Ungiftiges beizen

Beizen, Baden, Stränge Binden usw.

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von versponnen » 09.01.2014, 13:37

ach du lieber gott,, nun bin ich noch unwissender..
ich habe bei wikepedia geschaut über die eigenschaften des Farbstoffes
Fisetin im Perückenstrauch

und da steht sowohl mutagen
als auch es fördert das Langzeitgedächtnis...

http://de.wikipedia.org/wiki/Fisetin
"mutagen", das geht gar nicht.

Ich färbe nicht. Ich habe mir vorgenommen, genauer hinzuschauen.
liebe Grüße wiebke

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von moniaqua » 09.01.2014, 15:15

versponnen hat geschrieben: "mutagen", das geht gar nicht.
Auch zum Beispiel Licht kann mutagen oder zellverändernd wirken. Jeder Wirkstoff hat erwünschte und unerwünschte Wirkungen; der eine mehr, der andere weniger.

Wenn Dich potentiell giftige Inhaltsstoffe von Pflanzen interessieren, empfehle ich
Roth, Daunderer, Kormann, Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol-Verlag,ISBN 978-3-933203-31-1
Er stuft den Perückenstrauch als kaum giftig ein.
Servus,
Monika

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von Asherra » 09.01.2014, 15:29

- Alle feinen Stäube sind schädlich wenn sie eingeatmet werden, egal ob Farbpulver, Mehl oder Steinstaub -> Staumaske anziehen

- Die Farben färben eine breite Palette von Proteinen, also auch Haut und Haare. Säuren sind reizend, auch der Haushaltsessig -> Handschuhe anziehen

- Azo Farben sind in der EU für Textilien verboten, die sind in den Säurefarben also schon mal nicht drin (die sind oft selber kanzerogen und/oder werden teilweise im Körper zu kanzerogenen Stoffen umgebaut).

- Metallkomplexfarben mit Chrom und/oder Cobalt sind möglich, besonders noch bei schwarz und dunkelblau aus den USA. Wobei Chrom 6+ hauptsächlich als Nachbehandlung in der Industrie verwendet wird, jetzt aber zunehmend durch chromfreie Prozesse ersetzt wird. Die sind zwar nicht so farbfest, aber dafür billiger. "Schwermetall" an sich sagt erst mal gar nichts aus, auch Eisen und Gold sind Schwermetalle und unser Blut ist rot weil es einen Schwermetallkomplex enthält, ohne den würden wir ersticken. Die Metalle sind in der Faser sehr gut gebunden, würde das Schwermetall "raus fallen" würde nähmlich auch die Farbe verblassen. Im gelösten Zustand sind sie allerdings nicht ganz so stabil -> Färbeflotten komplett aufbrauchen, auch wenn man nochmal ein kleines bischen Wolle extra rein werfen muß, um die Reste der Farbe zu binden. Farbe nicht in den Ausguß kippen und nicht essen.

- Sicherheitshinweise sind eine rechtliche Absicherung. Auch wenn die Farbe beim normalen Gebrauch keine Gefahr darstellt müssen sich die Firmen gegen den Idioten absichern, der dann doch die 100gr Dose Cobaltblau ißt und Probleme bekommt.

Und wer so richtig Lust auf Färbechemie hat: Textile Chemicals: Environmental Data and Facts
und die OEKOpro Seite der Uni Dortmund

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von shorty » 09.01.2014, 15:40

Sehe ich wie moniqua auch.
Wie sie schon schrieb ist auch Sonne mutagen ohne die wir nicht leben könnten , oder auch der EBV Virus , den nahezu alle Erwachsenen in sich tragen usw.
Auch das Erwärmen von Spinat erzeugt mutagene Nitrosamine


Wie gesagt wenn jemand das für sich gar nicht möchte, sollte er evlt auf Naturtöne zurückgreifen.

Für mich ist das absolut keine Alternative weil mir ohne Farben was ganz existenzielles fehlen würde.
Farbe ist Lebensfreude für mich, kreatives Schaffen, Strahlkraft.
Ich versuche ohne Frage nichts wissentlich giftiges zu mir zu nehmen, zu benutzen, aber in ständiger Sorge zu leben verringert für mich deutlich die Lebensqualität.
Die Umwelt hat in meinen Augen deutlich mehr schadstoffreiches parat als ich je mit Färben verursache.
Ich versuche zumindest für mich das etwas in Relation zu setzen.
Selbst wer keinen PKW fährt sollte sich evlt bewusst machen wieviele Schadstoffe bei der Produktion von Bahn und selbst eines Drahtesels anfallen.

