Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Cherubina
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Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Cherubina » 07.07.2011, 13:09

Ich habe am Montag einen Termin in der Kardiererei und wasche dafür fleißig Wolle. Der Mensch am Telefon hat mich nun etwas verunsichert, als er sagte ich solle aber gut drauf achten, dass die Wolle entfettet ist. Mit heißem Wasser und Soda soll ich waschen...

Ich hatte bisher nie Probleme mit meiner Wollwaschmittel gewaschenen Wolle und nun greife ich ich in die fertigen Wollpakete und habe leicht klebrige Finger - also doch noch fettig!? OK, ich habe es auch in kaltem Wasser gewaschen... Also ein zweiter Durchgang mit Neutralreiniger und leitungsheißem Wasser - fettfrei ist sie bestimmt immernoch nicht, aber wie darfs denn sein? Total stumpfe Wolle möchte ich auch nicht haben.

Wurde einer von euch schon mal beim Kardierer mit seiner Wolle wieder nach Hause geschickt? Wie fühlte die sich an?

Viele Grüße
Cherubina
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von shorty » 07.07.2011, 15:49

Wollwaschmittel entfettet nicht sonderlich.
Ist ja im Grunde nicht für Rohwolle sondern Strickstücke gedacht.
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von angi » 07.07.2011, 17:20

hi cherubina,
ich wasche einen Teil meiner Wolle selber, aber den größten Teil gebe ich zum Kardieren zu wollpoldi - Gabi. Die wäscht sie dann auch.
Wenn ich selber wasche nehme ich Spüli (nicht wenig) und heißes Wasser zum waschen und habe auch immer Angst, daß die Wolle zu strohig wird. Wird sie aber nicht!!!! Spätestens wenn ich sie selbst kardieren möchte, merke ich, daß noch fettfreier waschen besser gewesen wäre.
Wenn ich meine Wolle mit der von wollpoldi-Gabi vergleiche, dann ist ihre viel viel schöner, weil weniger Fett drin ist und die Fasern sich dadurch nicht so "klebrig" anfühlen.
Mit weniger Fett drin kardiert es sich einfach besser und auch das Spinnen geht viel leichter und zügiger von der Hand, das Fett in den Fasern klebt und stoppt das Ausziehen.
Bisher habe ich es noch nicht geschafft, die von mir gewaschene Wolle zu sehr zu entfetten, ganz im Gegenteil es war immer zu wenig!
liebe Grüße, angi

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Ruth » 07.07.2011, 19:37

Ich nehme Wasser so heiss wie möglich (wie es aus der Leitung kommt), Shampoo und Spülmaschinenspülmittel (enthält Soda, Soda pur tut genauso). Reichlich Shampoo und 3 - 4 Würfel Spülmaschinenspülmittel, je nach Wollmenge. Bisschen runter drücken, einige Zeit einweichen lassen und mit Wollstampfer durch. Mein Bentheim-Schwarzkopf-Mix ist dabei allerdings gefilzt (kurze Fasern, die schon nachgewachsen waren, unten - die lange Wolle selbst nicht). Wolle rausholen, wenn noch gut handwarm, damit das Lanolin nicht wieder fest wird. Gut abtropfen lassen und noch mal mit Shampoo waschen, dann 2 bis 3 mal klar spülen. Im Allgemeinen filzt da nix und sie lässt sich schön kardieren und spinnen.
Dickel wäscht ja auch, und deren Wolle enthält etwas mehr Fett als die von mir gewaschene. Ich möchte allerdings mein Kardiertier nicht mit Lanolin einsauen, deshalb wasche ich lieber gründlicher. Außerdem finde ich, dass dann Farbe besser angenommen wird.
Wolle ist eigentlich eine ziemlich unempfindliche Faser.
Grüßle,
Ruth

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Cherubina » 07.07.2011, 22:54

Danke für eure Hilfe.
Ich hatte wohl bisher einfach keine so fettige Wolle. Da hat das Wollwaschmittel immer ausgereicht.

