Seite 1 von 3

Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 11:32
von EmiFR
Hallo liebe Spinnerinnen!

Jede von uns stellt sich mal diese Frage und ich denke, fast jede Spinnerin gibt darauf, wie man das jetzt wohl beurteilen kann, eine andere Antwort.

Die Amis habens natürlich mal wieder auffen Punkt gebracht:

das Spinnerzertifikat

Also, wenn man sich diese Ansprüche als eigenen Maßstab setzt oder als Ziel - WOW....... dann haben wahrscheinlich 99,9% aller mir bekannten Spinnerinnen (mich natürlich eingeschlossen!!!) noch einen sehr weiten Weg vor sich!

Aber wollen wir uns überhaupt so hohe Ziele stecken? Ich persönlich sage eigentlich immer, dass ich zufrieden bin, wenn der Faden genauso wird, wie ich es mir vorgestellt habe.

Also, hier meine Frage an Euch:

Wann darf eine Spinnerin von sich sagen, dass sie GUT spinnt?

Ich würde mich sehr über Eure Meinungen hierzu freuen!

neugierige Grüße
Emi

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 13:35
von Spinning witch
naja bei den Amis bzw in Canada gibt es auch einen Kurs der geht über (sitzt ihr?) 6 Jahre. danach kann man dann wohl spinnen :-)

Ich denke mal man spinnt gut wenn diese Verkrampfungsphase vorbei ist. Dieses hochkonzentrierte Fadenfesthalten das jede am Anfang durchmacht. Spinnen ist in diesem Moment gut wo das ganze flüssig funktioniert und man den Vorgang an sich als entspannend empfindet und Spaß macht.

Das mir das auch nicht bei allen Fasern gelingt iss halt mal Übungssache :-)

Und das Ergebnis iss nunmal in jedem Fall Handarbeit

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 14:02
von EmiFR
grins...sowas lässt mir ja man keine Ruhe. Also hab ich mich schnell mal ans Mäxle gesetzt und mal bewußt aus einer Faser 2 verschiedene Garnstärken gesponnen:

Bild

Das war jetzt die Faserprobe von Mallory, Rhönschaf von der LG Sassen.

Haaaaaaaaaa, wenn ich jetzt noch son Diameter-Dingenskirchen hätte.....

Aber das macht wirklich Spaß, bewußt zu experimentieren (kicher..sonst passiert mir das eher zufällig beim "mindless-spinning", also "Kopf-aus-Spinnen")

Ok, ich google mal, wo ich am besten son Garnstärkenmesser herbekomme.

fröhliche Grüße
Emi

Re: Kann ich

Verfasst: 03.10.2007, 14:06
von landschaf
Erstmal einen guten Morgen....
Also für mich würde sich das so darstellen,daß man in der Lage ist,einen
für den jeweiligen Zweck brauchbares und haltbares Garn in der gewünschten Dicke aus den üblichen Ausgangsmaterialien zu vearbeiten.
Und wenn sich dann noch schnell auch auf fremden Rädern zurechtfindet,
dann kann man doch wirklich zufrieden sein.
Dazulernen kann und wird man immer,Gott sei Dank!

Allerdings mag ich diesen Leistungsgedanken in Bezug auf das Spinnen nicht so sehr.Es ist doch schön,daß eine uralte Tätigkeit so vielen Freude und auch und gerade Entspanunnung bringt und dabei erhalten bleibt.
Wer braucht denn da Zertifikate? :rolleyes:

Einen schönen Feiertag an alle vom landschaf

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 15:00
von EmiFR
Eben Landschaf - ich würde nie auf die Idee kommen, dass ich so ein Zertifikat brauche. Du hast das genauso definiert, wie ich das auch sehe. Was mich nur daran interessiert ist, das für sich selber mal methodisch auszuprobieren und sich selber zu testen. Aber von anderen, bzw. von irgendwelchen Ansprüchen oder Anforderungen, würde ich mich nie unter Druck setzen lassen!

Für mich ist und bleibt Spinnen Entspannung pur!

