Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

Solveigs Lied
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Solveigs Lied » 23.06.2010, 14:38

Was soll die Erbsenzählerei?
Genauso sieht´s doch aus. Wir kleinen Färber zerbrechen uns den Kopf und das Gewissen wegen unserer Kleinfärberei, die von uns ,dem Anschein nach, ja gewissenhaft ausgeführt wird, während Abermillionen Tonnen schwerst umweltverseuchendes Erdöl auf unabsehbare Zeit munter in den Golf sprudeln, abermillionen Tiere an den Folgen elendiglich verrecken und last but not least die Existenzen der Golfanwohner (Fischer, Hotelbetreiber etc.) vernichtet werden. Da wurde neulich im Tv was davon geredet, das es bis zu 60 Milliarden Liter in den nächsten 4-6 Jahren sein können wenn sie das Bohrloch nicht irgendwie dicht kriegen. *kill*
Mal ganz zu schweigen vom Umweltverschmutzer Nr. 1, China, ganz zu schweigen davon, was die Amerikaner an Energie und Resourcen verplempern und und und... :vogel:
Da kann nun wirklich jeder von uns kleinen Färbern ruhigen Gewissens schlafen.
Oder mal ganz brutal gesagt: Stell dir die Erde ohne die Spezies Mensch vor... keine Kriege mehr, keine Hungersnöte,kein Müll, keine Umweltverschmutzung, keine Atomkraftwerke,keine Massenvernichtungswaffen... eigentlich das Paradies.
Tino, wenn du diese Gedanken bis in die allerletzte Konsequenz durchdenkst bleibt als Lösung nur der kollektive Selbstmord der gesamten Menschheit um diesen Planeten zu retten.
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von tabata » 23.06.2010, 14:52

Du hast zusammengefasst, was ich schon seit drei Tagen auf der Zunge hatte...danke.
Ich schlafe gut, auch wenn ich färbe...dafür fahr ich kein Auto :D
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von shorty » 23.06.2010, 15:20

Sorry, aber genau solches Denken ist gefährlich.
mag sein, letztlich aber Realität

Ich schreib mal ein schönes Beispiel, wir haben Bekannte die sind ein Musterbeispiel für Ökologie Umwelt und Toleranz, eine wirklich ganz liebe Familie

Die sind vor 2 Monaten aus nem Indien Urlaub zurückgekehrt.
Sogar die sagte mir , wenn man die Dinge global betrachtet merkt man erst wie wenig Einfluss man eigentlich hat.
Was hilft es, dass wir im Ort schon seit Jahren Müllverwiegung haben, alles akribisch trennen und schon deshalb sehr bewusst einkaufen, wenn in der Marktgemeinde dies nicht der Fall ist und noch in größerer Dimension tausende Tonnen Müll illegal verklappt werden.

Sinn macht ökologisches Denken immer, nur manchmal ist es nahezu wirkungslos in Anbetracht der Übermacht, leider

Wer nicht weiss, wie er seine Familie für den nächsten Tag satt bringen soll, den interessiert herzlich wenig, ob der Jughurtbecher PE oder PET ist.

Ich denke, die meisten hier sind im Blick eh schon geschärft, ob nun mit Pflanzenfärberei oder ohne. Einfach durch die Verarbeitung und den Umgang mit nem nachwachsenden Rohstoff.

Das Waschmittel und das Wasser welches ich bei nem Schafwolljanker im Laufe dessen "Lebenszeit" einspare kann ich völlig ohne schlechtes Gewissen zu nem minimalen Bruchteil fürs Färben verwenden.

Karin
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von XScars » 23.06.2010, 15:34

Ich finde man sollte wie bei vielem einen Mittelweg finden... es ist schon gut wenn man kritisch nachdenkt, aber man sollte es nicht übertreiben...

zum Thema Wasserverbrauch fällt mir aber noch eine Geschichte aus Japan ein... Japanerinnen sind die Geräusche auf der Toilette peinlich, daher haben sie ständig gespült, damit nur das Wasserrauschen hörbar war. Das hat natürlich zu erhöhtem Wasserverbrauch geführt.. Also gibts seit den 80er Jahren ein Gerät, dass entweder per Knopfdruck oder Bewegungsensor Wasserplätschern-Töne von sich gibt... Der Wasserverbrauch ist wohl enorm zurückgegangen nach Einführung der "Geräusch prinzessin" (wikipedia.de

sorry für das Off-Topic...

