Sonata-Tuning

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Claudi » 04.11.2014, 12:13

borekd hat geschrieben:
... ich hätte vielleicht gerne Schiebehaken für den Countryspinner. Der hat allerdings runde Flügelholme - geht's da überhaupt?
Ja, es geht, siehe hier http://www.scforum.spinnradclub.de/down ... &mode=view.
Allerdings sollte ein runder Schiebehaken strammer auf dem Flügelarm sitzen, damit er sich nicht so einfach verdrehen kann. Den Haken auf dem Foto habe ich daher aus 2mm Draht gebogen, vielleicht hätte aber 1,6mm mit mehr Vorspannung auch gereicht. Die Edelstahl-Schweißdrähte kaufe ich über ebay, außerdem ist das für einen Schlosser ein Alltagsverbrauchsmaterial. Das gibt es überall.
Welchen Durchmesser haben denn die Flügelholme am Countryspinner?
Eventuell würden Sliding Hooks für Art Yarns von einem anderen Hersteller passen?
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von nadelundfaden » 04.11.2014, 12:44

Der Durchmesser der Flügelarme beim CountrySpinner II beträgt 2 cm.

LG Ate

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Claudi » 04.11.2014, 13:02

Autsch, das ist wahrscheinlich zu viel, um ein anderes Fabrikat zu nutzen.
Wäre es vielleicht sinnvoll, bei Ashford direkt nachzufragen, ob die nicht so einen entwickeln und bauen können?
Oder bei einem der Vertragshändler ob er diesbezüglich mal bei Ashford anfragt?
Schließlich gibt es ja für deren andere Räder schon welche.
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 05.11.2014, 08:08

Ein wichtiges Detail hätte ich fast vergessen.
Das vordere Lager der Spindel (am Einzug) ist pfiffiger Weise mit einem Docht aus Filz (?) versehen, der das Schmieröl speichern und an die Lagerung allmählich weiter transportieren soll. Bei unserem Exemplar war im Lieferzustand dieser Docht viel zu lang und lag so satt am Einzugsrohr, dass dieses stark gebremst wurde.
18_Docht.jpg
Nach dem Kürzen um etwa 5mm habe ich das untere Ende mit einer Nadel ein wenig gelockert, und mit einer Pinzette in der Höhe so eingestellt, dass nur einzelne Faserenden das Einzugrohr leicht berühren. So erfüllt der Docht seine Schmierfunktion ohne zu bremsen.

Gruß
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Klara » 06.11.2014, 12:06

OT: Das mit dem Schiebehaken für den Countryspinner hat sich erledigt - die Schraubhaken, die dran sind, sind so gross, dass auch wilde Mohairschwänze nicht dran hängenbleiben.

Aber trotzdem würde ich gerne wissen, wie Borek den Edelstahlschweissdraht gebogen hat - nur mit Zange und Kraft? Denn ich erinnere mich, dass ich beim Zaunbau (2,5 mm Galva-Draht) mit langen "Schwänzen" gearbeitet habe, wegen der Hebelwirkung. Und trotzdem sind die Wicklungen nicht genau so geworden, wie sie hätten sein sollen. Aber so ein Schiebehaken ist ja Präzisionsarbeit, und die Kurven sind ziemlich eng....

Ciao, Klara

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 07.11.2014, 08:11

Klara hat geschrieben:... nur mit Zange und Kraft? ...
... und ein kleiner Schraubstock, einige Reststücke von Hartholz (zum Drücken) und ein Rest von einer glatten Stahlrundstange (als Kern/Dorn zum Rundbiegen).
Wenn ich es zeitlich schaffe, mache ich über das kommende Wochenende ein paar Fotos.

Gruß
Borek

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Violaknits » 07.11.2014, 08:13

Deine Verbesserungsvorschläge sind genial.

Vor allem den einfachen mit der Pur-Schnur würde ich auch gerne probieren. Ich habe allerdings bis jetzt keine grüne entdeckt sondern nur die transparente. Gibt es für grün eine Bezugsquelle?

Auch mit dem ungetunten klappernden Sonata kann ich gut spinnen (Spinnwettbewerb 2014 1 h Zeit 20g Wolle = 238m). Was mir auch gut gefällt, es ist leicht und läßt sich gut in der Tasche transportieren.

