Der "Brautschatz"
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Der "Brautschatz"
Hallo Spinnerinnen,
meine Nachbarin, die einen regional bekannten Kinderchor leitet, kam eben vorbei, um mich um Hilfe zu bitten.
Sie übt derzeit mit ihrem Chor einen Zyklus aus sechs Kunstliedern von Robert Schumann ein. Darunter auch das Lied "Die Spinnerin". Den Text kann man hier nachlesen: "Spinnliedchen" von Paul Heyse.
Damit die Kinder sich unter der beschriebenen Situation etwas vorstellen können, soll ich ihnen bei einer der nächsten Proben kurz erklären, was es mit den Spinnstuben und dem Brautschatz auf sich hat und wie das Spinnen überhaupt funktioniert.
Nun ist mir vorhin eingefallen, dass ich nicht wirklich weiß, wie es mit der Herstellung der Aussteuer ablief. Die Mädchen haben damals das Leinen für die Hauswäsche gesponnen; soviel weiß ich. Aber wie ging es mit der Verarbeitung weiter? Wurde das Leinen üblicherweise auch im Haus gewebt und von wem? Und wurde in den dörflichen Spinnstuben auch Wolle gesponnen, etwa zum Stricken oder Weben von Strümpfen und Schultertüchern?
Übrigens hat meine Tochter, die Schulmusik studiert, im letzten Jahr dieses Lied ebenfalls bei einem Konzert gesungen. Ich kann mich erinnern, dass mich der unendlich traurige Text fast zum Weinen gebracht hat.
Liebe Grüße von Anna
meine Nachbarin, die einen regional bekannten Kinderchor leitet, kam eben vorbei, um mich um Hilfe zu bitten.
Sie übt derzeit mit ihrem Chor einen Zyklus aus sechs Kunstliedern von Robert Schumann ein. Darunter auch das Lied "Die Spinnerin". Den Text kann man hier nachlesen: "Spinnliedchen" von Paul Heyse.
Damit die Kinder sich unter der beschriebenen Situation etwas vorstellen können, soll ich ihnen bei einer der nächsten Proben kurz erklären, was es mit den Spinnstuben und dem Brautschatz auf sich hat und wie das Spinnen überhaupt funktioniert.
Nun ist mir vorhin eingefallen, dass ich nicht wirklich weiß, wie es mit der Herstellung der Aussteuer ablief. Die Mädchen haben damals das Leinen für die Hauswäsche gesponnen; soviel weiß ich. Aber wie ging es mit der Verarbeitung weiter? Wurde das Leinen üblicherweise auch im Haus gewebt und von wem? Und wurde in den dörflichen Spinnstuben auch Wolle gesponnen, etwa zum Stricken oder Weben von Strümpfen und Schultertüchern?
Übrigens hat meine Tochter, die Schulmusik studiert, im letzten Jahr dieses Lied ebenfalls bei einem Konzert gesungen. Ich kann mich erinnern, dass mich der unendlich traurige Text fast zum Weinen gebracht hat.
Liebe Grüße von Anna
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)
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Re: Der "Brautschatz"
Das finde ich echt toll, dass sie sich die Mühe macht den Kinder auch den Inhalt der Lieder so nahe zu bringen.
Ich weiß nur, was mir meine Großmutter erzählt hat. Bei ihr im Dorf spannen die Mädchen etwa ab dem 8.Lebensjahr an ihrer Aussteuer. Wenn genug Garn zusammen war, wurde der Weber, der jedes Jahr einmal ins Dorf kam ins Haus geladen. Das war wohl immer eine riesige Aufregung.
Sie hat erzählt dass die große Stube ausgeräumt werden musste und dann dort der Webstuhl aufgebaut wurde. Der Vater hat eines seiner Schweine geschlachtet und die Mutter Brot gebacken und Bier angesetzt. Damit der Weber und sein Helfer gut versorgt waren. Der Weber hat das Garn sorgfältig geprüft und nur das verarbeitet, dass seinen Ansprüchen genügte.
