zu haben.

lg Paul

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Re: Handgesponnenes Nähgarn

Beitrag von Greifenritter » 11.06.2010, 08:26

Zuviel Drall macht das Garn spröde und schweirig zu nähen. Zu wenig Drall lässt den Faden auseinandergleiten.
Das ist schon richtig. Auf das richtige Maß an Drall kommt es an..

Das Leinengarn ist allerdingst fester und stabiler als das gekaufte, das würde ich auch für eine Seitennaht verwenden. Bei zu dünnen Wollgarnen bin ich da auch skeptisch. Ab einer gewissen Stärke würde ich ihm aber auch trauen. Was die Brettchenweberei aushält ist auch Nähgarntauglich.

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