Ganz viele Fragen zu Batts

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Miriam
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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Miriam » 12.01.2010, 14:12

Als ich zum ersten Mal Kammzug versponnen habe, hatte ich auch ganz schnell Schmerzen in den Handgelenken, inzwischen habe ich mich dran gewöhnt. Ich denke, das liegt auch eher an der Faser; der Kammzug war Australmerino, und im Vergleich zu dem Bergschaf(-Vlies), das ich vorher hauptsächlich versponnen hatte, war das sowas von glatt und fluffig, dass ich dauernd das Gefühl hatte, er rutscht mir aus der Hand. Aber das kann bei Vlies aus entsprechendem Material genauso sein. Allerdings geht beim Kammzug, wie schon erwähnt, der Drall doch schneller in die Faser, was vielleicht am Anfang auch zu Stress führt.

melinoLiesl
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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von melinoLiesl » 12.01.2010, 22:39

Vielen vielen Dank für eure Tipps. Dieses Forum ist wirklich klasse (und ich bin inzwischen hier genau so oft wie in meinem absout tollen besonderen Pferdeforum). :)

Zu meiner Kammzugtechnik: bei mir ist dir rechte Hand, also die defekte, die Hand, die näher am Einzugsloch ist und den Drall reguliert. Das mache ich mit Daumen und Zeigefinger. Die linke Hand hält den Kammzug ganz locker. Vermutlich bin ich da rechts wohl noch zu verkrampft, ich spinne ja erst ein paar Wochen und bin manchmal zu ehrgeizig.

Das Video über Predrafting war klasse und so werde ich zukünftig meine Kammzüge vorbereiten. Mehr als einmal möchte ich aber längs nicht teilen, weil ich ja Farbverläufe bekommen möchte.

Am meisten beruhigt hat mich die Aussage von Greifennritter wg. Spinnen und Sehnenscheidenentzündung, ich habe mir schon große Sorgen über meine Spinnzukunft gemacht (und das ist absolut ernst gemeint).

Und mein Traumeel und Ruta habe ich auch wieder rausgekramt, nachdem das Diclofenac ja eh nicht hilft. Zur Krönung bin ich vorher noch die Treppe runtergesegelt und jetzt tun beide Arme weh. ;( Vielleicht schaffe ich es noch, mir das Tensolvet zu besorgen (kann ja gerade auch nicht Auto fahren). Hab bisher mit Compagel geschmiert, weil wir das im Stall vorrätig hatten.

So langsam könnts mal wieder besser werden. Und bis dahin sammle ich weiter Ideen und übe mich in Geduld :totlach: :totlach: :totlach:
Gspinnerte Grüße

Melanie

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Laurana » 13.01.2010, 07:19

Das wird schon Melanie, das erste mal am Spinnrad war danach jeder ... wirklich jeder Muskel bei mir verspannt (auch die die ich gar nicht kannte ;) ), ach die Finger taten mir sehr sehr weh. Aber das wird mit der Zeit immer besser.

Ich halte auch links und ziehe mit rechts aus dem gesamten Kammzug, wenns zu schwer wird ist entweder Drall reingelaufen oder so wie Danny schrieb etwas angefilzt. Ich bin dann immer radikal, Faden vom Kammzug trennen, Kammzug wieder gerade streichen, neu ansetzen. Muss ich heute nicht mehr oft machen, ist aber sicher besser als sich zu plagen.