Herzliche Grüße
Emi

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 15:19
von Petzi
Da du unsere Meinung wissen willst, schreibe ich halt auch mal wieder meinen Senf dazu.
Am Anfang dachte ich immer, mein Faden muß schön dünn und gleichmäßig sein. Inzwischen finde ich aber, daß mein Faden einfach nur individuell ist und so ein Garn kann man gar nicht kaufen. Somit ist es schon was ganz besonderes. Manche mag die Nase rümpfen und meinen, daß sei doch nichts (vor allem Nicht-Spinner), aber mir reicht es aus. Ich habe meinen Spaß dabei und kann aus meinen Fäden etwas brauchbares herstellen, daß nicht sofort kaputtgeht, weil der Faden nicht in Ordnung wäre. Und erst vor kurzem habe ich mir teures Garn gekauft und mitten im Knäul war der Faden einfach zusammengeknotet. Das ist ja wohl auch nicht besser, oder. Also meine Fäden sind immer unterschiedlich, durchs Verzwirnen komme ich auf einen einigermaßen gleichmäßigen Faden, den ich auch verarbeiten kann. Wenn ich dann davon etwas stricke, fällt das nicht besonders auf. Da muß man schon genauer hinschauen und wer macht das schon? Nur Handarbeitsexperten, oder? Und die wissen zu schätzen was ein eigener Faden wert ist. Warum soll ich mir selber Stress machen, damit ich den perfekten Faden schaffe? Da kann ich gleich das Garn schneller kaufen, aber gerade das ist für mich der Reiz, meinen Faden selber herzustellen.

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 16:19
von Melle
Ich spinne, weils spaß macht und nicht um irgendwann mal ein Zertifikat zu bekommen. Sobald man darauf aus ist ein Zertifikat zu erhalten wird das ganze doch nur zu Stress und das kann kein Spaß mehr machen. Desweiteren finde ich es einfach toll dabei zu entspannen und einen Individuellen Faden zu erstellen.

Re: Kann ich

Verfasst: 03.10.2007, 17:59
von Anna
Ich habe, als ich zu spinnen begann, den Entschluss gefasst, nie, nie, nie von mir zu sagen, ich könne gut spinnen, egal wie ich es irgendwann kann. Einfach aus Achtung vor den Menschen vergangener Zeiten, die jeden Faden, den sie am Leibe hatten, vorher selbst spinnen mussten.

Wenn ich ein gleichmäßiges Garn einer ganz bestimmten Stärke haben will, gehe ich zu Rödel. Für mich ist Spinnen ebenso wie Stricken, Selbstnähen und auch Schreiben etwas Emotionales, bewusst Unvollkommenes, Unprofessionelles. So soll es auch bleiben. Ich habe zum Beispiel auch nicht den Ansatz, Bestseller schreiben zu wollen, dann müsste ich nämlich das schreiben, was ein Millionenpublikum lesen will. Ich schreibe aber lieber nur das und nur so, was und wie mir Spaß macht.

Das war mein Wort zum Feiertag 8)

Gruß von Mallory

Re: Kann ich

Verfasst: 03.10.2007, 18:59
von Friedolinchen
Nun will auch noch ich meinen "Senf" dazugeben. Als ich mit dem Spinnen begonnen habe, war mein Bestreben, möglichst schnell ein möglichst dünnes gaaaanz gleichmäßiges Garn herstellen zu wollen. Inzwischen bin auch ich der Meinung, dass mein Garn unvollkommen sein sollte. Erst das macht doch irgendwie den Reiz oder Charme von selbst hergstellten Dingen aus - finde ich zumindet. Wie schon andere festgestellt haben, kann ich ein Garn meiner Wunschstärke ja gleich kaufen. Ich war vor einigen Tagen bei einer Teppichausstellung der Georges D.Bornet Collection eingeladen. Das sind alles Teppiche aus Persien, gewebt für den Hausgebrauch von Nomadenfrauen. Solche Teppiche werden seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt. Wunderschöne Stücke und ebenso unvollkommen. Da wurden Muster begonnen und nach einiger Zeit abgeändert und das ist deutlich zu sehen, es wurden unterschiedliche Farbflecken miteingeknüpft, die man eigentlich als störend einstufen müßte, es gibt verschieden breite Radleisten, sodass der Teppich irgendwie schief aussieht, die Kettfäden sind aus den unterschiedlichsten Materialien und so weiter. Und doch sind es für mich die schönsten Teppiche und hätte ich genügend Geld, würden sicherlich einige davon meine Wände und Böden zieren. Kein "professionell" geknüpfter Teppich kann mit diesen ursprünglichen Teppichen mithalten und so ist es ja auch mit unseren selbstgesponnenen Kleidungsstücken, oder?

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 03.10.2007, 23:25
von Anna
Das finde ich sehr gut auf den Punkt gebracht mit den Teppichen: Sie liegen oder hängen nicht nur einfach da und sehen schön aus, sie können auch eine Geschichte erzählen.

