Wieder zurück zur Färberei...ich liebe zwar "naturbunte" Fasern, aber mag auch hin und wieder mal andere Farben, als diese.

Trotzdem denke ich, daß gerade Handspinner sich mehr als einmal überlegen, ob, was und wie sie färben... Hier wirft niemand total gedankenlos seine Wolle in einen Farbtopf, einfach nur, um "bunt" zu bekommen. Man überlegt, ob es zur Faser passt, ob es eine Fabe ist, die man hinterher auch gerne trägt, und bei fertigen Garnen noch viel mehr, ob das Ergebnis nicht sogar das eigene Werk ruinieren könnte...
Wir sind nunmal in einer farbigen Welt, und das können wir auch nicht von jetzt auf gleich auf "Null" zurückdrehen, genausowenig, wie den Energieverbrauch, oder unsere Lebensmittelherstellung.
Erhitzen müssen wir jede Färbung, da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber sind wir überhaupt in der Lage, da etwas gegenzurechnen?
Keiner von uns hat eine Ahnung, wie viel Energie genau in unseren Säure- und Textilfarben steckt, bis sie bei uns im Haus sind. Wie und woraus genau werden sie hergestellt? Ein Ökotex Standard sagt nur etwas darüber aus, wie wenig Schadstoffe für den Menschen sie enthalten, und nicht, was sie bei der Herstellung an umweltschädlichen Nebenprodukten hinterlassen, oder welche Mengen energie in ihnen stecken. Von woher in dieser Welt werden sie oder ihre Grundstoffe zu uns gekarrt? Nirgendwo findet sich darüber eine Ökobilanz.
Trotzdem färbe ich auch damit gerne.

Meine Pflanzenfärbungen dagegen entstehen meistens durch eine Gelegenheit als ersten Anstoß. So bei dem "Möhrengemüse", da kam ich auf die Idee, als ich das Grün in der Abfalltonne des Ladens gesehen habe. Meine Birkenblätter vom letzten Jahr habe ich von Hand gepfückt, und die Bäume leben noch...
Vom Johanniskraut habe ich die Pflanzenteile genommen, die im Garten geschnitten wurden, und sowieso in den Kompost sollten. Dorthin kamen sie nach Entzug der Farben aber trotzdem. So kann ich für mich persönlich Bargeld sparen, und trotzdem schöne Farben bekommen. Jede Färbung ist auch erstmal ein Test für mich, ob sich der ganze Aufwand lohnt.
Aber selbst bei gekauften Färbepflanzen... stellen wir nicht vielleicht durch unsere Nachfrage damit eine größere landwirtschaftliche Artenvielfalt sicher? Das wäre nämlich auch ein nicht zu unterschätzender Umweltaspekt.
Was würde der Bauer anbauen, wenn er z.B. keinen Waid ziehen würde? Mais zur Energiegewinnung? Ermöglichen wir nicht vielleicht einem Bauern in einem anderen Land, seine Familie zu ernähren, ohne die dort üblichen Monokulturen anzubauen, oder Waldfläche zu roden?