Zuerst wurde dann von ihm genau berechnet, wie viel er an Stoff davon weben kann und die Hausfrau hat dargelegt, was sie an Stoff braucht.
Der Hausvater hat den Preis für die Arbeit verhandelt, davon wusste sie aber leider nichts zu erzählen, weil das erst geschah, wenn die Kinder "unter den Füßen" weg waren.
Sie ist in einem alten ostpreußischen Dorf groß geworden und leider schon lange nicht mehr am Leben. Als Kind habe ich immer ganz begeistert ihren Geschichten zugehört, während sie Abends vorm Schlafengehen noch irgendwelche Sachen ausgebessert hat. Ich war immer in den Sommer und Winterferien bei meinen Großeltern und erinnere mich gern daran zurück!
Liebe Grüße
Sabine
Ich weiß nur, was mir meine Großmutter erzählt hat. Bei ihr im Dorf spannen die Mädchen etwa ab dem 8.Lebensjahr an ihrer Aussteuer. Wenn genug Garn zusammen war, wurde der Weber, der jedes Jahr einmal ins Dorf kam ins Haus geladen. Das war wohl immer eine riesige Aufregung.
Sie hat erzählt dass die große Stube ausgeräumt werden musste und dann dort der Webstuhl aufgebaut wurde. Der Vater hat eines seiner Schweine geschlachtet und die Mutter Brot gebacken und Bier angesetzt. Damit der Weber und sein Helfer gut versorgt waren. Der Weber hat das Garn sorgfältig geprüft und nur das verarbeitet, dass seinen Ansprüchen genügte.
Zuerst wurde dann von ihm genau berechnet, wie viel er an Stoff davon weben kann und die Hausfrau hat dargelegt, was sie an Stoff braucht.
Der Hausvater hat den Preis für die Arbeit verhandelt, davon wusste sie aber leider nichts zu erzählen, weil das erst geschah, wenn die Kinder "unter den Füßen" weg waren.
Sie ist in einem alten ostpreußischen Dorf groß geworden und leider schon lange nicht mehr am Leben. Als Kind habe ich immer ganz begeistert ihren Geschichten zugehört, während sie Abends vorm Schlafengehen noch irgendwelche Sachen ausgebessert hat. Ich war immer in den Sommer und Winterferien bei meinen Großeltern und erinnere mich gern daran zurück!
Liebe Grüße
Sabine
Mein Blog noch ganz neu!
- Anna
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Re: Der "Brautschatz"
Vielen Dank für die Antwort! Das hilft mir schon gut weiter.
Meine Nachbarin meint, dass die Kinder (die ältesten sind um die 15, es sind aber auch Grundschulkinder dabei) ohnehin mit diesen Liedern sehr "gefordert" sein werden; allerdings arbeitet der Chor schon auf recht hohem Niveau, ich bin ein paarmal bei den Chorkonzerten gewesen. Es ist ihr wichtig, dass die Kinder mit Ausdruck singen, und dazu müssen sie natürlich wissen, worum es geht.
Grüße von Anna
Meine Nachbarin meint, dass die Kinder (die ältesten sind um die 15, es sind aber auch Grundschulkinder dabei) ohnehin mit diesen Liedern sehr "gefordert" sein werden; allerdings arbeitet der Chor schon auf recht hohem Niveau, ich bin ein paarmal bei den Chorkonzerten gewesen. Es ist ihr wichtig, dass die Kinder mit Ausdruck singen, und dazu müssen sie natürlich wissen, worum es geht.
Grüße von Anna
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Re: Der "Brautschatz"
Hier steht auch noch ein bißchen was (aus Litauen, aber ich glaubennun nicht, dass die Unterschiede soooooo riesig waren):
http://books.google.de/books?id=N1HmxQa ... RAcjRP1psX
http://books.google.de/books?id=N1HmxQa ... RAcjRP1psX
Liebe Grüße
Julia
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Re: Der "Brautschatz"
Sehr schönes thema..
also in einer Region gibt es sicher Traditionen, sehr unterschiedlich wurde es sicher so von Region zu Region gehandhabt.
mir erzählte eine Bäuerin in nordfriesland, dass sie im sommer in den geschruppten Stall den Webstuhl aufstellten und dann webten..
