Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

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Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von faerberpflanzen » 20.08.2010, 13:03

In früheren Zeiten wurde außer mit Pflanzen auch mit Pilzen und Flechten gefärbt. Das Färben mit Pilzen hat in Skandinavien Tradition. Mit Pilzen lässt sich Wolle färben. Es sollten jedoch mit Rücksicht auf die Natur nur kleine Mengen an Pilzen zum Färben verwendet werden. *)


Bild

Anleitung zum Färben mit Pilzen

Sind Euch weitere Pilze zum Färben bekannt?



lg
Eberhard


*) Die nicht besonders geschützten Pilzarten dürfen gemäss § 43 Abs. 1 Nr. 1 des Naturschutzgesetzes nicht missbräuchlich genutzt oder ihr Vorkommen gefährdet und verwüstet werden.

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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 20.08.2010, 13:31

Sind Euch weitere Pilze zum Färben bekannt?
Etliche.

Viele davon funktionieren allerdings nur in Ammoniak oder Pottaschelösung (ein bisschen Verständnis der Farbchemie ist dazu sinnvoll), die schönsten Farbtöne habe ich bislang mit Hapalopilus rutilans erzielt. Insofern ist Deine "Anleitung" mehr als unvollständig, auch, da sie weder die enorme Bandbreite der Farbtöne auf Eisen- und Kupfersalzen enthält noch Angaben zur Menge der verwendeten Pilze. Gerade solche schonenswerten Pilze wie der Habichtspilz (öfter in den Lausitzer und Brandenburger Kiefernmonokulturen zu finden) benötigen ein Verhältnis von 1:10 Wolle:getrocknete Färbedroge. Das ist weit jenseits dessen, was noch sinnvoll ist.

Es gibt ein hervorragendes Buch zu dem Thema (das leider vergriffen ist) von Carla und Erik Sundström: "Mit Pilzen färben".
Gelegentlich gibts das antiquarisch, mittlerweile aber schweineteuer (ich habs und ich rücks nicht raus... :O ), daher vielleicht auch mal in der Bibliothek gucken oder so.
Ausserdem empfehle ich dazu den - auch virtuellen Besuch - bei Karin Tegeler (http://www.textiles-werken.de/), sie veranstaltet auch Workshops und vertreibt ein sehr gutes Script zu den wichtigsten Färbepilzen in Deutschland (die sich von denen bei Sundström vorgestellten in Schweden doch beträchtlich in Vorkommen und Habitus unterscheiden können).

Und wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem seien wärmstens die im gesamten Bundesgebiet gerade jetzt wieder anlaufenden Pilzwanderungen der verschiedenen Naturschutzorganisationen empfohlen.

Empfehlenswerte Literatur zum Selbstsuchen:
"Der Parey" - Pareys Buch der Pilze
Laux - Der große Kosmos-Pilzführer
A. Gminder - Handbuch für Pilzsammler

Eine Liste der regionalen Pilzsachverständigen/ Pilzberater der DGfM gibt es hier: http://dgfm-ev.de/index.php?id=psv-liste


p.s.: einige wenige Beispiele gibts bei mir im Blog.
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von faerberpflanzen » 20.08.2010, 13:53

Mit den Büchern, kann ich bestätigen.
Das Sundström-Buch ist recht gut. Karin Tegler bietet ein Handbuch an in dem die Pilzfärbungen sehr ausführlich beschriebnen sind.

lg
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 20.08.2010, 13:56

Das "Handbuch" ist ein spriralgebundenes Script, das sie selbst ausdruckt. Es hat den besonderen Charme, dass Faserbeispiele drinkleben. In meinem zumindest. ;-)
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von angi » 20.08.2010, 15:42

Ja, ich hab das Script von Frau Tegeler und finde es sehr brauchbar, auch wenn ich bisher noch nie den angeblich bei uns wachsenden blutblättrigen Hautkopf zu Gesicht bekommen habe (und ich sammle viel Pilze!!!)

Der Einzige aus der Liste, der auch bei uns (in guten Jahren) vorkommt ist der Samtfuß.
liebe Grüße, angi

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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 20.08.2010, 16:10

Die Samtfüsse sind bei uns schon fast 'ne Landplage. ;)
Die Schlappen kannst Du hier kiloweise ernten - und ihr Erscheinen ist ein sicheres Indiz, dass die Sommersteinpilze durch sind.

Wenn Du nicht so weit weg wärst, würde ich Dich glatt auf "meinen" Hautkopfhügel einladen. Im Oktober wachsen da so viele, dass man kaum treten kann.
Lichter Kiefern-/Fichtenhang mit eingestreuten Eichen, Südwestseite, oberflächensauer und kalkarm, kein Unterholz und moosig...
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Kupfersalze

Beitrag von faerberpflanzen » 20.08.2010, 18:12

Kupfersalze erweitern zwar die Färbepalette der Pilze, sollten aber wegen der Umeltproblemik vermieden werden.
lg
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von angi » 21.08.2010, 10:52

"meinen" Hautkopfhügel einladen. Im Oktober wachsen da so viele, dass man kaum treten kann.
Lichter Kiefern-/Fichtenhang mit eingestreuten Eichen, Südwestseite, oberflächensauer und kalkarm, kein Unterholz und moosig...

