Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Alles rund ums Horshair-Hitching, Horsehair Braiding und die zugehörigen Lederarbeiten.

Moderator: Rolf_McGyver

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Tulipan
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Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Tulipan » 14.10.2015, 17:49

In meiner Schulzeit haben wir solche Schnüre aus Bast geflochten - und zwar über den Daumen, die heute im Netz und in Büchern gezeigten Techniken kommen mir im Vergleich dazu umständlich vor. Rund bekomme ich es noch hin, es gibt offenbar eine Art "Handgedächtnis". Aber ich weiss, dass wir über den Daumen auch eckig und spiralig geflochten haben. Kennt jemand eine Anleitung dazu, oder kennt jemand noch andere Begriffe als Futter für die Suchmaschine. Scoubidoo bezeichnet ja eigentlich die Plastikschnüre, die Technik muss anders heißen, schließlich gibt es sie schon länger.

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Asherra » 14.10.2015, 17:55

Ich hab das nie gemacht, ist Kumihimo ähnlich genug, daß du die Muster übernehmen könntest?

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von monilein » 14.10.2015, 18:07

Hallo Tulipan,

an das stundenlange Flechten von Bastschnüren kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Ich will gar nicht wissen wieviele Kilometer ich davon produziert habe. Und dann waren da noch unzählige Bienchen und Libellen ... :))
Wenn du die Technik mit vier Schnüren meinst, die man mit einer Art Fingerstricken immer im Kreis herum ineinander gesteck hat ... :
Eckig bekommst du es hin, wenn du in jeder Runde die Richtung wechselst ... also einmal linksherum ineinander stecken, einmal rechts herum.
Wonach man bei google noch suchen könnte weiß ich so spontan auch nicht, würde mich aber freuen wenn du was findest und es hier verrätst.

Liebe Grüße,

Moni

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Tulipan » 14.10.2015, 19:01

ja, genau das meine ich. Leider finde ich keinen brauchbaren Bast mehr dafür. Diese Plastikschmüre sind indiskutabel. Witzig, dass dir auch kein Name mehr dazu einfällt.
@Asherra: Kumihimo ist anders. Ich habe auch schon Anleitungen für eckige Schnüre gefunden, aber eben nicht in der "Daumentechnik"

Edit: "Biene" war ein gutes Stichwort :) - das habe ich dazu gefunden: http://www.handarbeitsweb.de/anleitunge ... obile1.htm

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von shorty » 14.10.2015, 19:25

kenn das auch, mit Bast , weiss aber keinen Namen...

technik ist aber wie bei Scoubidoo eigentlich....
habs mal rausgesucht, ich hab so geknpüft eben nur aus Bast :
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... FAod0jMMPA
zu Bast hab ich das hier gefunden, unter Kunstbast suchen :
http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... FAoddxwC-g
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Klara » 15.10.2015, 12:37

Kumihimo ist zwar vielleicht anders, aber unglaublich vielseitig - siehe die Bücher von Jacqui Carey (würde mich wundern, wenn's da nicht jede von dir damals geflochtene Schnur auch gäbe) und vor allem unglaublich praktisch. Ich hab' mir ja auch Anbindestricke in Scobidoo-Technik geflochten, weil ich Kumihimo noch nicht kannte. Da habe ich mindestens die Hälfte der Zeit damit verbracht, die langen Enden durch die Schlaufen zu ziehen. Bei Kumihimo sind die Ende aufgewickelt, was die Sache gewaltig beschleunigt.

Ciao, Klara

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Tulipan » 15.10.2015, 16:07

Ja, mit Kumihimo kann man wunderschöne Sachen machen, ich kenne die Bücher. Es geht mir aber nicht um Kordeln an sich, sondern um diese Technik. Für eine schnelle Kordel würde ich übrigens tundeln.

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Spinnwinde » 15.10.2015, 17:17

Tulipan hat geschrieben:Leider finde ich keinen brauchbaren Bast mehr dafür.
Auf die Schnelle hab ich Rayonbast gefunden:
http://www.ebay.de/itm/Rayher-RAYONBAST ... 1368769755

Naturbast kriegt man aber auch ;-)
http://www.ebay.de/itm/25-90-1kg-Bast-R ... 1225580749

Nicht im Handarbeitsbereich sondern im Bastelbereich suchen, auch vor Ort. Bastelbast gibts hier sogar im Supermarkt.

