Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

Jome
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Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Jome » 29.01.2015, 10:43

Schönen Tag an Alle!
Ich bin derzeit am Kardieren (Trommelkarde) meiner selbst gewaschenen Wolle und habe leider das Problem, dass erstens grundsätzlich sehr kurze Fasern im Flies sind, zweitens leider auch absoluter Fusselabfall dazwischen ist. Ich hab die Rohwolle geschenkt bekommen und dachte, ich kann damit bestens spinnen üben. Nun wird aber kein schön gleichmäßiger Faden, sondern so eine Art Boucle. Ich habe auch gekauften Kammzug, damit wird der Faden schön gleichmäßig, also liegts nicht nur an mir.
Meine Frage: Bekomme ich die Fussel mit irgend einer Kämm- oder Kardiertechnik aus dem Flies raus, oder soll ich versuchen beim kurzen Auszug die Hände ganz eng zusammen halten? Als letzte Möglichkeit gebe ich die Wolle zum Filzen frei.
Zwei kleine Fragen habe ich auch noch zum Spinnen. Wie dick soll der Einzelfaden eigentlich sein, wenn man angenommen dreifach verzwirnen möchte. Mein Faden wird oft etwas zu drahtig. Wieviel Drall muss für einen etwa 2-3mm Faden pro cm Auszug in den Faden um haltbar zu sein und doch noch etwas fluschig bleibt?
LG Jome

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von shorty » 29.01.2015, 11:00

... gut ich versuchs mal abzuarbeiten...

also kardieren ist nicht gleich kämmen.... Vlies oder batts geben ein anders Garn als Kammzug sofern in der passenden Technik gesponnen....

Nachschnitt, kurze Fasern kann man nur raussortieren.. sofern Du keine Kammstation hast...

kurze Fasern spinnt man sinnigerweise im langen Auszug... beim kurzen Auszug kannst du immer nur soviel auszeihen wie die Stapellänge ist bzw. eher noch drunter.. je kürzer im so knapper wird das, das ist sehr mühsam.. evlt andere Technik anwenden...

zum Drall viel Spinndrall und viel Zwirndrall gleicht sich aus.. zudem spielt ne Rolle wievielfädig gezwirnt wird und mit was für einer Technik.. kann man schlicht keine pauschale Aussage treffen.. auch zur Fadendicke nicht..
dreifädig kann man sowohl Lace als auch Teppichgarn herstellen... und auch die Art der Wolle spielt später was den Fadendurchmesser betrifft ne enorme Rolle...
Es gibt Wollsorten die fluffen nach dem Entspannungsbad extrem auf....

Kammzug ist in der Regel perfekt vorbereitete Faser.. Vlies aus evlt nicht ganz hochwertiger Wolle einfach ne andere Kategorie.. kurze Faserpartieen Nachschnitt usw. sammelt man günstigerweise schon vor dem Waschen weg... und Übung ist klar auch dabei...
z.B.
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noch zum Boucle... vieles egalisiert sich beim Stricken...
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Hexenwolle » 29.01.2015, 11:25

Danke Jome für diese Frage. Hätte auch von mir kommen können. Und vielen Dank shorty für die umfangreiche Erklärung. Wieder was dazu gelernt. Bei meinem nächsten Kardieren werde ich an Deine Worte denken. :)
Liebe Grüße aus Düsseldorf

Ich kann alles, was ich will. Was ich nicht kann, das will ich nicht!

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Klara » 29.01.2015, 12:31

Mit Kämmen kriegt man die Fussel raus, die Frage ist nur, ob dir die Wolle die Arbeit wert ist. Eventuell sind ja ein paar schönere, längere Partien dabei, bei denen sich der Aufwand in Grenzen hält. Ansonsten, wenn du die Wolle nicht brauchst (oder aus sentimentalen Gründen willst - weil's den Lieblingsschaf ist, z. B.), kannst du sie ohne schlechtes Gewissen zum Filzen weitergeben - es gibt so viel schöne Wolle, dass man sich mit unschöner wirklich nicht rumärgern muss.

Flauschige Wolle wird stark überbewertet - ich sitze hier in einem schönen weichen Pulli, der anfängt, sich aufzulösen - Ellbogen sind fast durch, die Bündchenkante hat Löcher (dabei habe ich die schon mal nachgestrickt). Gut, das Teil ist so ca. 8 Jahre alt und ausser im Sommer fast täglich getragen, aber trotzdem - die echten Guernseys sollten mehrere Generationen überdauert haben ;)

Ciao, Klara

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von nadelundfaden » 29.01.2015, 14:31

Ich hatte mal als Kammzug süddeutsche Merino. Die habe ich zum Farbenmischen über beide Walzen der Kardiermaschine laufen lassen. Da ist mindestens die Hälfte als kurzes Kroppzeug (3-4 cm) auf der kleinen Walze hängen geblieben. Ich habe für mich gelernt, lieber wegschmeißen, als noch mal beim Spinnen sich mit kurz ärgern. Ich mische diese "minderwertigen" Kammzüge wegen der Farbe nur noch in kleinen Mengen unter lange Fasern.