Dann bleibt mir nur dir gute Besserung zu wünschen! :)
Alles liebe
Karin

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Arachne » 14.01.2010, 19:01

melinoLiesl hat geschrieben:Sind Batts aufgrund ihrer Fluffigkeit mit weniger Kraft zu verspinnen als ein Kammzug?
Die Frage verwundert mich. Kammzüge sollten nicht nur "mit Kraft" zu verspinnen sein. Sie müssen (oder sollten) allerdings grundsätzlich vor dem Spinnen gelockert werden, z.B. durch Ausschlagen. Auch ist es zu empfehlen, sie längs aufzuteilen.
melinoLiesl hat geschrieben:Wie zerteilt man überhaupt ein Batt zum Spinnen oder spinnt man aus dem ganzen Batt?
Längs Stücke abreissen.
melinoLiesl hat geschrieben:Kann man einen Kammzug zum Batt umarbeiten und wenn ja wie?
Man kann, indem man ihn in die Kardiermaschine füttert, aber das ist igitt ;( , jedenfalls wenn Du wirklich einen Kammzug meinst und nicht ein Kardenband. Ein Kammzug ist besonders hochwertig und besteht aus Fasern exakt gleicher Länge, alles andere ist rausgekämmt. Batts und Kardenbänder sind kardiert, d.h. es sind Fasern verschiedener Länge drin.
melinoLiesl hat geschrieben:Wieviel Kraftaufwand ist bei einer Kardiermaschine nötig, ist das anstrengend fürs Handgelenk?
Wenn sie mit Handkurbel läuft und nicht elektrisch, ist es schon anstrengend, klar. Eines unserer Mitglieder hat mal 2 Stunden kardiert, war hochschwanger und mußte daraufhin zur Entbindung. Darauf hatte sie es allerdings auch abgesehen :) .

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von SchwarzesSchaf » 16.01.2010, 08:59

Ich gebe mal meinen Senf dazu ... ich noch kein so langjähriger Profi, aber vielleicht stehe ich dir ja von den Erfahrungen noch etwas näher als die Profis ... ;)

Kammzüge sind für mich ein ganz wunderbar feines und hochwertiges Material. Als ich mit dem Spinnen begonnen habe, wurde mir ein 100g Kammzug geschenkt. Den habe ich erst einmal weit weg gepackt und mit selbstkardiertem Vlies (allerdings nicht von mir, sondern vom Schafhalter) angefangen.

Dann habe ich mir Handkarden zugelegt und die nächsten 1,5 - 2 Kilo Wolle damit selbst beackert und das versponnen. Das ging sehr gut, ich hatte auch keine Krämpfe in Händen oder Fingern, allerdings bin ich auch "aktiv" dagegegen angegangen, also immer wenn ich gemerkt habe, dass ich dazu neige zu fest in den Händen zu werden, habe ich bewusst die Handhaltung wieder gelockert. Das funktioniert wirklich ... musst du mal versuchen, wenn du wieder spinnen kannst.

Schließlich kam ich an den Punkt, dass ich in immer schnelleren Abständen größere Mengen an Spinnfutter haben wollte und meine Handgelenke beim Kardieren mit Handkarden doch ein bisschen aufmüpfig wurden. Durch Glück bin ich recht schnell vor ein paar Wochen an meine heißgeliebte Kardiermaschine gekommen. Die Batts daraus verspinne ich noch lieber als handkardierte Rolags und im Vergleich zum Kardieren mit Handkarden ist die "Arbeit" an der Kardiermaschine mit Handkurbel ein Klacks. Ratzfatz hat man 2 - 3 Batts fertig. Wenn du die Maschine hübsch langsam fütterst, ist der Kraftaufwand eigentlich umproblematisch und man kann sich ja auch ggfs. auf ein Batt pro Tag beschränken, wenn man meint, dass es zu anstrengend ist.

Noch ein Wort zu den Kammzügen ... mit dem neuen Spinnrad kam ein zweiter 100g Kammzug als Beigabe ins Haus und auch ein Spinngerät, dass ich als kammzug-würdig erachtet habe. Nach knapp 2 Jahren Spinnerei habe ich jetzt angefangen die beiden Kammzüge zu verspinnen. Ich hatte vorher einfach das Gefühl, dass die Zeit noch nicht reif wäre ... vielleicht war das auch Blödsinn und ich einfach zu feige :O ... keine Ahnung ... aber im Augenblick wird daraus ein wunderbar feines Lacegarn. Ich habe auch keine Probleme bei der Verarbeitung, zupfe mir immer kleine Streifen ab, die sich ganz herrlich verspinnen lassen. Mir persönlich hat es gut getan erst einmal aus dem Vlies zu spinnen.
Liebe Grüße,

Andrea

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Sabine » 16.01.2010, 11:17

Aloha Andrea,

:)) das wieder spricht unseren bisherigen Erfahrungen mit Anfänger total. :))

Wir geben Anfängern immer Kammzug zum lernen, weil sich der leichter spinnen läßt als Kardenband oder Fließ. Vor allem läßt er sich leichter ausziehen, solange die Faser nicht zu fein ist.

