Schwarzfärbung wie?

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

allewetter
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von allewetter » 10.07.2012, 16:00

Lieben Dank für die Antworten!
Also ich habe doch das Buch von E. Prinz :O
Da steht Eiche, Gemeiner Wolfstrapp, (das wäre interessant, aber wo finden?) und Hunds-Rose. Und da habe ich auch gefunden: Indigo und dann Walnuss. Ja, Tannin wurde früher auch und Eisen von den Schwarzfärbern verwendet, steht dort.
Granatapfel, also mit Chrom nee, ist mir zu giftig. Bin ja eh gaga und werde hier schon schief angesehen, wenn ich nun noch versuche, nee, nee.
Ich habe ja auch noch "verhunzte" Farben.

LG
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Kattugla
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Kattugla » 10.07.2012, 18:19

Eisen plus Gerbsäure macht schwarz.

Tannin ist auch Gerbsäure.

Ziemlich viele Rindenfärbungen und auch Walnuss funktionieren mit Gerbsäure.

Das "schwärzeste" Schwarz in der Pflanzenfärberei ergibt Erlenrinde plus Eisen.
Und sooo schlimm ist es mit dem Angreifen der Faser auch nicht. Im Prinzip reicht es schon, die Rindenfärbung in einem Eisenkessel/-topf zu machen (ein schöner alter gusseiserner Gänsebräter eignet sich dafür hervorragend, auf die Art hab ich mir mal 5 Kilo Pflaumen versaut). Die meisten (ich auch, bevor ich eine Feinwaage hatte) dosieren das Eisensulfat zu hoch. Dann wird die Faser stumpf. Im Grunde reichen 2% des Trockengewichts Wolle.

Mit Erlenrinde habe ich mal auf Leinen herumprobiert - das geht auch und ist eine der wenigen Färbungen, die auf Pflanzenfasern klappen (auch hier wegen der Gerbsäure). Das Ergebnis war ein tiefes Dunkelgrau.

Das "Pupurschwarz", das Sundströms in ihrem Pilzfärbebuch erwähnen, sollte das aus Samtfusskrempling plus Kupfersulfat sein. Das habe ich schon getestet, das Ergebnis ist eher ein sattes dunkles Kaffeebraun - also eher eine Mischung aus Purpur und Schwarz. :)

Am sichersten ginge dann wohl tatsächlich naturbraune Wolle plus Indigofärbung, wenn Du aufs Eisen verzichten willst. Die dunkelste Wolle, die ich bislang in den Fingern hatte, war Juraschaf, wenn ich mir auf dem Dunkelbraun Indigo vorstelle, komme ich auf etwas, was sehr nahe an Schwarz sein dürfte.
Alerdings ist auch Indigo nicht ohne, auch die basische Küpe greift die Faser an - und Indigo ist nicht reibecht.

Ich würde an Deiner Stelle einfach einen Versuch machen: einige frische Erlenstecken holen und kleinschnipseln und auskochen (1h), 1/4 des Gewichts an trockener Wolle dazu (als Färbeprobe reichen ja ein paar Gramm), noch ein Stündchen simmern lassen und zum Schluss einige Krümel Eisensulfat auflösen und im Extrabad die ausgespülte Wolle nachentwickeln.
Alternativ einige rostige Eisennägel in die Flotte tun und mitköcheln. Oder auf besagten Gänsebräter zurückgreifen. Dann spart man sich das Nachentwickeln.
Zumindest hast Du dann schonmal 'ne Vorstellung... ;)
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Sidhe » 10.07.2012, 21:17

Schlompfine hat geschrieben:Sidhe: [...] In welchem Buch stand das denn?
Na in "Färbepflanzen" von Eduard Prinz :)

Erlenrinde sollte ich doch auch noch bekommen..... na jetzt hab ich aber auch Blut geleckt :D :O
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Schlompfine » 10.07.2012, 21:36

Die handvoll eisennägel darf ruhig größer sein ;-)

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von allewetter » 11.07.2012, 19:07

Sidhe: Angesteckt :D

Erlen habe ich noch nicht gefunden, aber das heißt ja noch nix. (Mein "Fortkommenkreis" ist etwas beschränkt.)

