Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Mathilde
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Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von Mathilde » 28.12.2011, 13:10

Hallo Ihr lieben,

ich spinne ja in Ermangelung diverser Kardiertiere und Kämmstationen noch immer ausschließlich aus der Flocke.
ich zupfe mir zwar ein Bündelchen vor, bevor ich spinne, aber es ziehen sich immer wieder Fasern quer ein. Eigentlich sollten die Fasern ja paralllel zueinander sein.
Ist das normal beim Spinne aus der Flocke oder ist das nur, weil ich noch ungebübt bin?
Gibt es auch spinntechniken, bei denen die Fasern absichtlich quer eingezogen werden (bei den Rolags sah mir das so aus) oder ist es grundsätzlich das Ziel das alle Fasern schön parallel liegen?

Edith meint: parallel mit dreifach L schreiben sei nun wirklich übertrieben. ;)
Liebe Grüße
Mathilde

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shorty
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Re: Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von shorty » 28.12.2011, 13:37

Parallel liegende Fasern aus Kammzug gibt Kammgarn ( worsted) , vermischte Faserrichtungen ( bei Vlies, Kardenband oder auch aus der Flocke) luftig ausgesponnen gibt Streichgarn ( woolen ).
Beides gleichwertig , allerdings sind die einzelnen Varianten nicht gleich gut für jeden Verwendungszweck geeignet.
Für Sockenwolle oder Webkette z.B. empfiehlt sich glattes , stabiles Kammgarn deutlich mehr.
Für fluffige Tücher Schals, ( Webschuss) muss es was die Haltbarkeit und Optik betrifft kein Kammgarn sein, sondern darf gerne fluffiger daherkommen.

Parallel hat man die Fasern nur bei Kammzug.

Die "passende" Spinntechnik für Kammzug ist kurzer Auszug.
Die für Rolags langer Auszug, wobei es klar viele Mischformen gibt.
Ist also nur grob.
Karin
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Re: Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von Klara » 28.12.2011, 13:37

Bei Streichgarn (also aus kardierter, oder kreuz und quer gezupfter) Wolle ist es normal, dass die Fasern "quer" eingezogen werden. Nur bei Kammgarn (aus mit englischen Wollkämmen gekämmter,dazu geigneter Wolle, die zuerst durch einen Dizz zum Vorgarn gezogen und ordnetlich aufgewickelt wird) müssen/sollen alle Fasern parallel sein. Für dich kannst du machen, was dir gefällt...

Ciao, Klara

Mathilde
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Re: Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von Mathilde » 28.12.2011, 13:47

ach, dann hab ich mich ja völlig umsonst so verrückt gemacht und ständig an meinem Faden rumgemosert.
Ich hatte immer in Gedanken, daß das, was bei der Wolle so kratzt herausstehende Fasern sind, die dann stechen. Und ich dachte mir weiter, daß dieser Effekt bei parallelen Fasern gemidnert und bei quer-Fasern verstärkt wird.
Na, dann geh ich jetzt mal relaxter ans spinnen ran. Sollte mcih leiber selber mal loben. Mein Faden ist zwar nicht der dünnste, sieht aber sehr ordentlich aus :O
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von Kattugla » 28.12.2011, 14:26

Mathilde hat geschrieben:...Ich hatte immer in Gedanken, daß das, was bei der Wolle so kratzt herausstehende Fasern sind, die dann stechen. Und ich dachte mir weiter, daß dieser Effekt bei parallelen Fasern gemidnert und bei quer-Fasern verstärkt wird.
Im Prinzip ist das auch so. Da hast Du schon richtig gedacht.

Weiters kommt jedoch noch die Länge der herauspieksenden Faser dazu, ihr "Ende" und der Drall, mit dem Du spinnst und damit bestimmst, wie weit sich so eine Faser im Faden noch "umbiegen" kann.
Prinzipiell glaube ich, dass Du bei intakten Flocken mit dem Pieksen weniger Probleme bekommen wirst, weil die Fasern alle noch intakt sind und nicht durch industrielle oder sonstwie maschinelle Vorrichtungen gebrochen/ gerissen. Ich behaupte nämlich mal, dass das, was piekt, überwiegend die kurzen Faserstummel sind, die beim maschinellen Bearbeiten entstehen.
Die Skuddenlammwolle, die ich mal gekämmt und dann versponnen hatte, war eins der kuschligsten Garne, das ich je hingekriegt hatte, und Skudde (auch Lamm) gehört nun wirklich nicht zum Feinsten.

Wenn ich nicht grad Sockengarn spinne, bin ich mittlerweile nur noch dabei, im langen Auszug und mit querliegenden Fasern zu spinnen (das geht nicht nur mit Rolags, sondern auch mit Kammzug überm Finger, Stichwort "Spinning from the fold" und mit kardiertem Vlies ganz super), ich liebe das flauschige Ergebnis einfach.
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Re: Spinnen aus der Flocke, Fasern ziehen sich manchmal quer ein

Beitrag von anjulele » 28.12.2011, 19:17

... und dann kommt es auch darauf an, was du verspinnst. Nicht jede Schafwolle ist kuschelig. Auch die Einstellung des Spinnrades, oder mit unterschiedlichen Spindeln oder z. B. die alten Flachsräder - nicht immer hast du ein und das selbe Ergebnis.

Meine Faserprobe Skuddenwolle eignet sich versponnen ausgezeichnet als Topfkratzer. Die Lammwolle ist dagegen kuschelweich.

LG
anjulele

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