Beizen und Färben gleichzeitig?

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

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Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von netta01 » 29.05.2012, 12:33

Was passiert eigentlich wenn ich Alaun, Färbedrogen, Wolle und Wasser alles gleichzeitig in einen Topf gebe, stundenlang ( so 3 - 4 ) bei mäßiger Temperatur ( also nicht kochen )ziehen lasse und dann erkalten lasse? Geht das wohl ? Ist das nicht das gleiche Ergebnis wie beim sonnenfärben? ?(
LG Jeannette

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Schlompfine » 29.05.2012, 12:46

Das ist eine gute Frage... ich weiß nur, dass es Färbegüter gibt, die quasi "von selbst" beizen. Walnuss macht das, Eichenrinde auch. Von daher würde ich aus dem Bauch heraus sagen, dass es einigermaßen funktioniert.

Andererseits ist es ja so, dass der Stoff/die Fäden mit dem Beizen so aufbereitet werden, dass die Farbe überhaupt angenommen werden kann. Ich stell mir das wie ein Haarshampoo vor, das gleichzeitig auch Spülung enthält. Shampoo öffnet das Haar, Spülung schließt es; beides gleichzeitig ist dann unsinnig.

Dazu muss ich sagen, Färbungen mit Walnuss ohne Vorbeize bringen einen recht laschen Farbton (wenn man nicht gerade 4 Wochen wartet), und so könnte ich mir das bei Färben und Beize gleichzeitig auch vorstellen.

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von netta01 » 29.05.2012, 12:54

Klingt einleuchtend. Vielleicht sind deswegen die Farben beim sonnenfärben so pastellig?
Jeannette

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Woll-littles » 29.05.2012, 13:20

Die sog. Einbadfärbung ist nur angebracht, wenn sich die Farbstoffe aus der Pflanze eher langsam lösen ... so hat die Beize genug "Vorlaufzeit" zu wirken ...

Z.B. Fichtenzapfen:

800% Zapfen mit 15% Alaun werden zusammen angesetzt ...

15% Alaun bezogen auf das Wollgewicht ...

Färbung nach Erna Bächi Nussbaumer " So färbt man mit Pflanzen"
Liebe Grüße
Susanne

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Sidhe » 29.05.2012, 16:18

Also ich hab das aus lauter Faulheit und Hibbelei auch schon gleichzeitig gemacht. :O :D Einen deutlichen Unterschied zum "erst beizen, dann färben" konnte ich nicht feststellen. Also nur zu :gut:
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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von shorty » 29.05.2012, 16:24

Meiner Meinung nach zieht die Farbe bei schnell löslichen Färbedrogen nicht so gleichmäßig auf, wie wenn man vorher beizt.
Die Beize braucht ja ne Weile um überall durchzudringen, sonst bräuchte man nicht ne Stunde oder etwas drunter beizen. Gerade bei Seide dauert es bis die Beize bis in den Kern vordringt, weshalb auch bei Färbungen der Kern häufig weiss bleibt, die Farbe lagert sich vielfach nur als Hülle aussenrum.Weil die Fasern aussen die Farbe wie ein Schwamm binden und für den Kern nicht mehr genügend übrig ist.

Bei der Variante Beize und Färbedroge zusammen, wird das Ergebnis gerade bei großer Füllmenge und schnell abgebender ( aus der Pflanze) bzw. aufziehender Farbe ( in die FAser) vermutlich deutlich melierter.
Energieersparnis ist das eh keine , wenn Du den Kochvorgang verlängerst ( 3 - 4 Stunden, wie Du angegeben hast). Dann kannst Du genausogut auch vorher beizen.
Auch Beizen auf Vorrat ist möglich ;-)
Zudem gibts versch. Beizen, welche untersch. Töne machen.( Laut Eberhard Prinz, selber noch nicht so ausgiebig getestet)
Das Alaun mal reingekippt geht das nicht mehr.

Ach ja mit Sonnenfärben kann mans nicht vergleichen, denn das ist ne Kontaktfärbeart da schwimmt die Wolle ja nicht frei, und es werden hauptsächlich die Partien richtig durchgefärbt die an der Pflanze anliegen.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Schlompfine » 29.05.2012, 17:34

@ Sidhe: dann berichte mal, ob die gefärbten Sachen auch lichtecht bleiben mit der Zeit. Ich hätte schon Bammel, dass die Farbe nach 6 Wochen am Tageslicht nur noch verwaschen aussehen.