( was ich gut nachvollziehen konnte) gut feucht, für Leinenweberei, und sauber schrubben, das habe ich auch schon gemacht..die Steinbrücken alles so saueber und schön wieder gekalkt...das war bestimmt guter arbeitsplatz, solange die kühe im sommer draußen waren.
2. Es gab Weber, die zogen von Ort zu Ort und richteten die Webstühle ein..
dann webten die Frauen die ketten ab.
und ein schöner Bericht war in einer webemit..
3.
in Ostholstein bei Lübeck,
ein Weber hattte eine Kate mit Webstuhl, hatte dann von den Bauern die Garnstränge bekommen und verwebte sie..
4.In meinem Heimatdorf hatte auch ein Kleinbauer ( Kätner)einen Webstuhl und webte für die wohlhabenen die Aussteuer, so konnte er seine Familie ernähren..
im Weserraum wurde von den Mägden das Leinen gesponnen und auch die Aussteuer hergerichtet.
als ein Cousin heiratete 1959, zeigte die zukünftige Frau in allen Schränken ihre Aussteuer..sie war die Tochter des größten Bauerns..
-------------------
also bedenke bei allem die die Arbeit machten ,machten es größtenteils nicht für sich.
Sticken zum Beispiel war die Arbeit der Töchter...sie konnten sich den Luxus leisten, nicht arbeiten zu müssen..
aber sie waren oftmals auch nicht glücklich mit der Rolle..
-------------------------------
also der Brautschatz ist ein zwiespältiges Thema...
ob da immer aus Liebe geheiratet wurde oder nicht wohl eher Land zu Land..Geld zu Geld..
Fakt ist jedenfalls,wer arm war, konnte nicht ehelichen..egal wie begabt..tüchtig..
daher ich bin da äußerst kritisch und froh, dass meine Generation damit Schluss gemacht hat und mit eigenem Beruf lebte.
Erstaunlich auch ,dass sehr sehr lange noch der Ehemann seiner Frau verbieten konnte, zu arbeiten..
so brauchte meine Mutter als Lehrerin eigentlich die Erlaubnis meines Vaters ,um berufstätig sein..
ist noch nicht lange her..diese zeit der Unfreiheit..
-----------------------------------
da genieße ich es, nun im Ruhestand meine Austeuer auf meine Weise nachträglich zu weben ,
denn zur Hochzeit hatte ich keine..ich wollte sie nicht!!
ich habe bewusst nie Aussteuerteile gesammelt..kein Besteck..keine bettwäsche, tischtücher..Handtücher..
das fand ich doch zu veraltet als 68iger Generation --
--------------------------------------------
ich würde über den Museumsfundus mal suchen..da gibt es sicher gute info..
Freilichtmuseen.. haben ja zum Teil solche Häuser eingesammelt ..
lliebe Grüße Wiebke
ps ich kenne noch Bettentruhen ,die voller Aussteuer aus Leinen sind...das war sicher früher auch ein Schatz..
weil so war man was wert als Frau..und alle Laken Leinen-Handtücher völlig ungebraucht....
und wie industirell die weberei im 19. Jahrhundert war,,
da findest du bei google books gute Texte.
http://books.google.de/books?id=YVJVPhF ... ei&f=false
und hier das Verdrängen des Handwerks durch Baumwollindustrie
http://books.google.de/books?id=Ws7Ulw4 ... ei&f=false
also in einer Region gibt es sicher Traditionen, sehr unterschiedlich wurde es sicher so von Region zu Region gehandhabt.
mir erzählte eine Bäuerin in nordfriesland, dass sie im sommer in den geschruppten Stall den Webstuhl aufstellten und dann webten..
( was ich gut nachvollziehen konnte) gut feucht, für Leinenweberei, und sauber schrubben, das habe ich auch schon gemacht..die Steinbrücken alles so saueber und schön wieder gekalkt...das war bestimmt guter arbeitsplatz, solange die kühe im sommer draußen waren.