oh Mann, da wär ich echt gern dabei! Ja, und die Bedingungen sind bei uns ganz ähnlich...
Aber trotzdem ich schon über 45 Jahre Pilze sammle, den hautköpfen bin ich noch nie begegnet! ;(
liebe Grüße, angi

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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 24.08.2010, 20:46

Heute habe ich die ersten Exemplare vom Zimtfarbenen Weichporling (Hapalopilus nidulans) dieses Jahr gefunden. Ich habe zwei zuverlässige Fundstellen, wo sie jedes Jahr kommen. Lichter und trockener Laubwald (Eiche-Buche-Mix), sonniger Westhang, die kleinen Fruchtkörper wachsen am liebsten an toten Buchenästen, die schon etwas moosig und morsch sind und auf dem Boden liegen. An stehendem Holz und ganzen Stämmen findet man sie nicht.
Normalerweise sind sie schon ab Ende Juli da und im September durch, aber dieses Jahr wars im Juli wohl etwas zu trocken. Da haben sich die Kerls drei, vier Wochen vertrödelt. :)
24082010049.jpg
Der Zimtfarbene Weichporling ist auf kalkigem Boden und in Ebenen etwas häufiger anzutreffen, alte Auwälder sind ein schönes Revier dafür.
Er ist unter den Färbepilzen derjenige mit der meisten Farbausbeute, ca. 10g getrockneter Pilz (das sind gerademal drei, vier Fruchtkörper) färben 100g Wolle im Salmiakbad (Pottaschelösung geht auch, stinkt nicht so, die Farbe wird aber nicht so leuchtend) schön lila.
Der Farbstoff entwickelt sich erst in basischer Lösung, die reagiert mit der (giftigen!) Polyporsäure im Pilz zu herrlichem und lichtechtem Fliederfarben.
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von faerberpflanzen » 24.08.2010, 21:05

Sehr schön beschrieben und ein Bild mit Super-Schnitt.

lgd
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 24.08.2010, 21:14

@Eberhard: der Schwanheimer Wald und die Laubwälder um Mörfelden dürften für Dich gut erreichbar sein, da kommt der Weichporling häufiger vor als hier im Mittelgebirge.

Noch ein Foto mit aufgeträufeltem Ammoniak, um die Farbreaktion zu zeigen:
0808_01.jpg
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von faerberpflanzen » 24.08.2010, 21:32

@Kattugla: super nett der Hinweis von Dir - da sollte ich mal losziehen.
recht herzlichen Dank
lg
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von shorty » 15.10.2010, 21:15

Als Ergänzung-- Sarcodon squamosus also der "andere" Habichtspilz färbt blau

Leider gibts hier so gut wie keine Färbepilze, ganz anders wie in Schweden oder eben Karin Tegelers Einzugsgebiet.
Die Steinpilze die ich mal bekomme esse ich dann lieber :-))

Karins Vortrag zum Färben mit Pilzen war sehr interessant in Vlotho.
Leider bin ich sehr pilzunkundig :-((
Karin
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von ehemaliger User » 10.04.2011, 19:50

Ich habe gestern ein paar rotrandige Baumschwämme gefunden. Natürlich hab ich mit Absicht die Augen offen gehalten, weil ich gerne damit färben würde.

Hat irgendjemand schon Erfahrung beim färben mit diesem Pilz oder kann mir zumindest jemand verraten wo ich Salmiakgeist herbekomme?

LG
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Re: Wolle färben mit Pilzen - Anleitung

Beitrag von Kattugla » 10.04.2011, 20:39

Das war der erste Pilz, mit dem ich gefärbt habe.
Bild
Du bekommst den ziemlich korkigen Fruchtkörper am besten mit 'ner Rosenschere kleingeschnipselt.
Salmiakgeist gibts im Baumarkt, da, wo auch Brennspiritus und Salzsäure im Regal stehen.
Ich hab mein Pilzfärbebuch grad nicht zur Hand, daher kann ich Dir keine verlässliche Auskunft über die Dosierung geben. 50g Pilz auf 100g Wolle sollte aber gehen.

Mach das am besten draussen, der Gestank der köchelnden Salmiak-Pilzbrühe ist glatt ein Scheidungsgrund.
Pilzschnipsel zusammen mit dem Salmiak (am besten mit Indikatorpapier testen, pH-Wert sollte nicht höher als 8 sein) eine Stunde köcheln, zum Schluss etwas abkühlen lassen und gebeizte Wolle einlegen. Eine Stunde bei 70-80°C drinlassen, danach gut im Essigbad (zum Neutralisieren!) ausspülen.

Mit Eisensulfat nachentwickelt gibts das übliche Nato-Oliv, mit Kupfersulfat hab ichs noch nicht ausprobiert.
Wenn Du den Rotrandigen Baumschwamm von Nadelholz hast, dann wirf die äußere Hülle und das Stückchen, das am Stamm gewachsen ist, weg, da sammelt sich gern Harz, das dann in der Flotte schwimmt und aus der Wolle nicht mehr rauszukriegen ist. Die restliche Trama sollte noch gut reichen, schließlich ist der Pilz fast sowas wie "Unkraut".
Wenn Du ihn von Buche oder anderem Laubholz hast, entfällt das natürlich.

Lass mal das Ergebnis sehen! :))
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