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Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 27.11.2011, 17:44
von faerberpflanzen
Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen
Aus England kommt der Brauch Misteln im Advent in der Wohnung zur vorweihnachtlichen Dekoration aufzuhängen. Dort ist auch Brauch, dass eine Dame, die unter einem Mispelzweig steht, geküsst werden darf.
Sowohl die Mistel, Viscum album, als auch die Mispel, Mespilus germanica, haben Färbeeigenschaften.

lg
Eberhard

Bild

Mistel auf Mispel
Viscum album auf Mespilus germanica

Re: Mistel als Färberpflanze - nachhaltige Beschaffung

Verfasst: 10.12.2011, 09:01
von faerberpflanzen
Mistel als Färberpflanze - nachhaltige Beschaffung

Die Mistel von den Bäumen nur Färben zu verwenden ist einmal mühsam, da sie oft recht hoch auf Bäumen wie Pappeln und Linden aber auch auf Obstbäumen wachsen - zum anderen sollte die Natur für Färbezwecke nicht ausgeraubt werden.

Allerdings werden zur Ende der Weihnachstzeit die Misteln, die in der der Zwischenzeit in der warmen Wohnung ausgetrocknet sind, im Allgemeinen entsorgt.
Diese getrockneten Blätter und Stängel lassen sich zum Färben zumindest von kleinen Mengen natürlichen Fasermaterials verwenden.
Bei dieser Vorgehensweise werden zumindest keine zusätzlichen Resourcen der Natur verbraucht.


lg
Eberhard

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 10.12.2011, 10:35
von stuart63
Danke Eberhard! Wir haben Beides im Garten! :D

LG Katja

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 14.12.2011, 18:36
von faerberpflanzen
stuart63 hat geschrieben:Danke Eberhard! Wir haben Beides im Garten! :D

LG Katja
Gratuliere, beides zusammen - Mistel und Mispel - ist selten zu finden.

lg
Eberhard

Re: Mistel als Färberpflanze - nachhaltige Beschaffung

Verfasst: 13.01.2012, 17:25
von Arachnida
faerberpflanzen hat geschrieben:Mistel als Färberpflanze - nachhaltige Beschaffung

Die Mistel von den Bäumen nur Färben zu verwenden ist einmal mühsam, da sie oft recht hoch auf Bäumen wie Pappeln und Linden aber auch auf Obstbäumen wachsen - zum anderen sollte die Natur für Färbezwecke nicht ausgeraubt werden.
Naja, Misteln sind ja von sich aus sowieso Schmarotzer, daher denke ich dass man die Natur nicht "ausraubt" wenn man denn mal einige erwischt. Die meisten sind sowieso zu hoch zum Ernten. Mein Tipp: Einfach mal gute Stellen mit viel Mistelbewuchs suchen und nach dem nächste Herbstorkan nachsehen. Mistelzweige brechen recht leicht daher ist da immer einiges zu finden. Außerdem machen Misteln Baumäste anfällig für Stürme, bei etwas Glück bricht also gleich so ein ganzer Mistelast ab.

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 13.01.2012, 19:20
von Nica
Entgegen landläufiger Meinung steht die Mistel nicht unter Naturschutz, doch ist das gewerbsmäßige Sammeln an behördliche Genehmigungen geknüpft. Zu privaten Zwecken darf sie gepflückt werden, doch mit dem Vorbehalt, dass der Baum dabei nicht beschädigt wird. Und hier liegt meist das Problem für die privaten wie die gewerblichen Pflücker, die oft ganze Äste absägen, um an die im Kronenbereich angesiedelten Pflanzen zu gelangen.
Hier gibt es den passenden Artikel dazu: http://www.bund-hessen.de/themen_und_pr ... /m/mistel/

Lg
Nica

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 13.01.2012, 19:43
von Kattugla
Naja, Misteln sind ja von sich aus sowieso Schmarotzer,...
Das ist - mit Verlaub - Käse. Sie leben mit ihren Bäumen in Halbsymbiose.
Und daran, dass sie geschützt sind, erinnerte mich gerade vor einer halben Stunde wieder meine Nachbarin, die kurz zum Quatschen an der Tür war. Es ist unsere Revierförsterin.
Im übrigen sind wir durch diese arrogante Einstellung "das ist Mist und in der Natur unnütz und kann eh weg" soweit gekommen, wie wir heute sind.

Tschuldigung, aber mir läuft bei solchem Unfug die Galle über.

So, jetzt isses raus und ich hab mich beruhigt.