2. Es gab Weber, die zogen von Ort zu Ort und richteten die Webstühle ein..
dann webten die Frauen die ketten ab.
und ein schöner Bericht war in einer webemit..
3.
in Ostholstein bei Lübeck,
ein Weber hattte eine Kate mit Webstuhl, hatte dann von den Bauern die Garnstränge bekommen und verwebte sie..
4.In meinem Heimatdorf hatte auch ein Kleinbauer ( Kätner)einen Webstuhl und webte für die wohlhabenen die Aussteuer, so konnte er seine Familie ernähren..
im Weserraum wurde von den Mägden das Leinen gesponnen und auch die Aussteuer hergerichtet.
als ein Cousin heiratete 1959, zeigte die zukünftige Frau in allen Schränken ihre Aussteuer..sie war die Tochter des größten Bauerns..
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also bedenke bei allem die die Arbeit machten ,machten es größtenteils nicht für sich.
Sticken zum Beispiel war die Arbeit der Töchter...sie konnten sich den Luxus leisten, nicht arbeiten zu müssen..
aber sie waren oftmals auch nicht glücklich mit der Rolle..
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also der Brautschatz ist ein zwiespältiges Thema...
ob da immer aus Liebe geheiratet wurde oder nicht wohl eher Land zu Land..Geld zu Geld..
Fakt ist jedenfalls,wer arm war, konnte nicht ehelichen..egal wie begabt..tüchtig..
daher ich bin da äußerst kritisch und froh, dass meine Generation damit Schluss gemacht hat und mit eigenem Beruf lebte.
Erstaunlich auch ,dass sehr sehr lange noch der Ehemann seiner Frau verbieten konnte, zu arbeiten..
so brauchte meine Mutter als Lehrerin eigentlich die Erlaubnis meines Vaters ,um berufstätig sein..
ist noch nicht lange her..diese zeit der Unfreiheit..
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da genieße ich es, nun im Ruhestand meine Austeuer auf meine Weise nachträglich zu weben ,
denn zur Hochzeit hatte ich keine..ich wollte sie nicht!!
ich habe bewusst nie Aussteuerteile gesammelt..kein Besteck..keine bettwäsche, tischtücher..Handtücher..
das fand ich doch zu veraltet als 68iger Generation --
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ich würde über den Museumsfundus mal suchen..da gibt es sicher gute info..
Freilichtmuseen.. haben ja zum Teil solche Häuser eingesammelt ..
lliebe Grüße Wiebke
ps ich kenne noch Bettentruhen ,die voller Aussteuer aus Leinen sind...das war sicher früher auch ein Schatz..
weil so war man was wert als Frau..und alle Laken Leinen-Handtücher völlig ungebraucht....
und wie industirell die weberei im 19. Jahrhundert war,,
da findest du bei google books gute Texte.
http://books.google.de/books?id=YVJVPhF ... ei&f=false
und hier das Verdrängen des Handwerks durch Baumwollindustrie
http://books.google.de/books?id=Ws7Ulw4 ... ei&f=false
- Anna
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Re: Der "Brautschatz"
Vielen Dank für die Antworten! Der Googlebook-Link ist besonders interessant. Da steht, dass die Mädchen sogar den Hemdenstoff für die Burschen selbst gefertigt haben. Mit anderen Worten, zum Brautschatz gehörte auch das Material für die Kleidung des zukünftigen Ehemanns.
Ich will bei meinen Auskünften für die Kinder auch nicht allzu ausführlich werden. Dann geht zuviel kostbare Probenzeit verloren. Es geht ja nur um das Lied, dessen Text die Kinder verstehen sollen. Ich möchte zur Probe auch mein altes Schwedenrad mitnehmen und ein paar Meter Garn spinnen; ich habe zwar kein Flachs zur Hand, aber Wolle wird es auch tun.
Danke nochmals und sonnige Sonntagsgrüße
Anna
Ich will bei meinen Auskünften für die Kinder auch nicht allzu ausführlich werden. Dann geht zuviel kostbare Probenzeit verloren. Es geht ja nur um das Lied, dessen Text die Kinder verstehen sollen. Ich möchte zur Probe auch mein altes Schwedenrad mitnehmen und ein paar Meter Garn spinnen; ich habe zwar kein Flachs zur Hand, aber Wolle wird es auch tun.
