Wolle direkt vom Schaf

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von spinnerin » 24.05.2007, 15:10

Hallo,

ich bekomme demnächst evtl. von einer Freundin, die ein Schaf hat, etwas Rohwolle. Wollte ich mal ausprobieren - so nach dem Motto: Vom Schaf zum Pullover bzw. zum Handschuh, denn ich will erst mal ein kleines "Probepäckchen". Weiß ja noch nicht, ob ich damit klarkomme.

Jetzt meine Fragen:

1. Ich hab schon gelesen, dass man die Wolle vom "Bauch" des Schafs nicht verwenden kann/ soll. Warum denn nicht? Weiß das jemand?

2. Was mache ich dann mit der Wolle? Hab schon einige Postings dazu gelesen; muss ich sie waschen? Oder reicht es, den Dreck rauszuzupfen vor dem Spinnen? Und wenn ich sie waschen muss, geht das wirklich in der Maschine? Wär natürlich am bequemsten...

3. Wie bekomme ich zu kurze Fasern raus? Oder bleiben die einfach drin und werden mitversponnen?

Fragen zum Kardieren stelle ich dann später Bild

Viele Grüße
Spinnerin

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Perisnom » 24.05.2007, 18:46

Die Wolle vom Bauch des Schafs ist relativ kurz und meist auch ziemlich schmutzig.

Ich würde die Wolle auf alle Fälle waschen, sonst hast Du ganz schnell ziemlich viel Dreck auf Deinem Kardiertier. Waschen würde ich mit der Hand und am Schluß in der Waschmaschine (Kissenbezug oder Wäschenetz!) schleudern. Zu kurze Fasern frißt meist schon mein Kardiertier Bild
Viele Grüße aus Bayern von Marion Bild

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von spinnerin » 24.05.2007, 20:28

Ah ja, gut zu wissen! Das Schleudern hätte mir die meisten Kopfschmerzen bereitet (d. h. Angst vorm Verfilzen). Wie viel Umdrehungen verträgt die Wolle denn? Mein Wollwaschgang schleudert zwar mit verminderter Drehzahl, aber wieviel das ist, weiß ich nicht, wenn ich dann den Schleudergang separat einstellen muss.

Muss mir noch ein Kardiertier kaufen und liebäugele mit den Handkarden von Wollknoll. Hat die jemand von Euch?

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Perisnom » 24.05.2007, 20:43

Ich schleudere meine Wolle mit 600 U/min.

Handkarden? Wäre mir, ehrlich gesagt, zu anstrengend. Ich habe mir ein Tier gegönnt und bin froh, daß ich's getan habe. Ich habe natürlich auch eine Menge zu kardieren - wir haben ja selbst Schafe...
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von ehemaliger User » 24.05.2007, 21:01

frau kann auch die fettige Wolle aus den Flocke verspinnen, erst Dreck raus und damit ist die Wolle auch schon gezupft. Nach dem Zwirnen waschen (Handwäsche mit ...) und hängend trocknen. Auf diese Weise habe ich einen sehr dünnen Faden bekommen.
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Ruth » 24.05.2007, 21:01

Ich finde, wenn es eine vernünftige, nicht verfilzte Wolle ist (Milchschaf, Texel oder so was), dann geht es mit den Handkarden fast so schnell wie mit dem Kardiertier. Und mit den Handkarden kardiere ich auch Rohwolle (sind eben nicht so teuer), die nehme ich dann wieder mit nach Schottland. Wenn ich Wolle bekomme, will ich sie ja auch gleich anspinnen.

Ach ja: Ich bin zu faul, die Wolle aus dem 2. Stock in den Keller zu schleppen. Ich lege sie einfach auf ein Gitter und lasse sie gut abtropfen. Nach einem halben Tag ist das wie geschleudert.
Zuletzt geändert von Ruth am 24.05.2007, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.
Grüßle,
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von spinnerin » 24.05.2007, 21:12

@ Perisnom: Oh, Ihr habt eigene Schafe, das ist ja toll! Wär mein Traum...

Klar, ein "Tier" ist natürlich klasse, aber da ich ja nicht weiß, ob ich noch oft an Rohwolle komme, lohnen sich 2-300 Euro nur mal eben zum Ausprobieren nicht... Bild

@ Mary: Hab ich das also richtig verstanden: Der Rohwolle, so wie sie geschoren ist, einfach den Dreck rauszupfen und sofort verspinnen?
Ich würde nämlich gerne mal das Fett drin lassen, möchte Handschuhe draus stricken und finde immer, dass gewaschene Wollhandschuhe die Hände total austrocknen, regelrecht das Fett aus der Haut saugen. Keine Ahnung ob meine Theorie richtig ist, will es einfach mal versuchen Bild
Zuletzt geändert von spinnerin am 24.05.2007, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Greifenritter » 24.05.2007, 21:50

Ob DU die Wolle ungewaschen verspinnen kannst hängt in erster Linie von Deiner Wolle ab.

Manche sind sehr sauber und stinken nur mäßig, andere Wollen sind unheimlich verdreckt und riechen übel. Natürlich spielt da auch mit rein, wie empfindlich Deine Nase ist.

Das Wollfett wäre nicht das Problem, aber in der ungewaschenen Wolle enthaltene Säuren (Urin, Schweiß, ...) sind recht agressiv und können Dir den kardenbelag zerstören.