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von marie-claire » 23.06.2010, 23:35

Für die ersten Uberlegungen : ich frage mir schon lange ob manche chemische Farben nicht weniger umweltschädlich sind als manche pflanzenfärbungen. Ich habe schon mal nachgefragt bei einer französischen Marke (Ideal) was für einen Inhalt sie haben und wie weit er unschädlich sei. Ich kriegte als Antwort dass sie nach den europäischen Massnahmen herstellen, mehr erfuhr ich nicht

Schade dass man nicht weiss wie diese Farben hergestellt werden

Was die Pflanzenfarben angeht : man kann auch kalt färben, braucht aber Ammoniak, auch nicht unschädlich, selbst wenn man wie bei der Kaltbeize immer wieder verwenden kann. Es gibt oft sehr schöne Farben.
Heute Abend hatte ich wieder die Uberraschung : mein Rest Ligusterbeerebad, der nichts mehr färbte tat ich in ein grosses Glas mit Deckel, tat ein bisschen Ammoniak dazu und Wolle hinein uns lies es in der Sonne stehen mehrere Wochen, und heute sah ich ein schönes sattes hellblau.
Ubrigens kann man ohne zu heizen in Gläsern an der Sonne färben, man lässt das Glas nur ein paar Tage, und wenn der Deckel geschraubt ist gibt es sogar Druck das hilft auch beim fixieren (mit Seiden oder Lebensmittelfarben)
In Sudfrankreich färben mehrere so, aber ich denke im Sommer in Deutschland kann es auch ganz schön heiss werden.

Löwenzahn gibt es hier in Frankreich Unmengen, manche Wiesen sind ganz mit gelb bedeckt im Frühling, da kann man ruhig ohne Schaden sammeln

Mit Japanknöterisch habe ich versucht zu färben, hat nichts gegeben. Wenn ihr da positive Erfahrung habt bin ich Interessiert

Pferdeampfer soll mit Ammoniak rot und an der Luft blau geben. Hat ein französische Fârberin experimentiert. Nur dieses Jahr klappt es nicht : vielleicht weil es zuviel regnete; auch bei mir gab es ein rotbeige.

Ich mag gerne eure Uberlegungen. Mich interessiert nicht was jeder macht oder nicht macht im Bereich Umweltschutz; es interessiert mich eher was andere experimentieren und was ich daraus lernen und auch verwenden kann. ihr habt mir wieder neue Ideen gegeben.

Ich glaube es ist wirkungsvoller viel Spass daran zu haben, so gibt es anderen auch Lust. Mit Schuldgefühl oder Urteil gibt es keine Verbesserung, das ist auch Umweltschmutz irgendwie. Positivität (sagt man so?) ist wahrscheinlich wirkungsvoller.

Ich habe auch gesucht ob es Forschungen gibt über ökologische Kleidung und habe das gefunden :

http://www.naturtextil.com/profil/quali ... /best.html

Kennt ihr das?
Zuletzt geändert von marie-claire am 23.06.2010, 23:38, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von shorty » 23.06.2010, 23:38

sehr interessanter link,danke marie claire, muss ich mal genauer unter die lupe nehmen

Karin
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Solveigs Lied » 24.06.2010, 14:17

Hallo Tino,
mir ging soeben ein Lämpchen an... du bist doch der, der diese High Tech Spindel erfunden hat. Ich hoffe, der Link funktioniert *mal zum Admin schielt*.

die schnelle Spindel für Unspinnbares

Warum ich jetzt diese beiden Themen verknüpft habe, erkläre ich gerne und hoffe, du verstehst mich nicht falsch, ich will keinem bösartig ans Bein urinieren.

Die Diskussion hier geht ja um die Ökobilanz beim Pflanzenfärben und hat -eigentlich- so gar nichts mit deiner Spindel, die wirklich sehr schön ist und zweifelsohne auch hervorragend funktioniert- zu tun, wenn da nicht die "abers" wären,die mir grade im Kopf herumspuken.

