Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Moderator: Rolf_McGyver

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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Miriam » 05.03.2010, 23:37

Auch den Trittwebstuhl müsste es im 13. Jahrhundert schon gegeben haben - bei Almut Bohnsack gibt es eine Abbildung vom Anfang des 14. Jh., die ich im Web leider nicht finde. Auf der Kircher-Seite sieht man einen ähnlichen Webstuhl, auch wenn das noch etwas später datiert ist.
http://www.holzkircher.de/magazinneu/ge ... hrung2.htm

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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Greifenritter » 08.03.2010, 08:27

Nein, ich habe am Gewichtswebstuhl noch nicht gewebt, nur zugesehen und mal angefasst. Fand das interessant wie die Kette sich durch die gewichte spannt.

Den Trittwebstuhl hat es soviel ich weiß auch im 13. Jht. schon gegeben aber durch Abmessungen und Mehraufwand sicher nicht in jedem bauernhaus. Zumindest kenne ich bis ins späte 14. Jht. nur Abbildungen die professionelle Weber an solchen geräten zeigen, keine mit ner Bauersfrau davor (wobei das mit Abbildungen natürlich wieder so ne Sache ist, das muß nix bedeuten).

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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Bakerqueen » 08.03.2010, 13:18

Hast du zufällig irgendwo Abbildungen von anfänglichen Flachwebstühlen?
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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Greifenritter » 09.03.2010, 18:47

Hilf mir mal was mit Flachwebstuhl gemeint ist. Meinst Du welche die horizontal stehen statt aufgerichtet wie der Gewichtswebstuhl?

Bei Bohnsack sind einige Abbildungen drin.

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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Bakerqueen » 09.03.2010, 19:22

Ja, mit Flachwebstuhl meine ich die Webstühle, die nicht wie die Gewichtswebstühle hochkant stehen, sondern auf 4 Füßen stehen und die Kette waagerecht liegt. Oder halt Trittwebstuhl oder so... ?( :D
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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Miriam » 10.03.2010, 16:33

Ich habe das Bild des frühen Trittwebstuhls jetzt doch gefunden, auf dieser hp:
http://www.foracheim.de/cms.php?cmspid=32

(links "Projekte", dann "Weben am Trittwebstuhl")

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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von Bakerqueen » 10.03.2010, 16:56

Oh toll, vielen Dank für´s Suchen!!!
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Re: Weben im 13 Jht. - welche Geräte wurden verwendet?

Beitrag von ehemaliger User » 29.06.2010, 02:26

Mit den Holzwerkstoffen aus dem 13. Jahrhundert ist das so eine Sache: entweder wurden sie behütet und gepflegt (wie Schnitzereien in den Kirchen), oder sie wurden eben verbaut. Wenn man einen Webstuhl hatte, dann wurde der solange benutzt, bis er zusammenfiel. Danach wurde das Holz allerdings weiterverwendet: Latrinenbau, Brunnenbau oder eben verheizt.
So kann man Glück haben, und in einer hölzernen Kastenlatrine als Eckbalken ein Teil von einem Webstuhl finden. Zumindest haben wir damals in Leipzig in einer Latine einen achteckigen Baum mit einer (kaputten) Ratschenwalze gefunden, was hindeutet, daß es damals Flachwebstühle gegeben haben muß, die datierende Schicht (Münze) der Latrine war frühes 14. Jhd., und da waren noch um die 40 Kirschkernschichten (Scheißhausjahresringe) darunter. Erstaunlich, wie die das Holz bearbeitet haben, besonders die hölzerne Ratschenwalze.... Welche Genauigkeit mit den Mitteln damals....

Aus den Funden einen Webstuhl zusammenbauen zu wollen, halte ich für gewagt. Und wer einen noch halbwegs zu reparierenden Baum in der Latrine verbaute, der muß ein sehr reicher Weber gewesen sein. In dieser Latrine fanden wir pikanterweise auch einen Dildo aus Keramik, richtig naturalistisch gestaltet. Ob die über das Raue ding noch Leder gezogen haben, weiß ich nicht. Vielleicht deutet es darauf hin, daß dem Weber das Weben egal war, und er sich eher der Fleischeslust hingab, oder es war eine lustige Witwe.... wer weiß. Der Grabungsleiter nimmt an, daß diese riesige Latrine eher zum Wirtshaus gehörte: auch damals hat man den Müll gerne mal bei Anderen entsorgt.

Auf alle Fälle haben wir auch Webbrettchen aus Elfenbein (sicher von reichen Hausfrauen) aber auch aus Keramik (!) gefunden, sowie Kämme, diverse Nadeln aus Horn, Textilstücke (Wolle), etliche Gruben zum Fären/Beizen/Gerben. Interessant: viele Knäufe und Hefte aus Keramik. Ich frag mich, wieso die da kein Holz genommen haben, und wie die in der Keramik das Werkzeug befestigt haben. Ebenso fanden sich Webgewichte und Spinnwirtel in allen möglichen Größen und Formen.

Traditionell und laut Stadtchroniken war das Viertel den textilen Handwerkskünsten vorbehalten.

Die Grabungen waren in den 90er Jahren, vieles waren Notgrabungen wegen des Baubooms im Osten. Nur schnell ausgegraben, dokumentiert, Funde in Kisten und alles ins Archiv nach Dresden, wo es noch heute unausgewertet lagert. Unbefriedigend.
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