Über die unterschiedlichsten Waschtechniken gibt es ja schon einen sehr ausführlichen Thread. Mir ging es vor allem darum, wieviel Fett noch geht, bzw, wie sich das anfühlt. Im Prinzip bin ich mir nun aber sicher, dass ich um einen Durchgang mit heißem Wasser und Spüli nicht drumrum komme. Einen Probedurchgang damit habe ich gemacht und es stimmt, strohig ist es nicht geworden, nur deutlich weniger klebrig...
Und da ist noch sooooo viel Wolle!

Langsam habe ich keine Lust mehr :(

Doof ist vor allem, dass ich zur Zeit kein heißes Wasser mehr habe (habe vorhin eiskalt geduscht). Ich bin hier nur Haus- und Hofsitterin. Bei der Abreise hieß es noch: "irgendwann musst du die Asche aus der Pelletheizung entfernen, sonst stellt die sich ab. Wie das geht klären wir dann telefonisch...". War alles sehr hektisch und die mussten noch die Fähre kriegen. Nun muss ich sehen, dass ich ihn an die Strippe bekomme. Das ist mir bisher noch nicht gelungen und vor dem Heizungsungetüm stehe ich ziemlich ratlos. Dabei ich habe noch gesagt, dass ich im Notfall eben kalt dusche. An die Wolle hatte ich gar nicht gedacht :totlach:

LG
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von kaha » 08.07.2011, 00:27

Du kannst aber doch Wasser warmmachen auf dem Herd oder im Wasserkocher.
Macht nicht so viel Spaß und bei fremdem Haushalt würde ich damit auch nicht allzu viel waschen wollen wegen des Stromverbrauchs, aber für bisschen zur Überbrückung geht das schon.
Dein Leitungswasser kommt ja nicht eisekalt aus dem Hahn und Du kippst dann fast 100° heißes Wasser dazu. Da kommst Du relativ gut auf die ca. 45 Grad, die Du brauchst.

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Lockige » 08.07.2011, 14:22

Cherubina, nicht den Mut verlieren. Morgen helfe ich Dir und bringe auch noch einen Wasserkocher mit! :D

Klär doch mal alle auf, daß Du theoretisch etwa 120 Vliese waschen könntest. Ich habe mir das vorhin mal bildlich vorgestellt, Du in sooo einem Berg Wolle mit einem Ein-Liter-Wasserkocher. :totlach:

@Kaha: entschuldige bitte, ich will mich nicht über Deinen gutgemeinten Ratschlag lustig machen. Natürlich geht man sonst ja von spinnbaren Mengen aus.
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von shorty » 08.07.2011, 14:25

Lockige hat geschrieben:
Klär doch mal alle auf, daß Du theoretisch etwa 120 Vliese waschen könntest. Ich habe mir das vorhin mal bildlich vorgestellt, Du in sooo einem Berg Wolle mit einem Ein-Liter-Wasserkocher. :totlach:
:freu:
Ich glaub ich würd nen Anfall kriegen 120 Vliese, :twisted: Unglaublich
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von kaha » 08.07.2011, 15:56

AHHHHHHHH - 120 Vliese, achdumeinegüte!
Ne, da sollte man nicht unbedingt nur einen Wasserkocher haben. ;)

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Fiall » 08.07.2011, 16:19

Vom Wasserkocher mal abgesehen, bekäme ich die Krise, wenn ich soooo viele Vliese waschen müsste. Bin froh, wenn ich mit meinen 5-6 Vliesen jetzt durch bin. An 120 würde ich rein vom Platzmangel her sicher Jaaaahre arbeiten.