Deine Spindel wir aus allerlei Metallen gefertigt, wie sieht es bei der Herstellung der verwendeten Metalle mit deren Ökobilanz aus? Woher stammen sie? Was wird bei der Produktion der Metalle an Resourcen verbraucht? Der Transportweg der Metalle zum Endvebraucher, in diesem Falle also dir, verschlingt ja nochmal so einiges an Energie.

Ich nehme mal an, die Einzelteile der Spindel werden gefräst, CNC oder etwas in der Art. Was wird da an Energie verbraucht? Fräsmaschine, Licht,Heizung? Was entsteht dabei an Abfall?

Zu guter Letzt der Speckstein...meines Wissens nach- ich habe früher selbst mit Speckstein gearbeitet- stammt der überwiegend nicht aus Deutschland bzw. Österreich. Soweit ich weiß, wird viel Speckstein unter anderem in Kanada abgebaut, sprich in Übersee. Steinbrüche sehen nicht sehr schön aus und zerstören die Landschaft nachhaltig. Die Steine müssen ja auch irgendwie in deine Hände gelangen. Wie sieht es da mit der Ökobilanz aus? Schließlich müssen die Steine ja verschifft werden und die Frachter blasen umweltschädigendes CO2 in die Luft.

Nimm´s mir bitte nicht übel, aber ich finde es einfach kleinkariert, sich auf der einen Seite den Kopf über die political correctness der Hobby-Pflanzenfärberei zu zerbrechen und auf der anderen Seite ein Produkt herzustellen,das -ökologisch betrachtet- sich nicht wirklich mit dem Prädikat Umweltfreundlich schmücken kann. Und ich möchte beileibe nicht deine Spindel miesreden !
In meinen Augen hat das etwas von Wasser predigen aber Wein saufen an sich.
Wolle zerfällt nach und nach, die pflanzlichen Rückstände der Pflanzenfärberei auf dem Kompost ebenso und eine Spindel aus Holz würde sich ebenfalls nach und nach zersetzen und besteht aus nachwachsenden Rohstoffen.
Nachdenkliche Grüße
Esther
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von ehemaliger User » 25.06.2010, 00:40

Aus eigener Erfahrung, denn ich habe in den 90ern als Grabungsarbeiter auf Archäologischen Innenstadtgrabungen in Leipzig und Umgebung meine Brötchen verdient.

Was denkst Du, was sich in einer Latrine aus dem Mittelalter noch an Metall (wie Nägel, mit der die Latrine mal zusammengehämmert wurde) findet? Und was denkst Du, wie gut erhalten das Holz der Latrine ist?

Es gibt nur noch die Löcher von den Nägeln, aber vom Holz kann man noch dendrochronologische Untersuchungen machen. Für das Holz braucht man einen Kran, um es wieder herauszuholen!

Wolle erhält sich ebenso gut, wie Holz. (frag mal Greifenreiter, was es alles an Funden mittelalterlicher Textilien gibt). an Metallen gibts nur Dinge aus Gold, Silber und Kupfer, korrodiert bis getno.

Immer trocken gehaltene und benutzte Metalle (wie japanische Schwerter) halten sich allerdings über Jahrhunderte besser als Holz.

Ich weiß nicht was Du hast, Metall ist doch -wie Holz- ein Naturstoff. Und die Ökobilanz sieht besser aus, als bei Holz... schon wegen der längeren Haltbarkeit, weil man Metall nicht konservieren muß, wie Holz.... Und beim Metall verarbeiten entstehen Späne, die komplet recycled werden können, Holz ist u.U. Sondermüll (Lacke und Farben) kannst Dich darauf verlassen, daß ich darüber nachgedacht habe.

Und die Maschinen, die das gemacht haben, die sind aus den 20er Jahren, haben nur neuere Motoren (Energiesparend).