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Fenlinka » 15.10.2015, 17:58

Ich hatte letztens mal auf Ravelry ein tutoriel für die runden gepostet, spiralig hab ich immer über die Farbwahl gemacht, viereckig war abwechselnd die erste schlaufe über den Daumen und über den kleinen Finger legen. Wenn du dort auch bist kann ich dir mal den Forumslink schicken (laufe dort auch unter fenlinka)
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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Klara » 15.10.2015, 20:35

Tulipan hat geschrieben:Ja, mit Kumihimo kann man wunderschöne Sachen machen, ich kenne die Bücher. Es geht mir aber nicht um Kordeln an sich, sondern um diese Technik. Für eine schnelle Kordel würde ich übrigens tundeln.
So wie ich das sehe (nachdem ich einem der Links in Wikipedia gefolgt bin) ist der Hauptunterschied zwischen Kumihimo und Tundeln der Marudai ;) (Mein erster war 'ne Rolle Packpapier.)

Ciao, Klara

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Tulipan » 15.10.2015, 20:43

@Fenlinka: Danke, ich habs gefunden _ einen Namen dafür hast du aber auch nicht, oder? Jetzt weiß ich was monilein mit Fingerstricken meinte. Quadratisch mit meine Daumenmethode muss ich mir wohl selber austüfteln.

@Klara: Stimmt schon, im Prinzip ist es einfach umgedreht.

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von jutta » 16.10.2015, 09:29

Makramee?

LG
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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Tulipan » 16.10.2015, 20:56

Die Lösung stand bei mir im Bücherregal :silly: . In Beyers Lehrbuch der Handarbeiten, das ich mal auf einem Flohmarkt gefunden habe, habe ich es als Mönchsschnur gefunden. Damit habe ich diese Seite ergoogelt. Jutta hat recht, es ist Makramee und der Knoten heißt Kronenknoten.
Danke für eure Tipps!

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Re: Scoubidoo - wie hieß das noch mal in den 80ern?

Beitrag von Glaskocher » 01.11.2019, 17:44

Erinnerungen ausgrab...

Mit diesen Kronenknoten habe ich viel gearbeitet, oft wurden es Schlüsselanhänger. Hauptsächlich hatte ich Polypropylen-Splitfilm-Garn verwendet, wie es als "Ballenkordel" zum Binden von Strohballen verwendet wurde (kleine Ballen mit zwei Bindegarnen). Man braucht zum Beginn vier Stücke zu je 70-100cm Länge und ein Hilfsfädchen (optional). Mit dem Hilfsfaden bindet man die vier Arbeitsfäden zwei Fingerbreit neben der Mitte zusammen. Mit den längeren Enden wird jetzt ein runder Viererzopf geflochten, bis genug Länge für die Schlaufe fertig ist. Man vertauscht das eine Paar Fäden rechtsrum und dann das Andere linksrum, immer in Wechsel. Nach dem Entfernen des Hilfsfadens werden beide Enden des Viererzopfes zusammen gelegt und die Enden neu sortiert. Man bildet vier Paare, die jeweils aus Fäden beider Zopfenden bestehen.

Der erste Kronenknoten wird "verkehrtherum" angelegt. Man* hält die Schlaufe mit dem Mittelfinger (bis kleiner Finger) der linken Hand in der Faust und spreizt Daumen und Zeigefinger ab. Die Fadenpaare liegen gleichmäßig im Kreis verteilt. Das Paar, das den Zeigefinger kreuzt wird unter dem Zeigefinger nach rechts gelegt und unter dem nächsten Paar drunter durch. Das zweite Paar wird jetzt um das Erste nach unten und im Uhrzeigersinn über das Dritte gelegt. Das Dritte macht die gleichen Bewegungen wie das Zweite, jedoch um eine Nummer weiter. Das vierte und letzte Paar kommt von unten um das Dritte und wird parallel zum linken Zeigefinger durch die Schlaufe des ersten Paares gesteckt. Jetzt werden alle Enden fest gezogen und die Enden wieder in alle vier Richtungen gelegt.

Der "normale" Kronenknoten (wie in @Juttas Link) beginnt damit, daß ein Paar eine Schlaufe bildet und dann über seinen Ursprung zurück gelegt wird. Im Beispiel ist es oben und zeigt nach rechts, faltet sich zurück nach unten Links, der selben Seite eines virtuellen Quadrates folgend. Das Band, das jetzt unter dem "Ende" der Schlaufe liegt wird darüber, der nächsten Quadratseite folgend, geklappt. Das dritte Paar ahmt die Bewegung des Zweeiten nach, nur um eine Ecke versetzt. Das vierte Paar wird über die Enden des Dritten geklappt und durch die Schlaufe des Ersten geschoben. Jetzt gut festziehen und die beiden Garne jeden Paares so legen, daß sie sich im Knotenverlauf nicht kreuzen. Der Anfang ist gemacht!

