Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

Spinnwinde
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Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Spinnwinde » 19.07.2012, 14:19

Ich steh ja noch ganz am Anfang meiner Spinner-Karriere und hab dementsprechend etwa eine Million Fragen. Keine Angst, die stell ich jetzt nicht alle. ;) Aber nachdem ich nun recht lange herum gelesen und mit der SuFu auch nichts gefunden habe, eine Frage, die mich wirklich beschäftigt. Es gibt ja die Handkarden (hab ich) die Kardiermaschine sowie den Blending Hackle.

Eine Kardiermaschine wird hier sicher früher oder später einziehen, bin mir aber schon länger am überlegen selber einen Blending Hackle zu bauen. Bevor ich aber fürs Material Geld ausgebe: was unterscheidet das Arbeiten bzw. Endresultat mit dem Blending-Hackle im Endeffekt zur Kardiermaschine?
Brauch ich eventuell gar keinen Hackle wenn ich mir eh eine Kardiermaschine zulege?

mamaspinnt
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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von mamaspinnt » 19.07.2012, 14:33

Eine Kardiermaschine besitze ich leider nicht, dafür nenne ich ein selbstgebautes blending hackle mein Eigen. Grundsätzlich ist der Unterschied der, Trommelkarde mehr Fasern aufnehmen kann als der hackle, das Endprodukt bei der Karde ein Vlies ist (obwohl man auch ein Band mit einem Diz abziehen könnte) und beim hackle ein Band ist. Bei YouT*** kannst du ja mal gucken unter blending hackle und drum carder.
Ansonsten sind beide Geräte eine Möglichkeit verschiedene Fasern und/oder Farben miteinander zu mischen, je öfter durch die Karde/den hackle desto mehr vermischen sich die Fasern/Farben.
LG Birgit
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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Fiall » 19.07.2012, 15:01

Beim Kardieren landen die Fasern kreuz und quer auf dem Belag. Benutzt du eine Hackle (hierzulande Tischkamm), produzierst du etwas Kammzugartiges. Die Fasern sind parallel ausgerichtet. Meinen Tischkamm habe ich bisher nur mit fertigen Kammzügen getestet (zum Mischen von Farben oder Fasern, was aber auch beim Kardieren geht) oder mit wirklich langen Fasern bei vorbereiteter Rohwolle.

Mit kurzstapliger Rohwolle dürfte man auch nach Vorbereitung nicht allzu glücklich mit einem Tischkamm werden. Schon das Aufspießen wird gefährlich für die Hände und das Abziehen kann man sicher getrost vergessen, egal wie gut die Fasern aufgelockert wurden. Umso dichter an den Nadeln man abziehen muss, desto schwieriger/anstrengender wird es, noch etwas abzuziehen.

Deiner Aufzählung füge ich mal noch Wollkämme hinzu, mit denen man ebenfalls Kammzüge herstellen kann. Diese werden für Rohwolle verwendet. Auch hier gilt wieder zu beachten, dass die Wolle eine Mindeststapellänge haben sollte, damit man sie auf diese Weise verarbeiten kann.

Der hauptsächliche Unterschied dürfte im resultierenden Garn liegen. Kammzüge ergeben ein glatteres Garn mit wenig bis gar keinen Lufteinschlüssen (Kammgarn). Kardiertes Vlies ergibt fluffigeres, haarigeres Garn mit viel Lufteinschluss. Die Vorbereitung richtet sich also danach, was für eine Art Garn du spinnen möchtest.

Die Art wie du das Garn am Ende spinnst, beeinflussen das Ergebnis natürlich auch. Ich schaffe es beispielsweise bisher nicht, aus Kammzügen perfekt glattes Garn herzustellen, aus dem brav nicht ein Faserende raussteht. Sieht sogar offen gestanden recht haarig aus. *grummel* :)
GLG,