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Re: Der "Brautschatz"
Vielleicht magst Du Dich mit Frau Hollunder aus dem Forum hier in Verbindung setzen. Sie ist Museologin in einem bäuerlichen Freilandmuseum und kann Dir zum Thema Brautschatz sicher noch einiges mehr erzählen.
Moira
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Re: Der "Brautschatz"
Bin beim Antworten.
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Re: Der "Brautschatz"
Vielen Dank, FrauHollunder! Deine Antwort hat mir sehr geholfen. Ich werde wahrscheinlich morgen zur Probe gehen.
Leider kann ich mein Schwedenrad nicht mitnehmen. Es ist zu groß, um es ins Auto zu packen, müsste ich es zerlegen, und da es ein kostbares altes Rad ist, möchte ich das vermeiden. Ich werde das Minstrel mitnehmen, da kann ich die Kinder auch gleich darauf aufmerksam machen, dass es für das Spinnen in den Spinnstuben wichtig war, ein kleines Rädchen zu haben. Mein Schwedenrad hätte in keine Spinnstube gepasst ...
Beim längeren Nachdenken über den traurigen Text des Liedes - es kann mich immer noch fast zum Weinen bringen - habe ich fast das Gefühl, es geht sinnbildlich darin auch ganz allgemeine Frage des "Wofür denn das alles?", die sich zuweilen einstellt, wenn man in einem lieblosen Umfeld arbeiten muss. Die Chorleiterin hat mir in diesem Zusammenhang gesagt, dass sie den Kindern klarmachen möchte, wie wichtig es ist, niemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen.
Vielen Dank nochmal an alle für die vielfältige Hilfe!
Grüße von Anna
Leider kann ich mein Schwedenrad nicht mitnehmen. Es ist zu groß, um es ins Auto zu packen, müsste ich es zerlegen, und da es ein kostbares altes Rad ist, möchte ich das vermeiden. Ich werde das Minstrel mitnehmen, da kann ich die Kinder auch gleich darauf aufmerksam machen, dass es für das Spinnen in den Spinnstuben wichtig war, ein kleines Rädchen zu haben. Mein Schwedenrad hätte in keine Spinnstube gepasst ...
Beim längeren Nachdenken über den traurigen Text des Liedes - es kann mich immer noch fast zum Weinen bringen - habe ich fast das Gefühl, es geht sinnbildlich darin auch ganz allgemeine Frage des "Wofür denn das alles?", die sich zuweilen einstellt, wenn man in einem lieblosen Umfeld arbeiten muss. Die Chorleiterin hat mir in diesem Zusammenhang gesagt, dass sie den Kindern klarmachen möchte, wie wichtig es ist, niemanden aus der Gemeinschaft auszuschließen.
Vielen Dank nochmal an alle für die vielfältige Hilfe!
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Re: Der "Brautschatz"
So, ich bin eben von der Probe zurück.
Ich habe den Kindern das Spinnen am Spinnrad vorgeführt und ein wenig zum geschichtlichen Hintergrund erzählt, also was Spinnstube und Brautschatz bedeuten. Leider haben wir das Thema, wie der Text interpretiert werden kann, nicht weiter vertieft; vielleicht überfordert das auch die Kinder. Stattdessen waren sie am Spinnen selbst sehr interessiert. Ich hatte ein paar Stränge gesponnene Wolle mitgenommen, hauptsächlich Effektwolle mit Perlen und Böbbeln, damit sie den Unterschied zu gekaufter Wolle sehen, und auch eine Auswahl an unversponnener Wolle.
Die Kinder haben sehr konzentriert zugehört (das Ganze dauerte gut eine Stunde) und viele Fragen zum Spinnen gestellt. Ich glaube, es war ein Erfolg.