LG Anja

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Claudi » 07.11.2014, 08:22

Violaknits hat geschrieben:Vor allem den einfachen mit der Pur-Schnur würde ich auch gerne probieren. Ich habe allerdings bis jetzt keine grüne entdeckt sondern nur die transparente. Gibt es für grün eine Bezugsquelle?
Jepp: Wollwolff und Tom Walther
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 07.11.2014, 08:28

Violaknits hat geschrieben:... Gibt es für grün eine Bezugsquelle?
...
Mein Vorrat kommt von hier:
http://walther-spinnrad.de/shop/article ... d%3D702%26
Weitere Möglichkeiten:
http://www.wollwolff.de/wollspindeln_li ... ategorie=3
oder
http://www.riemen-profi.de/Rundriemen/R ... n-rau.html

Uups, Claudi war schneller ...

Gruß
Borek

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Klara » 07.11.2014, 14:13

borekd hat geschrieben:
Klara hat geschrieben:... nur mit Zange und Kraft? ...
... und ein kleiner Schraubstock, einige Reststücke von Hartholz (zum Drücken) und ein Rest von einer glatten Stahlrundstange (als Kern/Dorn zum Rundbiegen).
Wenn ich es zeitlich schaffe, mache ich über das kommende Wochenende ein paar Fotos.

Gruß
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Danke, für mich musst du die Fotos nicht machen, mir reicht die Info so. Ich vermute allerdigns, dass da noch ein bisschen (oder ein bisschen mehr) Erfahrung im Biegen dahintersteckt, damit genau die gewünschte Form rauskommt ;)

Wie Robert Pirsig so schön schreibt: "Wenn man weiss, was man tut, kann man Metall jede gewünschte Form geben. Andernfalls kriegt man jede Form ausser der gewünschten." ("Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten", aus dem Gedächtnis zitiert, also vermutlich leicht falsch).

Ciao, Klara

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 11.11.2014, 12:37

Auch wenn es Klara nicht unbedingt braucht, vielleicht hilft die folgende Fotoserie doch jemandem.

Schiebehaken
(bitte entschuldigt die teilweise dürftige Qualität der Fotos)

Zuerst die Lasche zum Drücken (Öffnen):
1_Schritt.jpg
2_Schritt.jpg
Ab hier beginnt man das Viereck zu formen, das um den Flügelarm greift:
3_4_Schritt.jpg
5_Schritt.jpg
6_Schritt.jpg
7_Schritt.jpg
Das letzte o.a. Foto zeigt das Prinzip: Die beiden kurzen Seiten des Vierecks (oben + unten) haben zum Flügelarm hin Luft, die beiden langen Seiten "packen".
8_Schritt.jpg
Zuletzt werden die eigentlichen Haken um eine passende Rundstange gebogen. Die Einspannung mit einer innen eingesteckten Leiste im Schraubstock ist nicht die beste Wahl, dafür aber wohl am einfachsten nachvollziehbar. Nach dem Ausspannen muss noch alles gerichtet werden. Erst dann kann man die übestehenden Drahtenden z.B. mit einem Seitenschneider abzwicken und verrunden.
fertig.jpg
So sieht das Ergebnis aus, mit abgebildet sind die beiden wichtigsten "Tatwaffen". Man kann sofort erkennen, dass es keine Perfektionsteile sind, eben Handarbeit. Dafür sind die Haken relativ schnell und preiswert gemacht, und neben der einwandfreien Funktion befriedigt auch die Tatsache, dass man in der Lage war, etwas herzustellen statt es zu kaufen.

Gruß
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 11.11.2014, 12:38

... und hier noch eine Detailaufnahme:
Detail.jpg
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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von Klara » 11.11.2014, 19:59

Danke - auch wenn ich's nicht unbedingt brauche, ist es interessant zu sehen. Vor allem, wenn ich das richtig sehe, arbeitest du auch mit ziemlich langen Enden, wegen der Hebelwirkund, oder?

Und da fällt mir ein: Ich habe ja eine Schwedin ohne Haken, da könnte ich das glatt ausprobieren!

Ciao, Klara

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 12.11.2014, 12:15

Klara hat geschrieben:... wenn ich das richtig sehe, arbeitest du auch mit ziemlich langen Enden, wegen der Hebelwirkund, oder? ...
Ja, anders wäre es zumindest wesentlich schwieriger bzw. im Einzelfall sogar kaum machbar. Z.B. das kürzere Ende im Foto zu Schritt 8 musste ich schon über ein darauf gelegtes Stück Hartholz biegen (drücken). Sowohl wegen der höheren Kraft, als auch wegen des dann schon schmerzhaften Drucks vom Draht auf den Fingern. Aus demselben Grund ist es kräftetechnisch günstiger, den Draht in der Zange so nahe wie möglich an den Wurzeln der Zangenbacken zu halten.