Veronika

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Klara » 19.07.2012, 15:55

Fiall hat geschrieben:Ich schaffe es beispielsweise bisher nicht, aus Kammzügen perfekt glattes Garn herzustellen, aus dem brav nicht ein Faserende raussteht. Sieht sogar offen gestanden recht haarig aus. *grummel* :)
Und so geht's mir nämlich auch - auch mit handgekämmter, Kammzug-geeigneter Wolle (Thônes et Marthod). Irgendwo hier gibt's Vergleichsfotos von Garn aus Kammzug und aus trommelkardierter Wolle (auf der die Fasern nämlich auch weitgehend parallel ausgerichtet werden - aber im Unterschied zum Kamm bleiben die kurzen, flauschigen Fasern und die Knötchen drin) - und es ist praktisch kein Unterschied zu sehen. (Kleiner Ausflug in die Grundlagen: Nach meiner Ansicht ist der Hauptunterschied zwischen traditionellem Kamm- und Streichgarn das Ausgangsmaterial: Kammgarn aus glatter, langfasriger Wolle, Streichgarn aus kurzer, stark gekräuselter. Und die Kräuselung bringt für mich die Luft ins Garn, nicht das Kardieren oder der lange Auszug an sich (dass man mit langem Auszug leichter Garn mit wenig Drall produziert, ist wieder was anderes.))

Wichtiger finde ich die Gefahr des Finger-Aufspiessens mit kurzer Wolle bei Wollkämmen und Blending Hackles und der daraus resultierenden Mindestlänge für die Wolle. Und den Preisunterschied zwischen Trommelkarden und selbstgebauten Hackles... Ich habe übrigens keine Blending Hackle, und die Wollkämme benutze ich fast nicht - die Trommelkarde macht alles (ist eine Louet Junior die mit ihrer dicken Trommel vielleicht besser als andere für lange Fasern geeignet ist). Sogar Handkarden nehme ich noch öfter als die Englischen Wollkämme...

Was aber gar nichts drüber aussagt, ob DU eine Blendig Hackle brauchst oder willst. Wenn du gerne bastelst - warum nicht?

Ciao, Klara

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von thomas_f » 19.07.2012, 16:32

Schon das Aufspießen wird gefährlich für die Hände
Na-na, Leute, so arg ist das nun auch wieder nicht. Die Zinken sollen ja nicht stecknadelspitz sein, stricknadelig abgerundet reicht völlig. Aber dass kurze Fasern eher kardiert als gekämmt oder gehacklet :O gehören, stimmt natürlich trotzdem. Umgekehrt kann es bei längeren oder gemischt langen Fasern auf der Kardiertrommel zu kräftiger Knubbelbildung kommen.

Von der Aufzählung der Geräte her habe ich den Eindruck, dass es eher ums (Farben-)Mischen als ums Faseraufbereiten geht. Aber auch da stellt sich natürlich die Frage nach dem Ausgangsmaterial. Als Daumenregel würde ich dann versuchen, kardiertes Material auf der Kardiermaschine oder den Handkarden zu mischen, gekämmtes auf der Blending Hackle. Wenn du so intensiv mischen willst, dass kaum mehr Farbübergänge zu sehen sind, und wenn die Fasern lang genug sind, dann kannst du es auch mit den englischen Kämmen versuchen.
Kammgarn aus glatter, langfasriger Wolle, Streichgarn aus kurzer, stark gekräuselter
So scheints mir auch. Der "lupenreine" Kammgarnprozess fängt bei der Faserauswahl an und geht über die verschiedenen Zupf-, ggfs. Kardier- und Kämmschritte bis über das Vorgarn zum Spinnen. Abweichungen in irgendeiner Phase des Prozesses ergeben ein Garn, das in irgendeiner Beziehung "weniger" Kammgarn ist, aber deshalb nicht gleich weggeworfen werden muss! ;) .

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Fiall » 19.07.2012, 21:12

@thomas_f: Mein Tischkamm vom Wollwolf ist ein Mordinstrument. *g*
GLG,

Veronika

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Klara » 19.07.2012, 23:27

Aber völlig legal - doch schön, sowas im Haus zu haben ;) Ich seh' schon die Schlagzeile: "Einbrecher mit Wollkämmen in die Flucht geschlagen" ;)

Ciao, Klara

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Fiall » 20.07.2012, 07:18

Kicher, wenn du den Einbrecher mit dem Wollkamm erwischst, könntest du dann aber doch wegen Körperverletzung dran sein.

Wobei, nachdem dieser Rechtsradikale damit durchkam, aus "Verwirrung" zwei Linke überfahren zu haben, nachdem er sich von denen bedroht fühlte, hab ich ein gutes Gefühl, dass wir hier einen deeermaßenen Präzedenzfall geschaffen haben... Also, Mädels (und Jungs): Auf die Einbrecher mit Gebrüll! Hat uns halt verwirrt. Ist doch echt nachzuvollziehen! ;-)
GLG,

Veronika

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von thomas_f » 20.07.2012, 09:45

Mein Tischkamm vom Wollwolf ist ein Mordinstrument.
Echt? Ich nehme meine bislang nur zur Faserbearbeitung.

