Gewichtswebstuhl

Moderator: Rolf_McGyver

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Greifenritter » 02.03.2010, 08:23

Super :gut:

Sieht mir soweit das zu erkennen ist jetzt irgendwie nach Schußripps aus - oder?

CU
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Woelfin » 02.03.2010, 08:32

Der Stoff sieht Klasse aus. Ist er so weich und geschmeidig wie er aussieht? Und die Farbe erst, jetzt kann der Frühling wirklich kommen. Das macht Lust selber wieder mit dem Weben anzufangen. Warum hat der Tag nur 24 Stunde :evil: Wenn ich meine Ufo`s so überlege, bin ich auf Jahre raus noch beschäftigt. Und es kommt immer mehr neues dazu. :twisted: Ihr verstreut hier einfach zu viel Viren.
schöne Grüße
Heike

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Laurana » 05.03.2010, 14:57

Also ich find das echt toll im Historischen Aspekt. Aber sind die Webstücke damals wirklich so kurz gewesen?
Ich mein wenn ich mir das anschau sind das ja gerade mal 1,50 Weblänge, oder täuscht das?
Alles liebe
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von ehemaliger User » 05.03.2010, 15:38

Ich glaube es gab da mehr oder weniger tiefe Gräben in denen die Gewichte hingen, was ja doch zu einer gewissen Verlängerung führen kann. Vielleicht wurden die Kettfäden auch über den Gewichten zusammengewickelt?

LG Gabi
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Arachne » 05.03.2010, 16:29

Man kann Ketten beliebiger Länge am Gewichtswebstuhl weben, die Gewichte hängt man ja so, daß sie frei pendeln, aber die Kettzöpfe können darunter auf dem Boden liegen und "weitergehen". Wenn man ein Stück fertiger Ware oben aufwickelt, löst man unten wieder die Zöpfe, macht ein entsprechendes Kettstück frei, hängt die Gewichte um und weiter gehts.

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Laurana » 05.03.2010, 19:09

Ah! Danke für die Erklärung!
Alles liebe
Karin

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Greifenritter » 08.03.2010, 08:24

Kenne ich auch wie von Arachne beschrieben. Oft sieht man unter den Gewichtswebstühlen einen Teppich oder eine decke abgebildet (denke mal damit die Kette nicht schmutzig wird. Kürzere ketten werden soviel ich weiß um die Gewichte gewickelt.

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Miriam » 23.06.2010, 20:53

Bei unserem Gewichtswebstuhl geht es demnächst mit dem ersten großen Webstück los, herauskommen soll ein ca. 4m langer Wollstoff in Grün und Gelb im Diamantköper (Projektidee und Wolle stammen von meinem Freund, ich hätte mir fürs erste Mal nie was so Anspruchsvolles ausgesucht, aber so ist er nun mal :) ). Letztes Wochenende waren wir auf einem Mittelaltermarkt, auf dem nicht sehr viel los war, dafür haben wir dort mit dem Aufketten begonnen: die Kette mit Hilfe eines Schärrahmens in mehrere Stränge schären und eine Brettchenborte anweben, die den oberen Rand bildet. Dabei hat eine gute Freundin geholfen, die schon mehr Erfahrung damit hat, und nun kann ich mir auch endlich vorstellen, wie das geht, denn vorher konnte ich mir davon kein Bild machen. (Es wäre auch möglich, seitlich jeweils Brettchen mitzudrehen und so rechts und links auch eine Borte mitzuweben, wie es z.B. bei den frühmittelalterlichen Prunkmänteln gemacht wurde, aber das kommt bei uns noch nicht dran. :D )

