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Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 18.12.2011, 10:00
von faerberpflanzen
Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Beim Färben mit natürlichen Pflanzenfarben gibt es kein zusätzliches Fixieren. Das Wort fixieren bedeutet etwas festmachen. Beim Färben mit Pflanzenfarben wird der Farbstoff beim Färbevorgang mit der Faser (Protein oder Cellulose) fest verbunden.

Weitere Informationen und Details zur Verbindung Faser/Naturfarbe

lg
Eberhard

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 21.12.2011, 21:14
von farbenfaden
Interessant, ich mache in der Regel auch immer ein Essigfixierbad.
Was denkst du warum das in vielen Färbebüchern so beschrieben wird?

Gute Erfahrung habe ich ansonsten damit gemacht, die Wolle nach dem Färben erst mal zum Trocknen aufzuhängen und dann erst zu waschen. Mein Eindruck, ist das die Stränge weniger ausbluten.
Außerdem ist das auch ganz praktisch, im Sommer lasse ich die nassen Stränge an der Leine trocknen und mache dann eine größere Wäsche, wenn ich fertig bin mit allen Farbzügen.

lg
Claudia

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 22.12.2011, 07:21
von faerberpflanzen
farbenfaden hat geschrieben:Interessant, ich mache in der Regel auch immer ein Essigbad. (Anm.: fixier gestrichen)
Was denkst du warum das in vielen Färbebüchern so beschrieben wird?

lg
Claudia
Das Färben mit Pflanzenfarben ist ein chemisch-physikalischer Prozess bei dem sich Moleküle der Faser mit Farbmolekülen fest verbinden. Nach der Verbindung zwischen Faser und Farbstoff beim Färbeprozess gibt es nichts mehr zu fixieren.

Ich denke, dass irgendein Autor einmal das Fixieren in die Welt gesetzt hat. Seitdem wird fleißig - ohne großes Nachdenken und Nachforschen - abgeschrieben und zitiert. In Foren kommt das angebliche Fixieren ebenfalls häufig zur Sprache.

Das Essigbad, das nach der Färbung genutzt werden kann, führt zu einer Nuancierung, also Farbtonverschiebung.
Außerdem wird das gefärbte Textil etwas säureresistenter, da mit dem Essigbad schwache Säure bereits auf das gefärbte Textil eingewirkt hat.

lg
Eberhard

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 22.12.2011, 08:08
von Regina
Ich habe anfänglich auch mit Essig "fixiert", aber nach einem Hinweis von Eberhard verzichtet ich schon länger darauf.
Die Farben halten einwandfrei und die Fasern haben nicht mehr den Essiggeruch, den ich nur im Salat gerne mag.

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 22.12.2011, 08:09
von shorty
Ich hab das mit dem Essig noch nie so gemacht, weil ich den Geruch nicht gut abkann ;-)
Wie Regina so schön sagt, im Salat ok :-)))
Karin

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 22.12.2011, 10:47
von Sephrenia
Ich tue immer einen Schuss Essig in letzte Spülwasser, um eventuelle basische Rückstände von Waschmittel und Beiz- bzw. Farbbad zu neutralisieren, Wolle mag es ja eher sauer als basisch. Mit Fixieren hat das natürlich nichts zu tun, ich habe das auch noch in keinem Färbebuch so gelesen (außer natürlich, wenn es um Säurefarben ging).

LG Kiki

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 04.01.2012, 18:36
von faerberpflanzen
Danke für die Diskussion.

lg
Eberhard

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 27.05.2012, 17:06
von Swirya
Vielen Dank für die Tips. Ich war mir jetzt auch grad total unsicher, ob ich noch ein Essigbad machen soll, weil die Wolle ziemlich ausgeblutet hat (einmal Alkanna und einmal Beinwellwurzel). Also kein Essigbad. Aber das mit dem Trocknen lassen und dann erst auswaschen werde ich gleich mal bei der nächsten Färbung (rote Zwiebelschalen) probieren.

Re: Die Mär vom Fixieren von Pflanzenfarbstoffen

Verfasst: 28.05.2012, 10:13
von faserrausch
Der Schuß Essig (das riecht man nachher nicht mehr in der Wolle, sonst war es zuviel) dient einzig und allein dazu, das basische Milieu wieder zu verlassen. Z.B. auch nach dem Filzen, wo ja viel mehr Seife im Einsatz ist, macht es schon einen Unterschied. Die Hornschichten lagern sich wieder glatter an den Schaft (vorher sind sie durch die Seife aufgequollen und abgspreizt).