Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von weberin » 11.09.2010, 20:42

Hallo zusammen,

nachdem ich heute meine ersten Versuche zum Thema Alpaka kardieren unternommen habe, bin ich zu dem Schluß gekommen - das muss besser gehen. Ich hab mal rumgesucht, aber im Internet nicht wirklich was hilfreiches gefunden. Könnt Ihr mir bitte Tipps geben zu folgenden Fragen:
1. Muss ich mir gedanken machen, dass die Fasern mal kurz, mal lang, mal im Büschel mal locker, mal fest sind? Hab ich da evtl. ein Qualitätsproblem?
2. Wieviel gibt man auf einmal in die Maschine rein? Ich hatte das Problem, das Schafwolle supersauber ausgerichtet wurde, das Alpaka aber nicht, was dann beim Spinnen zu Problemen und Knoten führt.
3. Ist das normal, das eine ordentliche Menge Fasern nach dem Abnehmen auf der Maschine verbleiben und nur mit Flickkarte rauszuholen sind.
4. Wann ist denn eigentlich "voll"? Oder anders gefragt, kann ich wirklich solange weitermachen, bist die Häckchen alle nicht mehr sichtbar sind?

Ich wäre für Tipps dankbar, wie ich zu ordentlich ausgerichteten Alpakafasern komme.

Danke vorab,
Ulli
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Jean Paul

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Adsharta » 11.09.2010, 20:52

Hmm aus meiner Erfahrung. Knötchen sind immer wieder mal drinnen, aber die lassen sich schon während des Kardierens rauszupfen. Mal kurz, mal lang, mal im Büschel? Die kurzen wird es dir sowieso rausschmeißen, die sind dann aber auch nicht fein zu verspinnen, wenn sie mitkardiert sind. Die würde ich auf jeden Fall ausmisten. Bei mir bleibt auch immer ein Teil auf der Walze, ich helfe da während des Rausholen immer mit einer dünnen Stricknadel nach. Büschel - das sind vermutlich etwas festere Haare, oder? Die lassen sich auch nicht so gerne verspinnen. Machst vielleicht mal ein Foto von den "mal kurz, mal lang, mal im Büschel? Dann kann man vielleicht mehr dazu sagen.
Grundsätzlich so ein perfektes Butt wie bei Schafwolle kriege ich auch nicht aus dem Kardiertier, es ist eher locker zusammenhängend, es gibt aber einige, die verspinnen es gleich ohne zu kardieren.
Und ja, ich kardiere, bis die Häkchen fast nicht mehr zu sehen sind. Dann geht eh nichts mehr rauf. Bei der Rinne geht es eher schwerz zu öffnen, weil die Fasern eben lang sind. Das mache ich dann halt immer in mehreren Etappen.
Was hast du denn für eine Kardiermaschine, manche Maschinen mögen ja Alpaka nicht so gerne.

lg Adsharta
Zuletzt geändert von Adsharta am 11.09.2010, 20:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von shorty » 11.09.2010, 20:53

Also ne Menge Fragen , mal schauen
zu 1
sicher gibt es beim Alpakvlies wie beim Schafwollvlies auch Partieen mit unterschiedlicher Güte, beste Qualität ist gleichförmig und hat eine höhere Stapellänge

zu 2
ich führe ganz wenig zu, nur einzelne kleine Flocken
je mehr Sorgfalt Du aufs Zupfen und zuführen verwendest umso besser wird Dein Vlies
Alpaka verspinne ich aber meist roh :-))
weil ich ne relativ grobe Benadelung habe, und das das Vlies nicht unbedingt besser macht :-)

3. ich nehme zusätzlich mit nem Stab ner langen Stricknadel ab, die ich zwischen die Haken schiebe, bei den ersten Kardierdurchgängen
Wenn ein Vlies schön homogen ist, löst es sich eigentlich ziemlich am Stück ab

4.
ich mache meine Maschine nie so voll, dass man die Häckchen nicht mehr sieht.
Mehr als 30 Gramm kardiere ich eigentlich nie drauf, ich sehe keinen Vorteil an nem dicken Vlies. Ich reisse mir später eh Streifen, und je dünner und zarter umso leichter geht das eigentlich mit dem Verspinnen.

Ich denke, du führst evlt zuviel zu, nur ganz wenig wie gesagt, und ein bißerl ausgerichtet.Nicht zu voll machen.

