Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

Solveigs Lied
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Solveigs Lied » 30.06.2010, 20:58

Oder ist Wolle was ganz was anderes, ja elitäres, mit wuhalahuawua-Geheimwissen, was man mindestens seit 20 Jahren aus dem Bauch heraus erfahren haben muß, nebst Erdstrahlen und Gabe der großen Göttin?... oder braucht man einen Kurs, dann kann man danach auch Wuhalawuhahua (was noch lange kein Wuhalahuawua ist, aber fast so klingt)?

Ich frage ja nur.....
Hallo Tino,
so langsam frage ich mich auch, was du mit dieser Diskussion bezwecken möchtest und um was es dir eigentlich wirklich geht. Noch weniger verstehe ich jedoch deinen Zynismus bzw. Sarkasmus ( siehe oben).
Kann es sein,das Du ein Vetreter der Gattung " maximale Kompetenz bei absoluter Ahnungslosigkeit" bist?
Wolle hat so gar nichts elitäres an sich, das Färben womit auch immer ebensowenig. Und was das Geheimwissen betrifft, informiere dich doch bitte mal über die Zunft der Blaufärber.
Nach 20 Jahren Wollefärbens hat man sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und weiß, was man tut und vertreten kann.
Das hat so gar nichts mit Erdstrahlen und großen Göttinnen zu tun, das gehört in den Bereich Esoterik und ist somit :ot:
Ein Färbekurs kann nur gut tun, dann weiß man wenigstens wovon man spricht. Bei Unlust, Knickerigkeit oder schlichtweg Desinteresse selbigen zu besuchen, bleibt ja noch die Option Naturtöne zu tragen,womit sich dann diese Diskussion auch wieder erübrigt hätte. :D
Wer Schmetterlinge lachen hört, weiß wie Wolken schmecken.(Novalis)

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Claudi » 30.06.2010, 21:38

angora-tino hat geschrieben:Ich frage ja nur.....
Das bezweifle ich gerade ganz stark, für mich provozierst du ganz schön.

Nein, lieber Tino... nix mit Zauberei oder Geheimwissen. Aber auch keine zu 100 % identischen, und wiederholbaren Ergebnisse, wie im Labor.
Ich färbe noch nicht so lange, habe aber durchaus schon bei den wenigen Versuchen Erkenntnisse gewonnen, die ich bisher in keinem Buch gefunden habe. Z.B. daß frische Birkenblätter viel stärker färben, als getrocknete. Man braucht davon also weniger "Blattmasse" im Verhältnis zum Fasergewicht, als bei Getrockneten. Und daraus habe ich kein Geheimnis gemacht, sondern es sogar hier in diesem Forum geschrieben.
Teilweise ist es uns zu unwichtig, ob nun eine andere Beize ein marginal lichtechteres Ergebnis hervorbringt, manchmal akzeptieren wir einfach, daß die Farbe langsam blasser wird. Und letztendlich färben wir extrem lichtempfindliche Pflanzen erst garnicht, wenn wir Sachen daraus arbeiten wollen, die viel davon abbekommen. Die wirklich großen Gedanken darum machen sich oft Färbeanfänger, das war auch bei mir und meinem ersten Versuch so. Schon bei der zweiten Färbung habe ich nicht mehr geplant, nachgewogen und auf's Gramm genau gemessen. ;)

Wolle ist beim färben schlicht und einfach eine Naturfaser, die sich mitunter auch mal (oh Wunder) "natürlich" verhält, und Farbstoffe unterschiedlich aufnehmen kann. Genauso ist es mit den Färbepflanzen... durch ihre Natürlichkeit kann es von vielen Faktoren (z.B. Klima, Standort, Nachbarpflanzen) abhängen, wieviel Fabstoff sie enthalten und weitergeben können.
Und selbst Mineralien im Wasser, oder ihr Fehlen können Farbergebnisse beeinflussen...
Rezepte zum färben gibt es vielerorts, auch frei im Netz. Man muß sich nur mal die Mühe machen, und selber gezielt danach suchen. Sogar wir haben hier im Forum jede Menge Berichte und Infos, wie jemand mit welchen Zutaten und Mengen diese und jene Ergebnisse erzielt hat ;) Rezepte aus Büchern dagegen darf man (wie schon erwähnt) nicht einfach überall öffentlich machen. Manche Sachen findet man aber auch völlig legal bei googlebooks über die Vorschau. Falls ein bestimmtes Rezept nicht im Internet zu finden ist, haben wir ein bundesweit vernetztes Bibliothekswesen...
Du müßtest doch nur zu gut wissen, daß man sich mit einer Drehbank auch intensiver auseinandersetzen muß, um mit ihr vernünftig zu arbeiten.
Das ist eben bei jeder handwerklichen Tätigkeit so.
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Trulline » 01.07.2010, 08:06

@ angora tino und @all

Na ja.... ich finde, es kann prinzipiell nie schaden, sich die große Wollgöttin zur Freundin zu machen ;) :D , aber jetzt mal ernsthaft:

Im Umgang mit Wolle, wie wir sie hier nutzen und verarbeiten, lassen sich so gut wie nie allgemeingültige Rezepte aufstellen.
Ich habe das Gefühl, du suchst händeringend nach verifizierbaren Angaben. Und wenn es die nicht gibt ist alles Hokuspokus? Ne nee neee... :rolleyes:

Ich will's mal so versuchen:
Wir hier oder die meisten von uns arbeiten überwiegend sozusagen mit "Wilder Wolle" in verschiedenen Zähmungsstufen. (Gerade vom Tier ist total wild, fertig kardiertes Vlies verhält sich schon mal recht manierlich, ist aber immer noch wild :D )

Klar, es gibt natürlich auch vollständig gezähmte Wolle, die industriell hergestellt wird, aber hier gehts eben um "Wilde Wolle", deren Verhalten sich nicht immer gleich einschätzen lässt.

