Spinnwebe hat geschrieben:... Ich finde es nicht sehr nett wenn über die Qualität dieser Publikationen so gelästert wird. Auch ausländische Werke sind nicht immer was sie scheinen.
Was soll ich Nettes sagen über eine Buchkategorie, deren nach allgemeiner Meinung bester Vertreter ein Buch ist, das nicht nur ich nicht haben wollte und das den Leuten, die es haben, Verständnisprobleme bereitet?
Ein Buch, das für Anfänger sein will (wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob das Handbuch Weben das will), aber nur von ausgebildeten Fachleuten richtig verstanden wird, ist falsch geschrieben. Das sage ich hier ganz brutal, das Schreiben von Fachtexten ist nämlich mein erlernter (und früher ausgeübter) Beruf.
Und nein, ausländische Bücher sind auch nicht immer gut - weshalb ich es schade finde, dass so begrenzt nützliche (und das finde ich jetzt sehr nett gesagt

) Werke wie "Kreativ Weben" übersetzt werden anstatt von Büchern, die wesentlich mehr bringen würden.
Myrdhin Webster hat geschrieben:Ein Lehrbuch dafür zu schreiben, das sowohl für denjenigen geeignet ist, der sich einige Stunden in der Freizeit damit beschäftigt und konkrete Anleitungen haben möchte, als auch für jemanden, der sich über Jahre hinweg 8 Stunden am Tag intensiv damit auseinandersetzen kann (und muss, möchte er die Gesellenprüfung bestehen...), ist eine unglaubliche Aufgabe
Nein, das ist eine unmögliche Aufgabe. Der Amateur ohne Vorbildung, der alleine vor sich hinwerkelt, hat andere Ansprüche als der zukünftige Profi, der in der Lehre oder wenigstens in einer Webschule ist und da nachfragen kann, wenn er was nicht gleich versteht.
Konkretes Beispiel, aus der Amazon-Vorschau: Auf Seite 71 geht's um die Kett- und Schussdichte. Kettgarn um Lineal wickeln, Wicklungen zählen = Fadendichte. "Zwischen den einzelnen Fäden sollte allerdings so viel Platz sein, dass sich der Schussfaden zwischen ihnen auf und ab bewegen kann. Dabei ist es von Bedeutung, in welcher Bindung das Gewebe entstehen soll. In der Leinwandbindung geht der Schussfaden zwischen jedem Kettfaden auf oder ab, während er bei einem Köper oder Atlasgewebe mehrer Kettfäden überspringt oder unterläuft, so dass sich die Kettfäden enger zusammenschieben können. Wenn wir also ein Gewebe planen wird die Ketteintellung bei gleichem Material bei einem Köper oder gar einem Atlas enger sein als in einem leinwandbindigen. Je länger die Flottierungen einer Bindung sind, desto höher wird die Fadenzahl per Zentimeter. Das gilt entsprechend für die Schussrichtung."
Ja und WIE wähle ich nun meine Kettdichte, zum Kuckuck noch mal! Abgesehen davon, dass der Leser noch gar nicht weiss, was Leinwandbindung, Köper und Atlas eigentlich sind, Bindungslehre ist nämlich das nächste Kapitel. Bis jetzt gab's "Geschichte der Webkunst", "Materialkunde" und "Grundbegriffe und Webgeräte".
Als schulbegleitendes Lehrbuch kann ich mir das Buch ganz gut vorstellen, wie auch Lundell's Big Book of Weaving. Aber fürs Selbststudium finde ich beide suboptimal.
Ciao, Klara