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von Mydora » 06.04.2012, 11:21
Hallo Heike,
vielen Dank für deinen Post. Er trifft in vielem meine Einstellung. Ich versuche so zu leben, dass weder Mensch noch Tier unter meinen Entscheidungen leiden muss, aber es lässt sich nicht vollständig durchsetzen. Weil man über viele Hintergründe und Zusammenhänge einfach nicht alles wissen kann, auch wenn man sich informiert.
Da siede ich meine Seife mit Palmfett und lese dann, dass der Regenwald abgeholzt wird für die Palmenplantagen mit allen Konsequenzen für Mensch und Tier.... also verwende ich Kokosfett. Aber vielleicht erzählt mir irgendwann dann wieder jemand was über die Nachteile von Kokosfett.... usw.
Ich habe mich mit HessNatur auseinandergesetzt und dort auch Mailkontakt, weil ich wissen wollte, wie weit sie wirklich "natur" sind mit ihrer Wolle. Aber sie können mir auch nicht garantieren, dass die Wolle (aus Australien) wirklich von Schafen kommt, die artgerecht behandelt werden, weil sie sagen, so viel BioWolle, wie sie brauchen, die gibt es noch gar nicht in der Erzeugung.....
Ich trage auch Lederschuhe, weil ich in den Synthetics so schwitze und weiss wohl, dass das Leder von Schlachttieren stammt..... ich bin Vegetarier, aber kein Veganer und esse gerne Milchprodukte, auch wenn ich weiss, dass für Milch die Kuh ein Kalb kriegen muss, das in der Regel nicht artgerecht bei der Mutter bleibt, sondern getrennt aufwächst, oft in diesen schrecklichen Kälberboxen und dann den weg zum Schlachter geht.
Ich kaufe ab und an ein Baumwoll-T-Shirt, auch wenn drin steht "Made in Bangla Desh"..... und weiss, dass daran Näherinnen gearbeitet haben, die keine guten Arbeitsbedingungen haben. Und weiss gleichzeitig, auch wenn ein T-Shirt 60 Euro kostet, ist der Preis keine Garantie für eine saubere Produktion. Und weiss genauso auch, dass wenn ich es nicht kaufe, und niemand mehr die Shirts kauft, dass dann die Leute dort Probleme haben, weil sie keine Jobs mehr finden.
Ich füttere meine Hunde mit Fleisch und frage auch nicht, wie das erzeugt wird...... und letztlich lebe ich bewusst mit einem Anteil "Schuld" und hoffe dennoch, ihn durch bewussteres Leben so klein wie möglich zu halten.
Ich missioniere nicht, ich versuche aufzuklären. Im Hauswirtschaftsunterricht gibt es auch mal Fleisch, aber dann versuche ich, regionales zu kriegen und dies auch zu erwähnen..... meinem Mann koche ich ab und zu was mit Fleisch, weil er es gerne isst, aber selten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt.
Wir haben ein paar Schafe und es ist schön, die Wolle zu verarbeiten, aber ehrlich gesagt, ist es doch nur Hobby und man kann nicht seine gesamte Kleidung eigen produzieren. Wir sind auf dem Weg zur Selbstversorgung mit Eiern von den eigenen, hoffentlich glücklichen Hühnern und dem Gemüse aus dem Garten. Aber ich arbeite "nebenher" Vollzeit und der Tag hat nur 24 Stunden und die eigene Kraft hat Grenzen.
Wie du sagst, es ist eine Gratwanderung. Und auf dieser Wanderung gibt es ganz viele individuelle Pfade.