Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

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Asherra
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Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Asherra » 15.09.2009, 13:46

Sie sind endlich da :D die Schönwolff'schen Wollkämme und ich bin völlig hin und weg.
Seit gestern hab ich schon 100gr Schaf und ein paar Hand voll Kamel gekämmt (ok, zuerst mußte ich die Nadelbündel umsetzen, die langen Nadeln gehören doch nach vorne). Es geht erstaunlich einfach und das Ergebnis ist klasse. Bisher kämme ich noch ohne "Conditioner", einfach trocken, so wie die Wolle eben kommt. Es spinnt sich wie von selbst! Ich bin völlig baff. Wenn ich nochmal die Ehre haben sollte einen Anfänger anzulernen werd ich's mit handgekämmtem Kammzug tun, der will von sich aus Garn werden und fließt nur so ins Spinnrad.

Zu den Fakten... der Arbeitskamm wiegt etwas mehr als 400gr, und ich bekomme etwa 5-8gr Wolle drauf. Davon sind etwa 40% dann "Ausschuß", wenn alles fertig ist. Ich denke, das wird noch wesentlich besser werden, die Wolle, mit der ich übe ist brüchig und verfilzt, das Kamel recht kurz. Mit langer, geschmeidiger Wolle ist der Output sicher höher (zum Glück hab ich ja mehr als genug Material da).
Mit vier bis sechs Wechseln von Kamm zu Kamm ist alles glatt und die Wolle perfekt sauber. Im Kamel bleibt Dreck eher mal hängen.
Die Kämmstation ist echt praktisch, einfach gemacht aber durchdacht. Der stationäre Kamm läßt sich zum Arbeiten bequem feststellen und beide Kämme kann man drin aufbewahren, ohne Gefahr zu laufen, sich dran zu stechen.

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von angi » 15.09.2009, 15:39

Das liest sich ja wirklich interessant....

hast du auch schonmal Alpaka durchgekämmt ??? Das geht nämlich mit Handkarden eher bescheiden.
liebe Grüße, angi

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Sanja » 15.09.2009, 18:23

Das klingt toll! Seit ich dieses eine YouTube-Video gesehen habe, bin ich auch völlig fasziniert von Wollkämmen. Die Kammzüge daraus sehen butterweich aus, das ist bestimmt toll zu spinnen. Und wenn man dann den Rest noch kardiert und im langen Auszug verspinnt, hat man seine Wolle echt optimal genutzt. Und die Sachen vom WollWolff sind doch bestimmt erste Sahne in der Verarbeitung, oder?!

Viel Spaß noch mit Deinem neuen Spielzeug, ähem, Arbeitsgerät! :D

Liebe Grüße,
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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Anna » 16.09.2009, 00:41

Hallo Asherra,
welche Wollkämme hast Du denn?
Ich finde bei Schönwolff sowohl Handkämme als auch eine Kämmstation.
Kannst Du mal einen Link setzen oder die genaue Bezeichnung nennen?
Schönen Gruß von Anna
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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von prelu » 16.09.2009, 02:14

habe gleich mal auf die Schönwolff'sche Seite geschaut ;)

verstehe ich das richtig, dass du vorher kardierte Wolle mit den Kämmen bearbeitest?

Stelle mir eben vor, dass ich meine Lama-Rohwolle nach einmaligem kardieren (lasse die bisher 2x durch mein Kardiertier laufen, Probespinnen war passabel) danach mit dem Kamm bearbeite und damit dann richtig gutes Spinnmaterial bekomme, also die Fasern noch besser ausgerichtet sind?

Auch interessiert mich, ob der Zeitaufwand weniger wird und trotzdem bessere Spinneigenschaften zeitigt.

PS: Habe ich euch schon mal gesagt, dass dieses Forum total ekelig ist :totlach: :?: :?: :?:
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LG prelu

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von shorty » 16.09.2009, 07:06

ich besitze ja keine Kämme, würde aber sagen, dass es einfach eine andere Art ist , Spinnfasern aufzubereiten. Die Fasern sind theoretisch dann alle in eine Richtung, eher für längere Fasern geeignet, die kürzeren werden ausgekämmt.Der Ausschuss würde ich vermuten ist deutlich mehr, und ob man sich Zeit spart, wage ich zu bezweifeln.
Aber vielleicht kann Asherra da noch genaueres sagen.