Ich werde einiges testen, wenn es denn da ist und werde berichten. Dieser Gemeine Wolfstrapp hat mich nicht losgelassen und das werde ich auch versuchen.

Lieben Dank!
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Sidhe » 11.07.2012, 19:41

Bin gespannt auf deine Ergebnisse :D
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Elisabeth62 » 12.07.2012, 12:53

Bei Erna Bächi-Nussbaumer: "So färbt man mit Pflanzen" hab ich Erlenrinde (Schwarzbraun) und Zwetschgenrinde (Schwarz) gefunden, aber man muß bei beidem vorher mit fiesem Kupfersulfat beizen und mit Eisensulfat nachbehandeln...
Das Buch hab ich auch liegen jetzt.
Da steht, daß man Zwetschgenrindenfärbung 100% mit 2% Eisensulfat weiterentwickeln kann zu schwarz und zwar mit Färbeverfahren 1, d.h. bei ihr mit einer direktziehenden Färbung auf ungebeizter Rohwolle.
Ich habs aber mangels Zwetschgenrinde noch nicht probiert.
Kupfersulfat aus Vorbeize ist nur bei Erlenrinde nötig, das ergibt nach ihr aber ein schwarzbraun.

Grüße Elisabeth
Zuletzt geändert von Regina am 12.07.2012, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Doppelpost wunschgemäß gelöscht, lG Regina

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Regina » 12.07.2012, 12:54

Zwetschgenrinde bekomme ich im Herbst, da muss meiner eingekürzt werden :)
Liebe Grüße
Regina

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von allewetter » 12.07.2012, 13:00

Und ich überlege gerade, was ´ne Zwetschge ist. Nee, nicht wirklich.
Ich denke, die nimmt man dann genauso wie beim Apfelbaum, wenn man ihn kürzt? Wobei ich ja auch die Rinde jetzt noch verwendet habe.
Leider habe ich keine Zwetschge.

LG
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Schlompfine » 12.07.2012, 13:04

Ich bin gespannt, wer das schwärzeste schwarz hinbekommt! Ich selber mag nicht testen, wenn ich mit meinen Blümis färbe, solls bunt sein :)

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Vlasta » 12.07.2012, 13:22

Elisabeth, Du hast Recht mit der Beize. Da hab ich wohl einmal zuviel hin und her geblättert. :rolleyes:
Liebe Grüße,

Vlasta

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Dornroesschen » 12.07.2012, 14:34

Starke Blauholzkonzentration färbt auch extrem dunkel, vielleicht wäre das auch was, notfalls in Kombi mit der Walnussschale.
Schöne Grüße vom Dornrösschen

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von w_ciossek » 01.08.2012, 03:02

Ich habe weiße Wolle tiefschwarz (wie Tusche) gefärbt mit Eichenblättern und Eisenacetat. Eisenacetat stelle ich mir selbst her mit Stahlwolle und Essig oder noch besser Essigessenz. Da kommt in eine kleine Flasche Stahlwolle hinein und Essigessenz und diese wird leicht verschlossen, damit das sich entwickelnde Wasserstoffgas entweichen kann. Eisenacetat sollte keinen Luftkontakt haben, sonst wird es braun. Nach einer Woche hat sich das Eisen nahezu vollständig aufgelöst. Die Wolle wird in einen konzentrierten Eichenblättertee aufgekocht, dann mit Wasser ausgespült und dann in Eisenacetat gekocht.

