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Erfahrungsbericht Merino Rohwolle

Verfasst: 13.02.2010, 23:31
von kimbajana
Hallo liebe spinngemeinde,

ich habe von einer oberösterreichischen Bäuerin 4 kg frisch geschorene Merino-Rohwolle geschickt bekommen. da ich schon gelesen hatte, dass Merino sehr schwer zu entfetten ist, habe ich extra heiß mit Seife und Soda gewaschen (heißes Wasser aus der Leitung + kochendes Wasser) und genau so heiß gespült. trotzdem die wolle (wie schon befürchtet) noch immer sehr fett war, habe ich testweise eine spule voll aus der flocke extrem unregelmäßig versponnen, – kardieren wäre nicht möglich gewesen – mit sich selbst verzwirnt und den strang nochmal brennheiß gewaschen.

also ehrlich – so etwas hab' ich noch nicht erlebt! die wolle war hässlich zusammengequetscht (aber nicht verfilzt) und nachdem der strang nach ein paar wochen schon ein bisschen ranzig roch, habe ich ihn heute noch einmal mit shampoo und soda ausgekocht – in der hoffnung, dass er doch noch ein bisschen aufflufft und brauchbarer wird. leider ist das auch nicht gelungen. trotz 2 x 10 min kochen (waschen und spülen) hat sich kaum etwas verändert. die einzelnen fäden sehen nach wie vor aus wie dünne dreadlocks (jetzt sind sie durch das kochen auch noch leicht verfilzt). ich habe mal eine detailansicht angehängt:

merinostrang

fazit: ich glaube, merino mag ich nicht mehr verarbeiten … :rolleyes: zu viel arbeit für dieses ergebnis! aber vielleicht hat ja jemand von euch andere erfahrungen gemacht?

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 01:09
von Greifenritter
Ich habe da tatsächlich andere Erfahrungen gemacht. Zwar war meine deutsche Merinowolle von einem Nachbarn meiner Schwiegereltern auch recht fettig, aber das Fett hat sich mit warmem Wasser und Spüli ganz passabel rauslösen lassen. Das Ergebnis war traumhaft fluffig weich, mit einem ganz klein wenig Restfett.

Aus der Flocke wird es bei mir nie gleichmäßig (obwohl man diese Wolle durchaus aus der geaschenen Flocke hätte spinnen können), daher kardiere ich vor dem verspinnen. Gibt zwar einige Knötchen, aber die lassen sich beim Spinnen gut rauszupfen.

CU
Danny

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 01:28
von Bakerqueen
Ich hatte auch mal eine Wolle, die war so fettig und fast schon ranzig. Ich hab mir dann gedacht, es kann ja nicht mehr schlimmer werden und habe die Wolle mit Spülmaschinenpulver ausgekocht ... und siehe da, vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan in einer Stunde ;) . Einige haben zwar den Kopf darüber geschüttelt, wie kann man denn so mit Wolle umgehen, aber sonst hätte ich sie weggeschmissen. War übrigens auch Merinowolle von einem Schäfer hier in der Nähe.

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 09:20
von Claudi
Hallihallo!

Ich kann mich anschließen...
Meine erste Erfahrung in Richtung Merino war Rohwolle von Schwarzkopf-Merinomixschafen, meine zweite mit reinen Merinos. Beide Rohwollen waren von der letztjährigen Frühjahrsschur. Die Mixwolle bekam ich im Sommer, die Merino diesen Monat. Troztdem wirkte auch diese ganz normal und frisch. Vielleicht lag es ja bei Dir auch an der Lagerung???
Da ich beim Wolle waschen (wie mit anderen Arbeitsschritten auch) immer verschiedene Vorgehensweisen an einem Material ausprobiere, habe ich sowohl komplett mit klarem Wasser, als auch mit entfettenden Reinigungszusätzen gearbeitet. Die höchste Wassertemperatur ist bei mir immer so um die 60 Grad.

