Färben mit giftigen Pflanzen?

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

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Troll
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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von Troll » 25.04.2012, 11:51

@ Hummelbrummel:
Hast du schon was von Waschnüssen bzw. deren Schalen gehört? Da meine Kinder und ich auch empfindliche Haut haben, verwende ich sie je nach Zeit und Faulheit manchmal statt Waschpulver und bin mit dem Ergebnis bei Buntwäsche echt zufrieden. Bleichen tun sie allerdings nicht.

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faerberpflanzen
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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von faerberpflanzen » 25.04.2012, 12:00

Troll hat geschrieben:Gibt es irgendwo eine Liste der Färberpflanzen, die gesundheitlich problematisch sind (also bei Hautkontakt mit dem gefärbten Stoff :) ) Früher, im guten alten Mittelalter ist man aufgrund mangelnder Alternativen und/ oder Kenntnis ja eher sorglos mit der Thematik umgegangen - und Färber hatten - wie die meisten anderen einfachen Leute - ohnehin nicht so die hohe Lebenserwartung.
Unsere Dozentin hat uns gerade gestern einiges interessantes über karzinogene Färbemittel in modernen Textilien erzählt und ein Arzt (Allergologe ) hat mir geraten, für meine zu Neurodermitis und Atemwegsproblemen neigende Tochter Kleidung vom Flohmarkt zu kaufen - da seien immerhin schon die meisten überschüssigen Farben herausgewaschen...

Es gibt im übrigen immer mehr Fachleute die der Meinung sind, dass die jüngeren Menschen unserer Zeit in dem wohlhabenden Teil der Welt bereits wieder im Durchschnitt eine sinkende Lebenserwartung haben, weil sie sich zu häufig von in der Verarbeitung abgewerteten Lebensmitteln ernähren und zu vielen Giftstoffen aus den verschiedensten Bereichen (hier ein Hinweis auf den Fracking - Thread ) ausgesetzt sind.
Und wenn man schon um die Gefährlichkeit einiger Pflanzen weiss und es ungiftige Alternativen gibt (gerade bei Gelb scheint das ja so zu sein ) - wozu das ganze? Gerade bei Kinderkleidung kann der Ärmel oder der Schal schnell im Mund landen. Bei schwach giftigen Pflanzen wäre ich da auch nicht soooo pingelig, werde im Sommer (falls ich überhaupt dazu komme ) allerdings garantiert nicht mit Pfaffenhütchen oder Eibe färben.
Wenn der Organismus ohnehin schon so vielen Giften ausgesetzt ist, dann muss ich doch nicht noch tüchtig was dazutun wo es sich einfach vermeiden lässt. Wie weit da jeder einzelne in seinem "Öko - wahn " geht ist natürlich Geschmacksache.
Dazu einige Informationen aus meinen Artikeln:

Stark giftige einheimische Färberpflanzen – Vorsicht!
Verwendung und Entsorgung von Beizen und Pflanzen-Färbedrogen – Riskoabschätzung
Krapp, Rubia tinctorum – kanzerogene Wirkung?


lg
Eberhard

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anjulele
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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von anjulele » 25.04.2012, 13:50

Ein sehr interessantes Thema.

Mein "No go" sind eigentlich ich in erster Linie Früchte und Blüten. Zum einen, weil sie hungrige Mäuler über den Winter bringen und zum anderen, weil ich weiß, dass gerade Beerenfarben nicht sehr lichtecht sind. Und ich komme nicht auf die Idee Blüten zu pflücken, nur um evtl ein bisschen Farbe daraus zu erhalten. Ergiebig sind sie in der Regel nicht besonders, außer wohl Färbeblüten. Wenn irgendwo etwas wuchert sammel ich inzwischen wenigstens für ein Gläschen in der Sonne um ein paar Hankies zu bebunten. Aber eigentlich das Kraut oder die Blätter.
Troll hat geschrieben:...und ein Arzt (Allergologe ) hat mir geraten, für meine zu Neurodermitis und Atemwegsproblemen neigende Tochter Kleidung vom Flohmarkt zu kaufen - da seien immerhin schon die meisten überschüssigen Farben herausgewaschen...

:gut: Das versuche ich meinen Kindern auch klar zu machen...
Es gibt im übrigen immer mehr Fachleute die der Meinung sind, dass die jüngeren Menschen unserer Zeit in dem wohlhabenden Teil der Welt bereits wieder im Durchschnitt eine sinkende Lebenserwartung haben, weil sie sich zu häufig von in der Verarbeitung abgewerteten Lebensmitteln ernähren und zu vielen Giftstoffen aus den verschiedensten Bereichen (hier ein Hinweis auf den Fracking - Thread ) ausgesetzt sind.
"Abgewertete Lebensmittel" (mit Chance auf die Unwort-Liste des Jahres zu kommen? - na, wohl eher nicht) und "zu viele Giftstoff" - Ich warte auf die Meldung, dass ein Auslöser diverser Veränderungen (z. B. die schleichende Vergiftung und im Verhalten z. B. ADHS) auf aus Lebensmitteln aus Plastikverpackungen zurück zu führen ist. Immerhin ist es in einigen Familien inzwischen die dritte Generation, die sich hauptsächlich von solchen "Lebensmitteln" ernährt. Gibt es dazu eigentlich schon Untersuchungen?

