Ich bekomme Schnappatmung!

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

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stuart63
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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von stuart63 » 20.01.2013, 12:20

Ich öle mein Polonaise (Kromski) total gerne, ist wie eine innige Beziehung, irgendwie so fürsorglich. Für mich hat das so was Lebendiges, mich um die Geräusche und Lerichtläufigkeit meines Rades zu kümmern.
Ich habe aber auch gerne Häkchen und keinen sliding hook.

Viel Spaß mit Deinem Rädchen, mir gefällts!

LG Katja
Wer sich selbst treu bleiben will, kann nicht immer anderen treu bleiben

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Adsharta » 20.01.2013, 12:42

Ist das so ähnlich wie das Delft?
lg Adsharta

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thomas_f
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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von thomas_f » 20.01.2013, 13:16

Glückwunsch zum Erstrad!
Ist das die richtige Wahl für einen Anfänger?
Wieso, wolltest du lange Anfänger bleiben? ;) Nach ein paar vollgesponnen Spulen bist du "Fortgeschrittener" und grinst über dein erstes Garn, das du dir zu diesem Zweck fein aufgehoben hast. :D Das ist der Zeitpunkt, an dem du überlegen wirst, ob das das richtige Rad für dich ist.

Im Ernst: Auf dem Rad haben viele angefangen, es ist vor allem in den Niederlanden recht verbreitet. Manch ein Spinner hat zeit seines Spinnens kein anderes benutzt. Andere haben irgendwann anderes Garn machen oder schneller spinnen wollen (eigentlich alle Räder haben eine Art Garn, für das sie am allerbesten geeignet sind, dazu Garne, die man damit "auch" machen kann und solche, die kaum bis gar nicht gehen) und haben sich ein anderes Rad dazu oder stattdessen gekauft.

Zum Fett: Die Belastungen beim Spinnrad (mechanisch, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit) sind deutlich geringer als am Fahrrad oder Auto. Da braucht das Fett keine fantasievollen Zusätze. Eine Tube "Mehrzweckfett" oder auch Vaseline reichen aus. Gefettet wird überall, wo sich Teile gegeneinander bewegen. Bei diesem Spinnradtyp wird auch die Bremse gefettet (anders als beim Auto ;) ). Nur die Antriebsschnur und die Schnurrillen auf Rad und Wirtel bleiben bitte fettfrei. Die bekommen, falls die Schnur zu rutschig erscheint, eine Abreibung mit Kolophonium (aus dem Musikgeschäft) oder echtem Bienenwachs, das macht sie griffiger.
Ich habe noch nie mit einem Shippertje gesponnen, aber du wirst sicher damit zurecht kommen :wink:
Schippertje nennen unsere Nachbarn alle Bockräder, weil die weniger Platz brauchen als die Ziegen und von den Frauen der Binnenschiffer bevorzugt wurden -- an Bord ists eng.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Chingwa2003 » 20.01.2013, 13:39

Gratuliere, viel Freude mit dem Rädchen. Sieht gut aus.
LG Nora

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Beyenburgerin » 20.01.2013, 13:59

Schnegge, man kann davon ausgehen, dass das Spinnrad bis zu 40 Jahren alt ist. Und wenn es häufiger gesponnen wurde, sind die Nylonlager unrund geworden. Das ist einfach so. Wälzlagerfett klingt sehr passend. Vaseline würde ich nicht nehmen, die kann keien hohen Temperaturen ab.

@Adsharta: Delft, Edam, Gouda und Staphorst haben wohl dieselben Schwungräder.

LG Brigitte
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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von thomas_f » 20.01.2013, 16:25

Vaseline würde ich nicht nehmen, die kann keien hohen Temperaturen ab.
Mit welchen Temperaturen rechnest du am Spinnrad?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Adsharta » 20.01.2013, 16:26

@Beyenburgerin: danke
lg Adsharta

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Schnegge » 20.01.2013, 17:40

Hallo Ihr Lieben,

Ihr seid ja süß mich so gut ausgerüstet auf die Reise zu schicken. Vielen Dank.

Stuart, die Fürsorge für liebe Geräte und Maschinen kenne ich von mir auch. Wer für mich arbeitet, soll auch gut behandelt werden. Das ist nur gerecht und auch sinnvoll.

Thomas, meine ersten Spinnversuche habe ich ja schon im Museum gemacht. Daher weiß ich, dass mir Spinnen eigentlich, warum auch immer, nicht so liegt. Ich trete wohl immer zu schnell vor Freude. Wahrscheinlich ein typischer Anfängerfehler kann ich mir denken. Ich muß unbedingt an dem Einklang zwischen den Händen und den Füssen noch arbeiten. Gerade deswegen will ich es in Ruhe zu Hause tun.

Ein sehr gutes Fett allerdings halte ich nicht für Luxus. Zudem ist es mir ein Leichtes es zu besorgen. Ich bin in der Schifffahrt tätig. Vaseline hat bereits einen Schmelzbereich von 38° (Körpertemperatur). Das dürfte auch beim Spinnen schnell erreicht sein. Dann reißt der Fettfilm. Schmieren wir das Zeugs lieber auf Leder und andere Häute ;) Deine Erklärung zum "Schippertje" war wirklich hilfreich, Danke, jetzt verstehe ich das auch. Es ist also ein Edam von Wernekinck, Spitzname / generelle Typbezeichnung Schippertje. Also genau richtig für eine Schipperin :D Oh, ich freue mich schon richtig doll.
Liebe Grüße

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von shorty » 20.01.2013, 17:42

Oh das schnelle Treten ist kein Ausschlußkriterium. Mit der Zeit werden Deine Hände schneller ;-) Nur Geduld.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Spinnwinde » 20.01.2013, 18:12

Am besten erst mal das Treten alleine üben. Sobald du das kannst, klappt es garantiert auch besser mit der Koordination oben-unten. ;)

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Beyenburgerin » 20.01.2013, 21:10

Schippertje ist das niederländische Wort für Bockrad. Der Spinnflügel befindet sich oberhalb des Rades. Ich habe mal irgendwo gelesen es soll daher kommen, dass die kleiner sind als die Ziegen und deshalb auf Schiffe mitgenommen werden konnten.