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 13.01.2012, 22:09
von Nica
Kattugla hat geschrieben:
Naja, Misteln sind ja von sich aus sowieso Schmarotzer,...
Das ist - mit Verlaub - Käse. Sie leben mit ihren Bäumen in Halbsymbiose.
Und daran, dass sie geschützt sind, erinnerte mich gerade vor einer halben Stunde wieder meine Nachbarin, die kurz zum Quatschen an der Tür war. Es ist unsere Revierförsterin.
Im übrigen sind wir durch diese arrogante Einstellung "das ist Mist und in der Natur unnütz und kann eh weg" soweit gekommen, wie wir heute sind.

Tschuldigung, aber mir läuft bei solchem Unfug die Galle über.

So, jetzt isses raus und ich hab mich beruhigt.
Sie sind doch geschützt? :eek: Danke, dass du mich da aufgeklärt hast :gut: Ich dachte eigendlich, ich könnte diesen Informationen trauen...herrje.

Lg
Nica

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 13.01.2012, 22:25
von Kattugla
Die Info stimmt schon. Nur ist das hier genauso wie beim (ebenfalls nur für den privaten Bedarf erlaubte) Pilzsammeln: wer kann schon wie kontrollieren, ob privat oder gewerblich ge"pflückt" wird (die meisten rupfen ja oder brechen Äste ab). Daher sehen die meisten Revierförster sowas sehr ungern, weil eben viele Privatpersonen auch schon eine Menge Schaden machen. Und niemand wirklich weiss, ob der alte Apfelbaum, der da gerade Ast um Ast lässt, nicht doch ein Opfer von Wochenmarktmistelverkäufern ist.

Ein Mistelbusch braucht um die 10 Jahre, um zu einer der runden Kugeln zu werden, die wir kennen. Vielleicht rückt das ein paar Massstäbe gerade. Kurz mal überlegen, wie gross ein junger Baum ist, wenn er 10 Jahre alt ist...

Die Mistel ist ein toller Helfer in der Hausapotheke, Mistelpräparate werden mittlerweile sogar in der Krebstherapie eingesetzt.
Ich setze mir alle drei Jahre Misteltinktur an - allerdings reichen mir dazu einige wenige Zweige. Die Bäume, von denen ich die schneide (immer im Winter), sind auch immer die gleichen (Apfelbäume) und ich telefoniere jedes Mal vorher mit dem zuständigen Revierförster (der mich daher schon kennt), der weiss dann, dass da oben auf dem Berg auch mal wer zu Vollmond herumstiefelt, genauer ich. :)

Mistel zum Färben (macht schliesslich auch "nur" Gelb) zu verwenden halte ich persönlich für achtlos und Verschwendung. Ihre Talente liegen zweifellos woanders und sollten entsprechend genutzt werden.
Gelbfärber gibts da bessere und vor allem leichter und reichlicher zu beschaffende. ;)

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 14.01.2012, 17:54
von Arachnida
Kattugla hat geschrieben:
Naja, Misteln sind ja von sich aus sowieso Schmarotzer,...
Das ist - mit Verlaub - Käse. Sie leben mit ihren Bäumen in Halbsymbiose.

So, jetzt isses raus und ich hab mich beruhigt.
fein, aber dann erklär mir was der Baum von der "Symbiose" hat? Ich habe jetzt mehrere Quellen
bemüht und alle sprechen von Halb>schmarotzer< und nicht von Halbsymbiont. Und Halbschmarotzer
nur deshalb, weil Misteln der Photosynthese fähig sind, dem Baum aber trotzdem Nährstoffe entziehen.

Ad: Ich bezog mich mit meinem Einschub übrigens sowieso nicht auf gewerbliche Sammler.
Dass man - egal bei was, und bei geschützten Pflanzen sowieso - nicht die Natur ausrauben sollte, ist klar.

Und Misteln sind in Deutschland laut Floraweb nicht geschützt

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 14.01.2012, 18:08
von shorty
Mal meine Sicht.
Ich mag Misteln sehr gerne, auch so ein wenig symbolträchtig.
Dass man mit der Entnahme von Pflanzen verantwortungsvoll umgeht sehe ich als Grundvoraussetzung an , nicht nur beim Pflanzenfärben.

Ja es gibt reichlich andere Gelbfärber welche teilweise auch leichter zu beschaffen sind.
Ich hab aus dem Grund noch keine Misteln zum Färben verwendet.
Bei uns gibts die stellenweise aber wie "Unkraut". Nur 3 Km von uns gibts ne Baumreihe die ist massenhaft mit Mistelkugeln überwuchert.
Nachtrag Männe erzählt gerade dass sie 3/4 der Bäume fällen mussten,
alle kaputt.
Auf die Idee da beim Revierförster Bescheid zu geben, käme da vermutlich niemand. Ich erfreue mich trotzdem lieber nur mit Schauen.

