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von Myrdhin Webster » 03.02.2016, 15:18
Zum Sachlichen:
In dem von dir zitierten Absatz fehlen Informationen, die auf der Buchseite dazu noch zu finden sind, unter anderem eine sehr anschauliche graphische Darstellung des Fadensverlaufs in Leinwandbindung, Köper und Atlas sowie noch weitere Erklärungen dazu, wie man die ungefähre Kettdichte ermitteln kann. Was stimmt: sie gibt keine Formeln dafür an. Das benutzen von Formeln für die Ermittlung der Kettdichte ist in der Handweberei in Deutschland auch ausgesprochen unüblich. Es gibt selbstverständlich Formeln dafür, die Industrie käme ohne diese sicher nicht aus. Wir Weber schon, wir sind nämlich ein sinnliches Völkchen und machen solche Dinge gerne aus Erfahrungswerten und dem Gespür fürs Material. Wie man beides entwickelt, auch dafür bietet sie im Text dem Anfänger einen Weg an: man hält sich anfangs an die Empfehlungen in der Webanleitung, nach der man vorgehen möchte.
Übrigens: meine eigene Ausbildung in der Berufsfachschule für Handweber in Siegen war ausgesprochen Formellastig, wir mussten jeden Quatsch berechnen, inklusive Zwirnverlusten, Feuchtigkeitszuschlägen und ähnlichem, bis aufs letzte Zehntelgramm genau. Ich hab gestern extra meinen Fachrechnen-Ordner noch mal durchgesehen, eine Formel für die Kettdichte war nicht dazwischen. Gebraucht habe ich einen Großteil der Spezialformeln nach meiner Gesellenprüfung übrigens nie wieder, im Alltag in meiner Werkstatt nicht und teils noch nicht mal später im Meisterkurs.
Als Antwort auf Klaras Absatz nach dem Zitat eines Ausschnitts meines posts:
Klara, ich kenne dich nicht, doch irgendwie bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, du hättest das Gefühl, du müsstest irgendeine Art Hühnchen mit mir rupfen. Dafür ist mir meine wertvolle Zeit echt zu schade und ich breche die Auseinandersetzung mit dir hier an diesem Punkt ab. Wir haben zu diesem Buch (und einigen anderen Dingen, wie mir scheint, nachdem das ja nicht die erste Endlosdiskussion ist, in die du mich verwickeln möchtest) unterschiedliche Meinungen, dies ist legitim und völlig in Ordnung. Man kann mit diesem Buch arbeiten, muss es aber nicht. Meine Meinung über Erika Arndts in meinen Augen gut gemachte Arbeit wirst du sicher nicht ändern. Du kannst mit dem Buch nichts anfangen, ich schon, ich empfehle es sogar guten Gewissens weiter. Punkt.
Zum Thema des Threads:
Ernstgemeinte Nachfragen und weiteren Erklärungsbedarf zu irgendwelchen Webanleitungen in diesem oder irgendwelchen anderen Büchern beantworte ich weiterhin gerne, zumindest sofern ich das Buch selber vorliegen habe. Der Fehlerteufel mischt sich bei Druckerzeugnissen aller Art gerne ein und manchmal sind es einfach auch nur, wie schon gezeigt, Missverständnisse, die beim flüchtigen Durchblättern entstehen oder daraus, dass zwei Menschen eben unterschiedlich kommunizieren, das kann auch bei Leser und Autor geschehen.
Daraus zu folgern, dass ein Buch "voller Fehler" und "schlechtgeschrieben" sei, ist allerdings unter Umständen manchmal etwas, mit dem man sich ein bisschen weit aus dem Fenster hängt.
Es gibt viele verschiedene "Weblehrbücher", in verschiedenen Sprachen, in verschiedenen Arten von Medien, vom Stil her ganz unterschiedlich geschrieben, manchmal im Original flüssig zu lesen und gut verständlich, dafür in der Übersetzung eher nicht, manchmal umgekehrt... der eine lernt besser vom zugucken bei Videos, der andere besser durch geschriebene und gezeichnete Werke, dem einen ist das zu trocken, was dem anderen zu profan und einfach geschrieben ist. Wie immer: Viele Wege führen nach Rom. Und ich persönlich bin froh über jedes textile Fachbuch, das in den heutigen Zeiten den Weg in einen Verlag findet. Totalen Mist hab ich da noch nicht drunter gefunden, höchstens halt Themen, die mich nicht interessieren oder Bücher, die mir vom Stil her nicht gefielen, manchmal auch welche mit gravierenden Fehlern.
Es kursieren deutlich mehr schlecht recherchierte und fehlerhafte Texte zu diversen textilen Techniken im Netz, da graust es mich wirklich ab und an mal, auf was für Ideen manche Textiler kommen...