Die Luftmaschenkette als Platzhalter, von der ich vorher schon geschrieben habe, haben wir auch am oberen Rand gehäkelt, sodass die Fäden alle in einem Grundabstand voneinander bleiben; dann von den 624 Fäden jeweils die Fäden für ein Fach abgezählt und diese nochmals mit einer Luftmaschenkette fixiert. Das habe ich am Sonntag gemacht, und danach brauchte ich eine Kopfschmerztablette, weil ich sowas von verspannt war.
Seit Montag habe ich leider durchgehend Dienst gehabt und konnte mich daher nicht mehr viel beschäftigen, mein Freund hat aber schon mit dem Durchziehen der Litzen angefangen. Die Gewichte hängen auch schon dran, es sieht genauso aus, wie Arachne es im oberen Post beschrieben hat. :)

Ich stelle auf jeden Fall noch Fotos ein; bis angewebt werden kann, wird es wohl schon noch ein wenig dauern. :))

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Greifenritter » 24.06.2010, 17:41

Oh toll! Bin gespannt wie das am Ende wird!

CU
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von ehemaliger User » 02.07.2010, 23:50

daß man mit Gewichtswebstuhl Köper weben können muß, das beweisen ja archäologische Funde....

Nur stehe ich seit ich das las auf dem Schlauch, wie das mit GW gehen soll... ja klar, mit zwei oder sogar drei "Schäften"... aber ein Teil der Kette ist doch "fest" verspannt und ist auch nicht mit dem Schaft verbunden.

Und bei mehreren Schäften gestaltet sich die Sache mit der Häkelei und den Gewichten auch recht schwierig. Ich kann mir das dann maximal mit einer Art Zettelkamm und Umlenkbaum für jeden Schaft vorstellen, damit man die richtigen Gruppen von Kettfäden an die richtigen Gewichte bammelt.

Etwa so, daß man auf der Linie des natürlichen Faches (senkrecht übereinander) die Kämme hat, Zähne nach vorn. darüber laufen die Kettfäden, gehen dann nach hinten zu einer Rolle, und unter der Rolle ist das Gewicht angebracht.

Das ist ja Experimentalarchäologie! Bitte unbedingt dokumentieren und verbreiten, nebst Schemazeichnung und Fotos....



In Sachen immer wieder neu Aufbäumen und zu kurze Webstücke bzw. zu viel lose rumliegende Kette auf Fußboden: Ich könnte mir vorstellen, daß man da nicht allzuviel Kette liegen hatte (verfitzt ja), sondern immer wieder neue Kettfäden vom Lehrling angefilzt oder mit russischer Fadenverbindung angestückelt wurden. Darum auch die Gruben unter dem Webstuhl, da konnte der arme Fadenanstückler sitzen, während man oben webte. Nur um die Kette liegen zu haben, hätten die keine Grube gebaut, das war damals sowas von teuer: ein Metallspaten war so teuer, wie heute ein ganzer Bagger.... Die hätten die Fäden einfach nach hinten geführt und liegen lassen.

Zum Aufbäumen braucht man zwei Leute (ab einer bestimmten Kettlänge), zum Weben nicht..... Und man hat den zweiten Mann nicht herumstehen lassen. Mit dieser Anstückeltechnik an den Kettfäden kann man sogar ein Stück abnehmen, indem man Abschluß häkelt, Platz frei läßt nochmal gerade Linie häkeln, zwei-drei Schüsse, neuen Baum anbringen, abschneiden, hochrücken.

Die werden auf ihrem Warenbaum schon um die 50-100kg gehabt haben, soviel wie zwei Mann gut bewältigen können.

jedenfalls bin ich tierisch gespannt auf den Bericht!
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Asherra » 06.07.2010, 10:59

Experiemente gefällig? http://www.forest.gen.nz/Medieval/artic ... /WARP.HTML
Da sind auch weiter unten Bilder, wie die Schäfte funktionieren, ist nichts anderes als die Backstrap Weberei der Anden nur eben stehend.

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Fiall » 06.07.2010, 14:07

@angora-tino: Deine Idee mit dem Anstückeln find ich klasse. Frag mich, ob das gut geht. Dem Anfilzen würd ich jetzt nicht so trauen, aber die russische Methode hält ja bombenfest. Ob das stark auffällt, dass an einer Stelle die Kettfäden doppelt so dick sind? Ich glaub, damit werd ich bei Gelegenheit mal experimentieren. :)
GLG,

Veronika

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Greifenritter » 06.07.2010, 16:06

Der Trick wird darin bestehen die doppelten Stellen zu versetzen, da dann nur einzelne Kettfäden doppelt sind fällt es sicher nicht so stark auf.