Nein, CNC-Maschinen kann man für diese Spindel nicht verwenden, die sind schlicht zu ungenau. Außerdem fressen die mir zu viel Energie: der Rechner und die vielen Servomotoren fressen doppelt so vel Strom, wie eine traditionelle Maschine, und der Materialverbrauch ist durch höheren Werkzeugeinsatz höher.
Gefräst wird auch nicht, sind ja alles runde Teile, und die werden gedreht. Beim Drehen (runde Teile) bewegt sich das Werkstück und das Werkzeug steht still, beim Fräsen (gerade Teile) bewegt sich das Werkzeug, und das Werkstück steht still.
Einziger Hasenfuß ist der Stein, ist mir auch bewußt. Und sobald ich da eine andere Lösung habe, werde ich die einsetzen. Dafür wird der Stein komplett mit Muskelkraft bearbeitet. Die Verwendung beispielsweise von Feldstein hieße Diamantwerkzeuge, was die Bilanz noch weiter kippen lassen würde...


Nein, es ist nicht kleinkariert, denn meine Spindel scheint auf den ersten Blick nicht ökologisch korrekt zu sein, ist es aber, und eine Pflanzenfärbung scheint auf den ersten Blick total ökologisch zu sein, ist es allerdings vielleicht nicht.

Und genau deshalb ist Dein Einwurf gerade jetzt so schön, denn er zeigt, wie wenig man als Kunde abschätzen kann, ob ein Produkt ökologisch vernünftig erstellt wurde, oder eben nicht.
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Asherra » 25.06.2010, 00:56

LOL, also daß Metalverhüttung umweltfreundlicher ist als Holzverarbeitung, das wäre mir jetzt mal neu ;) Solange du nicht mit dem Hämmerchen da sitzt und selbst gesuchtes, gediegenes Kupfer in Form klopft ist das ein energiefressender Spaß.
Ich spinn seit noch nicht mal 2 Jahren und auch auf einer "normale" Holzspindel (nur leicht geölt, kompostierbar, Restholz aus der Möbelproduktion) spinn ich 130m/10gr wenn's denn sein muß aus so ziemlich jedem tierischen Material. Das ist keine Ausrede.
Die Standspindel ist schön und sicher ein nettes Teilchen zum mit arbeiten, nur das greenwashing, naja... Warum darf's nicht einfach mal "ich wollte was Schönes machen" sein?

Und um wieder die Kurve zum Pflanzenfärben zu bekommen... gute, bedachte Arbeitstechnik macht da wahrscheinlich mehr aus, als die Wahl des Farbstoffs. Ich färbe gerne mehrere Farben hintereinander weg im selben Wasser. Da die Säurefarben komplett in die Wolle ziehen ist das kein Problem. Ich fisch den einen Kammzug raus und setzt den nächsten im noch warmen Wasser gleich wieder an. Dann wird die Wolle nicht gekocht sondern nur auf 60-70° erwärmt, filzt weniger, braucht weniger Energie. Der Herd ist Induktion, der Strom aus Wasserkraft.
Für mich eine akzeptable Variante, ich stell so gut wie möglich sicher, daß keine Farben in den Ausguß kommen und daß das Hobby so verträglich wie möglich bleibt. Trotzdem läßt sich über jeden Punkt streiten. Welche Farben haben den kürzesten Transportweg, welche sind zertifiziert, welcher Strom ist nun besser Wasser oder Wind oder doch Sonne? Macht die Anschaffung einer Regentonne (Fahrt zum Baumarkt, Material und Herstellung der Tonne, Mückenbekämpfung) Sinn gegenüber aufbereitetem Grundwasser aus der Leitung?
Macht es Sinn, die Sachen bis in das winzigste Detail zu durchdenken? Mein Hirn braucht dafür Energie, Energie, die ich als Essen zuführen muß und Nahrungsmittel kommen auch irgendwo her, also wäre es eigentlich umweltfreundlicher, möglichst dumm zu sein...

