Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Benutzeravatar
thomas_f
Mehrstufenzwirn
Mehrstufenzwirn
Beiträge: 2776
Registriert: 01.03.2010, 11:09
Land: Deutschland
Postleitzahl: 48653
Wohnort: Coesfeld
Kontaktdaten:

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von thomas_f » 21.09.2012, 17:30

Denn es gibt bisher noch keinen ausgebildeten Spinnlehrer aus D ( wird sich ändern ;-) )
Wie jetzt, mit staatlicher Anerkennung und Zeugnis und so? Wahrscheinlich eher mit 'nem Papier von einem Verein, nicht wahr?

Edit:
Ich würde auch Spindel nicht voraussetzen, jeder sollte so beginnen dürfen , wie er möchte.
Klar, im Prinzip schon. Aber der blutige Anfänger (und den stellen wir uns ja hier die ganze Zeit vor) weiß ja gar nicht, auf welchem Weg er (in drei Stunden!) am besten aufs Gleis kommt. Bei meinem Modell sollte er auch nicht erst auf der Spindel sowas wie Perfektion anstreben, bevor er ans Rad darf, sondern bloß per Park'n'Draft ein Gefühl für das Ausziehen und ein erstes, schnelles und (fast) idiotensicheres Erfolgserlebnis vermittelt bekommen.

Beste Grüße -- Thomas

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von shorty » 21.09.2012, 18:55

Staatliche Anerkennung kanns ja nicht geben, da kein Handwerksberuf.
Aber die Handspinngilde bietet da in Zukunft schon was fundiertes an ;-)
Wer diese Ausbildung durchlaufen hat, ist jedenfals schon recht kompetent, meines Erachtens .
Wer sich zu diesem Schritt entschliesst hat eine Vielzahl von Unterrichtsblöcken/Themenbereiche abzuleisten, mit Ergebniskontrolle.

Die Anforderungen sind machbar, aber setzen schon ein gewisses Befassen mit der Materie voraus, mein derzeitiges Wissen würde nicht reichen.;-)


Sowohl die Canadische, amerikanische und englische Ausbildung sind nicht staatlich ;-) und gelten trotzdem in einer gewissen Weise als Standart, wenn auch untersch. streng.

Ich hab das schon zu Beginn gesagt, ich hätte mich nie zu nem Spindelkurs angemeldet, wenn das Bedingung gewesen wäre, gäbs mich wohl als Spinnerin nicht.
Die Spindel ist ein Weg, ich bin nach wie vor der Meinung Beginn am Spinnrad ist nicht schwerer, für Menschen die motorisch nicht beeinträchtigt sind.
Mit der Spindel beginnen bei uns die wenigsten , wenn ich ehrlich bin.

Ich wollte da auch gar nicht so arg auf die Ausbildung pochen,ich bin trotzdem der Meinung, dass manche "Spinnlehrer" doch ein bißerl arg wenig Wissen aufzeigen.
Karin
Nachtrag von Lehrerseite haben wir das ja auch schon mal beleuchtet
hier
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

susisorglos
Kistenvlies
Kistenvlies
Beiträge: 155
Registriert: 05.08.2012, 17:14
Land: Oesterreich
Postleitzahl: 8042
Wohnort: Graz

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von susisorglos » 21.09.2012, 21:03

shorty hat geschrieben:
Und letztlich kann der Lehrer nur dass weitergeben , was er selber beherscht, und daran scheitert ja schon vieles.

Karin
Da mußte ich gerade herzlich lachen! :))

Ich finde das Thema und vor allem eure Beiträge superinteressant und aufschlußreich.
Hat mir sehr weitergeholfen!

Danke!

Susanne

Benutzeravatar
thomas_f
Mehrstufenzwirn
Mehrstufenzwirn
Beiträge: 2776
Registriert: 01.03.2010, 11:09
Land: Deutschland
Postleitzahl: 48653
Wohnort: Coesfeld
Kontaktdaten:

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von thomas_f » 22.09.2012, 14:05

@shorty: bei mir ist die Spindelei ja auch erst später gekommen, aber ich fands schon erleichternd, am E-Spinner nicht gleichzeitig treten und ausziehen zu müssen, zumal damals auf dem Schippertje, das eher für etwas größere Geschwindigkeit und dünne Fäden ausgelegt ist. Es gibt eben verschiedene Lerntypen. Jemand wie ich, der über jeden Handgriff erstmal etwas nachdenken muss, ist mächtig überfordert, wenn er Fuß- und Handarbeit gleichzeitig und dazu noch in einer vorgegebenen Minimalgeschwindigkeit lernen soll. Ich habe bei anderen, auch Kindern, schon gesehen, dass nicht alle so kopfig an Dinge rangehen und es anscheinend auch Leute gibt, bei denen es "von Natur aus" fluppt.