Ohne Frage kann oder muss das aber jeder für sich selber entscheiden. Dies ist nur mein Standpunkt, hege keinerlei Bekehrungsabsicht ;-)


Karin
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von versponnen » 09.01.2014, 17:46

ich denke die dosis macht es..also doch damit färben als Testfärbung , das holz lockt doch zu sehr.
und nicht ständig tragen und nicht direkt auf der haut, .wäre eine gute alternative...
ist schwieriges thema. und versuche sehr objektiv es für mich zu lösen..
aber ich werde mit alaun oder Kaltbeize beizen, daher passt mein thema eigentlich nicht so hier rein.

liebe Grüße wiebke

ich glaube wir Verbraucher können viel bewirken,wenn wir es einfordern. kostet zwar mehr, aber hilft Erzeugern, Herstellern der Garne und uns.
so verstricke ich nun bio-wolle für baby .

weiteres zum färben,da mache ich neuen Thread .

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von moniaqua » 09.01.2014, 19:13

versponnen hat geschrieben:ich denke die dosis macht es..also doch damit färben als Testfärbung , das holz lockt doch zu sehr.
und nicht ständig tragen und nicht direkt auf der haut, .wäre eine gute alternative...
Wenn es so lockt, finde ich solltest Du wirklich färben. Selbst wenn man die Stoffe direkt auf der Haut trägt, nimmt man doch nicht unbedingt so viel auf, vermute ich. Und dann ist es ja wieder mit der Dosis und dem Gift... Dorothea Fischer schwärmt ja vom heilsamen Einfluss der Naturfarben (bei denen sie die Schlammfärbungen gar nicht beachtet). Das mag esoterisch sein, aber ich möchte es nicht von der Hand weisen. Wir wissen noch viel zu viele Wechselwirkungen nicht.

Ohne Farben könnte ich auch nicht. Man muss es halt abwägen und für sich entscheiden, das sehe ich wie shorty.
Servus,
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von PetrasAllerlei » 21.01.2014, 11:44

Mensch, das sind ja geballte Informationen, vielen Dank an alle. Besonders an Erdrauch und Asherra für die Recherche! Dabei wollte ich nur kurz wissen, warum ich soviel Restfarbe in der Flotte hatte nach dem Topffärben, wobei der Kammzug blass bliebt, und nun liegt die Bügelwäsche immer rum :-))

Ich freue mich sehr über all die Informationen und besonders auch die Diskussion, denn ich finde es sehr wichtig, dass man über sein eigenes Tun und Handeln nachdenkt - und dann bewußt handelt. Ob man dann etwas meidet, TROTZDEM macht oder etwas einfach OK findet, es ist wenigstens eine bewußte Handlung und nicht etwas Gedankenloses. Denn meistens entscheidet man sich dann doch für die etwas verträglichere Variante und schränkt die TROTZDEM-Varianten ein. Oder??

Und auch ich wußte nicht, dass man die Färbeflotte neutralisieren soll - wobei ich auch der Meinung bin, dass nur die Säure neutralisiert wird und die Farbkomplexe unberührt beiben.
Viele liebe Grüße
Petra
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von Ostfriesin » 14.07.2015, 18:21

shorty hat geschrieben: Wenn Du nach 1- 2 Jahren nachfärben musst, weil die Wolle einfach nur noch unansehlich grau beige ist, dann macht das den ursprünglichen ökologischen Gedanken doch relativ stark zunichte.
Karin
Da würde ich so pauschal nicht zustimmen, es kommt doch sehr auf die Umstände an. Wenn man mit Sonnenenergie färbt, verschwendet man nicht wirklich Energie. Wasser verbraucht man zwar, verschmutzt es aber nicht. Bleiben die Färbedrogen, aber bei Zwiebel- und Walnussschalen oder kanad. Goldrute sehe ich im erneuten Färben auch keine Verschwendung.

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von shorty » 14.07.2015, 19:15

Wie gesagt ich halte davon wenig , .. kann aber jeder machen wie er möchte. Klar stimmts pauschal so nicht ganz... dennoch ...
Es ist ja im Grunde auch nicht ganz richtig, wenn man schreibt ohne Chemie, denn Chemie ist letzlich alles, auch die Gerbstoffe aus den Walnüssen, die massiv die Fasern angreifen.

Da möchte ich selbst wenn ich die Nüsse kiloweise hätte nicht mehrmals nachfärben.
Selbst wenn ich für Solar keine Energie verschwende, die Wolle macht das defintiv nicht besser.
Ich färbe lieber mit Kaltbeize, schöpfe die Farbintensität der Färbepflanze komplett aus ( ein deutlicher Schwachpunkt von Solarfärbungen), und brauche später keine Energie ( auch meine eigene nicht :-)) ), Wasser und keine weiteren Färbepflanzen..
Wenn mans ganz pingelig nimmt sind Walnussfärbungen ( auch ich hab anfangs welche gemacht ) dennoch Vergeudung, den Farbton gibts gratis frei Schaf, ohne Wasser....und weiteres zutun

Die meisten die Solafärben wärmen übrigens das Wasser zum Alaunlösen durchaus vor...
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von Ostfriesin » 15.07.2015, 12:09

shorty hat geschrieben:
Die meisten die Solafärben wärmen übrigens das Wasser zum Alaunlösen durchaus vor...
Naja, wer kein Alaun benutzt, braucht dafür auch kein heißes Wasser ;)

Und Walnuss mag Fasern und Haut angreifen, aber umweltgiftig ist sie meiner Kenntnis nach nicht.

