Spinnrad - was ist das für eines?

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Moderator: Claudi

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Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Chrispinn » 05.08.2013, 07:00

Hi,

Was ist das für ein Spinnrad? Weiß das jemand?
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Re: Spinnrad

Beitrag von nadelundfaden » 05.08.2013, 11:56

Hast Du es aus dem Sperrmüll retten können? Vielleicht kann man es besser beurteilen, wenn es auf den Fotos alleine steht?

So kann ich nur erkennen:
- Bockrad
- zweifädiger Antrieb
- kleine Spule, kleine Spinnöffnung: nicht für Artyarn gedacht, eher altes Flachsrad?

LG Ate

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Re: Spinnrad

Beitrag von Chrispinn » 05.08.2013, 14:16

Sperrmüll war`s nicht, aber günstig vermarkteter... hat nur 10 Euro gekostet. Es spinnt aber! (Wolle).

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Re: Spinnrad

Beitrag von Chrispinn » 08.08.2013, 08:12

ok, hier noch ein paar detaillierte Bilder. Das Spinnrad steht nun bei mir. Ich habe es gereinigt (Bis auf das Schwungrad lässt sich alles auseinanderschrauben), geölt und mit neuen Baumarkt-Haken versehen. Es läuft schon, aber laut! Da krachts`s, quietscht`s und rumpelt`s, trotz Ölung. Doch ich bilde mir ein, je öfter ich es nutze, desto besser geht es mit der Zeit.
Ich habe ja inzwischen auch ein richtig gutes Rad (von Rens und Smith, glaub ich) - und merke freilich den Unterschied. Trotzdem kann ich von den alten "Gurken" nicht lassen. vielleicht, weil sie mir besonders gut gefallen und auch, weil ich so ein "Wiederverwerter" bin.. :-)


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Re: Spinnrad

Beitrag von spulenhalter » 08.08.2013, 08:47

Chrispinn hat geschrieben:ok, hier noch ein paar detaillierte Bilder. Das Spinnrad steht nun bei mir. Ich habe es gereinigt (Bis auf das Schwungrad lässt sich alles auseinanderschrauben), geölt und mit neuen Baumarkt-Haken versehen. Es läuft schon, aber laut! Da krachts`s, quietscht`s und rumpelt`s, trotz Ölung. Doch ich bilde mir ein, je öfter ich es nutze, desto besser geht es mit der Zeit.
Ich habe ja inzwischen auch ein richtig gutes Rad (von Rens und Smith, glaub ich) - und merke freilich den Unterschied. Trotzdem kann ich von den alten "Gurken" nicht lassen. vielleicht, weil sie mir besonders gut gefallen und auch, weil ich so ein "Wiederverwerter" bin.. :-)


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Du hast ein schönes Rädchen

Mir geht es mit der Wiederverwertung auch so.
Allerdings kommen bei mir überall neue Lager hinein, auch an den Stellen, wo vorher keine waren.

Meist nehme ich Leder. Wenn die sich einmal mit Fett vollgesaugt haben, laufen sie leicht und leise
Gruß Mathias

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Re: Spinnrad

Beitrag von Chrispinn » 09.08.2013, 14:45

An die Lager trau ich mich nicht ran.... weil man ja vom Holz bestimmt was wegbohren/schleifen muss, um Platz zu schaffen für die Lager. Da hätte ich Angst, mehr kaputt zu machen.
Wie alt schätzt du, könnte das Ding sein?

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Re: Spinnrad

Beitrag von desch » 09.08.2013, 22:58

Ich lehn mich ma ganz weit ausm Fenster mim Alter und schätze irgendwas um die 1970er... +- n paar Jahre...