Beide Sorten wurden durchaus mit Wasser allein sehr schön. Allerdings hatten sie einen sehr hohen Restfettgehalt, und fetteten scheinbar auch noch ein wenig nach, wenn sie einige Tage ruhten. Man konnte prima damit aus der gewaschenen Flocke spinnen, aber ich habe lieber kardierte Vliese von der Trommelkarde, und das ging mit dem hohen Fettgehalt nicht so gut.
Fasern, die ich mit Waschsoda, Maschinenspülmittel oder anderen Zusätzen gewaschen hatte, ließen sich da weitaus besser kardieren, weil dabei doch viel weniger Restfett enthalten war. Völlig fettfrei waren diese allerdings auch nicht. ;)

Aus beiden Materialien habe ich schönes Garn spinnen können, welches nach dem Entspannungsbad im gezwirnten Strang auch noch fluffiger wurde. Da klebte dann auch nix mehr.

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 10:31
von Greifenritter
@kimbajana
Da hast Du wie es scheint wirklich Pech gehabt mit Deiner Rohwolle.

Schick mir doch Deine Adresse per PN, dann bekommst Du von mir eine Probe meiner Merino als Vergleich.

Liebe Grüße
Danny

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 10:57
von shorty
Hallo ,
ich denke auch, dass Du da ein bißerl Pech hattest.
Ist schon so, dass Merino teils sehr "fett" ist.
Allerdings hatte ich auch bei fetter Wolle noch nie, dass sie nach so kurzer Zeit ranzig roch, bzw. verharzt ist.
Wenn das nach 2 - 3 Jahren mal passiert, ist das kein Problem, aber nach so kurzer Zeit??

Also von dieser Probe kann man denke ich nicht auf allgemein schliessen, ich hab da durchaus schon gute Erfahrungen gemacht

Karin

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 12:24
von kimbajana
vielen dank für eure antworten!

das merkwürdige ist, dass nur der strang (vor dem auskochen) ranzig roch. die noch ungewaschene rohwolle riecht normal nach schaf, der sack steht bei mir im wohnzimmer und ich habe gerade reingeschnüffelt. die gewaschenen flocken bekommen auch schon einen ganz leichten anflug von ranzgeruch. vielleicht habe ich ja wirklich mit der falschen methode gewaschen …

mir kam schon sehr merkwürdig vor, als ich die wolle von der spule gewickelt hab' – die unteren schichten waren völlig plattgedrückt und das hat sich nach dem zwirnen und waschen nicht verändert. mit dem strang werde ich jetzt einfach noch weiter experimentieren, schlimmer kann es nicht werden. vielleicht gönne ich ihm eine runde im geschirrspüler … :D danke für die anregung mit dem maschinenspülmittel!

die bäuerin hat mir zwei verschiedene sorten geschickt – eine feine und eine bissl gröbere. die, um die es hier geht, war die feine. ich werde mal probieren, zu kardieren, vielleicht kommt dann ein anderes ergebnis raus. ich verspinne ja auch kardierte wolle viel lieber.

@danny: vielen dank für dein angebot! ich schau jetzt mal, ob ich mit dem, was ich hier habe, zu einem brauchbaren ergebnis komme – wenn nicht, komme ich gerne auf dein angebot zurück! :)

schönen sonntag wünsch' ich euch!

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 12:50
von Beyenburgerin
Könnte es sein, dass relativ viel Drall in der Wolle ist?

Der Fettgehalt von Wolle ist von der jeweiligen Wettersituation während des Wachsens abhängig. Lange feuchte Winter prodizueren oft keine allzu gute Qualität. Man darf also auf die Qualität der diesjährigen Wollernte gespannt sein.

Meine nordischen Wollen sind aufgrund des Wetters dort auch sehr fetthaltig. Ich bin aber noch nie auf die Idee gekommen, Wolle zu kochen. Ich weiche in maximal etwas mehr als handwarmem reichlichem Wasser in Billigshampoo oder Billigspüli ein und spüle nach frühestens einer halben Stunde gründlich aus. Falls die Wolle ungestrickt eine Weile liegt, muss ich das eventuell vor dem Stricken wiederholen, weil so manche Wolle von tief aus der Faser raus noch Fett von sich gibt. Das war z.B. bei Ouessantschafwolle nach einem feuchten Winter so, aber die hat ganz andere Nachteile als Merino.