Und um noch mal auf "Farben" zurück zu kommen: Das gab es Montagabend im NDR. http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/4 ... ik101.html
Ich bin "leider" recht begeistert von diesen "45 Min"-Reportagen. Sie packen hochbrisante Themen an und sind sehr gut recheriert.

G
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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von schafgarbe » 25.04.2012, 14:57

Vlasta hat geschrieben:Die Maiglöckchen waren hoffentlich aus dem Garten... Sie stehen ansonsten unter Naturschutz. (Warum man ausgerechnet mit seltenen Pflanzen färben muß, ist mir ein Rätsel, zumal, wenn sie eh nur gelb färben - nehm´ ich mal an.)
Maiglöckchen und selten? Hier sind sie im Garten als Unkraut azusehen, sind einfach nicht auszurotten. Wurden auch nie gepflanzt, verbreiten sich wie Giersch und Hopfen. Da geht bestimmt keiner in den Wald sammeln, es wird besonders gern mit dem gefärbt was weg muss.

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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von FrauWolle » 25.04.2012, 15:03

Interessant Eure Gedanken...

Das mit Krapp habe ich noch gar nicht gewußt...

Und mit dem Efeu: Wird Efeu nicht gegen Husten innerlich eingesetzt?... :eek:

Oft ist es ja auch so: Die Menge macht das Gift. Knoblauch ist ja in hohen Dosen auch giftig, dennoch wird wohl kaum jemand beim Kochen drauf verzichten (zumindest wenn man ihn mag..)

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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von Schaefchen Liese » 25.04.2012, 15:26

Ja, Efeu gibts in Hustensaft und rettet mich regelmäßig über den Winter :)
Habe mir aber noch nicht getraut, den eigenen aus dem Garten zu verwenden.

Liguster hat mein Sohn mit ca. 2 Jahren "gekostet" - es können nur ein paar Beeren gewesen sein (zum Glück). Ich habe damals den Giftnotruf angerufen und die gaben Entwarnung. Bei der Menge kann nichts passieren. (das soll keine Aufforderung sein, welche zu essen!!!)

Auch Schöllkraut wird in derPflanzenheilkunde eingesetzt. (z.b. "Magen"tropfen - wirkt auf die Leber)
Auch hier macht es die Dosis :)

Dir Frage muss wohl jeder selbst für sich entscheiden, was man verwendet - hochgiftige Pflanzen würde ich gar nicht nehmen und gerade beim Gelb gibt es ja unendlich viele Altenativen! Manchmal sind wohl auch eher die Dämpfe (die beim Kochen dann entstehen) giftig(er) *denk*
Viele Grüße Liese


Mit jedem liebevollen Gedanken lassen wir einen Sonnenstrahl in unser Herz.

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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von FrauWolle » 30.04.2012, 08:06

Ich habe jetzt noch mal einige Tage über dieses Thema nachgedacht.... :l

Die kanzerogene Wirkung von Krapp war bei den Ratten doch nur, wenn die Droge dem Futter beigemischt wurde und das in einer relativ hohen Dosierung.

Gibt es denn überhaupt irgendetwas darüber, ob der entsprechende Stoff über die Haut aufgenommen werden kann? Oder auf der Haut irgendeine Nebenwirkung zeigt?.....

Ich mache mir da echt Gedanken darüber...

Bei den ganzen chemischen/synthetischen Farbstoffen weiß man ja gar nix drüber. Also wir als Verbraucher wissen nix. Soweit ich lesen konnte bei meiner Recherche wird synthetisch der gleiche Farbstoff hergestellt und zum Färben benutzt, wie er eben auch in Krapp vorkommt. Ist der dann nicht kanzerogen?...

Urinküpe..., Ammoniak ist ja auch nicht gesund...


Ich glaube, wenn wir bei unserer gekauften Kleidung so sehr darauf achten würden, wie man sich manchmal bei selbstgemachtem Gedanken macht, dann würden wir fast nackig rumlaufen müssen...

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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von anjulele » 30.04.2012, 08:15

... und inzwischen so gut wie nix mehr essen und trinken können... :( :mad:

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Re: Färben mit giftigen Pflanzen?

Beitrag von wollgras » 07.05.2012, 20:50

Ich habe gerade in einem Buch (Gertrud Scherf, Alte Nutzpflanzen wiederentdeckt) etwas zu Efeu gefunden. Zum einen wird dort ein Rezept für Waschbrühe aus Efeublättern beschrieben, zum anderen gibt es den Hinweis "Achtung: Efeu - insbesondere der Blättersaft - kann bei Berührung allergische Hautreaktionen auslösen." (S. 129).

Das bezieht sich, denke ich, auf den frischen Saft der Blätter, mit dem man beim Pflücken in Berührung kommen kann. Ich persönlich habe Efeu nur zur Deko gepflückt und dabei nie Probleme gehabt.

(Der Waschsud soll übrigens farbauffrischend für dunkle Seidentücher sein. Für Textilien aus dunkler Wolle wird Rosskastanien-Waschbrühe empfohlen).
Viele Grüße vom
wollgras

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