Hallo liebe Liste,
Für Spinnen als Therapie im ergotherapeutischen Bereich, kann ich dir auch den Kontakt mit Jana empfehlen wie oben schon beschrieben. Dann hat Dorothea Fischer sehr schön auf ihrer Homepage dazu etwas geschrieben wie eben oben frisch geschrieben, zur „Therapie mit Patienten im Krankenhaus"
http://www.lustauffarben.de/spinnen.html und ich habe als Psychologin, Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichentherapeutin und Traumazentrierte Facheraterin 2008 in der Handspinngildenzeitung Ausgabe 8, S. 10-17 den Artikel: „Spinnen tut der Seele gut“ zu diesem Thema veröffentlicht. Dort ist vor dem Artikel auch ein Interviews mit mir, das ich hier mal verkürzt für euch zu diesem Thema einstelle:
Dann bist du ja eine „Spinntherapeutin“ meinte eine Kollegin, als ich mal erklärte, was genau ich in meiner therapeutischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Spinnrad und der Handspindel mache.
Auf die Idee Handspindeln und Spinnräder mehr in der Therapie einzusetzen brachte mich ein traumatisierter Junge in seiner Therapie. Über Erlebtes konnte er nicht sprechen, über andere gestaltungstherapeutische Materialien wie Ton und Malen war er nicht zugänglich. Schließlich vertraute er mir an, er lese gerne Märchen und er schwärme für Spinnräder. ( Von meiner Geschichte mit Spinnrädern wusste er nichts). Heimlich hätte er sich schon eine Handspindel gebaut, die er bei seiner Oma versteckt halte. Von da an brachte ich mein Spinnrad mit und während er sehr schnell lernte, mit dem Spinnrad Wolle zu spinnen, taute er zunehmend auf. Er erzählte mir beim Spinnen, was ihm so alles passiert sei. In vielen dieser „ Spinnstunden“ gab es Erinnerungsfetzen, Bruchstücke, die er zu einem roten Faden seiner Biographie verbal verspann, während er gleichzeitig am Spinnrad einen Faden entstehen ließ. Wenn die Erinnerungen zu stark wurden, was ich und er dann dadurch merkten, dass er den Fuß weiterbewegte und die Hände still hielt, also das Garn auf der Stelle trat, packte er seine Erinnerungen in Gedanken in seinen „Tresor“ mit großem Schlüssel, den ich zu Beginn der Therapie mit ihm zur Stabilisierung eingerichtet hatte. Dieser befand sich weit weg in einem großen Schafstall, mit viel Wolle wo alles sicher aufbewahrt wurde. Es durfte keiner etwas von seiner Schwärmerei für Wolle, für Handspindeln und Spinnräder wissen, da er ja ein Junge wäre und Jungen so etwas nicht machten. Ein Aufruf an die Spinnwebeliste mit der Bitte um ein Foto von Jungen bzw. Männern am Spinnrad und die hilfsbereite zügige Reaktion aus ganz Deutschland von Mitgliedern der Handspinngilde, hat mich sehr beeindruckt und berührt. Ein Handspinngildenmitglied, sandte mir sogar eine CD zu, mit einer Sammlung von Fotos mit Männern an Spinnrädern auf Märkten und privat. Ich danke an dieser Stelle auch noch mal allen, die mich damals unterstützt haben. Diese zusammengestellte CD hat den Jungen total verblüfft und es gab einen Schub in seiner Therapie, indem er sich traute, auch ohne schlechtes Gewissen, in der Therapie auf meinem Spinnrad, Louet S 10, zu spinnen. Er präsentierte mir seine Erinnerungsfetzen und ich gewann den Eindruck, dass diese Kombination von Handspinnen und Trauma heilsam ist und seiner Seele gut tut und damit auch meiner, als seiner Therapeutin. Er besorgte sich viel Material aus der Bücherei zu Wolle und Verarbeitung und verblüffte mich mit seinem zunehmendem Selbstbewusstsein.
Am Ende der Therapie, ließ ich ihn, als sein Abschlussritual, alle seine Spulen mit Handgesponnenem auf einen Wollwickler abwickeln. Jeder Zentimeter ließ noch mal bewusst werden, was er alles in der Therapie geschafft hatte und ließ auch Revue passieren, dass es Höhen ( Super gesponnene Stellen ) und Tiefen ( schlecht versponnene Stellen ) im Leben gibt. Das große fertige Knäuel, ein Stück seines Lebensfadens, gleichmäßig gewickelt, im Unterschied zu dem Riesenhaufen Wolle zu Beginn der Therapie gab ich ihm zusammen mit einer Abschlussurkunde mit nach Hause. So konnte er begreifbar erfahren, dass es eine Verbindung gibt zwischen vor dem Trauma und nach dem Trauma und das Knäuel gab ich ihm sozusagen als Anker mit, das ihn immer wieder daran erinnern sollte, dass er es selbst geschafft hatte und dass es möglich ist, etwas aus dem zu machen was aus ihm und mit ihm gemacht wurde. So half ich ihm dabei, bzw. begleitete ihn dabei, den wichtigen Aspekt von „ Ich habe wieder die Kontrolle über mein Leben“ zu erreichen. In der Nachbefragung 1/ 2 Jahr später, zeigte sich, dass der Junge stabil geblieben war und sich sogar getraut hatte seiner Oma von seiner Spinnleidenschaft zu erzählen. Heute kann ich dazu sagen, dass der Junge aufs Gymnasium geht, einen guten Weg macht und nächstes Jahr sein Abitur machen wird.
In der Folge entwickelte ich damals ein „Konzept“ für meine „Spinntherapie“, das ich nach traumatischen Erlebnissen ( aber auch bei anderen Problemen) anwende. Ich begreife die Textilkunst und die textile Handwerkskunst im Sinne von Johann Wolfgang von Goethe: „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“
Kinder bei mir in Therapie, wollen manchmal ihr Selbstgesponnenes in einen Schal verweben und so arbeite ich auch mit Ihnen am Schulwebrahmen oder wenn sie ihr Garn einfilzen wollen, verfilze ich es mit Ihnen zu einem guten hilfreichen Helfer oder mache mit ihnen aus dem Garn ein textiles magisches Auge. In den Spinngruppen habe ich es in Gesprächen erlebt, dass Spinnen sehr wohl in vielen Bereichen therapeutisch wirkt.
Den ganzen Artikel könnt ihr wie gesagt in der Handspinngildenzeitung Ausgabe 8 lesen.
http://www.handspinngilde.org/_wp/uber- ... erzeitung/
Kapitelüberschriften meines Artikels:
1. Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis beim Spinnen
2. Selbsttherapie beim Spinnen
3. Meditation, Stressregulation und Spinnen
4. Spinnen als kreativer Prozess tut der Seele gut
5. Flow und Spinnen oder Spinnen macht glücklich und zufrieden
6. Achtsamkeit, Selbstwertgefühl und ökologische Lebenskunst
7. Spinnen und Anregung von "körpereigenen Drogen"
8. Verspinnen von Wolle als wertvollem Rohstoff
9. Die "Psychologie" des Spinnens
Da ich öfter dazu angesprochen worden bin, werde ich nächstes Jahr auch einen oder zwei Workshops zum Thema. „Spinnen tut der Seele gut“ Selbsterfahrung und Therapie mit Textilem, wie Spinnen, Weben, Filzen, Färben, Stricken, Nähen und anderen textilen Techniken anbieten, einige Plätze sind da noch frei.
Euch noch ein gutes Wochenende
Herzliche Grüße
Anke