Da outet man sich in gemischter Gesellschaft (in meinem Fall: ein Gartenfest bei meinen Eltern in Brandenburg mit allerlei "gesetzten Herrschaften") als Spinner. Und am nächsten Morgen schleppt einer besagter Herrschaften eine Tüte voll gesponnener Wolle an und drückt sie meiner Mutter (ich selbst war noch nicht ansprechbar

Weiß ich.
Jetzt hab ich an der Backe: Ein knappes Kilo handgesponnener Wolle, zweifädig verzwirnt, aber so locker dass es beim bloßen Hinsehen auseinander fällt. Irgendwas kratziges, filzt auch nicht besonders (ich hab gehofft, wenigstens damit strickfilzen zu können), wahrscheinlich Milchschaf, uralt, gut abgelagert, sehr unregelmäßig gesponnen und, wie gesagt, seeeehr locker gezwirnt. Aber: Irgendjemand wußte grundsätzlich was er tat, ich hab nämlich lauter mit klassischem Knäuelwickler gewickelte Knäuel gekriegt. Und die Knäuel sind auch alle gleich, will sagen, da wollte jemand "Wolle runterschrubben" bzw. "wegarbeiten" - Qualität war ihm nicht wichtig. Trotzdem. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Meine eigene allererste Wolle vom Spinnrad war besser.
Da hab ich mich aber gefreut.

Ich find´s ein bißchen traurig. Ich hab mich der Wolle jetzt angenommen in der Hoffnung, IRGENDWAS damit zu machen. Eine Versuchsreihe zum Strickfilzen von Topflappen (erst strickfilzen, dann - geplant - bunt färben) läuft gerade. Aber: Das ist Wolle, die macht den Ruf von SpinnerInnen kaputt. Wir wollen ja eigentlich nicht nur "Wolle weghauen", sondern was schönes daraus machen. DAS ist so Zeugs, womit unsere Mütter und Großmütter von ihren Müttern gequält wurden, wenn sie solche Stricksachen kriegten. Das ist "Kriegsware" ("Sei froh Kind, was anderes haben wir nicht".)
Nee, das macht keinen Spaß...