Ich finde es immer furchtbar, wenn jemand - in der Absicht, mir ein Kompliment!! zu machen - über eine meiner Handarbeiten sagt: "Das sieht aus wie gekauft." Das ist so ungefähr das Letzte, was ich hören möchte.

Schönen Abend
Mallory (kehrt ans Rad zurück)

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 04.10.2007, 00:13
von shorty
Jetzt schreib ich dazu auch noch ein paar Zeilen.
Gut spinnen kann für mich jemand, der verschiedene Auszugstechniken beherscht, verschieden zwirnen kann und
der erkennt wie eine bestimmte Wollsorte versponnen werden möchte.
Ich hab schon super gleichmäßig gesponnenes Alpaka gesehen, das wie eine dicke starre Paketschnur war, schade fürs Material. Oder z.B. Angora für Nadelstarke 8, ja leben wir denn in Sibirien, das ist hier gar nicht tragbar.
Ist spaßig gemeint, ich hoffe, ich trete hier keiner auf den Schlips. :-)))
Ich finde grade die verschiedenen Auszugstechniken können
das Erscheinungsbild des Wollfadens wahnsinnig verändern.
Für mich muss ein perfekter Faden nicht industriemäßig gleichmäßig sein, bin aber leider doch immer etwas zu kritisch bei meiner Spinnerei. Ich spinne ja schon eine Weile, beherrsche aber immer noch kein optimales Dochtgarn, das kann meine 12 jährige Tochter auf ihrem Kircher Rad besser.
Was für eine Schande, wenn man ein Moswolt besitzt und nur dünn spinnen kann :-))))
Das auch als kleine Anmerkung zum Spinnrad für Hundewolle.
Das Moswolt ist ja bekanntlich einfädig, trotzdem lassen sich Angora und Hundewolle super drauf spinnen.
Wer sehr gut spinne kann, schafft die verschiedenen Garnstärken und Materialien auf jedem Rad. Das es natürlich bei der langsameren Übersetzung länger dauert ist klar.
Liebe grüße
Karin

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 04.10.2007, 01:09
von Strickliesel
Also ,ich kann von mir noch nicht behaupten das ich gut Spinnen kann . Ich muss noch ganz viel lernen aber gerade das macht mir so viel Spaß .
Mit meinen ganz dünnen Fäden bin ich recht zufrieden aber dann hört meine Kunst auch schon wieder auf .
Die verschiedenen Auszugstechniken will ich unbedingt lernen.Nach jedem Spinntreffen kann ich wieder etwas mehr und gerade das finde ich so toll.
Das ich es Heute geschafft habe auf dem Humanus meine Hundewolle zu Spinnen macht mich schon sehr glücklich .
Das Humanus ist also ein hervorragendes Rad für Hundewolle.
Morgen probiere ich es mal auf dem Mosi.

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 04.10.2007, 01:19
von shorty
Lass mich wissen, wie es geklappt hat, bei mir läßt sich Angora z.B. super spinnen, Hundehaare hatte ich noch nicht in so großer Auswahl aber Husky ging prima.
Da die Wolle allerdings nicht reichte und ich wegen des Waschens Angst hatte hab ich das dann doch in Gabis Hände gegeben.
Ich bin wirklich gespannt, wie das mit Deinem Mosi klappt.
Jede spinnt halt anders und die Räder laufen ja auch nicht alle gleich auch wenn sie von der gleichen Marke sind.
Das Humanus wäre ja auch noch ein Traum, gefällt mir super gut.
Liebe Grüße
Karin

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 05.10.2007, 01:29
von Greifenritter
Für mich ist das Spinnen ein zeitvertreib und das soll es auch bleiben und nicht in Leistungsdruck ausarten.

Ich bin der Meinung richtig gut spinnen kann man, wenn man aus den Materialien die man verarbeiten will die Fäden hin bekommt, die man erreichen will. Würde das also auch lockerer sehen.

CU
Danny

Re: Kann ich "gut" spinnen?

Verfasst: 05.10.2007, 01:47
von Ruth
Ich finde, gut spinnen kann jemand, der es schafft, die Wolle für einen Pullover (etwa 1 kg) so zu spinnen, dass es überall gleich dick ist (geringe Schwankungen sind ok - ändert an der MaPro oder der Dicke des Gestricks nicht. Bei meinem Aran vom letzten Sommer ist das Rückenteil deutlich dicker als das Vorderteil .... - bin beim Spinnen mal wieder dünner geworden)