Ich hab mit Kämmen auch schon geliebäugelt muss ich sagen :-))) Sind ne ganz feine Sache.

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von zwmaus » 16.09.2009, 12:16

Prima, dann ist sie ja endlich bei Dir eingetrudelt. Herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Teil :)
lg
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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Klara » 16.09.2009, 13:11

Ich habe englische Wollkämme, benütze sie aber praktisch nie (in der Rückschau war's eine völlig überflüssige Ausgabe - zum Glück sind die von Indigo Hound nicht so furchtbar teuer). Mir tut's einfach um den Ausschuss leid, und schneller als kardieren (mit Trommelkarde) geht's auch nicht. Abgesehen davon, dass ich die dafür nötigen langen Fasern (mindestens 10 cm, glaube ich) normalerweise nicht habe. Eher noch nehme ich einen normalen Kamm und kämme lange Wolle strähnchenweise durch - das geht ziemlich flott und gibt auch schönes Garn.

Ciao, Klara

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Asherra » 16.09.2009, 16:06

Ok, mal sehen, ob ich alles auf's Mal beantwortet bekomme..
Ich hab die Kämmstation, da sind zwei Kämme mit dabei und man kann eine davon in der Station fest verankern. Ich kämme in etwa wie die Dame hier (http://www.youtube.com/watch?v=gcYY1xF- ... re=related) nur ohne die exzessiven Vorbereitungen mit einsprühen und Kämme vorheizen (werd ich aber ausprobieren).

NICHT vorher kardieren! Das macht nur unnötige Mengen an Knubbeln und Knötchen, die dann im Abfall landen. Direkt die gewaschene Wolle aufladen (Kamel wasche ich vorher nicht, das ist ja nicht fettig). Ich paß jetzt nicht besonders drauf auf, alle Locken in einer Richtung drauf zu tun, das verbessert aber dann nochmal die Gleichförmigkeit und wahrscheinlich auch die Spinneigenschaften.

Die Schafwolle, die ich grade zum Testen mißbrauche ist etwa 8-10cm lang, das Kamel etwa 5cm, Wolle geht einfacher, aber Kamel geht auch ganz ok. Ich dachte ja auch erst, das sei nur was für lange Wolle, kann ich jetzt mit diesen Kämmen aber nicht bestätigen, vielleicht weil die Reihen sehr eng bei einander stehen und ich die Zinken auf möglichst gleichmäßigen Versatz gestellt habe, die greifen gut.

Abfall hab ich eh ohne Ende, das ist ziemlich schlechtes Vließ und völlig unsortiertes Kamel. Daher ist das kein Problem. Ich hab lieber schöne, leicht zu spinnende Fasern übrig und einen Haufen aussortierter Knötchen, als beim Spinnen nur zu fluchen und den ganzen Mist von Hand raus zu sortieren.
Klar, wer gerne "Effektgarn" oder eine rustikalere Struktur mag ist mit Karden besser bedient (und manche Leute machen mit Karden sehr glatte und gleichmäßige "Minibatts"), ich steh eben auf glattes, gleichmäßiges Kammgarn und kann kardierter Wolle nur wenig abgewinnen.

Wenn Kamel geht, geht Alpaka sicher auch, beide sind weich und nicht unbedingt lang.

Die Reste könnte man noch kardieren oder direkt so verspinnen für knubbliges Garn.

Im Vergleich zum Kardieren fällt sehr viel mehr Dreck raus (auch wenn im Kamel immernoch Schuppen drin sind, die gehen leider nicht so gut raus wie Stroh und Sand). Ich hab ne Wanne unter der Station stehen sonst wär die ganze Wohnung zugedreckt.

Für mich wäre die Kardiermaschine rausgeworfenes Geld gewesen, das kommt eben drauf an, was frau so mag. Ich hab ja erst mal mit zwei groben Kämmen (Mähnen- und Lockenkamm) ausprobiert, was da überhaupt raus kommt, fand das Zeug schon sehr angenehm und bin jetzt echt glücklich mit den Kämmen. Es gibt größere, die mehr laden können, aber da stehen auch die Zinken weiter auseinander, daher denke ich, daß ich in meinem Dummenglück genau an die Kämme dran gelaufen bin, die ich für meine Badewanne voll Kamel brauche.

