Historischer Bezug zum Spinnen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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shorty
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von shorty » 26.05.2009, 18:22

Liebe Petzi, ich persönlich finde die Schnitte der Dirndl Revue am besten.
Kann man auch ganz einfach und schlicht machen.
Das paßt fast immer.
Liebe Grüße
karin

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Greifenritter
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Greifenritter » 26.05.2009, 18:24

Also das Spinnen verbinde ich nur sehr begrenzt mit Mittelalter oder gar noch früheren zeiten. Natürlich macht man sich Gedanken darpüber, aber das dann eher bewußt, nicht so ein hineingleiten wie von einigen von Euch beschrieben. Wobei mir das beim Spinnen schon auch passiert. Ich denke dann an meine Kindheit zurück, die besuche bei freunden auf einem Bauernhof in Oberösterreich, dort haben wir unsere Ferien verbracht.
Dort gab es zwei alte frauen und einen alten Mann (damals zu meiner Kunderzeit, ich war ca. 10 jahre alt, waren sie schon ca. 80 Jahre und haben oft erzählt, daß sie bzw. die Frau von ihm gesponnen haben. Der alte Mann hat in einem Haus gewohnt, das wäre ein taugliches Heimatmuseum gewesen. Der kleine Fernseher, den seine Kinder ihm geschenkt hatten wirkte in der Umgebung wie ein Ufo zwischen Pferdekutschen.
Mein erstes Spinnrad stammt auch aus dem Umfeld unserer freunde, allerdings hat meine Mutter,es als junges Mädchen (sie war damals in den ferien auch schon dort) von einer alten Frau bekommen, die zu meiner zeit schon nicht mehr lebte.

Wenn ich spinne denke ich an Lois, Agnes und Loísi und wie es in deren Jugend gewesen sein mag, also auch knappe 100 Jahre zurück.

CU
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von ehemaliger User » 26.05.2009, 21:53

Bei uns am Rhein gibt es leider keine "richtige" Volkstracht. Das liegt daran, dass wir seit den letzten 2500 Jahren immer Durchgangsstation waren: Römer, Franken, Wittelsbacher, Franzosen etc. Da konnte sich nicht wirklich was eigenes entwickeln. Dennoch gab es eine Volkstanzgruppe (in der ich jahrelang Mitglied war, bis zur Auflösung mangels Nachwuchs) die eine historische Kleidung trägt, die alten Bildern nachempfunden ist. Schwarzes, etwa wadenlanges Kleid mit breiter roter Borte. Das Oberteil des Kleides ist ärmellos, darunter trägt man eine Bluse. Darüber eine kurze rote Jacke. Das ganze zusammen mit einem Schultertuch und einer bestickten Haube. Männertracht: Schwarze Kniebundhose, Hemd, schwarze Jacke. Dazu Hut, ehemals wohl ein dreizackählicher. Schnallenschuhe. Der Stoff ist immer Wolle. Boah, das wurde warm im Sommer, denn "drunter" kam natürlich Strümpfe und die obligatorischen Liebestöter.
Hier mal ein link zu einem alten Bild http://www.geschichtsverein-bacharach.d ... 410_01.jpg

@Petzi Das mit den Blautönen in Weinbaugebieten ist mir neu. Ich kenne nun die Trachten am Mittelrhein (gibt`s wenige) und Mosel ganz gut, aber blaue habe ich noch nie gesehen.
Lustig ist die Tracht von dem kleinen Ort Pommern an der Mosel: Da tragen die Männer Zylinder und in denen ist eine Schublade!!!
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von ehemaliger User » 26.05.2009, 22:09

Wow, ich bin erfreut zu lesen, dass es doch einigen so geht wie mir :)
Wobei ich sagen muss, dass ich den Thread gar nicht gleich wahr genommen hab, aber umso schöner war es zu lesen das es einigen doch auch so geht.

Momentan, versuch ich noch die Geschichte von der Spinnerei auzuarbeiten und durchzulesen was mir ziemlichen Spaß macht und umso mehr freu ich mich mittlerweile auf meine Handspindel und die Zeit in der die ersten versuche stattfinden werden. Passende mittelalterliche Musik hab ich ja genug und so wird meine Reise in die Zeit perfekt.

