Färben mit Waid im Oktober 2023
Moderator: Perisnom
- lisel
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Färben mit Waid im Oktober 2023
Färben mit Waid im Oktober 2023
Irgendwann wollte ich selbst Waid anbauen, ernten und auch verarbeiten, um dann schlussendlich damit meine Wolle blau zu färben.
Nach über 2 Jahren aktiver Beschäftigung mit dem Thema, will ich mich an dieser Stelle mit dem ersten gelungenen Ergebnis zurückmelden.
Es gibt mehrere hundert Rezepte zum Färben mit Waidblättern und diverse Literatur zu diesem Thema.
So zum Beispiel:
• Museologe Hansjürgen Müllerott - 69 Rezepturen zur Bereitung der blauen Farbe oder zum Blaufärben aus 2 Jahrtausenden : Morgenland - Abendland - Land der Morgenröte - Land der aufgehenden Sonne und einem Exkurs zur Gewinnung von Purpur am Berg Ararat und im Land Saalfeld – ISBN 978-3-939370-27-7
• Dorit Berger - Färben mit Naturfarben. Färbepflanzen, Rezepte, Anwendungsmöglichkeiten - ISBN 9783936896206
• Dorothea Fischer - Naturfarben auf Wolle und Seide - Färben ohne giftige Zusätze - ISBN-13 978-3833446924
Ich habe eine Menge dieser Rezepte miteinander verglichen, um die unterschiedlichen sinnvollen oder nicht sinnvollen Abläufe abzuwägen.
Nach diversen erfolglosen oder mit sehr bescheidenem Erfolg durchgeführten Färbungen, möchte ich hier die nun wirklich das erste Mal bei mir funktionierende Variante beschreiben.
Sicher ist es erheblich einfacher und sinnvoll dazu den Waid als 2 jährige Pflanze selbst im Garten anzubauen, denn so hat man immer Nachschub von dieser Färberpflanze.
Die Pflanze selbst ist völlig anspruchslos, frostfest und pflegearm.
Den Samen habe ich im Internet gekauft und nach dem zweiten Jahr habe ich selber Samen für die zukünftigen Pflanzen gewonnen.
Am 13.10.2023 habe ich ca. 250 g Waid von meinem Beet im Garten abgeschnitten.
Dies wird bis auf die Wurzeln gemacht, da früher der Waid mit dem Waideisen geschlagen wurde.
Als nächster Schritt wurde das Schnittgut 2x mit Regenwasser gewaschen, um groben Schmutz zu entfernen.
Nun wurde das gewaschene Schnittgut (nicht weiter zerkleinert) in einen großen Topf mit Zimmer warmen Wasser (ca. 20°C) gefüllt.
Damit das Pflanzgut im Topf nicht aufschwimmt, wurde es im Topf mit einem großen Teller beschwert.
Dort durfte es ca. 20 h bei Zimmertemperatur von ca. 20°C in der Küche stehen (15.30 Uhr bis 11:30 Uhr).
Nach dieser Zeit wurde das Ergebnis getestet:
• Wasser mit etwas Natron anrühren
• Wasserprobe aus dem Topf entnehmen
• Das Wassergemisch sollte nun einen pH-Wert von 9 besitzen, was mit einem Teststreifen kontrolliert wird
• Das Gemisch sollte dann schäumen oder sich nach 10 min Aquamarin färben (siehe Foto)
Blätter aus der Einweichbrühe in ein Netz geben, damit diese sich nicht später in der Wolle verfangen.
2 TL Soda mit dem Mixer in die Einweichbrühe unterschlagen (dabei Luft unterrühren).
Ich benutze dafür einen alten elektrischen Mixstab, der bei mir zum Färbegerät dazugehört.
Es entsteht dabei etwas Schaum und das Netz wird blau.
Nochmal den pH-Wert kontrollieren.
Dieser sollte bei 9 liegen.
Nun wird das Netz mit den Waidblättern entfernt und die Blätter entsorgt.
Jetzt den Färbesud auf 50°C erhitzen.
Ich benutze ein Induktionsfeld und es reichen 600 W zum allmählichen Erhitzen.
Der pH Wert ist nun bei 8- 9. Danach wird die Heizung abgeschaltet und das Kochfeld weggeräumt, da es zum Färben der Wolle nicht benötigt wird.
Nun 1 TL Hydrosulfit in den Sud einrieseln lassen und dann den Sud 30 min stehen lassen.
Die oben auf dem Färbesud erscheinende Indigoblume vorsichtig in den Färbesud unterrühren.
Die vorher in Wasser eingeweichte Wolle gut ausdrücken und nun für 30 min in die Färbeflotte geben.
Dann rausholen und lüften für 10 min. Eventuell das Färbegut mehrmals in der Flotte färben, was bei mir aber nicht nötig war.
Am Schluss für 10 min lüften, bevor die Wolle ausgewaschen wird.
1. Zug 40 g Süddeutsches Merino gezwirnt
2. Zug 39 g Süddeutsches Merino gezwirnt
3. Zug 94 g Süddeutsches Merino vorgefärbt mit Waid im Frühjahr, leider in „pink“ mit anderem Rezept
4. Zug 21 g Süddeutsches Merino vorgefärbt mit Waid im Frühjahr, leider in „pink“ mit anderem Rezept
5. Zug 50 g Süddeutsche Merino Kardenband (leider mit viel Volumen im Topf)