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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von ehemaliger User » 06.07.2010, 17:55

wiegesagt: wir hatten ja auf der Ausgrabung auch Wollstoffe gefunden, freilich nur Fetzen, wo man nicht mehr sehen konnte, was Kette und was Schuß war. Und da waren dickere Garnstellen drin....

man könnte die russische methode aber auch mal so ausprobieren, daß man das zweifädige garn aufdröselt, und nur mit der Hälfte die russische methode macht. dann hat man nur noch ein knötchen und keine ganze Wurst.

auch wäre noch eine Idee, für die Anstückelungen die schlankeren Stellen im handgesponnenen Kettfaden zu nutzen. dann entsteht auch ein Zufallsbild im Webmuster....

(russische Methode heißt: das eine Ende wird zu einem u gelegt, und mit einer nadel mehrmals durch den selbigen Faden gestochen, auf daß sich eine Seilöse bildet. Dann das Ende vom neuen Garn durchführen, und auch eine Seilöse machen. festziehen.)

damals sponnen ja alle. Frauen, Kinder, zuweilen auch die Männer. Es gab also viele Garn-Qualitäten, und die vergurkten mußten schließlich auch weg.... ich kann mir vorstellen, daß man auch billigen schnell-schnell-Stoff gemacht hat, für den Alltag, und auch gute Stoffe mit super gleichmäßig versponnenem Garn. Und da wird es erhebliche Preisunterschiede gegeben haben. Also gab es auch Tricks und Kniffe, aus einem billigerem Garn was Teures herzustellen......
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Re: Gewichtswebstuhl

Beitrag von Miriam » 06.07.2010, 21:03

Danke für den Link, Asherra, da kann man die Schäfte und auch die Häkelkette sehen. Und da sind auch die "Donut"-Webgewichte, die wir noch kriegen sollten; derweil haben wir welche nach keltischem Vorbild, die wie kleine Hinkelsteine aussehen. :]

Das mit dem Anstückeln habe ich noch nie gehört, klingt interessant. Allerdings liegt die Kette ja normalerweise eher nicht lose auf dem Boden, sondern mit den Fingern zu Luftmaschen geknüpft. Wenn das Webstück so lang ist, das man es aufrollen muss, muss man auch die Gewichte wieder einzeln nach unten versetzen, dann kann man einfach die obersten paar Schlaufen aufmachen und sie weiter unten wieder einhängen.
Das Anbringen der Häkelketten war schon mühsam, allerdings erleichtert es die folgende Arbeit - das Durchziehen durch die Litzen - doch beträchtlich, bzw. sieht man leichter, wenn man einen Fehler gemacht hat. Mein Freund, der sich ja schon viel besser auskennt als ich, hat übrigens vor, eine detaillierte Anleitung zum Gewichtswebstuhl zu schreiben; wenn diese fertig ist und auf unserer hp steht, dann stelle ich den Link auf jeden Fall hier herein.
Die Fotos habe ich leider immer noch nicht auf die Reihe gekriegt, die vom Mittelaltermarkt sind wegen schwacher Batterie nix geworden. Ich versuche aber, morgen neue zu machen, dann stelle ich sie gleich ein.

Ich bin ja sehr froh, dass es früher Webarbeiten von ganz unterschiedlicher Dicke und Qualität gegeben hat :D meine Sachen fallen da wohl ganz eindeutig in die Kategorie "nicht vom Profi hergestellt". Was die Kategorien für mittelalterliche Funde angeht (wie viele Fäden pro cm), ist der Stoff, den ich derzeit noch auf dem Rigid Heddle Loom webe, so grob, dass er da gar nicht reinpasst. :lol:

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