Wir verwenden Hermann oder Hansheinrich, Eiderwolle ist auch super zum anfangen.

Mit Merinokammzug haben die meisten Anfänger ein Problem, weil die Faser so fein ist, das schon eine Winzigkeit zu fest halten, dazu führt, das man nicht ausziehen kann.

Ich halte meinen Faservorrat auf der offenen Hand, zugreifen tue ich nur um den Drall abzuklemmen, falls notwendig, oder wenn ein Knötchen drin ist um das auseinander zu ziehen.

Allerdings gilt hier, genau wie bei den meisten anderen Dingen, jeder Jeck ist anders!

Ich spinne am liebsten Kammzug, habe allerdings auch mit Kardenband, Rolags und so weiter, kein Problem.

Ganz am Anfang habe ich ich aus dem Vließ am dünnsten gesponnen, jetzt geht es aus allem gleich gut.
Alles liebe

Sabine

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von SchwarzesSchaf » 16.01.2010, 18:38

Huhu Sabine,

dann bin ich scheinbar eine Ausnahme ... mal wieder ... ;)
Allerdings waren meine beiden bislang einzigen Kammzüge eben Merinowolle und deshalb vielleicht ultrafein?

Andere Kammzüge hatte ich noch nicht und werde sie auch nicht bekommen, da ich der Faszination Rohwolle vom Schaf bis zum Kleidungsstück vollkommen erlegen bin und aus diesem Grund mit dem Spinnen überhaupt angefangen habe. Jetzt mit meiner schönen Kardiermaschine hat sich fertig aufbereitete Wolle eigentlich vollkommen erledigt.

Edelfasern habe ich bisher auch immer in der Rohform bekommen und konnte das auch gleich ganz gut verspinnen, weil ich vorher ordentlich mit Wolle geübt hatte :)) .

Dass meine Erfahrungen persönlich sind und keine verbindliche Anleitung zum Spinnen, versteht sich natürlich von selbst. Es ist wie bei fast allen Hobbies, viele Wege führen nach Rom ... :)
Liebe Grüße,

Andrea

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Sabine » 16.01.2010, 19:41

Aloha Andrea,

naja, Ausnahme würde ich nicht unbedingt sagen, da gibt es sicher noch mehr, die es so gemacht haben und super zurecht kommen.

Ich hatte zum Beispiel auch ganz am Anfang keine Probleme mit Merino Kammzug.

Und ob man die Erfahrugen, die wir bisher gemacht haben, wirkllich komplett veralgemeinern kann ist auch fraglich. :D
Alles liebe

Sabine

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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von Greifenritter » 17.01.2010, 10:30

Was man am Anfang gut findet hängt einfach auch davon ab wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen. Bei dem der nervös wird und schwitzige Hände bekommt ist stark Filzendes falsch, bei dem der zu locker läßt flutschiges, bei dem der zu fest hält weniger flutschiges und hohe Stapellängen, bei dem der zu lange fest hält niedrige Stapellängen (weil da der Faden schneller reißt, ...
Jeder ist eben anders.

CU
Danny
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Re: Ganz viele Fragen zu Batts

Beitrag von versponnen » 17.01.2010, 11:48

hallo, ein guter Kammzug ist so seidig weich und locker,
da liegen alle Fasern gut gekämmt parallel ..

Der muss so fluffig sein,dass er bei leichten Pusten sich aufblättert.

Da braucht es keine Kraft beim Auszug.
Vielleicht wechselst du mal den Lieferanten .

Oder es wurde gekämmt falsch gefärbt
mit zuviel Bewegung und dadurch verfilzt.

Man kann auch Färben dass die Wolle genauso seidig locker ist wie vorher,,die Technik macht es.
.Selbst Merino darf nicht filzen,auch die feinste nicht.

Wenn du Kraft beim Ausziehen brauchst,stimmt was nicht.

Oder die Wolle war zu fettig und ist nun verharzt nach zu langer Lagerung, da hilft nur..sehr heiß waschen ,eventuell mehrfach.

herzlicher Gruß wiebke

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