Toll wäre es ja als Endprodukt auch so ein tolles Kelid zu schneidern, wie die Damen früher, aber davon bin ich noch weit weg. Träumen darf Frau ja :)
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von ehemaliger User » 27.05.2009, 07:14

Na, da hast Du Dir ja ein Großprojekt vorgenommen. Ich frage mich oft, wie dünn (Lauflänge pro 50g) wohl so ein Faden gesponnen sein muss, damit er als Kleid, dass nicht von selbst steht, taugt.
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Klara » 27.05.2009, 11:17

Ich denke, so mit 400 m/50 g könnte man schon was schönes weben - nur mir graut schon bei dem Gedanken daran, die Kette auf den Webstuhl zu bringen. Für mich wäre das Spinnen da der leichtere Teil...

An vergangene Zeiten denke ich selber beim Spinnen eher selten, auch wenn ich meinen letzen Kostenvoranschlag mit "20 000 Jahre Spinngeschichte in 20 Minuten" überschrieben habe. Und irgendwie freut es mich auch, dass ich bei einer Zeitreise zurück nicht untätig rumsitzen würde (auch wenn ich heilfroh bin, mit Waschmaschine, Gefriertruhe, Dusche und PC zu leben!) Aber spinnen tu ich fürs hier und heute und würde meinen Zuschauern auch gerne vermitteln, dass das eine aktuelle, amüsante Freizeitbeschäftigung ist und keine Plage aus vergangenen Zeiten. Denn wie schon angesprochen, viele ältere Leute sehen das so - und je ländlicher das Publikum, desto mehr sind es. Und es geht mir wirklich auf den Geist, wenn bei meinem Anblick 80-jährige Männer und Frauen sagen: "Ach ja, genau wie meine Grossmutter!"

Meine "Spinnkleidung" für Feste besteht aus langem Rock (aber nicht unbedingt historisch angehaucht - ich hab' da einen Wickelrock aus bordeauxrotem Wildlederimitat) und wenn immer möglich einem handgesponnenen und -gestrickten Oberteil (gerne Sonnentop und Jacke) damit man gleich sieht, dass beim Spinnen auch wirklich was rauskommt. Dirndl (freie Interpretation) habe ich mir aber auch eines geschneidert.

Übrigens, zum Thema Dirndl habe ich mal gelesen (wo, weiss ich nicht mehr), dass das europaweit das gleiche Prinzip war: Langer Rock (die Beine gehören verhüllt, und Unterwäsche trug ja auch nur die Oberklasse, wenn überhaupt), darüber eine Schürze, weil die leichter zu waschen ist. Und auch aus "Waschersparnisgründen" eine Bluse unter dem ärmellosen Oberteil. Und das trug man von Portugal bis Ungarn... Letzteres habe ich aus Patricia Anawalt's Wälzer "The Worldwide History of Dress" (gibt's auch auf Deutsch, aber zum damals doppelten Preis), wo auch drin steht, dass die "alten Volkstrachten" erst im 19. Jh. aufkamen.

Ciao, Klara

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von shorty » 27.05.2009, 11:43

Hallo Klara,
das mit dem Dirndl seh ich genauso.
Meines besteht auch aus langem Rock, seperatem Oberteil dem Leiberl , einer Bluse und einer Schürze, wichtig noch der Unterrock ( ersetzte früher die Unterhose).
Die Schürze war früher gegen den Dreck, für nen schmutzigen Kindermund genauso benutzt, wie zum Händeabtrocknen.
Die Bluse damit man nicht das ganze Teil waschen musste und das früher deutlich kürzere Leiberl extra, weil man damit den immerwährenden Schwangerschaften besser gerecht wurde.
Nicht zu vergessen das Kopftuch :-)))

Das mit dem Omaspruch nervt mich auch. Wie gesagt, ich finde alles hat seine Berechtigung, das historische Spinnen in Gewandung genauso wie modern zB.Rebecca die teils sehr flippig gekleidet hinter ihrem Spinnrad sitzt.

Liebe Grüße
Karin

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Greifenritter » 27.05.2009, 12:10

Toll wäre es ja als Endprodukt auch so ein tolles Kelid zu schneidern, wie die Damen früher, aber davon bin ich noch weit weg. Träumen darf Frau ja
So ein Projekt steht bei mir auch in der Planung, allerdings haben wir nach einigen Recherchen den Plan eine edle Gewandung um 1480 von Grund auf zu machen schnell verworfen und ich habe beschlossen es wird was einfaches (Bauern/ fahrende) um 1250, also deutlich weniger Stoff und viel derber.