Gruß Wolfgang

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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von Sidhe » 01.08.2012, 12:51

@Wolfgang: wie hat sich die Wolle danach denn angefühlt? Eisenacetat klingt so... :fear:
Also was ich meine: hat deine Methode die Wolle sehr angegriffen?
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Re: Schwarzfärbung wie?

Beitrag von w_ciossek » 02.08.2012, 00:29

Hallo Sidhe,
meine Wolle war durch die Kocherei ohne Lanolin und daher nicht mehr fettig.
Essigsäure ist im Gegensatz zu Schwefelsäure eine sehr schwache organische Säure, die von Essigsäurebakterien aus Alkohol und Sauerstoff gebildet wird.

Warum ich Eisenacetat nehme begründe ich jetzt mit etwas organischer Chemie.

Eisenacetat ist ein Salz der Essigsäure und reagiert schwach essigsauer. Wolle verträgt reine Essigsäure sehr gut und Eisenacetat ist wesentlich schwächer als Essigsäure. Jedoch ist Eisenacetat instabil und oxidiert zu Rost an der Luft. Dabei wird die Essigsäure wieder frei, weswegen Eisenacetat schwach essigsauer reagiert.
Man kann es im Gegensatz zu Eisensulfat nicht lange aufbewahren und muß es frisch verbrauchen.

Wolle mag lieber ein saures Milieu als ein basisches. Eine basische Umgebung wie Seifenwasser, Soda oder Natron greift die Wolle an. Bei Natronlauge löst sie sich sogar auf.

Eisensulfat hat Schwefelsäureionen, die mit den Metallionen der vorherigen Beize z.B. Alaun, reagieren kann. Der Schwefelsäurerest vom Eisensulfat könnte in der Wolle die wasserhaltigen Bindungen zerstören. Beim Eisenacetat oder Essig ist das anders.
Beides kann man sogar unbeschadet trinken!

Beim Schwarzfärben von Wolle mit Eiche und Eisenacetat braucht man keine Beize, weil beim Kochen der Wolle in Eichentee Gerbsäure in die Wollfaser gelangt. In Eisenacetat reagiert diese Gerbsäure zu blauschwarzer Gallustinte auf Essigbasis, die aber beim Auspülen mit Leitungswasser wegen dem im Wasser gelösten Sauerstoff als unlöslicher fester Stoff ausflockt. So sind diese schwarzen Tintenpartikel in der Faser gefangen. Die Wolle schwärzt an der Luft noch weiter nach, weil die Eisen(II)-Verbindungen in Eisen(III)-Verbindungen übergehen.
Siehe Wikipedia Gallustinte, die licht- und waschecht ist und aus Textilien kaum zu entfernen ist und deswegen für Dokumente benutzt wird. Normale Gallustinte wird aus Eisensulfat hergestellt. Das Sulfat verursacht aber Tintenfraß, was die Fasern zerstören kann. Der Grund ist die freigesetzte Schwefelsäure. Bei Eisenacetat kann das nicht passieren.
Noch einmal zusammenfassend die chemischen Reaktionen in Worten:

Eisensulfat : stabiles Salz. In Wasser löslich.

Eisenacetat: nur Salzlösung möglich und reagiert mit Luft zu Rost und Essig.

Eisensulfat + Gallussäure => Gallustinte + Schwefelsäure (welches die Fasern zerfrißt)

Eisenacetat + Gallussäure => Gallustinte + Essig(säure) (ungefährlich und trinkbar).

Gallustinte + Sauerstoff (Luft) => fester schwarzer Eisen(III) Komplex, der nicht mehr wasserlöslich und lichtecht ist.

Für Dokumente ist das sehr wichtig, weswegen man heute noch die Gallustinte verwendet anstatt die verblassende Tinte aus Anilin-Farben!

Obendrein benutzt man diese Tinte schon 300 Jahre vor Christus Geburt!

Falls Eichengalläpfel verfügbar sind, dann nimmt man diese, anstatt Eichenblätter.

Gruß Wolfgang

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