Ich schaue lieber, wo kann meine eingesetzte Energie den größten Nutzen haben. Es hilft nichts, wenn ich nen dicken Pulli anziehe, mein Mann aber die Heizung voll aufdreht. Dann ist meine "Anstrengung" umweltschonender zu sein für die Katz. Also such ich mir mein "Schlachtfeld da, wo auch was bei raus kommt... z.B. Wahl des Stromanbieters, welches Auto wir fahren (5l Diesel auf 100km ist ganz ok erst mal), was wir essen (bio, lokal), insegesamt, wo wir unser Geld lassen. Das meiste Geld und damit die meiste Verbrauchermacht, die wir als Haushalt haben liegt eben NICHT im Wollhobby und auch der meiste Müll/Dreck/Schadstofffausstoß kommt nicht daher, somit ist es auch nicht die erste Stelle, an der meine Bemühungen ansetzen.

(Was nicht bedeutet, daß man mich jemals mit giftigen Metallsalzen nachbehandeln sehen wird, manche Dinge sind schlicht unnötig)

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von ehemaliger User » 25.06.2010, 02:15

Wer nicht weiss, wie er seine Familie für den nächsten Tag satt bringen soll, den interessiert herzlich wenig, ob der Jughurtbecher PE oder PET ist.
Jep! Und wer die Bahn oder ÖPNV nicht bezahlen kann, der nimmt sein Auto. usw. usf. richtig besch....eidener Teufelskreis.
Das Waschmittel und das Wasser welches ich bei nem Schafwolljanker im Laufe dessen "Lebenszeit" einspare kann ich völlig ohne schlechtes Gewissen zu nem minimalen Bruchteil fürs Färben verwenden.
Mit dem hast Du mich kalt erwischt, DAS hatte ich bisher nicht in meine Überlegungen einbezogen. Schönes Argument.

LOL, also daß Metalverhüttung umweltfreundlicher ist als Holzverarbeitung, das wäre mir jetzt mal neu ;)
kommt doch darauf an, wie man das betreibt... Beides geht so oder so.
Ein Tropenholz, was dann mit einem Erdölabfallprodukt lackiert wird steht bestimmt schlechter da, wie 70g Messing aus deutscher Produktion. Andererseits kann ein einheimisches Holzprodukt viel näher an einen Ökostandard kommen, als ein Metallprodukt. Aber es verschleißt schneller, wodurch das Metallprodukt auf Lebenszeit dann doch die Nase vorn hat... Geschenkt. Vielleicht kann man das der Komplexität wegen ja auch nicht bis ins letzte Detail durchdenken.


Ich schaue lieber, wo kann meine eingesetzte Energie den größten Nutzen haben.
die pragmatische Herangehensweise... ist doch auch gut. Und man kann nicht alles hinterfragen, weil man sonst kaputt geht, weil man rundherum beschissen wird. Siehe Bio-Hühner die mit dioxinverseuchtem Tschernobyl-Mais gefüttert wurden, oder Stromkonzerne, die ihren Atomstrom als Solar verkaufen.....

Mich hatte eben mal interessiert, wie weit Pflanzenfärber ihr Hobby in diese Richtung treiben. Und ich finde es interessant, weil das mit diesem Hobby geht, man kann dabei vieles selbst kontrollieren. Nicht mehr nicht weniger.
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von shorty » 25.06.2010, 07:39

nur ein kurzer Abstecher weil OT:
Nein, CNC-Maschinen kann man für diese Spindel nicht verwenden, die sind schlicht zu ungenau. Außerdem fressen die mir zu viel Energie: der Rechner und die vielen Servomotoren fressen doppelt so vel Strom, wie eine traditionelle Maschine, und der Materialverbrauch ist durch höheren Werkzeugeinsatz höher.
Gefräst wird auch nicht, sind ja alles runde Teile, und die werden gedreht. Beim Drehen (runde Teile) bewegt sich das Werkstück und das Werkzeug steht still, beim Fräsen (gerade Teile) bewegt sich das Werkzeug, und das Werkstück steht still.
Da mein Mann CNC Fräser ist, und ich da sehr viel Einblick habe, halte diese Aussage für falsch.
Du kannst mit normalen handgesteuerten Maschinen keinstenfals die Genauigkeit der CNC Fräser erreichen, da das menschliche Auge tausendstel Millimeter gar nicht erfassen kann.