Hobbies haben die Leute -- ts ts ts ...

:D :D :D

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Spinnwinde » 20.07.2012, 11:56

Vielen Dank für eure Antworten! :))
Ihr habt mir echt geholfen ein bisschen mehr durch zu blicken. Ob ich mir nun tatsächlich einen Wollkamm bastle ist noch offen, hängt noch von anderen Faktoren ab. Aber ich weiss nun zumindest dass es für mich durchaus interessant wär.

Nun, unsere Hobbys sind doch eh schon mörderisch. Unter anderem strangulieren wir die Wolle, versenken sie in Brühen aus giftigen Pflanzen (zumindest wenn man pflanzlich färbt) und brauchen deshalb auch entsprechendes Werkzeug. :D Wärs da ein Wunder wenn wir aus Verwirrung diese etwas anders einsetzen?

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Fiall » 20.07.2012, 12:21

Bei all den Dämpfen, denen wir uns aussetzen, ist eine gewisse Verwirrung nicht auszuschliessen. Spinner sind wir ja eh schon. Da kann man uns doch nicht ernst nehmen! ;-)
GLG,

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Rosalindmoehi » 11.12.2015, 07:20

Seit ca. 2 Wochen hab ich ja auch so ein kleines zweireihiges Blending hackle. Ich hatte es mir zugelegt, um meine Merinokammzüge farblich zu mischen. Ich hab auch Handkarden, doch wollte ich ja aus meinen Kammzügen nicht wieder ein "Vlies" machen.
Zuerst ließ ich meine Filzkameradin ran und dachte, ist die ungeschickt, da hats ja lauter Schlaufen drin. Doch gestern versuchte ich es selbst und ich hab auch lauter Schlaufen drin. (Die Wolle wird jetzt verfilzt.) Das will ich aber nicht, heul schnief....Ich habe es jetzt ganz weit weggepackt und bin geschockt, was diese Zinken aus meinen zarten Merinokammzügen macht.
Auf den you tube Videos sieht das so leicht aus. Da bleiben die Kammzüge in ihrer ganzen Länge so wie sie sind, aber bei mir legen sich um die hinteren Spieße so Schlaufen.
Kann mir jemand bitte einen heißen Tipp geben, was ich falsch mache?

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Arachnida » 11.12.2015, 07:26

Also ich glaube das mit den Schlaufen ist normal, nur sieht man das in den YT-Videos nicht so genau. Ich hab auch den Tischkamm vom Jürgen, und da gibts an der Rückseite auch kleine Schlaufen. Man zieht ja dann mit dem Dizz die Wolle ab und am Ende bleibt so ein kleiner Schlaufenrest übrig. Den kann man dann entweder verfilzen oder wie ich es gemacht habe, Rolags daraus zu machen weil es eher kurze Faserstücke sind, oder die Flöckchen in ein Artyarn einspinnen.

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von Fiall » 11.12.2015, 07:31

Hm, also hinter den Zinken bilden sich natürlich schlaufen und du behälst nen Rest am Ende über. Aber das, was du abziehst, sollte ohne Schlaufen sein. Ist das nicht der Fall könnte ich nur vermuten, ihr packt zu voll und die Fasern rutschen oben vom Kamm runter, wodurch ihr auch Schlaufen reinbekommt.

Hab selber so nen Kamm und beim Mischen nie Schlaufen in der abgezogenen Wolle gehabt.
GLG,

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Re: Unterschied: Kardiermaschine-Blending Hackle?

Beitrag von shorty » 11.12.2015, 08:13

Also zu den Schlaufen ist ja schon geschrieben worden.
Dennoch möchte ich noch etwas hinzufügen...
Wenn das Ausgangsmaterial Kammzüge waren und man das Vlies sowohl von der Kardiermaschine als auch bei den Handkarden in der Faserrichtung rollt, sprich keine Rollags macht sondren Zigarren cigarets..
dann bleibt das im Grunde fast Kammzug.
Aus Kammzügen wird nur dann ein richtiges kreuz und quer Vlies , wenn man die Kammzüge nicht in Richtugn aufbringt und auch Stapellänge stark mischt..
ansonsten wird das Ergebnis auch beim Kardieren sehr kammzugähnlich...
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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