Aber ist auch ein ideales Anfängergerät.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von Klara » 22.09.2012, 21:26

Nur um mal was klarzustellen: Weder das US-amerikanische Certificate of Excellence noch das britische Certificate of Achievement haben irgendwas mit Ausbildung zu tun! Das ist so was wie eine Diplom- oder Doktorarbeit - aber wie man sich das dazu nötige Wissen aneignet, muss man schon selber rausfinden (nach meinem Gefühl ist COE eine Doktor- und das CofA eine Diplomarbeit, aber ich kann mich täuschen)! Man reicht "nur" seine Arbeit ein und wird dafür benotet. Unterwegs gibt's zwar mehr oder weniger Hilfestellung (die Briten haben eine Mentor's List, die teilweise auf E-Mails aber gar nicht reagieren und auch sonst die Fragen nicht unbedingt ausführlich beantworten, aber auch im besten Fall ist das als gelegentliche Hilfestellung gedacht - sowas wie die Vorgespräche mit dem Prof., bei dem man die Diplomarbeit schreibt - und nicht als Kurs.) aber eventuellen Unterricht, Literatur, Materialien etc. muss man sich schon selber organisieren.

Was plant die Handspinngilde?

Leute, die in der Öffentlichkeit Blödsinn erzählen, machen mich auch krank (bzw. inzwischen lautstark gesprächig) - und bei dem Gedanken, was im stillen Kämmerlein alles läuft, laufen mir kalte Schauer über den Rücken. Aber ich finde, dass Lehrer durchaus ein Thema anreissen können, auf dem sie keine Experten sind. Solange sie sich nicht als perfekt oder allwissend darstellen, sondern sowas sagen wie: "Ausprobiert habe ich's noch nicht, aber laut Literatur/Internetforum/Kollegen..." oder "ich kann das nicht besonders gut, aber das Grundprinzip geht so: ..."

Ach ja, und ich finde, dass Drall per Handspindel - oder Hakenstöckchen - leichter zu verstehen ist als per Spinnrad. Und dass zumindest manche der Leute, die als Naturtalente praktisch sofort einen brauchbaren Faden produzieren ohne jemals drüber nachzudenken, was sie da eigentich tun und wie das funktioniert, dann immer nur ihr Standardgarn produzieren, bis das Spinnen langweilig wird.

Ciao, Klara

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von shorty » 22.09.2012, 22:10

Klara hat geschrieben: Was plant die Handspinngilde?



Ciao, Klara
Hast ja recht , sind keine Ausbildung in dem Sinne.
Wer die Certifikate hat, ist trotzdem nicht mehr als Anfänger zu sehen, so wars gedacht.

Was die Gilde plant ?...., was eigenes ;-)
Nach meinem Gefühl einen Mittelweg, je nachdem wie mans auslegt ;-)


Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Benutzeravatar
Violaknits
Vlies
Vlies
Beiträge: 205
Registriert: 06.07.2011, 20:13
Land: Deutschland
Postleitzahl: 72762
Wohnort: Schwäbische Alb (West)
Kontaktdaten:

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von Violaknits » 24.09.2012, 14:23

was ich auch noch wichtig finde ist eine gewisse pädagogische Begabung. Manche sind ja Naturbegabungen, aber leider nicht alle und Geduld sollte der/die SpinnlehrerIn auch haben. Man soll merken,das Es dem/der LehrerIn Freude machen etwas zu vermitteln.
Die beste Technik nützt meines Erachtens nichts, wenn diese Technik nicht vermittelt werden kann (das behaupte ich jetzt mal).

Meines erachtens braucht man keinen Gewerbeschein sondern kann auf Honorar arbeiten (beim Finanzamt gemeldet). Ich persönlich besitze einen Gewerbeschein und stelle auch jedesmal eine Quittung aus.

Anja

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Was darf ein Anfänger von einem Spinnkurs erwarten?

Beitrag von Klara » 24.09.2012, 20:53

Oh ja, wie jeder Schüler weiss, macht Fachwissen alleine noch lange keinen guten Lehrer... Übrigens ist es ganz witzig, mal in die Liste der Certificat-of-Excellence-Inhaber zu schauen: Die meisten sind völlig unbekannt und die "Stars der (amerikanischen) Szene" haben i. d. R. keines (einzige Ausnahme, die mir gerade einfällt: Patsy Z.)

Und eine Bemerkung zum CofA: Ich denke, je früher man das angeht, desto mehr hat man davon. Dann kann man's nämlich als Leitfaden fürs Selbststudium nehmen. Ich gestehe, dass ich fürs Spinnzertifikat momentan schlicht keine Lust (mehr) habe. Ich habe dutzende verschiedene Wollen zu (verkaufbaren) Projekten verarbeitet - Probestränge und -stücke reizen mich aber schon ganz und gar nicht. Aber fürs Webzertifikat habe ich mich angemeldet, als ich meinen Webstuhl gerade zwei Wochen hatte...

Ciao, Klara

Antworten

Zurück zu „Spinnen allgemein“