Knötchen sortiere ich nach dem 1. Durchgang ganz leicht aus den hauchfeinen Lagen raus, kann man im Prinzip Zeitung lesen dadurch :-))
Der Zeitaufwand beim kardieren wird gerne unterschätzt. Ich kardiere aber lieber supersorgfältig, dann kann ich hinterher viel entspannter spinnen.
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von shorty » 11.09.2010, 21:05

Adsharta hat geschrieben: Und ja, ich kardiere, bis die Häkchen fast nicht mehr zu sehen sind. Dann geht eh nichts mehr rauf. Bei der Rinne geht es eher schwerz zu öffnen, weil die Fasern eben lang sind. Das mache ich dann halt immer in mehreren Etappen.
lg Adsharta
Mal rein interessehalber
Warum machst Du so voll?

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Adsharta » 11.09.2010, 21:15

öööhm - ganz ehrlich, genau habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Wahrscheinlich hauptsächlich deshalb, damit ich es besser verstauen kann. Ich finde Alpaka ziemlich mühsam zu spinnen und deswegen lagert es auch immer etwas. :) Aber ein Muß ist es natürlich nicht. :)
lg Adsharta

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von shorty » 11.09.2010, 21:18

versuch mal nur ne hauchfeine Lage zu kardieren, verspinnt sich viel leichter, kann man ganz zart halten

einfach mal testen :-)))Jetzt nicht nur auf Alpaka bezogen

Karin
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Adsharta » 11.09.2010, 22:01

Werde ich mal testen. Vermutlich habe ich mich immer stur an die Anleitung vom Kardiergerät gehalten. "Wenn es voll ist, dann runter damit. :)"

lg Adsharta

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von weberin » 11.09.2010, 22:10

Ich auch. Meine Quintessenz ist ebenfall ein klarer Fall von Überladung. Morgen mach ich das noch mal. In Ruhe und gaanz langsam.

Danke schön und viele Grüße,
Ulli
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von shorty » 11.09.2010, 22:51

muss nicht sein, dass es daran gelegen hat, war nur eine Option :-))
mmh ich glaub ich bin da eh etwas sehr pingelig, was kardieren angeht :-)))

Wenn ich den nächsten Schwung Steinschaf kardiere mach ich mal zwei drei Bilder
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Fiall » 12.09.2010, 08:16

Alpaka fällt mir nach dem Kardieren gerne förmlich auseinander. Es hat bei weitem nicht den Halt von beispielsweise Merino. Zu glatt, zu trocken. Bei dem Edelalpaka (Suri?) mit viel Krause könnte das anders sein.

Ich pack die Maschine normalerweise gerne voll, weil ich Kardenband aus dem Vlies mache. Bei Alpaka ist das aber nicht so prickelnd. Das fällt auseinander, wenn man das Vlies in die Länge zieht. Meist werden die Vliese trotzdem dicker bei mir, weil ich zu faul zum Abnehmen bin. *g*

Bei meiner Tom Walther war ein Abnehmstab dabei. Bei Alpaka brauch ich den alle paar Zentimeter, weil die Fasern einfach nicht mit wollen.

Auch lässt sich Alpaka nicht so schön ausrichten, wie andere Wollen. Da muss man dann wirklich wie Karin es schreibt Locke für Locke zuführen. Bin ich auch zu ungeduldig für. :) Ich versuch die Wolle immer zu langen dünnen Streifen auszuziehen bzw. bei Kammzügen aufzufächern. Bei Alpaka funzt das halt nicht wirklich.

Knötchen sollte die Maschine aussortieren, funktioniert aber nur bedingt. Es landen auch immer mal wieder welche im Vlies. Die Walther soll da ein gaaaanz klein wenig besser sein, als Ashford. Strauch (wesentlich teurer) hab ich nur mal Bilder von gesehn und die Vliese waren doch sehr knubbelig. Kann natürlich am Benutzer liegen...

Toll sahen die Vliese mit Pat Greens Karder aus. Da konnte ich kein Knübbelchen entdecken. War aber wieder nur auf Fotos und man hat keine Ahnung, wie sorgfältig der Besitzer gearbeitet hat.