Ist viel Arbeit hat aber einfach einen unheimlichen Reiz eine geandung wirklich vom grundmatereal bis zum fertigen Stück selbst herzustellen.

CU
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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Klara » 27.05.2009, 18:51

Karin, den Unterrock habe ich verdrängt - der wird bis zum 7. Juni nämlich nicht mehr fertig... Ich sitz' schon den ganzen Nachmittag an der Schürze - die rein dekorativ ist, weil der Stoff eine einzige Katastrophe ist. Ich muss näh- und stofftechnisch noch sooo viel lernen...

Ciao, Klara

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Xylea » 05.06.2009, 16:16

Ich denke beim Spinnen teilweise wirklich ans Mittelalter, teilweise aber auch nur an Uromas Zeit.
Alles Liebe
Angi

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Klara » 10.06.2009, 12:19

Zum Schneidern aus selbstgesponnenem und -gewebtem:

Am Sonntag lernte ich Marie-Pierre Puybaret kennen, die in Textilarchäologie ziemlich bewandert ist und mit einem Gewichtswebstuhl ins Freilichtmuseum kam. Die hat erzählt, dass sie 2 Tage braucht, um den Webstuhl einzurichten (mit brettchengewebter oberer Kante - und ich hätte das Gewebe so auf 50/10 oder 60/10 geschätzt), und dann schafft sie 4 cm/Stunde.

Was das Garn dazu angeht, denke ich dass ich aus ordentlich kardierter, sauberer Schafwolle so ca. 800 - 1000 m Einzelfaden am Tag schaffe, wenn ich mich ranhalte (wie lange ich brauche, um die zu zupfen, zu waschen, noch mal zu zupfen und zu kardieren will ich jetzt nicht überlegen).

Wieviel Stoff brauche ich für's Kleid? Dann kann man weiterrechnen...

Ciao, Klara

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Klara » 26.06.2009, 11:44

Karin, du bist schuld, dass ich mir eine Dirndl-Revue gekauft habe! Die Schnitte sehen zwar wirklich nicht schwer aus (wenn man mal den richtigen abgepaust hat - ich hab' mir bis jetzt nur die Schemazeichnungen in der Anleitung angeschat) - aber die Nähanleitung versteht man wohl nur, wenn man schon weiss, was zu tun ist. Ich trau' mich da alleine jedenfalls nicht ran, obwohl ich schon zwei (bzw. eines zwei Mal) nach Burda geschneidert habe. Aber ich sollte ja sowieso lieber stricken und weben für den Weihnachtsmarkt...

Ciao, Klara

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von shorty » 26.06.2009, 11:50

:D angesteckt :D

Manches erklärt sich auch einfach während des Arbeitens.
Für konkrete Nähtips kannst Du mir oder evlt auch Galvan ja bei Bedarf eine PN schicken.
ich denke, ein Dirndl zu nähen ist nicht soooo schwer.

Liebe Grüße und viel Erfolg
Karin

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Klara » 27.06.2009, 14:22

Nee, sooo schwer ist das Nähen nicht (wie gesagt, ich habe ja schon zwei). Rock und Schürze sind sogar kinderleicht (bis jetzt habe ich Oberteil und Mieder einzeln - zwecks Kombinieren-können. Aber sag mal, wenn ich den Rock ans Oberteil annähe, brauche ich ja gar keinen Bund am Rock, oder? Sprich das ganze wird noch einfacher...). Nur das Anleitung-Verstehen - und dann auch noch auf Österreichisch ;-) Ich habe zwar die Zeichnung gefunden, die erklärt, was "Hafterl" sind (Haken) - aber was ist Paspolband?

Wobei die Burda-Anleitung auch zu wünschen übrig lässt (was habe ich über den Schürzenbändern gegrübelt!), aber da konnte die Nählehrerin weiterhelfen. Die hat aber bis September Ferien...

Ciao, Klara

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Re: Historischer Bezug zum Spinnen

Beitrag von Elisabeth62 » 27.06.2009, 15:34

Hallo Klara,

ich hab Paspolband nachgeschlagen im Netz. In einem Shop für Kurzwaren gabs das. Sieht aus wie Material für Paspeln. Das könnte als Besatz für Nähte dienen. Und zwar am Mieder für dei Teilungsnähte oder sowas. Schau mal in die Anleitung, ob das so gehen würde.

LG Elisabeth

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