Färben durch Fermentation

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

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Siebenstern
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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Siebenstern » 02.12.2012, 13:21

Gärröhrchen sind die rohrförmigen und oft aus Glas.
Gärspund sind die becherförmigen und oft aus Plastik.
Lassen aber beide Gas aus dem Gärbehälter raus ohne Frischluft rein zu lassen, funktioniert also gleich. Die Gärspunde sind allerdings robuster.
Ich schicke neue Fachbegriffe übrigens gerne durch die Bildsuche von Google, das ist schneller als solche Vokabeln (oft vergeblich) in Übersetzungsprogrammen zu suchen.

Hört sich spannend an das färben per Fermentation... aber ich glaube ich nehme meine Gärballons lieber weiterhin zum Wein machen ;) nicht das mein Freund versehentlich die Gärjauche verkostet :P

Landogar
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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Landogar » 02.08.2013, 16:40

Hallo Forum,

Nachdem ich jetzt längere Zeit um dieses Thema herumgeschlichen bin und mir meine Gedanken dazu gemacht habe, möchte ich diese mit euch teilen.

Versäuerung des Farbbades:

Um beim Ansetzen der Pflanzenbrühe dem Ganzen einen Tritt in die richtige Richtung zu geben könnte man ein wenig Sauerteig (so vorhanden) zugeben. Dies würde den erwünschten Mikroorganismen, die für die Versäuerung verantwortlich sind, einen Vorsprung im Verdrängungswettkampf gegenüber den unerwünschen Mikroorganismen (Schimmelpilze) geben.

Gebrannter Kalk
Ich finde gebrannten Kalk zur Herstellung des alkalischen Bades eine etwas drastische Maßnahme. Wer schonmal damit gearbeitet hat und gesehen hat wie das Wasser anfängt zu kochen, wenn Kalk gelöscht wird, wird wissen was ich meine.
Dazu kommt noch das ich nicht ganz glaube, dass alleine kaltes klares Wasser reichen soll um den entstehenden Kalkstein auszuwaschen.

Wie fühlt sich denn die Wolle nach dem alkalischen Bad den an, wirkt sie nicht sehr spröde/angegriffen?
Sollte nach dem alkalischen Bad nicht nochmals ein Saures folgen (Essigspülung oder nochmals kurz ins saure Farbbad) um alkalische Reste zu neutralisieren?

Ich habe irgendwo mal aufgeschnappt, dass Fermentationsfärbungen mit Beeren bessere Lichtechtheit ergeben sollten. Gibt es dazu von eurer Seite bereits Erfahrungen?


Nach dem Motto Versuch macht kluch werde ich die Tage mal etwas rumpantschen und euch berichten.

Liebe Grüße

Lando

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 02.08.2013, 22:37

Danke Lando
Interessant die Idee mit Sauerteig. Manche tun auch Kleir in die Lösung

In die Base darf man die Wolle nicht lange lassen, nur ein paar Minuten. Auch so mit dem gebrannten Kalk. Danach braucht die Wolle wieder ein Saurebad zum Gleichgewicht

Dieses Jahr hab ich einen Versuch angefangen mit Wallnuss, Rosenblüten, Avocaten und Färberkamille. Mal sehen

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von versponnen » 08.08.2013, 23:40


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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 10.08.2013, 10:29

Danke Versponnen, sehr interessant!

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Spinnelinchen » 07.07.2015, 11:53

Hat zwischenzeitlich jemand Erfahrungen mit dem Färben durch Fermentation gemacht oder neue Informationen dazu gefunden?
Ich würde es gerne mal ausprobieren, bin mir aber nicht sicher ob ich mir den Gestank, den das Ganze vermutlich entwickeln wird, antue, ohne dass mir jemand sagen kann ob es sich lohnt ;)

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Spinnelinchen » 23.08.2015, 14:45

Ich habe jetzt Proben mit unterschidlichen Pflanzen fermentieren lassen. Unter anderem Ampfer, Brennessel und Hollunderbeeren. Nach einer Woche Fermentation im Einmachglas mit täglichem Öffnen und Schütteln habe ich die Pflanzenteile abgesiebt und Wolle (in der Flocke, handgekämmte ist mir zu schade) darin eingelegt.
Je nach Geduld lag diese dann eine bis zwei Wochen im Glas. Nach dieser Zeit im sauren Millieu hatte sich farblich so gut wie nichts verändert, egal bei welcher Pflanze. Selbst in der dunkelvioletten Hollunderbrühe war die Wolle nur leichtgäulich verfärbt.
Für das basische Bad habe ich unterschiedliche Versionen ausprobiert. Zum einen in klarem Wasser mit NaOH (Natronlauge). Das brachte recht schwache Farbtöne (Grünlich-lila-Fleckig bei Hollunder, zart grünbraun bei Brennessel, helles orangebraun oder gelbbraun beim Ampfer). Im Farbsud, der mit NaOH basisch eingestellt wurde kamen teilweise recht kräftige Farben heraus. Nach 30min im stark basischen Farbsud ergab Hollunder ein Neon-grün-gelb. Je nach pH-Wert konnte aber auch ein graulila aus dem Hollundersud herauskommen.
Ob getrocknet oder nicht zwischen den unterschiedlichen Bädern machte keinen Unterschied im Ergebnis.

Mein Fazit:je nach Pflanze interessante und auch tolle Ergebnisse. Brennessel stinkt so sehr, dass ich die nie mehr verwenden werde, ansonsten war der Geruch zwar nicht gut, aber auszuhalten. Ob die Lichtechtheit durch dieses Färbeverfahren besser ist, bleibt abzuwarten.

...Bilder liefere ich nach, bei Interesse auch genauere Details zum Färbeprozess (wobei ich mir allerdings ganz unwissenschaftlich kaum etwas aufgeschrieben und deutlich weniger nachgemessen habe, als es richtig wäre ...spricht die Chemikerin ;) )

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von moniaqua » 23.08.2015, 17:17

Ja, doch, das interessiert mich schon. War die Wolle ungebeizt? Ich hatte das Holler-Rezept von Dominique Cardon, das ich gelesen habe in ihrem Buch, so in Erinnerung, dass gebeizte Wolle verwendet werden soll. Ich weiß, dass die Franzosen schreiben, dass das Abwechseln zwischen Lauge und Säure einen ähnlichen Effekt erzielen soll, verstehe aber die chemischen Hintergründe dazu nicht. Mein Ansatz wäre, einfach gebeizte Wolle zu verwenden (und ggf. auf die Lauge-Bäder zu verzichten, bei Wolle und Seide z.B.)
Servus,
Monika

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