Die harten Büschel sortier ich aus, wirklich kurze Fasern auch, soweit ich sie zu fassen bekomme. Etliches fliegt dann noch überm Spinnen. Mein Boden sieht da immer ziemlich chaotisch aus. *g*

Fertig gekaufter Kammzug ist von der Quali meist besser, weil die Industriemaschinen die Fasern wohl wesentlich besser sortieren und ausrichten. Das Verspinnen dieser Kammzüge find ich traumhaft. Kein Vergleich zum Spinnen aus dem Vlies, obwohl ich da auch enorme Unterschiede hab. Mein cremefarbenes lässt sich schöner verspinnen, als das Schwarze, weil es wesentlich besser zusammenhält. Die Fasern sind auch wesentlich feiner. Möglicherweise liegt es daran.
GLG,

Veronika

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von dunkelbunt » 12.09.2010, 08:46

Ich mach meine Trommel auch nie so voll. Die Vliese fluffen nach dem Abnehmen sowieso ziemlich auseinander (auch bei Schafwolle) und ich roll das Vlies gerne zum Batt zusammen und spinn dann von der Seite aus.
Bei Alpaka ist das Ergebnis sehr verschieden - je nach Qualität des Ausgangsmaterials. Kardieren braucht einfach Zeit und ich lass manche Vliese 5 mal durch bis sie mir gefallen.

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von weberin » 12.09.2010, 10:01

Vielen Dank für Eure Tipps.
Irgendetwas sagt mir, dass Alpaka was für geduldige Leute ist (bisher gehörte ich nicht wirklich in diese Menschengruppe ?( ). Auf jeden Fall werd ich keine Kinder auf das Zeug loslassen. Für die werd ich definitiv Schaf besorgen und mit dem Alpaka selbst etwas anstellen.
Ich verbring dann mal den Tag auf dem Balkon und kurbele.

Viele Grüße,
Ulli
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Fiall » 12.09.2010, 10:36

Es kommt wirklich auch auf die Qualität der Fasern an. Ich ärger mich hier grade mit nem Alpakavlies rum, das waaahnsinnig viele Knubbels drin hat. Der Teil vom Fell hatte einfach irre viel Nachschnitt, aber halt auch gute Stellen, weswegen ich ihn stur nicht entsorgen wollte. Andere Stücke, die ich durchgekurbelt hab, ließen sich viel besser verspinnen. Glücklicherweise hab ich das Vlies fast durch. Bin nur am Zupfen. *grummel*

Geduldig bin ich auch nicht. *g* Das Merinofleischaf, dass mir Brigitte mitgebracht hat, ließ sich wunderbar grade einziehen und das Vlies war gleich beim ersten Mal ein Gedicht. Ging auch wie Butter von der Trommel runter und auf der kleinen Trommel blieben nur ein paar Knubbel zurück. So etwas wäre also definitiv besser für Kinder geeignet!
GLG,

Veronika

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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von weberin » 12.09.2010, 10:46

Für mich auch. :totlach:

Im Ernst; das mit dem Nachschnitt ist auch bei meinem "Zeug" so ein Thema. Ich glaube inzwischen, dass nämlich auch die Qualität der Schur wichtig ist. Und im Tierpark robben sie das Zeug einfach von den Tieren runter, egal wie. Da werd ich mal missionarisch aktiv. Vielleicht spendieren die Scherer ja ein paar Minuten mehr Zeit, um mir ein paar Stunden Aufwand zu ersparen.

Viele Grüße,
Ulli
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Re: Alpaka kardieren - Hexenwerk?

Beitrag von Fiall » 12.09.2010, 11:05

Ich glaube da sprichst du ein leidiges Thema an. Ich lese hier immer wieder davon, dass begeisterte Spinner die Tierhalter von besserer Schur und auch Haltung überzeugen wollen und darauf verweisen, dass man dadurch auch höhere Preise erzielen kann.

Im Endeffekt wollen die Halter jedoch ERST bessere Preise sehen, bevor sie sich die Mühe machen würden die Tiere sauberer zu halten und besser zu scheren. Sprich, wenn man Ihnen eine Preisgarantie und Abnahme gäbe, ja dann...

Man bekommt aber auch durchaus gutes Alpaka hierzulande, nur will das auch bezahlt werden und bei 25 Euro pro kg steige ich dann doch lieber auf fertigen Kammzug um.

Nach dem Testlauf hält sich meine Begeisterung für Rohwolle jedenfalls in Grenzen. Ich find es gut, es mal gemacht zu haben und für Sachen, die man nicht fertig zu kaufen bekommt, wär ich auch durchaus noch von Rohwolle zu begeistern. Ansonsten greif ich in Zukunft aber lieber zu fertigen Vliesen/Kammzügen und nutze mein Tierchen zum Mischen. Das saut das gute Stück auch wesentlich weniger ein.

Bei Alpaka nervt mich nämlich besonders der Dreck. Ich frag mich, ob es irgendeine Rohwolle gibt, die da übler ist...
GLG,

Veronika

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