Grüße von Anna
Ich habe den Kindern das Spinnen am Spinnrad vorgeführt und ein wenig zum geschichtlichen Hintergrund erzählt, also was Spinnstube und Brautschatz bedeuten. Leider haben wir das Thema, wie der Text interpretiert werden kann, nicht weiter vertieft; vielleicht überfordert das auch die Kinder. Stattdessen waren sie am Spinnen selbst sehr interessiert. Ich hatte ein paar Stränge gesponnene Wolle mitgenommen, hauptsächlich Effektwolle mit Perlen und Böbbeln, damit sie den Unterschied zu gekaufter Wolle sehen, und auch eine Auswahl an unversponnener Wolle.
Die Kinder haben sehr konzentriert zugehört (das Ganze dauerte gut eine Stunde) und viele Fragen zum Spinnen gestellt. Ich glaube, es war ein Erfolg.

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- Claudi
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Re: Der "Brautschatz"
Schade, dass wir nicht lesen können, was Frau Hollunder dazu weiß. 

Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi
Mein Blog: Gewollt Wolliges unser Spinngruppenblog: Die Wollverwandler unter dieser Bezeichnung sind wir auch bei Facebook und Ravelry zu finden.
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Re: Der "Brautschatz"
Ich frag mal per PN nach, ob ich den Inhalt noch zeigen darf.
Falls sich jemand für den literarischen Aspekt interessiert: Ich habe gestern abend im Autorenforum meines Vertrauens noch einen Faden dazu gestartet und einige interessante Denkanstöße dazu bekommen; wer mag, klickt hier.
Falls sich jemand für den literarischen Aspekt interessiert: Ich habe gestern abend im Autorenforum meines Vertrauens noch einen Faden dazu gestartet und einige interessante Denkanstöße dazu bekommen; wer mag, klickt hier.
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)
- FrauHollunder
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Re: Der "Brautschatz"
Ich habe einmal meine Antwort hier rein kopiert.
Wolle wurde leider seltener gesponnen als gedacht das auf jeden fall im Süddeutschenraum. (es kommt ja noch drauf an von welcher zeit wir hier reden ich gehe einfach mal von Anfang 19 Jahrhundert sprich von 1800 - 1850 aus.
Es wurde tatsächtlich wie bereits merfach erzählt meist leinen gesponnen seltener wolle (auf jedenf all wird das selten erwähnt oder in den Bildern hinterlassen ). Verworben wurde dies meist außerhalb.
Der wehrt richtete sich nach der größe des Hofes aus dem das Mädchen kam, je mehr Aussteuer um so besser die Partie, ich habe den Satz (Liebe vergeht, Hektar besteht) in diesem Zusammenhang schon mehrfach gehört.
Einen Direkten vergleich zu Heute zu ziehen nach der Idee "Das war so viel wie heute ein Luxus Auto." geht schwer. Ich kann nur sagen das zu der Aussteuer, Betttücher, Hemden, auch noch Leinenstoffe nicht verarbeitet und sogar Flachszöpfe zum weiter Verspinnen dazu gehörten. Das ganze dann fein säuberlich eingerichtet in einen Schrank der dann auf einem Wagen OFFEN durchs ganze Dorf gefahren wurde, zusammen mit den weiteren Möbeln oder Tieren welche die Braut mit ins Eheleben brachte. Im Übrigen wurde auch gemogelt und Stroh dazwischen gestopf um es nach "mehr" aussehen zu lassen.
Ich denke wenn du den Kindern etwas erzählen willst dann frage sie doch einfach was hälst du von der Idee deinen Kleiderschrank offen durchs ganze Dorf fahren zu lassen damit jeder sieht was du mitbringst. Ach ja und deine Eigenen Möbel die damals viel mehr wehrt waren als heute, da ja alles handgemacht, und wenn möglich dein Eigenes Auto (so denke ich der nächste Vergleich zu einer Kuh oder Ochse der mitgeben wurde ) und noch einige Wiesen/Wälder dazu. Ich denke das macht Eindruck.