Viel Spass beim Nachmachen Eure Lisel
Irgendwann wollte ich selbst Waid anbauen, ernten und auch verarbeiten, um dann schlussendlich damit meine Wolle blau zu färben.
Nach über 2 Jahren aktiver Beschäftigung mit dem Thema, will ich mich an dieser Stelle mit dem ersten gelungenen Ergebnis zurückmelden.
Es gibt mehrere hundert Rezepte zum Färben mit Waidblättern und diverse Literatur zu diesem Thema.
So zum Beispiel:
• Museologe Hansjürgen Müllerott - 69 Rezepturen zur Bereitung der blauen Farbe oder zum Blaufärben aus 2 Jahrtausenden : Morgenland - Abendland - Land der Morgenröte - Land der aufgehenden Sonne und einem Exkurs zur Gewinnung von Purpur am Berg Ararat und im Land Saalfeld – ISBN 978-3-939370-27-7
• Dorit Berger - Färben mit Naturfarben. Färbepflanzen, Rezepte, Anwendungsmöglichkeiten - ISBN 9783936896206
• Dorothea Fischer - Naturfarben auf Wolle und Seide - Färben ohne giftige Zusätze - ISBN-13 978-3833446924
Ich habe eine Menge dieser Rezepte miteinander verglichen, um die unterschiedlichen sinnvollen oder nicht sinnvollen Abläufe abzuwägen.
Nach diversen erfolglosen oder mit sehr bescheidenem Erfolg durchgeführten Färbungen, möchte ich hier die nun wirklich das erste Mal bei mir funktionierende Variante beschreiben.
Sicher ist es erheblich einfacher und sinnvoll dazu den Waid als 2 jährige Pflanze selbst im Garten anzubauen, denn so hat man immer Nachschub von dieser Färberpflanze.
Die Pflanze selbst ist völlig anspruchslos, frostfest und pflegearm.
Den Samen habe ich im Internet gekauft und nach dem zweiten Jahr habe ich selber Samen für die zukünftigen Pflanzen gewonnen.
Am 13.10.2023 habe ich ca. 250 g Waid von meinem Beet im Garten abgeschnitten.
Dies wird bis auf die Wurzeln gemacht, da früher der Waid mit dem Waideisen geschlagen wurde.
Als nächster Schritt wurde das Schnittgut 2x mit Regenwasser gewaschen, um groben Schmutz zu entfernen.
Nun wurde das gewaschene Schnittgut (nicht weiter zerkleinert) in einen großen Topf mit Zimmer warmen Wasser (ca. 20°C) gefüllt.
Damit das Pflanzgut im Topf nicht aufschwimmt, wurde es im Topf mit einem großen Teller beschwert.
Dort durfte es ca. 20 h bei Zimmertemperatur von ca. 20°C in der Küche stehen (15.30 Uhr bis 11:30 Uhr).
Nach dieser Zeit wurde das Ergebnis getestet:
• Wasser mit etwas Natron anrühren
• Wasserprobe aus dem Topf entnehmen
• Das Wassergemisch sollte nun einen pH-Wert von 9 besitzen, was mit einem Teststreifen kontrolliert wird
• Das Gemisch sollte dann schäumen oder sich nach 10 min Aquamarin färben (siehe Foto)
Blätter aus der Einweichbrühe in ein Netz geben, damit diese sich nicht später in der Wolle verfangen.
2 TL Soda mit dem Mixer in die Einweichbrühe unterschlagen (dabei Luft unterrühren).
Ich benutze dafür einen alten elektrischen Mixstab, der bei mir zum Färbegerät dazugehört.
Es entsteht dabei etwas Schaum und das Netz wird blau.
Nochmal den pH-Wert kontrollieren.
Dieser sollte bei 9 liegen.
Nun wird das Netz mit den Waidblättern entfernt und die Blätter entsorgt.
Jetzt den Färbesud auf 50°C erhitzen.
Ich benutze ein Induktionsfeld und es reichen 600 W zum allmählichen Erhitzen.
Der pH Wert ist nun bei 8- 9. Danach wird die Heizung abgeschaltet und das Kochfeld weggeräumt, da es zum Färben der Wolle nicht benötigt wird.
Nun 1 TL Hydrosulfit in den Sud einrieseln lassen und dann den Sud 30 min stehen lassen.
Die oben auf dem Färbesud erscheinende Indigoblume vorsichtig in den Färbesud unterrühren.
Die vorher in Wasser eingeweichte Wolle gut ausdrücken und nun für 30 min in die Färbeflotte geben.
Dann rausholen und lüften für 10 min. Eventuell das Färbegut mehrmals in der Flotte färben, was bei mir aber nicht nötig war.
Am Schluss für 10 min lüften, bevor die Wolle ausgewaschen wird.
1. Zug 40 g Süddeutsches Merino gezwirnt
2. Zug 39 g Süddeutsches Merino gezwirnt
3. Zug 94 g Süddeutsches Merino vorgefärbt mit Waid im Frühjahr, leider in „pink“ mit anderem Rezept
4. Zug 21 g Süddeutsches Merino vorgefärbt mit Waid im Frühjahr, leider in „pink“ mit anderem Rezept
5. Zug 50 g Süddeutsche Merino Kardenband (leider mit viel Volumen im Topf)
Viel Spass beim Nachmachen Eure Lisel
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Viele Grüße von Lisel 