LG Brigitte

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 13:32
von kimbajana
nein brigitte, zu viel drall hat sie sicher nicht. die klebrigen locken haben beim spinnen gut zusammengehalten und nur ein minimum an drall benötigt (der natürlich mehr in den dünnen stellen ist) und der fertige strang ist auch ganz ausgewogen. was mich an der sache so wundert ist das zusammenpappen des fadens auch nach dem waschen. gekocht hab' ich bisher auch noch nicht, das war sozusagen nur ein rettungsversuch (weils eh schon wurscht war). irgend etwas ist da schief gelaufen. es ist auch nicht die erste rohwolle, die ich verarbeitet habe. bisher hatte ich milchschaf, bergschaf und brillenschaf. brillenschaf war auch fett und klebrig beim spinnen – trotzdem kam brauchbare, aufgefluffte wolle raus. ich werde weiterforschen. ;)

geschoren wurden die schafe im dezember und anfang jänner war die wolle bei mir. interessant sind auch die zwei verschiedenen merinowollen: die eine ist fein und unelastisch, die andere gröber und wie ein gummiband, wenn man daran zieht.

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 13:43
von Beyenburgerin
Dass Wolle von Schaf zu Schaf verschieden ist, ist normal. Ich würde wie gesagt mal erst in viel warmem Wasser schwimmend einweichen nach den zahlreichen Erfahrungen, die ich mit besonders fetthaltiger Wolle gemacht habe. Wenn wenig Drall drauf ist, muss die Wolle irgendwann geschmeidger werden.
Ende 70iger Anfang 80iger haben viele Spinnerinnen Rohwolle ungewaschen verarbeitet, weil die fluffiger wurde, wenn dann das Fett raus war.

LG Brigitte

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 19:54
von Maddie
Hallo,
auch ich habe dieses Wochenende mit Merino Rohwolle gekämpft.
Meine hatte ich vorher 3 mal gewaschen.
Beim kardieren mit Handkarden wurde ein Teil grau, woran liegt denn das?, noch zuviel Wollfett?, können die Zinken der Karden abfärben?
Verspinnen ließ sie sich relativ gut, fühlte sich teilweise noch recht Fettig an.
Nachdem ich sie Navajogezwirnt hatte, hab ich sie dann aus lauter Verzweiflung mit Entfetter eingesprüht und sie dann in heißem Wasser nochmal ordentlich durchgeknetet.
Will ich aber ja nicht immer so machen, ich will sie ja so umweltschonend wie möglich behandeln.
Sie wurde wieder richtig sauber und ist jetzt nach dem trocknen richtig schön geworden.
Das mit Bild krieg ich nicht hin da heißt es die Datei ist zu groß.
LG Diana

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 19:58
von Fiall
Hast du die Handkarden zum ersten Mal benutzt? Der Belag färbt am Anfang ein wenig ab. Ich glaub die Farbe geht beim Waschen aber wieder raus.

GLG,

Veronika

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 14.02.2010, 20:18
von Maddie
Ja, hatte die Karden zum ersten Mal benutzt. LG Maddie

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 15.02.2010, 08:28
von Heraben
Ich hatte auch schon das Problem mit Merino und noch schlimmer mit Gotlandlamm. Ich hab es einfach nicht entfettet bekommen! In meiner Verzweiflung habe ich die Wolle einfach in ein Wäschenetz gepackt und habe das Ganze einfach bei 40 Grad und mit Vollwaschmittel in die Waschmaschine geschmissen. Das hat geholfen!

LG,
Kerstin

Re: erfahrungsbericht merino rohwolle

Verfasst: 15.02.2010, 08:38
von Greifenritter
Spüli ist gut um das Wollfett zu lösen.

@Maddie
Verkleiner das Bild an Deinem PC mir einem Grafikprogramm oder schicke es mir per Mail, wenn Du das nicht selbst kannst an webmaster@spinnradclub.de, dann stelle ich es hier ein.

CU
Danny