Ich hab übrigens auch mit so nem wirklich fürchterlichen Dekorad (ohne Einzugsloch *lach*) angefangen, aber ich muss sagen, ich hab dadurch die Technik, die dahintersteckt sehr viel besser verstanden, als ich es mit einem "funktionierenden" Rad getan hätte.
LG s´Desch

„Man wird nicht dadurch besser, dass man andere schlecht macht.“ Heinrich Nordhoff

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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Greifenritter » 10.08.2013, 07:03

Ob es ein Dekorad oder ein auch ursprünglich zum Spinnen gedachtes war ist rein von Bildern her schwer zu sagen, aber es ist hübsch und wenn es läuft kann man damit durchaus auch einfache Sachen arbeiten.
Die Spulen sind hald sehr klein und man kann den Faden nur auf drei Haken versetzen, dadurch kann man sie auch nicht so gut füllen, aber wenn Dich das nicht stört kann man damit leben. Beides legt aber nahe, daß es ein Dekorad ist. Auch die Tatsache, daß man das Schwungrad nicht ausbauen kann. Oder kann man es doch? Oft stecken da zur Fixierung nur Holzsplinte drin.

Auf jeden Fall gebe ich desch Recht, Wenn man an alten Rädern bastelt lernt man viel über die Funktionsweise, was dann später sehr hilfreich sein kann. Schadet also sicher nicht.

Wenn die Achse des Schwungraedes nicht zu eng drin sitzt und man es durch Splinte herausnehmen kann, kannst Du in die Gabeln dünne Lederflecker kleben und die gut einfetten, dann läuft es mit diesen Lederlagern auch deutlich besser als Holz auf Metall und Du mußt dafür am Holz nix wegnehmen.

CU
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Re: Spinnrad

Beitrag von spulenhalter » 10.08.2013, 09:59

Chrispinn hat geschrieben:An die Lager trau ich mich nicht ran.... weil man ja vom Holz bestimmt was wegbohren/schleifen muss, um Platz zu schaffen für die Lager. Da hätte ich Angst, mehr kaputt zu machen.
Wie alt schätzt du, könnte das Ding sein?
Das Alter ist immer sehr schwer zu schätzen. Irgend etwas aus dem letzten Jahrhundert. Wenn es Deko ist kann es bei 1970 sein. Ist es ein echtes Spinnrad kann es 40 - 50 Jahre älter sein. Ich sehe keine Öl- und Fettspuren an den Lagerstellen. Ist das so. Ist da alles trocken?

Es sieht ein bischen aus, wie das von desch.

Läßt sich der Flügel mit Spule ausbauen?

Ich habe mittlerweile so viele Spinnräder auf und umgebaut, da habe ich die Hemmung verloren, ertwas Holz wegzunehmen, und wenn etwas feklt, klebe ich ein passendes an oder arbeite es passend auf.
Bei mir haben alle Spinnräder wieder spinnen gelernt.
Gruß Mathias

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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Kattugla » 10.08.2013, 10:14

Es ist mit ziemlicher Sicherheit Deko, weil ich exakt das gleiche Modell mal in der Bucht gefischt hatte - so vor drei, vier Jahren:
viewtopic.php?p=137638#p137638

Ich hatte es für wenig Geld aus dem Ruhrpott bekommen, es war knochentrocken und weder oberflächenbeschliffen noch geölt. Reine Deko. Buchenholz, schätzungsweise 60er oder 70er Jahre.
Spinnfähig, theoretisch ja, ist alles dran, was drangehört, aber die Bauteile sind dafür nicht wirklich gemacht. Der Pleuel, in den der Knecht gehängt wird, ist aus (schätze ich) Schweissdraht, jedenfalls biegt er sich bei stärkerer Beanspruchung und der Knecht springt ab. Die Stifte, mit denen die Holme einhehängt sind, sind auch nicht viel belastbarer und quietschen wie die Hölle.
Das Lager, in dem der Flügel liegt, habe ich damals aufgesägt, um aus dem sehr knappen "O" ein bequemes "U" zu machen, da lief der Flügel wesentlich besser und liess sich dann ohne akrobatische Handstände wechseln.