Wilde Wolle erinnert daran, sich manchmal mit Ansätzen aus der Chaosforschung zu beschäftigen, um zu Nicht-plausiblen Erklärungen zu kommen oder .....: einfach hinzunehmen, dass wir uns (im Gegensatz zu einer Wollindustrie) unter Zuhilfenahme relativ einfacher Werkzeuge mit einem natürlichen Rohstoff beschäftigen, in dessen Natur es liegt, unvorhergesehen zu reagieren.
UND:
Es liegt in der Natur dieser für uns reizvollen Beschäftigung mit der Wildheit der Wolle, dass wir dabei größtenteils für uns befriedigende und somit ökologisch harmonische Lösungen suchen, um die "wilden Wollen" zu verarbeiten. Dabei kommen höchst individuelle Lösungsansätze zustande (s. u.).

Daher z.B. auch das große Interesse an Pflanzenfärbungen.

Aber frag mal die Blutpflaume hier im Garten oder das Frauenmantelkraut... tztztz... genauso wild wie die Wolle.
Nett, freundlich im Umgang, wenn man nicht gerade mit der Gartenschere anrückt aaaaber .... wild ... 8) :twisted:

Und daher ebenfalls auch nur bedingt einschätzbar... klar, man hat eine Richtung, wohin die eine oder andere Färbedroge zielt, Basiswissen hierzu ist wie schon geschrieben mannigfaltig vorhanden und auch schon ziemlich genau dokumentiert und Erfahrung im Tun macht da glaube ich sehr viel aus, aber ein industriell zuverlässiges Ergebnis, das beliebig oft replizierbar ist, wirst du nienienie erhalten und genau das finde ich so richtig richtig gut.

Ich liebe Wolle so wild und unbeugsam...
In Anlehnung an einen sehr schönen Buchtitel, fällt mir dazu eine Formulierung ein ...:
... respect the fibre...

... und jetzt muss ich dringend los....

... total wilde Wollgrüße an alle...
Liebe Grüße
Trulline

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Adsharta » 01.07.2010, 12:52

@ Trulline: das hast du ganz wunderschön geschrieben und ich kann dir nur zustimmen. Genau das macht ja auch den Reiz aus, oder?
lg Adsharta

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Greifenritter » 02.07.2010, 13:50

Das deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen:
Jede Wolle reagiert etwas anders.
Selbst wenn sie gleich aufbereitet wurde und vom selben Schäfer von Schafen selbner rasse auf der gleichen Weide stammt ....
Jede Färbedroge aus der Natur ist individuell.
Die Birke neben der Garage färbt in einem Jahr stärker als im anderen, getrocknet anders als frisch und die aus Nachbars Garten die gedüngt wird färbt zur gleichen zeit wieder anders ...

Zwiebelschalen färben meist gelb oder orange, das hatte ich schon im Lager live bei Miriam miterlebt. Meine färbten - obbwohl einfache braune Schalen - dann plötzlich dunkelrot.
Natürlich beinflußt die Beize auch, aber das ist nur einer der Faktoren.
Manche Wolle braucht mehr Wärme und Energie ehe sie eine Farbe gut annimmt, andere weniger. Manche Färbedrogen werden auf Kaltbeize genau wie auf andern Beizen oder gar ungebeizt, andere zeigen deutliche Unterschiede in Farbton, Licht- und Waschechtheit.
Die Grobe Richtung zeigt sich aus der Erfahrung, das genau Ergebnis ist nie zu 100% vorherzusagen. Die Natur läßt nur sehr begrenzt mit sich spielen.

Leute Wie Dorothea Fischer, Eberhard Prinz, Erna Bächi-Nussbaumer und andere Autoren lassen uns in Ihren Büchern von ihrem Wissen profitieren. Der eine oder andere Autor solcher Fachbücher tummelt sich sogar hier im Forum und läßt uns genau wie andere User über Erfahrungsberichte und Fotos an seinen Versuchen teilhaben. Da kann man viel ableiten. Manchmal reizt es mich selbst etwas zu versuchen, vor allem wenn ich einen guten Grund wie z.B. Energieersparnis darin sehe. Manchmal bekomme ich dadurch neue Erkenntnisse (oder Zufallsergebnise auf Grund der Eigenheiten meiner Wolle oder Färbepflanzen), meist bestätigt sich aber was die Autoren so schreiben.

Lichtechtheit und Waschechtheit sind wichtig. Hin und wieder teste ich soetwas, aber auch diese Tests kosten Energie und daher spare ich sie mir oft und greife auf bereits gemachte Erfahrungen anderer zurück. Kaltbeize dtatt heißer beize kann Energie sparen, wird aber wenn die farbe dafür nicht so lange hält schnell wieder auf Stand mit der heißen beize sein, wenn ich nachfärben muß.
Wann soetwas sinnvoll ist ist eine Einzelfallentscheidung und kann nicht als regel festgelegt werden.

Letztendlich kann jeder nur für sich selbst bestimmen wie er die Ökobilanz einer Färbuzng sieht. Das hängt nicht nur von der Einstellung sondern auch von den lokalen Gegebenheiten und vielen anderen Dingen ab.
Über Ideologien zu streiten bringt nichts.

Die Idee auf den teilweise großen Energieverbrauch der Färberei hinzuweisen finde ich gut, aber jeder muß aus den zusammengetragenen Daten für sich selbst entscheiden wann der Aufwand angebracht ist und wann die Ökobilanz stimmt.

CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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