Mal als Denkanstoß, ein Weihnachtsbaum braucht auch gute 10 Jahre, haben die Leute trotzdem keine Skrupel ;-) ( ist aber schon mit nem Augenzwinkern)
Hier noch die gesetzliche Liste der geschützten Pflanzen :
http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf

Die Misteln sind da nicht dabei.
Hier noch was zum Thema eben entdeckt :
http://www.wdrmaus.de/sachgeschichten/s ... hp5?id=373

Karin

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 15.01.2012, 09:03
von faerberpflanzen
Arachnida hat geschrieben:[...Ich habe jetzt mehrere Quellen
bemüht und alle sprechen von Halb>schmarotzer< und nicht von Halbsymbiont. Und Halbschmarotzer
nur deshalb, weil Misteln der Photosynthese fähig sind, dem Baum aber trotzdem Nährstoffe entziehen.
....
Und Misteln sind in Deutschland laut Floraweb nicht geschützt
Schmarotzer Mistel, Viscum album
"Es handelt sich hierbei um Parasiten, also um Lebewesen, die von anderen (in diesem Fall)
Pflanzen leben. Da die Mistel auch eigenes Blattgrün besitzt und damit zur Photosynthese
befähigt ist, klassifizierte man sie früher als sog. Halbschmarotzer (Hemiparasit). Damit
brachte man zum Ausdruck, dass die Mistel nur im Hinblick auf die Versorgung mit Wasser
und Mineralstoffen auf ihren Wirt zurückzugreifen scheint, indem sie sich an die
entsprechenden Leitungsbahnen (also das Xylem) anschließt. In neuester Zeit kam man
allerdings zur Erkenntnis, daß auch die Leitungsbahnen für die Assimilate (also das Phloem)
durch verschiedene Halbschmarotzer ‘angezapft’ werden, so dass man diesen Begriff heute
nicht mehr verwendet." *)

Artenschutz
Die Mistel, Viscum album fällt in Deutschland nicht unter Artenschutz.

*) Dr. Stefan Schneckenburger, Botanischer Garten aktuell, © Botanischer Garten TU Darmstadt (akt72), 2009

lg
Eberhard

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 15.01.2012, 13:43
von frieda
Kattugla hat geschrieben: Die Mistel ist ein toller Helfer in der Hausapotheke, Mistelpräparate werden mittlerweile sogar in der Krebstherapie eingesetzt.
Dazu hier ein Link:

http://www.krebsinformation.de/themen/b ... mistel.php

Man bilde sich selber seine Meinung darüber.

Ich habe übrigens früher mal in der Pharma-Branche gearbeitet bei einem Hersteller von Naturheilprodukten. Da wurde unter anderem auch Mistel eingesetzt. Lustigerweise wurde von allen möglichen eingesetzten Pflanzenbestandteilen eine Bestimmung des Wirkstoffgehalts gemacht (Polyphenole im Weißdorn, Ätherische Öle im Knoblauch, Rutin im japanischen Pagodenbaumknospenpulver um mal ein paar zu nennen) nur beim Mistelpulver wurde nichts anderes untersucht als die Korngröße des Pulvers. Fand ich auch irgendwie bemerkenswert.

Grüßlis,

frieda

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 15.01.2012, 14:46
von maxundmohrle
Ich habe vorigen Monat in einer Landzeitung gelesen, dass die Mistel 35 Jahre braucht, um einen Durchmesser von 50 cm zu haben. Hmmm also sehr, sehr langsam wachsend. In einem Mittelaltermarkt im Advent habe ich mir einen Zweig mit nach Hause genommen. Und werde ihm vermehren. Das heißt, dass in der Zeitung stand , dass man bei bestimmten Bäumen(z.B- Weide) die Mistelbeeren zwischen die Rinde klemmt. Da eine Weide sehr schnellwüchsig ist und wir eine riesige am Bach haben, will ich das Experiment wagen. Man schrieb auch, dass es schwer glückt .Na mal sehen, was Vögel hinkriegen, schaff ich vielleicht auch. Klar und den Rest werde ich statt wegzuschmeißen vielleicht doch zum Färben nehmen, damit sie bis zuletzt richtig ausgenutzt wurde. Für mich eine Misteltinktur oder so herzustelln, hab ich mich noch nicht befasst. Wäre auch eine Idee, denn gelbe Färbepflanzen gibt es wahrlich genug- ;) : ich schwärme für Goldrute :lol:

Re: Mistel auf Mispel – zwei Färberpflanzen

Verfasst: 15.01.2012, 15:49
von shorty
Ich glaub das mit dem Wachstum ist von vielen Faktoren abhängig.
Bei besagter Baumreihe konnte man zusehen, die Mistelkugeln sind die letzten 10 Jahre so stark gewachsen, haben die Bäume total für sich vereinnahmt.

Ca 10 dieser relativ alten hohen Pappeln musste man fällen, es stehen glaub ich noch 3 oder 4 Stück.
Hast Du bezüglich des selber Einpflanzens den "Sendung mit der Maus Bericht angeschaut?