Hallo zusammen,
Ein interessantes Thema....
Ich finde auch, dass es schon alleine ein gewisser Luxus ist ein Hobby haben zu können und etwas nur aus Spass an der Freude machen zu können.
Spinnen als Hobby hat mich bis jetzt noch fast nichts gekostet. Ausser natürlich viel Zeit und Energie beim Rohmaterial aufbereiten. Die Wolle "läuft" mir immer zu - in Deutschland in Form von Wolle die keiner sonst haben wollte und die ich dann superlieberweise geschenkt bekommen habe, hier in Chile im wahrsten Sinne des Wortes in Form von 500 Schafen einer Freundin. Sie meinte: "Dort hängt die Schere, sonst musst du warten bis die Scherer kommen.... "
Es laufen dort auch 4 Alpakas und ein Lama rum. Aber die sind wild, immer draussen und werden nur alle 2 Jahre mal gefangen und geschoren. Diese Wolle zu verarbeiten fand ich fürchterlich... gar nicht luxuriös die Faser.
Das mit den Fasern ist die eine Sache.... die andere ist das Arbeitsmaterial. Hier allem voran die Spinnräder. Wiederum hatte ich das riesige Glück, dass mir in Deutschland ein älteres Kiwi zugelaufen ist, die Tochter eines Freundes hatte das Interesse am spinnen verloren und ich bekam es geschenkt. Ich mochte es nie sehr... Den "Wert" dieses Geschenkes erfasse ich in seiner ganzen Dimension erst jetzt in Chile. Und dabei ist das Kiwi ja eines der simplen, günstigeren "Einsteiger"- Räder.
Hier bin ich nämlich ohne Spinnrad hergereist. Inzwischen habe ich mir zwei Spinnräder gebaut - und obwohl es viel Spass macht und inzwischen schon ein eigenes Hobby ist, denke ich beim Basteln an meinen Spinnrädern, bzw. beim Spinnen mit denselben (immer mit einer Zange und einem Schraubenzieher anbei falls das Radchen mal wieder von jetzt auf gleich bocken sollte) aber doch des öfteren, welch Luxus doch ein wirklich gut funktionierendes Spinnrad ist.
ABER - wenn ich dann die Preise von meinen Traumrädern seh - ...Schwarzenberg... Schacht ... Majacraft ect. - dann wirds mir eben doch schwindelig.
Das Spinnen mit diesen Rädern IST Luxus. Und es ist völlig ok, wenn man sich diese Luxus gönnen kann und gönnen will. Manche Menschen sollen sogar 2 oder mehr dieser Luxusspinnräder haben.... ist doch toll !
Vielleicht darf ich ja mal an einem Spinntreffen eins probetreten und genauer unter die Lupe nehmen um mich in meinen Basteleien inspirieren zu lassen wenn ich wieder in D bin. Die Spinnerinnen die ich kenne - ob in Chile oder in Deutschland - sind durchweg sehr nett, sehr offen, sehr an Austausch interessiert. Das ist doch toll ! Schaut nur dieses wunderbare Forum an !
In schwachen Stunden (wenn ich wieder mal Spinnen will aber stattdessen mit List und Schraubenzieher mein "Rad zum laufen überreden muss" und den starken Impuls verspüre, das darin verbaute Holz doch zum Heizen des Hauses zu benutzen) denke ich "Und JETZT kauf ich mir mein Traumspinnrad"! Ich könnt es mir ja auch leisten. Vielleicht tu ich es ja eines Tages auch.
Bis jetzt hindert mich aber doch immer ein ganz persönliches Luxus- bzw. "Verhältnisproblem" am Kauf, wobei mir klar ist, dass die Qualität und die Perfektion der Räder, die kleine Auflage ect. usw. die mir persönlich trotz allem sehr hoch vorkommende Preise schon rechtfertigen.
Und wenn mein Eigenbau dann wieder läuft freu ich mich sehr und denke, dass ich mit meinem Recyclingrad meine Wolle "grad so" verspinnen kann wie mit einem gekauften. Meinen "Spinntraktor" kann man im Eigenbauthread besichtigen..... er klappert, ruckelt, zuckelt,tritt sich bestimmt "wie bergauf" .. . er hat "Charakter" - und ist doch technisch ausgereifter, pfiffiger und effektiver als 90 % der (eher wenigen) Spinnräder ich hier in der Umgebung im "professionellen" dh. gewinnorientierem Einsatz gesehen habe.
Ich empfinde es auch als "Luxus" zu wissen, dass ich mir mit einfachsten Mitteln und aus irgendwelchen Resten ein funktionstüchtiges Spinnrad bauen kann wenn ich eins haben möchte.
Ich lese mit Interesse immer mal wieder die Diskussionen über verschiedene Spinnräder, zum Beispiel, dass das eine Lärm macht, dass sich das Treten beim anderen wie "bergauf" anfühlt, ob Buche oder Birke, ob dieses Extra oder jenes, .... den Walther-Wartethread.... - und dann muss ich doch (voller Sympathie) lächeln...
Vor ein paar Wochen besuchte ich mal wieder eine indiansichstämmige Bekannte, die ihrer Familie ein Zubrot mit der Wolle ihrer 13 Schafe verdient. Sie spinnt mit der Spindel, färbt mit Pflanzen die sie auf ihrem Land sammelt und webt dann Taschen und Ponchos. Und bei diesem Besuch kam sie tatsächlich mit einem Kiwi an , dass sie 5 Jahre im Schuppen hatte weil "es einfach nicht funktioniert - und das obwohl es sooo teuer war". 2 Schafe hat sie dafür bezahlt! Das sind umgerechnet 160 E.
Mit zwei Handgriffen hatte ich das Kiwi spinnbereit - und fühlte mich wie im Himmel ! Kein Lärm, kein Geschepper, Kein bockiger Einzug, nichts hängt und bockt und zieht und zupft ! Meine Bekannte bekam staunende, leuchtende Augen.....
DAS WAR LUXUS

- und wir sprechen hier "nur" von einem alten Kiwi .....
oh, ganz schön lang geworden mein geschriebenes Denken....