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Sidhe » 29.05.2012, 19:50

Also ich färbe immer die unkardierten Locken (die meist noch Restlanolin enthalten - klappte aber bisher trotzdem immer ganz gut), d.h. ein weißer Kern wie bei Kammzügen ist da zum Glück eher unwahrscheinlich. 3-4Std. lasse ich auch nichts köcheln. Nachdem ich bei ersten Mal fest gestellt habe, dass nach 1Std. eh nichts mehr passiert, spar ich mir den Strom schlichtweg (bin da sehr pragmatisch).
Was die Lichtechtheit angeht: die Locken befinden sich nach wie vor unkardiert im dunklen Schrank und ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht mehr, welche Färbung das nun war.. ich weiß nur, dass ich es eben schonmal so gemacht habe. :O
Gebeizt habe ich übrigens mit Alaun. Die verschiedenen Abstufungen sind dann natürlich nicht mehr drin, wenn man's einfach reinkippt - da hat Karin ganz Recht. Da ich aber eh keine große Auswahl an Beizen hier habe, muss ich darauf keine Rücksicht nehmen. :)
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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Schlompfine » 29.05.2012, 21:39

In irgendeinem Buch hab ich mal gelesen, man könne die Lichtechtheit gut prüfen, indem man ein Teil ans Licht hängt, einen Teil in den Schatten und einen Teil ins Dunkle. Hab ich aber auch noch nie gemacht. Ich habe nur bei einer Schilffärbung quasi zuschauen können, wie aus knallgrasgrün ein blasses Grün wurde.

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Regina » 29.05.2012, 21:44

Wirklich lichtecht sind nur wenige Pflanzenfarben. Mit der Zeit werden die meisten im Sonnenlicht verblassen, die einen mehr, die anderen weniger.
Da unsere Kleidung immer seltener getragen wird, weil wir viel zur Auswahl haben, und weil wir damit nur wenig in der prallen Sonne stehen, wird sich das aber nicht gravierend auswirken.
Liebe Grüße
Regina

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von anjulele » 30.05.2012, 22:19

Bei mir hängt seit fast zehn Jahren eine Lampe, die ich mit verschieden gefärbten Garnen bewebt habe. Nicht schön, aber... mein "Lichtechtheitstest" :D (nö, eigentlich nicht, aber das Teil war vorher auch nicht schöner). Keine der Farben ist komplett verblichen. Ganz sicher, sind sie nicht mehr wie am Anfang.

Einige Farben verblassen stärker, als andere. Bei einigen geht es sehr langsam. Wenn man mit Kurkuma gefärbte Sachen in die (Sommer-) Sonne hängt, kann man schon nach wenigen Minuten einen Unterschied sehen.

Ab und zu beize und färbe ich in einem Arbeitsgang. Vor allem, wenn ich auf Veranstaltungen färbe und andere ihre Wolle mit hinein geben können. Aber ich beize auch auf Vorrat größere Mengen, die ich dann greifbar habe, wenn mich mal wieder etwas pflanziges anschreit und im Topf landen möchte. Kontaktfärbung mit Direktbeize hab ich noch nicht gehabt. Und das möchte ich auch nicht ausprobieren.

LG
anjulele

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Sandolino » 31.05.2012, 07:48

interessant, danke für den Treat
viele Grüße von Alice und ihren Tieren

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von Friedel » 31.05.2012, 08:42

Ursula Kircher beschreibt in ihrem Buch "Mit Pflanzen färben" die Einbadfärbung.

Dabei wird nach dem üblichen Auskochen der Färbedroge sowohl das aufgelöste Beiz- als auch Nuanciermittel in das lauwarme Färbebad gegeben und anschließen die feuchte warme Wolle. Dann wird ca. 1,5 Std kurz unter dem Siedepunkt gefärbt.
Ergibt z.B. bei Ginster ein klareres olivgrün als in Einzelfärbung und anschließender Nuancierung.


Viele Grüße
Friedel

Wer Milchschafwolle und weiches Wasser hat und sich an die Anleitungen hält, kann sich auf die abgebildeten Farben verlassen.

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von faerberpflanzen » 02.06.2012, 17:51

Friedel hat geschrieben:Ursula Kircher beschreibt in ihrem Buch "Mit Pflanzen färben" die Einbadfärbung.

Dabei wird nach dem üblichen Auskochen der Färbedroge sowohl das aufgelöste Beiz- als auch Nuanciermittel in das lauwarme Färbebad gegeben und anschließen die feuchte warme Wolle. Dann wird ca. 1,5 Std kurz unter dem Siedepunkt gefärbt.
Ergibt z.B. bei Ginster ein klareres olivgrün als in Einzelfärbung und anschließender Nuancierung.


Viele Grüße
Friedel

Wer Milchschafwolle und weiches Wasser hat und sich an die Anleitungen hält, kann sich auf die abgebildeten Farben verlassen.
Die Einbadfärbung funktioniet im Allgemeinen. Allerdings führt sie nicht zum optimalen Ergebnis. Beizen des textilen Materials vor dem Färben ergibt eine höhere Farbtiefe als die Einbadfärbung und spart Färbedroge.

lg
Eberhard

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Re: Beizen und Färben gleichzeitig?

Beitrag von anjulele » 02.06.2012, 23:58

Was verstehst du unter "optimales Ergebnis"?

Wenn ich mit Pflanzen färbe, wird die Farbe nie genau gleich, selbst wenn ich jedes Jahr die Färbung mit Pflanzen vom gleichen Ort wiederhole. Ich wiege nicht die Pflanzenteile auf´s Gramm ab und verarbeite alles, was ich für die Färbung gesammelt / getrocknet habe. Dass die Wolle die Farben besser aufnimmt, wenn sie vorher gebeizt wurde, finde ich auch, aber die Einsparung an Färbedrogen sehe ich dadurch nicht.

LG
anjulele

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