Es gibt übrigens meines Wissens sehr wohl Fräsmaschinen wo sich das Werkstück bewegt :-))
Und die Werkstücke beim CNC Fräsen sind nicht nur gerade Teile

Aber das nur am Rande


Mir ist Holz als Werkstoff deutlich lieber , das sei aber jedem selber überlassen. Holz empfinde ich warm und weich, Metall ist für mich kalt , aber das sind nur meine persönlichen Empfindungen.
Was nicht heisst, dass Deine Standspindel nicht schön ist, Holz ist mir trotzdem lieber



Um wieder die Kurve zu kriegen
Kein menschliches Tun ist völlig ökologisch, wir sind hier zumindest aufgerüttelt, einfach durch die "Sparte" in der wir uns bewegen.
Ich denke mal nen Gedankenanstoss an geeigneter Stelle nicht falsch, der erhobene Zeigefinger ist allerdings weniger erwünscht.

Karin
im Prinzip hat das mit Färben schon gar nicht mehr so zu tun, finde ich, ist mehr so ne Einstellungssache. Ich bin schwer am überlegen, ob das unter sonstiges nicht besser augehoben wäre

Nachtrag
Wer nicht weiss, wie er seine Familie für den nächsten Tag satt bringen soll, den interessiert herzlich wenig, ob der Jughurtbecher PE oder PET ist.
Jep! Und wer die Bahn oder ÖPNV nicht bezahlen kann, der nimmt sein Auto. usw. usf. richtig besch....eidener Teufelskreis.
soll ja auch Menschen geben, die gar kein Auto besitzen ;) Unsere Wohlstandsgesellschaft war bei meinem Satz da nicht gemeint :-((
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von tabata » 25.06.2010, 07:59

shorty hat geschrieben:

Um wieder die Kurve zu kriegen
Kein menschliches Tun ist völlig ökologisch, wir sind hier zumindest aufgerüttelt, einfach durch die "Sparte" in der wir uns bewegen.
Ich denke mal nen Gedankenanstoss an geeigneter Stelle nicht falsch, der erhobene Zeigefinger ist allerdings weniger erwünscht.
Genau, besonders wenn eigentlich jeder Beitrag so einen Beigeschmack hat... (Natürlich nur, was das Handeln der anderen betrifft), aber das mag ein persönlicher Eindruck sein...
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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Laurana » 25.06.2010, 08:12

Holz - nachwachsender Rohstoff
Metall - nicht "nachwachsend"

somit ist für mich, ohne näher auf die Verarbeitungsmethoden einzugehen, Holz in jedem Fall ökologischer.
Alles liebe
Karin

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Claudi » 25.06.2010, 08:57

Wieder zurück zur Färberei...ich liebe zwar "naturbunte" Fasern, aber mag auch hin und wieder mal andere Farben, als diese. ;) Trotzdem denke ich, daß gerade Handspinner sich mehr als einmal überlegen, ob, was und wie sie färben... Hier wirft niemand total gedankenlos seine Wolle in einen Farbtopf, einfach nur, um "bunt" zu bekommen. Man überlegt, ob es zur Faser passt, ob es eine Fabe ist, die man hinterher auch gerne trägt, und bei fertigen Garnen noch viel mehr, ob das Ergebnis nicht sogar das eigene Werk ruinieren könnte...
Wir sind nunmal in einer farbigen Welt, und das können wir auch nicht von jetzt auf gleich auf "Null" zurückdrehen, genausowenig, wie den Energieverbrauch, oder unsere Lebensmittelherstellung.
Erhitzen müssen wir jede Färbung, da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber sind wir überhaupt in der Lage, da etwas gegenzurechnen?
Keiner von uns hat eine Ahnung, wie viel Energie genau in unseren Säure- und Textilfarben steckt, bis sie bei uns im Haus sind. Wie und woraus genau werden sie hergestellt? Ein Ökotex Standard sagt nur etwas darüber aus, wie wenig Schadstoffe für den Menschen sie enthalten, und nicht, was sie bei der Herstellung an umweltschädlichen Nebenprodukten hinterlassen, oder welche Mengen energie in ihnen stecken. Von woher in dieser Welt werden sie oder ihre Grundstoffe zu uns gekarrt? Nirgendwo findet sich darüber eine Ökobilanz.
Trotzdem färbe ich auch damit gerne. ;)
Meine Pflanzenfärbungen dagegen entstehen meistens durch eine Gelegenheit als ersten Anstoß. So bei dem "Möhrengemüse", da kam ich auf die Idee, als ich das Grün in der Abfalltonne des Ladens gesehen habe. Meine Birkenblätter vom letzten Jahr habe ich von Hand gepfückt, und die Bäume leben noch...
Vom Johanniskraut habe ich die Pflanzenteile genommen, die im Garten geschnitten wurden, und sowieso in den Kompost sollten. Dorthin kamen sie nach Entzug der Farben aber trotzdem. So kann ich für mich persönlich Bargeld sparen, und trotzdem schöne Farben bekommen. Jede Färbung ist auch erstmal ein Test für mich, ob sich der ganze Aufwand lohnt.
Aber selbst bei gekauften Färbepflanzen... stellen wir nicht vielleicht durch unsere Nachfrage damit eine größere landwirtschaftliche Artenvielfalt sicher? Das wäre nämlich auch ein nicht zu unterschätzender Umweltaspekt.
Was würde der Bauer anbauen, wenn er z.B. keinen Waid ziehen würde? Mais zur Energiegewinnung? Ermöglichen wir nicht vielleicht einem Bauern in einem anderen Land, seine Familie zu ernähren, ohne die dort üblichen Monokulturen anzubauen, oder Waldfläche zu roden?
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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Re: Ökobilanz beim Pflanzenfärben