Wenn Du Wolle wäscht muß auch nicht gleich das ganze Fett raus sein, ehrlich gesagt ist es recht schwer die Wolle wirklich total zu entfetten (finde ich zumindest).

Also ehrlich gesagt würde ich keine Handschuhe wollen, die nach Schaf stinken, da würde ich lieber sanft waschen und versuchen etwas Wollfett übrig zu behalten.

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von ehemaliger User » 25.05.2007, 01:19

wenn die Schafe das ganze Jahr auf der Weide verbringen, ist kaum Urin drin und die Wolle ist heufrei. Unsere Tiere scheren wir zum Aufstallen im Winter, da schwitzen sie nicht im Stall.
Kannst die Wolle mit Fett verstricken, ist aber auf den Nadeln gewöhnungsbedürftig oder nach dem Spinnen etwas waschen.
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Hanne » 25.05.2007, 02:42

Ich habe Merino-Rhönschafwolle und die ist nach dem Waschen noch richtig fettig, mann fühlt es deutlich und sie ist sauber. Ich habe sie mit ein wenig Feinwaschmittel gewaschen.Teste es doch mal mit einer kleinen Menge.
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Petzi » 25.05.2007, 12:52

Noch eine Kleinigkeit zum Kardieren:

Ich hatte vor kurzem leihweise eine Kardiermaschine hier und war mit dem Ergebnis nicht so zufrieden. Klar geht es schneller, aber ich finde die Wolle, die ich von Hand kardiere ist schöner. Anfangs waren mir sogar Handkarden zu teuer, um es nur auszuprobieren. Da habe ich mir im Eisenhandel Feilenbürsten besorgt und so ein ganzes Jahr meine Wolle kardiert. Und ganz am Anfang habe ich sogar mit einem alten Kamm die Wolle gekämmt.

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von spinnerin » 25.05.2007, 13:36

Vielen Dank für die Tips (oder neudeutsch: Tipps...)!

Die Wolle nur "ein bisschen" zu waschen, ist eine gute Idee, stinken soll sie natürlich nicht. Bin nicht drauf gekommen, dass das geht, ich dachte immer, wenn sie gewaschen ist, ist das Fett halt komplett raus.

Jaja, ich muss noch viel lernen... Bild

Viele Grüße,
Spinnerin

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von ehemaliger User » 25.05.2007, 14:30

Merinofett ist sehr schwer aus der Wolle zu bekommen. Habe die Wolle mal zurückbekommen (unkardiert) mit dem Komentar, bitte erst gründlich waschen.
zum Kardieren kann frau auch aus der Tierhandlung eine Hundebürste für die Unterwolle, auf Pappe oder Leder, benutzen. Habe es beim Campingspinnen gesehen und war einfach platt, wie gut es funzt.
Zuletzt geändert von Anonymous am 25.05.2007, 14:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von spinnerin » 25.05.2007, 14:46

@ Mary: Was meinst Du mit Unterwolle? Oder bezieht sich das auf den Hund, für den die Bürste ja ursprünglich gedacht war? Bild

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Re: Wolle direkt vom Schaf

Beitrag von Klara » 31.05.2007, 00:54

Ich vermute mal, Mary's "Unterwolle" bezieht sich auf den Hund - die meisten Schafe (ausser Heidschnucken, Soay, Shetland, Ouessant...) haben ja keine. Und die Hundebürsten sehen genauso aus wie Miniatur-Handkarden und können, wenn man zwei hat, auch genausso verwendet werden. Dauert nur länger, weil sie natürlich viel kleiner sind.

Karden sind übrigens mehr für kurzstaplige Wollen - wenn das Schaf besonders lange Haare hat (länger als die Karde), geht ein Kamm besser. Dann muss aber noch versichtiger gewaschen werden (oder gar nicht - die langen Wollen sind meistens nicht sehr fettig, und den Kamm kriegst du ja auch wieder sauber), damit die Fellstruktur möglichst erhalten bleibt und du Strähne für Strähne kämmen kannst.

Wie Danny schong gesagt hat, ob du die Wolle waschen musst, hängt von der Wolle ab. Ich weiche meine grundsätzlich immer erst in einem schwarzen Eimer mit Regenwasser ein, den ich in die Sonne stelle. Der Schafschweiss bildet nämlich eine seifige Lösung, die den meisten Dreck ganz gut rauswäscht. Besonders fette Wollen (das hängt von der Rasse ab) kriegen dann noch eine kurze Spülung mit warmen oder heissem Wasser und Wollwaschmittel oder Geschirrspülmittel. Schleudern tu ich mit der Hand, in einem (Moskito)Netz. In die Waschmaschine packe ich Wolle nie - da habe ich zu viel Angst um die Wolle und die Maschine. (Ich hab' übrigens ein paar Filmbilder von industrieller Wollwäsche: Da schwimmt die Wolle in einem grossen Bassin und wird von Zacken ganz vorsichtig und langsam umgerührt - so wie man's mit den Fingern machen könnte.)

Übrigens, wenn's ganz billig gehen soll, kannst du dir auch die Hundebürsten sparen: Du kannst die Wolle auch einfach mit den Fingern vorsichtig auseinanderzupfen und dann verspinnen. (mache ich gerade damit die Farben meines Experiments möglichst getrennt erhalten bleiben).

Was immer du auch machst, es wird Ewigkeiten dauern - der Preisunterschied zwischen Rohwolle und spinnfertigem Kardenband ist absolut berechtigt!

Viel Spass, Klara

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