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- Schafspelz
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Re: Färben mit Waid im Oktober 2023
Großartig! Danke fürs Teilen. Seeeehr interessant!
Ich habe im letzten Jahr einiges gefärbt, was mir beim Spaziergang am Feldrand so untergekommen ist. Liguster, Ackerschachtelhalm, Brombeere, Walnuss. Blau steht nun absolut auf meiner Wunschliste. Deshalb habe ich beim Gärtner Pflänzchen von Färberhülse und Färberknöterich mitgenommen... sie sind noch klein, es wird noch dauern...
Gruß Kerstin

Ich habe im letzten Jahr einiges gefärbt, was mir beim Spaziergang am Feldrand so untergekommen ist. Liguster, Ackerschachtelhalm, Brombeere, Walnuss. Blau steht nun absolut auf meiner Wunschliste. Deshalb habe ich beim Gärtner Pflänzchen von Färberhülse und Färberknöterich mitgenommen... sie sind noch klein, es wird noch dauern...
Gruß Kerstin
- lisel
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Re: Färben mit Waid im Oktober 2023
Färberknöterich ist leider nicht winterhart. Ich nehme immer einige Pflanzen im Topf mit ins Haus.
Bis Februar habe ich von diesen Pflanzen Samen für die neue Aussat gewonnen. Danach sind die Pflanzen leider immer eingegangen
Färberhülse habe ich schon wiederholt versucht auszusäen. Meine letzte Info ist, das die Aussaat im November erfolgen soll.
Da es eine große mehrjährige Staude ist, werde ich noch einen Versuch wagen. Die Bienen lieben diese Blüten.
LG von Lisel
Bis Februar habe ich von diesen Pflanzen Samen für die neue Aussat gewonnen. Danach sind die Pflanzen leider immer eingegangen

Färberhülse habe ich schon wiederholt versucht auszusäen. Meine letzte Info ist, das die Aussaat im November erfolgen soll.
Da es eine große mehrjährige Staude ist, werde ich noch einen Versuch wagen. Die Bienen lieben diese Blüten.
LG von Lisel
Viele Grüße von Lisel 

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- Vlies
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Re: Färben mit Waid im Oktober 2023
Das ist ein toller Färbebericht. Die erzielten Blautöne sind echt schön.
Kleine Ergänzung:
Das Hydrosulfit wird auch als Natriundithionit verkauft. Es ist in den verschiedenen Entfärbern in wechselnden Anteilen enthalten (im Gemisch mit Soda).
Kleine Ergänzung:
Das Hydrosulfit wird auch als Natriundithionit verkauft. Es ist in den verschiedenen Entfärbern in wechselnden Anteilen enthalten (im Gemisch mit Soda).
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- Faden
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Re: Färben mit Waid im Oktober 2023
Großartig Gabi, das nenne ich mal einen Bericht
wie immer meine vollste Bewunderung für deine Geduld.
Färberhülse da hebe ich doch auch gleich einmal den Finger, ich liebe alles was Bienchen lieben
LG Kerstin
Färberhülse da hebe ich doch auch gleich einmal den Finger, ich liebe alles was Bienchen lieben
LG Kerstin
- lisel
- Andenzwirn
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Färberhülse
Wenn ich das Beutelchen mit den trocknen Schoten gefunden habe, gebe ich gern davon ab.
Dann kann das Staudengewächs auch im Gebirge heimisch werden
LG von Lisel
Dann kann das Staudengewächs auch im Gebirge heimisch werden

LG von Lisel
Viele Grüße von Lisel 

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- Faden
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Re: Färben mit Waid im Oktober 2023
Großartig, ich hatte ganz vergessen hier zu antworten. Wie schade das die Zeit nicht für alle Berichte hier reicht. Zumal die Lesesaison vorüber ist
vielen Dank noch für die Samen, leider ist noch nichts aufgegangen.