Im Übrigen kannst du auch gerne noch die Anektote erhzählen das eine Bekannte noch zu Ihrer Kommunion (bin Katholisch) Kuchenplatten, Handtücher und Küchenhandtücher für die Aussteuer bekommen hat und ganz erlich mit 12 wusste ich damals reichlich wenig anzufangen.
so weit meine Antwort. Vielleicht hilft es ja ein wenig weiter.
Wolle wurde leider seltener gesponnen als gedacht das auf jeden fall im Süddeutschenraum. (es kommt ja noch drauf an von welcher zeit wir hier reden ich gehe einfach mal von Anfang 19 Jahrhundert sprich von 1800 - 1850 aus.
Es wurde tatsächtlich wie bereits merfach erzählt meist leinen gesponnen seltener wolle (auf jedenf all wird das selten erwähnt oder in den Bildern hinterlassen ). Verworben wurde dies meist außerhalb.
Der wehrt richtete sich nach der größe des Hofes aus dem das Mädchen kam, je mehr Aussteuer um so besser die Partie, ich habe den Satz (Liebe vergeht, Hektar besteht) in diesem Zusammenhang schon mehrfach gehört.
Einen Direkten vergleich zu Heute zu ziehen nach der Idee "Das war so viel wie heute ein Luxus Auto." geht schwer. Ich kann nur sagen das zu der Aussteuer, Betttücher, Hemden, auch noch Leinenstoffe nicht verarbeitet und sogar Flachszöpfe zum weiter Verspinnen dazu gehörten. Das ganze dann fein säuberlich eingerichtet in einen Schrank der dann auf einem Wagen OFFEN durchs ganze Dorf gefahren wurde, zusammen mit den weiteren Möbeln oder Tieren welche die Braut mit ins Eheleben brachte. Im Übrigen wurde auch gemogelt und Stroh dazwischen gestopf um es nach "mehr" aussehen zu lassen.
Ich denke wenn du den Kindern etwas erzählen willst dann frage sie doch einfach was hälst du von der Idee deinen Kleiderschrank offen durchs ganze Dorf fahren zu lassen damit jeder sieht was du mitbringst. Ach ja und deine Eigenen Möbel die damals viel mehr wehrt waren als heute, da ja alles handgemacht, und wenn möglich dein Eigenes Auto (so denke ich der nächste Vergleich zu einer Kuh oder Ochse der mitgeben wurde ) und noch einige Wiesen/Wälder dazu. Ich denke das macht Eindruck.
Im Übrigen kannst du auch gerne noch die Anektote erhzählen das eine Bekannte noch zu Ihrer Kommunion (bin Katholisch) Kuchenplatten, Handtücher und Küchenhandtücher für die Aussteuer bekommen hat und ganz erlich mit 12 wusste ich damals reichlich wenig anzufangen.
so weit meine Antwort. Vielleicht hilft es ja ein wenig weiter.

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Re: Der "Brautschatz"
Vielen Dank nochmal. Die Geschichte mit dem Kleiderschrank hat die Kinder echt beeindruckt.
Aussteuer habe ich übrigens auch geschenkt bekommen - zu meiner Konfirmation, als ich 13 war. Das wenigste habe ich nachher wirklich benutzt. Aber dafür können die Schenkerinnen nichts. Da ist weiße Tischwäsche in Massen dabei und Vorlegeschalen und all so Zeugs, was für häusliche Familienfeste gedacht war; aber so große Feste mit langer Tafel und weißen Tischtüchern richtet ja inzwischen kein Mensch mehr zu Hause aus.
Aussteuer habe ich übrigens auch geschenkt bekommen - zu meiner Konfirmation, als ich 13 war. Das wenigste habe ich nachher wirklich benutzt. Aber dafür können die Schenkerinnen nichts. Da ist weiße Tischwäsche in Massen dabei und Vorlegeschalen und all so Zeugs, was für häusliche Familienfeste gedacht war; aber so große Feste mit langer Tafel und weißen Tischtüchern richtet ja inzwischen kein Mensch mehr zu Hause aus.
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Re: Der "Brautschatz"
Also so furchtbar traurig finde ich's ja nicht, dass das Mädchen gerade keinen Freund hat...
Ciao, Klara
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