Zwei Mini-Kämme zu bauen, mit insgesamt 50 Zinken aus Schweissstahl, hat dreieinhalb Stunden gedauert. Und dann noch mal 15 Minuten, um sie schmaler zu sägen (für englisches Kämmen dürfen die Kämme meiner Meinung nach nicht breiter als die Zinken lang sein). Allerdings werde ich's noch Mal machen, weil der Griff zu kurz (für die Indigo Hound-Basisplatte) und die Zinken nicht glatt und spitz genug zulaufend sind.
Was das Video angeht, würde ich nicht alles glauben, was Robin Russo sagt: Mit zweireihigen Kämmen hat man nicht unbedingt weniger Abfall als mit fünfreihigen (ich hätt's zwar auch gedacht, aber nachwiegen hat was anderes ergeben - bei gleicher Wolle. Könnte allerdings auch an der Qualität meiner Selbstbau-Kämme liegen.) Und offensichtlich hat die gute Frau in ein paar Jahrzehnten Kämmen noch nicht gelernt, wie man richtig abzieht: Ihre Kammzüge haben alle dünne Stellen, wo sie fast abgerissen sind.
Kämmen ist nicht einfacher als Kardieren, aber Kämme sind einfacher - und billiger - selbst zu bauen als eine Handkarde oder erst eine Trommelkarde

Wer feine Fasern zu wirklich feinem Garn verspinnen will, arbeitet am billigsten mit feinem Hundekamm oder einem (!) dieser kleinen Drahtbürstchen (als Flickkarde verwendet). Für schnelle Verarbeitung von grossen Mengen ordentlicher Wolle (oder unordentlicher Wolle, aus der unordentliches Garn werden darf) ist die Trommelkarde unschlagbar. Und englische Wollkämme (oder auch Viking-Kämme etc - irgendwas mit langen Spitzen, das man am Tisch befestigen kann) sind perfekt zur Verwandlung von Wolle, die der heutige Luxusspinner wegwerfen würde, in 1A-Spinnfaser (dass mindestens die Hälfte der Faser im Abfall landet, muss man in Kauf nehmen - immer noch ökonomischer, als alles wegzuwerfen).
Ciao, Klara