Gruß
Borek

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Re: Sonata-Tuning

Beitrag von borekd » 25.02.2015, 19:38

Update 02./2015 – Woolee Winder

Kürzlich habe ich im WW-Spulen-Thread geschrieben, dass bei uns zwei Woolee Winder im Einsatz sind. Das ist seit Weihnachten 2014 nicht ganz richtig.
1_Sonata_WW_Louet.jpg
Ich hatte das Glück, dass ich den Weihnachtsmann bei der „Anlieferung“ bei uns getroffen habe, und dass ich ihn zu einer gemeinsamen Rauchpause überreden konnte. Während die Pfeifen glimmten, haben wir ein wenig gefachsimpelt, sodass ich die dabei erfahrenen technischen Details jetzt weiter geben kann.

Der Weihnachtsmann wusste, dass ich bereits vor einiger Zeit einen Louet-WW für unseren Medík (ein stark modifiziertes Willy) umgebaut und zusätzliche Spulen dazu konstruiert und z.T. angefertigt habe. Da kam ihm die Idee, dass er meiner Frau einen anderen Louet-WW für ihren Herrn Schumann (so heißt das Sonata bei uns) umbaut, was ihm dann auf einigen Umwegen gelungen ist. Er verfolgte dabei die Idee, dass sich die beiden Spinnräder die mit 7 Stück reichlich vorhandenen Spulen teilen werden, einmal spulengetrieben (Medík), und einmal mit Spulenbremse (Sonata). Weiterhin sollten die zuvor von mir gefertigten wechselbaren Stufenwirtel (die schnelleren für den „normalen“ Flügel) auch am neuen WW-Flügel eingesetzt werden können.
2_Medik_Sonata_1.jpg
3_Medik_Sonata_2.jpg
Ursprünglich wollte der Weihnachtsmann den WW-Flügel als eine Einheit (also die Basis aus Holz zusammen mit dem Einzugsrohr, der Spindel und den beiden Flügelarmen) bearbeiten. Zum Glück hat sich bereits bei der ersten Drehoperation gezeigt, dass alle diese Teile „nur“ passgenau ineinander gesteckt bzw. verpresst sind. Auseinander gedrückt konnte er dann die Einzelteile viel einfacher, sicherer und genauer bearbeiten. Dies umfasste:

- Das Herstellen eines neuen Einzugsrohrs aus Automatenstahl inkl. Einpressen/Einkleben der ursprünglichen Spindel, die an ihrem Ende einen Absatz von 4,5mm Durchmesser (passend zum hinteren Kromski-Lager) erhielt
Spindelende.jpg
- Das Ausfräsen eines Kanals für das einlaufende Garn in die Flügelbasis und das Einsetzen der bereits bekannten Stahlbecher zur Wirtelarretierung
Einzugsrohr_Garnkanal.jpg
Einzugsrohr_Garnkanal_Wirtel.jpg
- Das Planfräsen der Basis von der Einzugsrohrseite um 0,8mm und das Abdrehen der beiden Flügelarme ebenfalls um 0,8mm (dadurch wurde der gesamte WW-Flügel um diese 0,8mm gekürzt, was für den Einbau im Sonata erforderlich war).

Der erste Probelauf zeigte, dass bedingt durch den axialen Vorschub von der WW-Mechanik auch die Spule in Achsrichtung auf der Spindel wandert, und wechselweise gegen die beiden Lager leicht gedrückt wird. An der Einzugsrohrseite hat dies bereits der Weihnachtsmann berücksichtigt, indem er einen Absatz angedreht hat, der nur der Nabe des Zahnrades einen axialen Kontakt mit dem Lager erlaubt.
Einzugsrohr_Absatz.jpg
Die andere (hintere) Seite musste ich mit einer selbstgedrehten und glatt polierten Distanzscheibe aus Messing optimieren. Hier war kein Absatz vorhanden, sodass die komplette Stirnseite des Zahnrades am hinteren Lager rieb, also auch der Zahnkranz. Die Zähne verursachten dabei unangenehme Rattergeräusche und einen zusätzlichen Widerstand. Die Scheibe bewirkt jetzt, dass auch das hintere Zahnrad das Lager nur im Nabenbereich berühren kann.
Distanzscheibe.jpg
Gruß
Borek

(wird fortgesetzt)
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