Schnell ist es nicht grade. Von Hand verlesen und aus der Flocke spinnen wäre aber noch langsamer. Und unsortiert läßt sich dieser Kram hier nicht spinnen, viel zu viel Pflanzenmaterial und Zweitschnitt mit dabei, das Garn sähe gräßlich aus.
Und das Kämmen macht mir Spaß. Es ist keine nervige Arbeit wie das von Hand aussortieren sondern fühlt sich effektiv und schön an. In einer Stunde hab ich etwa 50gr fertig. Und die sind dann himmlisch zu spinnen. Wobei ich grade echt lieber kämme als spinne, es ist so schön zuzusehen, wie aus krümmeligem, chaotischen "Zeug" glattes, sauberes "Fell" wird. Nur ein Dizz brauch ich noch, durch einen Knopf ziehen ist nicht ganz optimal.

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Sanja » 16.09.2009, 21:50

Jau, genau das Video meinte ich! :gut:

Mir geht's wie Dir, Asherra, ich spinne auch lieber Kammzug für glattes Garn. Ich habe Handkarden, will demnächste auch nochmal meine sehr grobe Kardenbänder (fluch, grummel, so ein Fehlkauf!) nachbearbeiten und schauen, ob ich da noch was angenehm verspinnbares draus machen kann. Aber Flies begeistert mich insgesamt nicht wirklich.
Bei der Wahl zwischen Kardiermaschine und Kämmen hätte ich auch die Kämme genommen. :D

Liebe Grüße,
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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von prelu » 16.09.2009, 23:37

vielen lieben Dank für die ausführlichen Antworten. Habe wieder mal dazu gerlernt.
LG prelu

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von angi » 17.09.2009, 09:57

Asherra....ich glaub das war genau das, was ich gebraucht habe....

ich hab ziemliche Mengen Alpaka liegen (lange Fasern) und so wie du das beschreibst, dürften die Wollkämme genau das Richtige für mich sein!

Danke für deine ausführlichen Sätze!
liebe Grüße, angi

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von Arachne » 17.09.2009, 18:53

Bitte keine kardierte Wolle kämmen! Auf die Kämme kommen eigentlich nur ganze Locken, und zwar mit der Seite, die am Schaf war, in die Zinken. Die Stapellänge jeder Locke muß gleich sein (also nach Stapellänge sortieren), das ist insb. beim Farbmischen durch Kämmen wichtig, sonst entmischt sich das Garn durch die Spinntechnik wieder, die beim Kammgarnspinnen angewendet werden muß. Die Locken müssen mind. 9-10cm lang sein und sollen leicht, aber hinwieder nicht zu stark gekräuselt sein.
Das entscheidende beim Kämmen ist nicht, daß alle Fasern parallel liegen. Das tun sie eigentlich schon deshalb, weil sie ja in den Locken so gewachsen sind (und in gewissem Maße macht man sie beim Kardieren auch parallel). Wichtig ist, daß alle Fasern, die nicht die exakte Stapellänge haben oder schwach sind, rausgekämmt werden.

Die Kämme kann man wunderbar heiß machen, indem man sie für 5sec in einen handelsüblichen Wasserkocher reinsteckt (nur die Zinken, nicht das Holz), natürlich nachdem man darin Wasser gekocht hat!

Sigrid
Geschichte und Bedeutung des Spinnrads in Europa, Shaker Media Verlag, gebunde Ausgabe
http://spinnrad.jimdo.com/

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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von zwmaus » 18.09.2009, 09:41

So, jetzt bin ich echt neugierig geworden.
Steffi, ich werde Dich demnächst tatsächlich heimsuchen. Das drohe ich Dir hiermit schon mal offiziell an. :D
Demnächst geht es nämlich tatsächlich nach BW in die Reha ...... :D und natürlich kommt Louise mit.
lg
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Re: Ich bin verliiiiiebt.... (in meine Wollkämme)

Beitrag von angi » 18.09.2009, 09:47

Ich bin nicht nur neugierig, ich bin infiziert und schon mit Herrn Schönwolff in Kontakt getreten....

(konnte heute Nacht nicht schlafen deswegen!)

In Neckeroda hab ich vor Jahren mal life zugeschaut beim Kämmen !!!
Seitdem will ich eigentlich schon sowas!
Die Damen dort haben die Zinken auf einer Elektrokochplatte heißgemacht....geht anscheinend auch ganz gut!

Aber für Kamel oder Alpaka muß man das doch sicher nicht machen , oder ???
liebe Grüße, angi

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