Beitrag von Trulline » 25.06.2010, 11:03

Tja, ich denke wie viele hier, eine wirkliche Bilanz zu ziehen, ist unmöglich, denn dann müsste man auch vorher in die entsprechenden Messparameter festlegen und vereinheitlichen...

Was bei mir so der Eindruck ist, dass die Diskussion droht, dann so ein wenig in die ideologische Richtung zu gehen so nach dem Motto: Ich bin aber "ökologischer" und ich bin die "allerallerallerökologischste" ... und das finde ich inhaltlich eher ineffektiv.

Ich muss auch sagen, dass ich, nachdem ich jetzt über ein Jahr in diesem Forum bin und fast täglich darin lese, den Eindruck habe, dass wirklich für die meisten hier das Thema Ökologie kein Fremdwort ist und sich ein überwiegender Teil der Leute hier Gedanken macht und seinen Teil beiträgt, mal in der, mal in jener Hinsicht.

Es gibt von vielen Menschen viele individuelle Schritte. Das finde ich gut.
Ich finde auch, dass unser Hobby das irgendwie schon so ein bisschen in sich trägt. Aber:
Wenn viele Menschen sich zu einem Problem Gedanken machen, dann kommen sie eben nicht alle zwangsläufig zur gleichen Meinung und auch nicht zwangsläufig zu den gleichen Handlungskonsequenzen. Deswegen sind ihre individuellen Maßnahmen erfreulicherweise vielfältig und wie ich meine respektierbar und anerkennenswert.
Es wird auch hier in diesem Forum nicht der Ökopapst zu finden sein und es gibt nicht den einen Königsweg, um ökologisch perfekt zu handeln.

Wenn man das tun wollte, dürfte man theoretisch überhaupt gar keine Kleidung mehr herstellen, sondern müsste ohne Rücksicht auf Vorlieben und Mode erst einmal das auftragen, was es auf der Welt gibt.
Stichwort Second-Hand... machen bestimmt auch sehr viele von uns...

Was ich an der weiteren Richtungnahme dieser Diskussion gut und wünschenswert finden würde, wären z.B. ganz praktische Tipps und Erfahrungen, wie sie hier auch schon so vielfältig aufgeschrieben worden sind.

Z.B. Ich nutze die Hitze aus dem und dem und setz dann das und das noch hinzu oder so... das find ich super. Manchmal kommt man selbst auf die einfachsten Dinge gar nicht.

Vorschlag:
Vielleicht könnte man die einzelnen Tipps in einem Extra Thread mit dem Thema Tipps zum Energiesparen oder so auflisten.
Liebe Grüße
Trulline

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