Kann ich gerne tun, aber vorweg, ich bin ja kein Schafhalter, meine Beobachtungen/ Gedanken beruhen eher auf Spinnersicht als auf praktische Schafarbeit und sind sicher nicht wisenschaftlich..
Mal zur Wollqualität.
Es ist ohne Zweifel so, dass man starke Auszehrung durch Lammungen, Krankheit usw im Stapel sieht, sofern dieser lang genug ist.
Wollfachleute zu denen ich mich nicht zähle können das relativ gut beurteilen besonders bei Feinwolle, prämierte Vliese werden da ziemlich genau betrachtet.
Angestrebt ist schon ganz gleichmäßiger Stapel sowohl was Kräuselung betrifft als auch Beschaffenheit.( evlt ein bisserl zu vergleichen mit den Jahresringen bei Bäumen)
Die Kräuselung verändert sich, der Stapel bekommt nen Knick und evlt ist die Qualität der Wolle danach anders stumpfer poröser..
Halte ich allerdings für durchaus logisch, wer alle Energie in eine Krankheit oder für die Lämmeraufzucht stecken muss, da bleibt wenig Energie übrig für Wollqualität.
Bei Alpakas z.B. wird der Faserdruchmesser geringer, die Wolle feiner.. bei nicht artgerechter Fütterung, allerdings auch weniger qualitativ, man nennt das dort Hungerwolle.
Da wird ab und an auch geschummelt um auf dem Papier für Deckhengste usw begehrte niedrigere Mikronzahlen stehen zu haben.
Der Begriff Wollhammel hat sicher seine Berechtigung, muss keine Lämmer aufziehen und hat auch keinen Stress beim Deckgeschäft.
Bei größerer Herde setzt das den Böcken schon auch zu.
Zu den Haltungsbedingungen
Ich finde Vliese von gealpten Tieren oder solchen die die meiste Zeit des Jahres draussen sind riechen häufig anders.
Meist angenehm erdig.
Vliese kranker Tiere riechen schon mal Säuerlich, weil da wohl wie beim Menschen auch, die Ausdünstung über die Haut/Talg incl Inhaltsstoffe anders verläuft.
Evlt interessant zu wissen ist auch, dass z.B. viele gealpte Tiere eine Butoxbehandlugn hinter sich haben, in Österreich sogar Pflicht.
Ist ein Insiktizid für Ektoparasiten , Schafhalter wissen das logischerweise. Nun und dieses Butox lagert sich vorwiegend im Lanolin ab.
Dann ist mir noch aufgefallen, dass Tiere die zu spät geschoren sind ( als Grund sicher nicht nur) manchmal so was wie ne Art Borke entwickeln, so eine talgige Fett Hautschuppenmasse, die nur sehr schwer aus den Vliesen zu entfernen ist.
ich denke das hat unter anderem mit der "Belüftung" zu tun.
Meiner Meinung nach muss man das glaub ich gar nicht zwingend wissenschaftlich angehen.
Ich denke mal so viel Unterschied im Grundsatz ist da nicht zum Menschen.
Meine Haare sind auch am schönsten, wenns mir gut geht, ich nicht mangelversorgt bin und meine Kopfhaut mag frische Luft deutlich lieber
Möglich wäre auch , dass die Lanolinproduktion im Normalfall auch etwas bedarfsgerecht verläuft.
So haben z.B. die Schafe auf Rab und Pag ( kroatische Inseln) sehr ! wenig Lanolin, obwohl immer draussen, was sicher auch am geringen Niederschlag liegt.
Rassetechnisch kann man tendenziell schon ein bisserl sagen Feinwollrassen haben im Schnitt mehr Lanolin, ihnen fehlen ja die Grannen und Deckhaare, die den Ablauf von Wasser bewährleisten. ( Berschafe als Vergleich).
Trotzdem ists individuel schon unterschiedlich.
Eine große Rolle spielt was Faserqualität anbelangt auch die Genetik.
bei den Polwarthvliesen die ich seit Jahren beobachte hat nach wie vor der Bock das beste Vlies, obgleich nun auch schon älter. Herkunft GBR
Die 4 Auen, die der Schafhalter aus Holland übernommen hat, die dort in sehr schlechtem Zustand waren, haben sich auch in 2 Jahren nicht wirklich berappelt.
Sie waren auch dieses Jahr unglaublich schwer zu scheren, haben ich schreib mal unfachmännisch Krüppelwolle, und alles borkig und talgig. ( hab ich nichts mitgenommen davon, ist unbrauchbar)
Der Bock dagegen hat keinerlei Hautschuppen , des Lanolin ist ölig glänzend, und härtet bei Lagerung aus.
Ui was ein Roman am Morgen, sorry....bitte gerne ergänzen oder von eigenen Beobachtungen berichten.
Karin