Ich hab bisher übrigens auch Wollwaschmittel benutzt und hatte den Eindruck, dass sich das Fett überwiegend ganz gut gelöst hat. Nur in besonders stark eingestreuten oder verfilzten Partien hat sich das Fett hartnäckig gehalten, was ich aber erst nach dem Bürsten bzw. Kardieren gemerkt hab. Vorher fühlten sich die Fasern schön trocken an. Nachher klebrig...
GLG,

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Cherubina » 08.07.2011, 16:47

:totlach: Ich KÖNNTE 120 Vliese waschen, das werde ich aber tunlichst vermeiden. Ich kämpfe immernoch mit dem ersten riesigen Bockvlies und überlege die ganze Zeit, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt und ich nicht lieber drei Euro mehr bezahle und die Kardiererei auch gleich waschen lasse. Ich rufe da einfach nochmal an...
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Cherubina » 08.07.2011, 16:59

Also: für 2 Euro pro Kilo wird die Wolle auch noch gewaschen vor dem Kardieren. Ich mache mich jetzt nicht mehr verrückt und wasche wozu ich noch Lust habe. Der Rest kommt so in eine Tüte.

Da geht der Tag nun in eine entspanntere zweite Runde :]

LG
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von wollpoldi » 08.07.2011, 17:16

Hallo Ihr Lieben,

jetzt melde ich mich doch zu Wort ...

Waschen ist nicht gleich waschen.
Ich habe keine Ahnung, wo Du die Wolle waschen und kardieren lassen möchtest.

Aber ich gehe davon aus, dass bei 2 Euro/kg das nicht von Hand gemacht wird, sondern industriell. Wobei es hier natürlich auch Unterschiede gibt!!! Ich will auf keinen Fall alle Wäschereien über einen Kamm sche(ä)ren!!!

Ich gebe morgen einen ca. 100 kg Sack industriegewaschene Wolle zurück.
Das ist Zeug ist schlichtweg unbrauchbar.

Warum?

Weil die meisten Industriewäschereien zwar heißes Wasser, Soda oder ähnliches verwenden.
Aaaber das Wasser aus den riesen Pötten nur ablaufen lassen. D.h. der ganze Dreck, der ja auch in der Wolle ist, bleibt obendrauf oder dazwischen. Die Wolle ist zwar komplett entfettet, aber der Dreck bleibt drin.

Bei der Wolle, die morgen zurückgeht, sieht das so aus, dass ich beim Kardieren in einer Sandwolke stehe, die Maschine samt Raum total versaut ist, die Wolle aber trotzdem noch immer voller Kleinstpartikel.

Wenn ich wasche (und NEIN, ich suche KEINE Waschaufträge!!!), dann nehme ich die Wolle aus dem heißen Wasser raus und schleudere sie. Ich hab den Dreck/Sand dann am Boden meiner Waschbottiche.

Ich weiß jetzt, ob Ihr wißt, was ich meine. Wer selber Wolle wäscht, kennt das.

Grüßle Gabi

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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Cherubina » 08.07.2011, 17:44

Er sagte er kann bis zu 20 kg Wolle gleichzeitig waschen und zwar in zwei Kesseln. Das ist sicher nicht so wie bei mir zu Hause. Aber: ich hatte schon gewaschene und kardierte Wolle von dort und war zufrieden, ich wollte eigentlich nur durch Eigenleistung etwas Geld einspaaren...

Groben Dreck und stark verdreckte Wolle sortiere ich vorher sorgfältig raus und vielleicht (wenn ich ganz viel Lust habe) kann ich ja noch einen Vorwaschgang einplanen, damit Sand und kleine Partikel vorher schon raus sind. Ich glaube aber, das müsste auch so gehen.

Dein Einwand kann ich aber durchaus nachvollziehen. Ich hatte hier mal industriegewaschene Gotlandwolle, die völlig verfilzt war. Da dachte ich mir auch ich hätte das zu Hause bestimmt besser und schonender hingekriegt.

LG
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Re: Lohnkardierer - wie fettig ist zu fettig?

Beitrag von Lockige » 08.07.2011, 21:30

Ich kann Dich auch beruhigen, die Wolle wird dort schonend mit der Hand in großen Bottichen gewaschen. Du mußt dann natürlich noch die Zeit zum Trocknen einplanen, die nasse Wolle wird dort ganz natürlich an einem luftigen Platz im Schatten getrocknet und wird dadurch natürlich nicht am gleichen Tag kardiert.

Na, ich bin ja mal auf das Ergebnis gespannt.
Liebe Grüße aus Nordfriesland
Angie

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