Deine Meinung zu Vaseline teile ich. Die schmiert nur rum und läuft weg wenn ihr warm wird.

LG Brigitte
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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von thomas_f » 20.01.2013, 23:48

OK, die 38° bei Vaseline sind wirklich nicht viel. Es soll ja Leute geben, darunter sogar Spinnradhersteller, die Öl statt Fett an ihren Spinnrädern verwenden -- das ist noch kälter flüssig und zieht noch "besser" ins umgebende Holz ein -- aber das muss man ja wirklich nicht nachmachen. Die Lager beim Spinnrad, abgesehen von etwaigen Kugellagern bei modernen Rädern, sind Gleitlager, keine Wälzlager. Ein Wälzlagerfett muss m.W. hohe Drücke aushalten -- die haben wir beim Spinnrad nicht. Wenn mir jemand wohlbegründet ein ideales Spinnradfett nennt, werde ich mir das sofort besorgen :) , aber bis dahin nehme ich dasselbe wie für meinen Trecker und damit bestimmt auch viel mehr HiTec als nötig (das Fett, nicht der Trecker).

Shorty und Spinnwinde haben recht: erstmal, vorübergehend, für die kurze Anfängerphase ist es nützlich, das langsame Treten zu trainieren, damit deine Hände Zeit haben, ihren Job zu lernen. Irgendwann (sehr bald) werden sich Hände und Fuß mehr und mehr aufeinander einspielen. Dein Rad ist eher ein langsam übersetztes, da hast du, was die Tretgeschwindigkeit angeht, viel Luft nach oben.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von geraeuschemacher » 21.01.2013, 00:30

Ich experimentiere z.Zt. mit Schmierfett für Wellendichtungen. Ist ein Silikonfett und greift z.B. Gummi und Plastik nicht so an wie normales Fett. Bei weichem Leder scheint die Viskosität allerdings etwas zu hoch zu sein.
Es wird auch in der Lebensmittelindustrie verwendet.
"Spiders can become a passion that can not stop you"
__________________(unbekanntes Übersetzungsprogramm)
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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von Siebenstern » 21.01.2013, 12:27

Prinzipiell finde ich geeignetes Fett natürlich auch besser, aus den gleichen Gründen die hier schon genannt wurden.
An alten dunklen oder bemalten Rädern wo Ölränder nicht auffallen und an Stellen wo das Aufquellen durch das Öl nicht ins Gewicht fällt bzw. erwünscht ist, kann das Einziehen vom Öl ins Holz aber auch ganz praktisch sein. Wo sich tatsächlich Öl lohnen kann wären z.B. ausgenudelte Holzspulen - etwas aufquellen kann wieder für besseren Lauf sorgen. Dadurch das das Öl in das Holz einzieht muss es auch nicht gleich ganz weg und wirkungslos sein. Es kann in der äußeren Holzschicht eine Zeit lang wie in einer Art Öl-Depot wirken, wenn genug im Holz ist und man ein etwas träges Öl nimmt das eben nicht ganz so schnell tief einzieht. Bei meiner Wurmburg No.2 bringt träges Öl die Knecht-Radkurbel Verbindung dauerhafter zum Schweigen als Fett, das vermutlich zu schnell heraus gedrückt wird. Mein anderes Rad behält hingegen das Fett schön drin in diesem Lager und ölen hält weniger lange vor.
So generell ganz ungeeignet ist Öl also nicht immer :) man muss halt die Vor- und Nachteile abwägen und entscheiden mit welchen Nachteilen man besser leben kann. Pest oder Cholera, oder wie man hier mundartlich so schön sagt 'Verstopfung oder Durchfall' :totlach: . Bei so einfacher Technik war 'wartungsfrei' halt nicht vorgesehen. Und da die ganzen alten Räder so unterschiedlich gebaut und abgenutzt sind ist auch schwer zu sagen an welchen Stellen Fett oder Öl besser sein könnten. Was beim einen Rad gut funktioniert, kann - muss aber nicht, bei anderen genau so gut sein. Da hilft oft nur ausprobieren.

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Re: Ich bekomme Schnappatmung!

Beitrag von spulenhalter » 21.01.2013, 12:58

Siebenstern hat geschrieben:... Wo sich tatsächlich Öl lohnen kann wären z.B. ausgenudelte Holzspulen - etwas aufquellen kann wieder für besseren Lauf sorgen. ...
Die alten Holzspulen bekommen bei mir immer eine Lederlager. Damit laufen sie wieder leicht und vor allem geräuschlos. Ein bischen fett ist aber erforderlich - Gleitlager.

Auch ist ein Lederlager am Schwungrad eine schöne Sache. Anfänglich haben die Spinnräder auch lauer erzählt, als der Fernseher, jetzt flüstern sie nur noch oder nicht einmal das.
Gruß Mathias

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