Ich bin bis vor 5 Jahren der Importeur dieser Marke in Österreich gewesen. Als Techniker habe ich mich eingehend mit der Frage Doppelantrieb oder Einfachantrieb auseinandergesetzt.
Vorweg aber dazu:
Klara schrieb am 16.06.2008 14:10 Uhr:
Das einfädige Ashford hat .......... muss. Ich kenn' nur eines, von dem war ich recht angetan. Aber da sie als Kit geliefert werden, spinnen sie nur so gut, wie sie zusammengebaut werden - deshalb sind wohl manche Ashford-Räder einfach katastrophal (ich kenn' da ein Traveller...) Oft liessen sie sich mit einem Schraubenzieher (oder Inbusschlüssel, oder was man halt braucht) um 100% verbessern.
Ciao, Klara
Das kann ich nur bestätigen. Wann immer es möglich war, habe ich die Spinnräder selbst mit Naturöl eingelassen, zusammengebaut und erst so verkauft. Es war bei manchem Kit nicht einfach, dass die Räder leicht liefen. Da habe ich neidisch zu den Kugellagern von Louet geschielt und diese - vom Design her gewöhnungsbedürftigen - Modelle deshalb auch ganz gerne verkauft. Als dann die Hauptlager bei Ashford außen einen kugeligen Sitz bekommen hatten (ich glaube, das ist auf meine Anregung hin gekommen), war die Katastrophe nicht mehr so groß, wenn die Bohrungen für die Lager nicht genau fluchteten.
Die Frage ein- oder zweifädig ist im Verkaufsgespräch und bei den Spinnkursen immer da gewesen. Ich denke, da kenne ich mich aus.
Nachteil von zweifädig:
Der Spulenwechsel erfordert ein paar Handgriffe mehr. Das ist aber auch der einzige Nachteil, abgesehen davon, dass manchen Kunden zwei Fäden befremdet haben.
Nachteile von einfädig:
Beim Zwirnen - was grundsätzlich linksdrehend geschieht, jedenfalls dann, wenn der Einzelfaden zuvor rechtsdrehend ersponnen wurde - läuft die Nylonfaden-Bremse so heiß, dass das Nylon schmilzt und der Faden ganz schnell durchgescheuert ist. Was aber sofort sehr stört, ist der Umstand, dass der schmelzende Bremsfaden plötzlich viel stärker bremst als zuvor. Dadurch geht das Treten viel schwerer, du schaffst es schließlich gar nicht mehr, hältst verzweifelt inne, da kann der Nylonfaden auskühlen und anschließend geht das Treten wieder leichter, bis das Nylon wieder heiß ist.
Erklärung dazu: Beim Spinnen mit Drehung gegen den Uhrzeiger, kommt es durch die Reibung des Bremsfadens in der Rille der Spule zu einer zusätzlichen Zugspannung und dadurch zu erhöhter Bremswirkung und dadurch zu erhöhter Zugspannung usw. und schließlich zum Heißwerden, und Schmelzen. Der Bremsfaden (auch wenn er nicht schmelzen würde, weil ihn findige SpinnerInnen durch einen BW-Faden ersetzt haben) "verkrallt" sich gewissermaßen in die Rille. Das ist nicht der Fall, beim Spinnen mit Drehung im Uhrzeiger. Denn das geringste "Festkrallen", also erhöhtem Zug auf den Bremsfaden beantwortet die Zugfeder nun mit Dehnung - und die Spannung steigt (fast) nicht. Jedenfalls bleibt die Bremsenergie immer zu gering, als dass es den Nylonfaden schmelzen könnte oder dem Spinner/ der Spinnerin das Treten schwer machen könnte. Diesen selbstregulierenden Effekt der Zugfeder bei Drehung im Uhrzeigersinn erzielt man auch bei Drehung gegen den Uhrzeiger, wenn im Bremsfaden auf beiden Seiten der Spule je eine Zugfeder eingebaut ist. Vor etwa 6 oder 7 Jahren hat Ashford damit begonnen, für Einfachantriebe diese 2 Federn vorzusehen. Wer noch mit einer Feder (gegen Uhrzeigersinn) spinnen will, tut sich was Gutes, wenn er/sie sich eine zweite einknüpft.
Ein weiterer Nachteil des Einfachantrieb-Bremssystem: Der (Tret-)Energieverlust durch die Reibung zwischen Bremsfaden und Spulenrille ist höher als beim Doppelantrieb-System. Beim E.-Bremssystem läuft die Spule nämlich nahezu immer mit der gleichen (hohen) Drehzahl wie die Spindel - deren Drehung ja den Drill des Fadens ausmacht. Und gegen die nahezu volle Drehzahl muss die Bremse hier bremsen. Beim Doppel-System hingegen dreht die Spule nur ein wenig schneller als nötig ist, gerade genug, um den Faden auf sich aufzuspulen. Faden und Spule drehen nur mit wenig Differenz, ebenso wenig ist somit die durch Reibung verbrauchte Tret-Energie. Der Anfänger merkt davon nichts. Wer geübt ist und daher gelernt hat den Tret-Energieaufwand klein zu haben, merkt den Unterschied sehr wohl.
Und noch ein Vorteil des Doppelantriebes: Mit wachsendem Durchmesser des Gesponnen auf der Spule, ist es nötig, die Bremswirkung mehrmals zu zu verringern, während die Spule nach und nach voll gesponnen wird. Beim Einfachantrieb ist das öfter nötig, beim Doppelantrieb genügt es meist, die Bremswirkung ein oder zwei mal nachzujustieren. Zu erklären, warum das so ist, würde diesen Beitrag noch länger machen.
Das Doppelantriebs-System hat fast nur Vorteile - daher ist das für mich der bessere Antrieb. Im Übrigen lässt sich jeder Doppelantrieb mit wenigen Handgriffen auf Einzelantrieb umstellen.
Das Doppeltritt-System halte ich technisch-ergonomisch für entbehrlich. Für Menschen mit Beeinträchtigung der Beine mag es allenfalls hilfreich sein. Aber ansonst hat man als Anfänger schon genug damit zu tun, einen einzigen Fuß ins dynamische Gleichgewicht mit den beiden spinnenden Händen und deren zehn Finger zu bringen. Mit einem zweiten Fuß wird das nach meiner Erfahrung nicht leichter. Ich habe es als Verkaufsgag verwendet, solange die Konkurrenz das nicht hatte. (Dafür hat sich der Doppelantrieb übrigens auch gut geeignet, zumal der wirklich besser ist.)
Noch Fragen?
Volkmar