Mittlerweile ist das Rad umgezogen, es wohnt jetzt als Requisite in einem Theater in Wiesbaden, da wurde es gebraucht, weil es klappert und quietscht - also auf der Bühne nachhaltig Anwesenheit signalisiert. :)
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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Chrispinn » 12.08.2013, 08:45

Also, Der Flügel mit Spule lässt sich wunderbar ausbauen, das Rad allerdings überhaupt nicht. Da sind keine Holzstifte etc. Das ist voll drin. Und Platz für Lager (WÄRE das Rad abnehmbar) seh ich auch nicht. Sprich, da müssten wohl echte handwerker ran. Doch - es läuft! Und das Quietschen und Krachen lässt inzwischen sogar nach.. Wegen den Fremdwörtern komm ich noch a bissl ins Straucheln: was ist Pleuel...Knecht...Holme..??
Da ich ja noch so viel mehr Räder habe, werde ich mich mit dem einen da nicht groß verausgaben. Veilleicht irgendwann mal.

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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von spulenhalter » 12.08.2013, 09:11

Chrispinn hat geschrieben:Also, Der Flügel mit Spule lässt sich wunderbar ausbauen, das Rad allerdings überhaupt nicht. Da sind keine Holzstifte etc. Das ist voll drin. Und Platz für Lager (WÄRE das Rad abnehmbar) seh ich auch nicht. Sprich, da müssten wohl echte handwerker ran. Doch - es läuft! Und das Quietschen und Krachen lässt inzwischen sogar nach.. Wegen den Fremdwörtern komm ich noch a bissl ins Straucheln: was ist Pleuel...Knecht...Holme..??
Da ich ja noch so viel mehr Räder habe, werde ich mich mit dem einen da nicht groß verausgaben. Veilleicht irgendwann mal.
Mit den Bezeichnungen ist es gar nicht so schwer. Die Holme halten das Schwungrad. Dass es sich nicht ausbauen läßt ist schade.

Bei einer Geräuschentwicklung im Bereich der Lagerung des Schwungrades würde ich eine nachträgliche Schmierung machen:
Als Schmierung nehme ich meist Fett, hier würde ich auch Wachs probieren. Das Rad hinlegen, so das das Lager senkrecht steht und die Welle mit dem Fön gut warm machen, Fett an die Welle antragen, dann kann es in den Lagerbereich einlaufen und dort wieder erkalten. Gleiche geht mit Wachs. Das würde ich aber warm machen und an die warme Welle gießen, so dass es hineinläuft.


Im Motorenbau ( Verbrennungsmotor ) heißt der Knecht Pleuel. Der Knecht verbindet den Tritt mit der Kurbel des Schwungrades. Beim Motor verbindet das Pleuel den Kolben mit der Kurbelwelle, also zwei Bezeichnungen für ein in der Funktion sehr ähnliches Teil - Kraftübertragung - .

Wenn man aber ein Weilchen mit dem Spinnrad unterwechs ist, werden die Begriffe schnell geläufig.
Gruß Mathias

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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Greifenritter » 12.08.2013, 17:01

Schau mal auf die Homepe unter Beschreibungen -> Spinnradtypen -> Rahmenformen -> Hochrad Wenn Du im Bild rechts auf die einzelnen Teile klickt siehst Du links daneben die Bezeichnung und eine kurze Beschreibung mit varianten, Funktionen etc.

Wenn es noch weiter ins detail gehen soll schau Dir noch die entsprechende Antriebsart an.

Allerdings gibt es für viele Teile mehrere verschiedene bezeichnungen, die waren oft regional unterschiedlich. Das gilt auch für die namen der rahmenformen.

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Re: Spinnrad - was ist das für eines?

Beitrag von Chrispinn » 28.08.2013, 23:26

Danke für die vielen Tipps, ich werde mich bei Zeit da mal mehr einlesen. Im Moment genieß ich erstmal meine Spinnkunst mit erstmalig erstandener fertig vorbereiteter Wolle (Kammzug Merinowolle) ... kein Vergleich zu dem, was ich vorher versponnen hatte. Wahrscheinlich hatte ich mich über den Abfall hergemacht, den der Schafscherer in einen Sack warf. Nun weiß ich es besser... Aus dem Zeug hätte keiner jemals so schöne Fasern bereiten können wie die, die ich jetzt verspinne. Es macht mir mehr und mehr Spaß.
Jedenfalls, um auf das Rad oben zurückzukommen: Ich hab`s wieder auf Reise geschickt. Das Geklapper wurde mir zuviel, und soviel Aufwand wollte ich deswegen nicht auf mich nehmen.

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