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von shorty » 15.07.2015, 12:26

Nein, das nicht, meines Wissens, das stimmt.

Wie gesagt wäre mir dieser Punkt sehr wichtig würde ich gar nicht färben.

Nachtrag, noch ein wenig drüber gegrübelt.
Ich stelle mir das auch vom Praktikablen eher schwierig vor die Nachfärberei sofern nicht mehr im Strang. Ein ganzes Kleidungstück solarfärben, hat das schon mal jemand versucht, das ist ja schon im Topf knifflig..und wie siehts mit allem aus, was nicht einfarbig verarbeitet ist ??
evlt mal kontrovers gefragt sind das evlt gar nur theoretische Überlegungen, oder macht das tatsächlich jemand...?
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von Ostfriesin » 15.07.2015, 15:47

Also bislang musste ich noch nicht, weil meine beizefreien Färbungen noch nicht stark ausgebleicht sind, aber Kleinteile (Mützen, Socken, Jonglierbälle) würde ich durchaus nochmal wieder ins Glas werfen, wenn's soweit ist.

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von shorty » 15.07.2015, 16:08

Einfach nur interessehalber, wie lange hast Du die Teile schon ? nicht als Kritik gedacht.

Ich hab halt auch sehr große Strickstücke, ich arbeite hautpsächlich Oberbekleidung, und auch mehrfarbig, die wenn ausbleichen lässt sich da nichts nachfärben.
Gerade aktuell spinne ich an ner Chlorophyll Färbung, die sehr aufgehellt hat selbst mit Beize. ( mag mir gar nicht vorstellen wie hell die wäre ohne )
ist im Grunde nun ne ganz andere Farbe.
Ich hab halt auch einige Fair Isle Sachen usw, da wäre es fatal weil die Farbe die ja im Grunde stark das Muster / die Optik bestimmt

Mein Farbbereich ist blau grünlich ,ich weiche mittlerweile sowieso häufig auf Säurefarben aus, weil nach langjährigen Tests eigentlich nur Indigo richtig stabil ist.
Stockrose, Akelei, usw sind mir nicht lichtstabil um da ein größere Stück draus zu arbeiten.
Ich trage halt keine Sachen aus gelb und gelbgrünen Färbungen die man so häufig im Garten findet. Auch beige braun gehört nicht zu meiner Palette. Ich finde damit ist man dann schon sehr eingeschränkt, wenn mans ungiftig haben will und Färbestoffe im Überfluss...
ich färbe z.B. Indigo sicherlich die nächste Zeit auch nur noch mit Hydrosulfit.
Bei den letzen drei alternativen Küpenansätzen wars schade ums Indigo , die Mühe und auch die weiteren Zutaten wie die Melasse usw...


Daher bin ich da sehr skeptisch was solche Geschichten anbelangt.
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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von Ostfriesin » 15.07.2015, 17:18

Die ältesten sind zwei Jahre alt, aber wenig lichtexponiert.

Du färbst mit Chlorophyll? Das wiederum erscheint mir als Verschwendung von Energie und Material.

Hydrosulfit verwende ich nicht mehr, finde ich noch wesentlich fragwürdiger als Aluminiumsalze.

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Re: Ungiftiges beizen

Beitrag von shorty » 15.07.2015, 17:58

Nö, ich hab ihn von jemand bekommen, den Kammzug :-))
selbiges Verblassen hat man aber auch bei Stockrose, Akelei , Ligusterbeere.... das Chlorophyll macht ja beim Knöterich auch den Türkistouch...


Wenn man wie ich diesen Farbbereich trägt kommt man meiner Erfahrung nach einfach nicht weiter ungiftig .
Es kann auch nicht jeder Knöterich in der Menge anbauen oder anderes das letztlich diesen Farbbereich lichtstabil ohne weitere Zutaten liefert

Hab meine Sachen allerdings schon deutlich länger als 2 Jahre ;-)

hier mal ein Beispiel , warum ich wieder Hydrolsulfit nehme :
Ergebnis der alternativen Indigo Färberei... ist noch kein Jahr her... davon hab ich ca noch 15 ähnliche Knäuel.. schade ums Material..
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