Für einen eckigen Querschnitt wechselt man immer rechte und linke Kronenknoten oder folgt dem Verlauf der Fadenpaare nach "rückwärts" beim jeweils nächsten Knoten. Für einen runden Querschnitt legt ma n die Schlaufen immer zur selben Seite und klappt die anderen Paare immer in der selben Richtung darüber. Man knotet weiter, bis die gewünschte Länge des Anhängers erreicht ist oder das Material zu kurz wird.

Zum Abschluß wird der letzte Knoten immer entgegen der vorherigen Richtung geknotet (wie viereckiger Querschnitt). Die Enden werden zuerst hut fest gezogen. Dann wird das erste Ende 3-5mm überstehend abgeschnitten und der Stoppel mit einer Flamme (Feuerzeug, Kerze...) erhitzt, bis sich das schmelzende Material pilzförmig etwas zusammen zieht. Dann mit einem kalten Metallgegenstand (Messergriff...) platt und in die Schlaufe des "Vorgängerpaares" hinein drücken. Das wiederholt man nacheinander mit allen übrigen Paaren und ist fertig. Jetzt muß nur noch ein Schlüsselring eingefädelt werden und der erste Schlüssel hat einen individuellen Anhänger. Solche Schlüsselanhänger halten mindestens dreißig Jahre im täglichen Einsatz beim Landwirt in der Jackentasche.

Als Material eignet sich jedes Kunstfasergarn (Paracord...), das sich mit der Flamme schweißen läßt. Bei Farbkombinationen setzen nur die Phantasie und das verfügbare Material Grenzen.


Um jetzt das Repertoire an Formen zu erweitern nehmen wir mal einen "gemachten Anfang" und legen den zweiten Knoten an, wie für den viereckigen Querschnitt ohne fest zu ziehen. Dann legen wir einen frischen Faden quer unter den Knoten (zwei Enden von Knotenpaaren auf jeder Seite) und ziehen fest. Jetzt wird es etwas komplizierter, da die beiden neuen Enden einzeln im Knoten teilnehmen. Mit den vier "ganzen" Paaren legen wir wieder eine Krone wie für den eckigen Querschnitt und weben die Enden des "Neuen" so ein, daß sie (einzelfadenweise betrachtet) das Muster AAuaUU bildern. Dabei ist A=auf und U=unter; Kleinbuchstaben zeigen die Lage der Neuen an. Vor dem Festziehen kommt noch ein weiterer Faden unter die Mitte zwischen die Einzelfäden. In der nächsten Lage werden damit die Einzelfäden zum Paar aufgedoppelt. Jetzt hat man einen 2*2-Querschnitt zu 4*2 verbreitert. Man kann auch in beiden Richtungen gleichzeitig neue Fäden einlegen und somit an beiden Seiten gleichzeitig zum 4*4-Querschnitt zunehmen. In der Fläche wird dann in Leinwandbindung gewebt. Querschnitte größer als 6*6 sind zwar machbar, werden aber unhandlich. Man kann auch zu L- oder X-förmigen Querschnitten erweitern, solange man die Fläche mit unzerteilten Dominosteinen "pflastern" kann. Ab dem 6*6-Querschnitt sind auch hohle Formen möglich, man braucht aber für einen 6*6-Querschnitt mit einem 2*2-Loch noch ein zusätzliches Fadenpaar je Seite, da man ja im Inneren der Fläche neue Kanten schafft.

Um einen dreieckigen "Aufbau" auf einer Zweierkante zu erzeugen muß man etwas umdenken. Man legt zuerst die beiden gegenüber liegenden Seiten wie zu einer "Runder-Querschnitt-Zweierkrone" lose hin und webt die anderen Kanten wie beim eckigen Querschnitt ein. Mit diesen spitzen "Anbauten" an allen vier Seiten bekommt man einen leicht sternförmigen Querschnitt. Durch den Einbau eines fünften Fadens vor fer ersten "rückwärts" geknoteten Krone lassen sich fünfeckige Querschnitte erzielen.

Man kann auch mit größeren Querschnitten als 2*2 (also 2*4, 4*4, ...) gedrehte Querschnitte erzeugen. Man legt zuerst die Eckfäden zur gedrehten Krone und webt dann paarweise die einender (fast) gegenüberliegenden Fadenpaare so ein, daß sie ihre Lage tauschen. Man muß darauf achten, daß auf der Endfläche immer in Leinwandbindung gewebt wird. Durch diese Technik bekommt man dann einen tordiertes Vierkantprofil als Ergebnis.

Viel Spaß und immer im Hirn knotenfrei bleiben ... ;-D


* = Für Rechtshänder beschrieben, Linkshänder bitte spiegeln

Literaturtipp: Das "Ashley Buch der Knoten" ist ein sehr umfangreiches und mit Zeichnungen gut bebildertes Nachschlagewerk zu Knoten. Es ist nach Themengebieten sortiert und die hier besprochene Technik findet sich unter "Kronenplattings".

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