Unterschiedliche Spinnrichtungen

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

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Minou
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Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Minou » 08.09.2019, 08:50

Hallo
Ich habe ein Häkeltuch aus irischer Wolle das ich gerne mit einer grauen Suffolkwolle umhäkeln will.
Nun habe ich schon einen Teil auf Spindeln im Uhrzeigersinn gesponnen und werde es gegen den Uhrzeigersinn verzwirnen. Die Wolle im Tuch ist genauso entstanden.
Nun habe ich aber auch Suffolkwolle am Spinnrad die ich gegen den Uhrzeigersinn gesponnen habe. Also Zwirnrichtung mit dem Uhrzeigersinn.

Nun meine Frage: kann ich die beiden unterschiedlichen Zwirnrichtungen als Umrandung bei meinem Tuch verwenden? Macht sich das irgendwie bemerkbar, wie z.B Kräuselung oder ähnliches?

LG

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Basteline
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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Basteline » 08.09.2019, 11:36

Ich denke schon, dass sich die unterschiedlichen Spinn- und Zwirnrichtungen beim häkeln bemerkbar machen.
Reines, von der Industrie angebotenes Häkelgarn um Topflappen zu häkeln, soll eine andere Zwirnrichtung haben, als das zum Stricken verwendete Garn. (links rum spinnen - rechts rum verzwirnen).
Beim Häkeln drehen die verzwirnten Fäden bei der fürs Häkeln "falschen" Zwirnrichtung auf oder drehen sich noch fester zu und würden dann einen lockeren Faden entstehen lassen. Oder einen mit Überdrall. Das habe ich selber noch nie getestet, da ich meine Spinnwolle eher verstricke.
Und damit ich mich nicht vertun kann, mache ich nie unterschiedliche Spinn - und Zwirnrichtungen.
Ich arbeite so, wie es in der Industrie auch gemacht wird. Dann habe ich keine Probleme auch mal selbstgesponnenes und industrielles Material miteinander zu kombinieren.
Liebe Grüße
Basteline

.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.

Klara
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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Klara » 08.09.2019, 13:56

Rechtsrum gesponnenes und linksrum verzwirntes Garn (also "normales Strickgarn") verliert beim Häkeln Drall. Merke ich jedes Mal wieder, leider. Wenn man linksrum spinnt und rechtsrum verzwirnt, also anders rum als für Strickgarn, nimmt der Drall theoretisch zu, aber da ich beim Zwirndrall immer an der Untergrenze bin, macht sich das praktisch nicht bemerkbar - und ich bilde mir ein, dass das Gehäkelte sich weniger einrollt (das kann aber andere Ursachen haben, ich bin kein Häkelexperte, hab' nur dieses Jahr 4 Plattmäuse gemacht). Ich spinne mir ab jetzt das Häkelgarn "andersrum" (wenn ich vorausplane...)

Wenn du dein links gezwirntes Häkelgarn unbedingt verwenden willst/musst (besser wäre es, noch mehr von der Spinnrad-Suffolk zu spinnen - falls du das Material hast), würde ich dafür sorgen, dass es zu viel Drall hat - nach dem Häkeln sollte es dann stinnen. Aber es besteht trotzdem das Risiko, dass man den Unterschied sieht. Hast du genug Garn, um eine Sorte für zwei parallele Seiten zu verwenden, also nicht über Eck?

Ciao, Klara

Minou
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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Minou » 08.09.2019, 16:39

Also das Tuch ist ja links verzwirnt. Jetzt ist halt nur die Frage ob ich für die Umrandung beim links verzwirnten bleiben soll, oder ob ich das mir rechts verzwirnten auch mischen kann.
Material hätte ich noch genug um die Gesamtmenge für die Umrandung in einer Zwirnrichtung zu machen.
Ich hätte nur von einem Versuch ein bisschen rechtsverzwirntes Garn übrig und daher die Frage.

Dass linksverzwirntes Garn beim Häken Drall verliert finde ich interessant. Das ist mir noch nicht aufgefallen. Möglicherweise rollen sich meine Werke deshalb immer stark ein?
Bisher habe ich immer linksherum verzwirnt.

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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Gabypsilon » 08.09.2019, 20:17

Am wichtigsten ist es, dass Dein Garn ausgewogen ist, dann ist es meiner Meinung nach egal, ob rechts oder links gezwirnt :)
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Asherra » 08.09.2019, 22:12

Welche Drallrichtung bei welcher Verarbeitungsart bei wem Drall dazu bekommt oder verliert variiert völlig.
Wenn beide Garne nebeneinander liegen sieht man, daß das Licht anders reflektiert wird. Man kann nur mit unterschiedlicher Drallrichtung sichtbare Streifen im Stoff produzieren. Aber... das relativiert sich, je fussliger das Garn wird. "Irische Wolle" hört sich eher plüschig an, und nicht nach glattem, kurz vor Seide schimmerndem Kammgarn.
Bei mir werden die selben Fasern auf Spindel und Rad immer so völlig anders, daß DAS auffallen würde. Aber die Drallrichtung alleine fällt noch nicht mal sehr auf wenn ich es gerne hätte.

Klara
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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von Klara » 09.09.2019, 10:52

Wie sichtbar der Drall ist - und wie deutlich merkbar Drall verlorengeht oder dazukommt - hängt natürlich auch immer von der Garnstärke ab. Ich arbeite inzwischen grundsätzlich mit dicken Garnen - ich hab' gerade 25/10 auf dem Webstuhl für Mützen in Köper-Variationen - und wenn ich da Restwolle verhäkle merke ich ganz deutlich, wie der Drall verloren geht.

Minou, solange du den ganzen Rand aus der gleichen Wolle machst, ist es für mein Gefühl egal, welche du nimmst - ein handgesponnener, von dir gehäkelter Rand wird ja immer deutlich anders aussehen als die Mitte des Tuches (das ist gekauft, oder?). Da kommt's auf die Drallrichtung auch nicht mehr an. Du musst nur mögen, wie DEIN Garn verhäkelt aussieht. (MEIN rechtsrum gesponnenes gefällt mir verhäkelt nicht, aber siehe oben...)

Ciao, Klara

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Re: Unterschiedliche Spinnrichtungen

Beitrag von hirngespinst » 09.09.2019, 11:46

Ich würde einfach eine Probe häkeln - da kannst du dann ganz konkret sehen, ob die Spinnrichtung nach dem Häkeln irgendwie sichtbar oder fühlbar oder unsichtbar ist. Das scheint mir die einfachste methode zu sein.

Viele Grüße
Wiebke

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