LG Ate

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Susi » 03.04.2015, 09:29

Hallo Ate,

ich hab mir vor kurzem auch ein Kardiertier zugelegt, vorher benützte ich meine Handkarden oder die Wollkämme.
Da ich a bissal mehr Rohwolle daheim habe, war die Überlegung, eine Kardiermaschine zu kaufen, spruchreif.
Erst beim Kardieren mit der Maschine ist mir aufgefallen, dass auf der vorderen Walze sehr viel Wolle hängenbleibt. Da ich hier erst gemerkt habe, wie viele kurze Fasern in der Wolle sind, habe ich diese zum Filzen aussortiert.
Zum Verspinnen bin ich noch nicht gekommen. Meine Frage dazu ist, ob es dann besser ist, diese Wolle zu einer gewerblichen Kämmerei zu bringen, um daraus einen Kammzug machen zu lassen, da es doch sehr viel Wolle ist.

Mit meiner Arbeit als Erzieherin und meiner Mutter im Pflegeheim (Alzheimer) ist die Freizeit sehr begrenzt. Aber ich hab mir für dieses Jahr vorgenommen, endlich meine Herdentiere zu entstauben und mich wieder mehr mit ihnen zu beschäftigen.
Ich hoffe, auch noch eine Spinngruppe in meiner Nähe zu finden.

LG
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von shorty » 03.04.2015, 09:41

Es gibt in D meines Wissens keine Kämmerei, die industrieellen Geschichten die es gibt sind meines Wissens alle Kardierereien...
Und der wichtigste Punkt beim Kämmen wird alles ! kurze ebenfals aussortiert, also der Schwund ist identisch...
wie kurz sind die Fasern denn ?? wie kardierst Du ? ich frag das deshalb weil ich festgestellt habe, dass viele die Fasern zu Beginn festhalten, zuviel zuführen, zu schnell drehen, die Vliese zu dick kardieren usw....
Zuletzt geändert von shorty am 03.04.2015, 09:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von nadelundfaden » 03.04.2015, 09:48

Mit gewerblichen Anbietern, die kleine Mengen Rohwolle in spinnbare Kammzüge verwandeln, habe ich keine Erfahrung. Aber kurze Lebenszeit mit Murks verbringen will ich nicht mehr.

LG Ate

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von shorty » 03.04.2015, 09:56

ist schon was dran, stellt sich die Frage, was für Wolle ist es.. ? wie stark hängst du dran, und könntest Du evlt aus der Flocke spinnen... mach mal Bilder .. das hilft vielleicht...

wie weit ist für Dich Deisenhofen ? Münchner Südosten würd ich sagen ...
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Susi » 03.04.2015, 11:35

Hallo zusammen,

mir ist eben auch die Zeit zu kostbar, ewig zu kardieren und dann nicht richtig spinnen zu können.
Ich hab auf Ebay bei einem Schnäppchen zugeschlagen und nun ein paar Kilo mehr an Wolle daheim. Ich mach heut mal Bilder und stell sie dann später rein.
In Österreich im Ötzthal soll es noch eine Karderei geben. Da werd ich mich noch einmal schlau machen.
Ansonsten ist Deisenhofen ca. eineinhalb Stunden von mir weg und wäre somit recht nah.
Ich versuch eh, beim Kardieren ein Gefühl für die Fasern zu bekommen. Zu Beginn festhalten vermeide ich eh, zuviel zuführen, zu schnell drehen, die Vliese zu dick kardieren denke ich nicht, dass ich das tu. Ich probiere eh noch aus, da ich die Ashford Kardiermaschine noch nicht so lange habe.

Danke für eure netten und hilfreichen Informationen.

Seid lieb gegrüßt
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von shorty » 03.04.2015, 11:54

ja der Regensburger ist im Ötztal.. es gibt aber auch in D sehr viele Kardierereien, die machen aber alle Vlies oder Kardenband kein Kammzug... nur zur Begriffsunterscheidung...

allerdings ist und bleibt es kurze Faser... egal von wem kardiert...
ich häng mal nen Link an, was durchaus machbar ist...

http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 163&t=7335

kurze Fasern lassen sich sehr gut im langen Auszug spinnen, brauchen halt etwas Geduld...

generell ist halt ne Überlegung.. wie gut kannst Du aus kurzer Faser spinnen ...
lohnt der Aufwand..?Kardierkosten ca 5 Euro das Kilo, Schwund, 2 x Porto...

ist die Wolle schon gewaschen ? weiviel Kilo sinds ?
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Susi » 03.04.2015, 12:03

Hallo Shorty,

ja, jetzt hab ich es auch gemerkt. Ich hab mich ja ganz dick verschrieben. Natürlich meinte ich Kardenband. Da war ich a bisserl zu flott am Schreiben und hab mich glatt falsch ausgedrückt, entschuldige.

LG Susi
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von shorty » 03.04.2015, 12:05

ist kein Problem... ♥
es ist halt schlicht so, wenn Du das aushäusig gibts lohnt das nicht bei jedem Material...

schau mal hier gibts für 13 Euro das Kilo Kammzug.....
http://www.wolllust-schurwollversand.de ... rmann.html

musst Du denke ich einfach für Dich selber abwägen...
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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von Susi » 03.04.2015, 13:00

Da hast du recht. Das ist auch meine Sorge, dass das Grundmaterial vielleicht zu schlecht ist, um daraus Kardenband kardieren zu lassen. Ich würde schon gerne ca.20/25 Kilo zum Kardenband verarbeiten lassen. Vlies will ich aus den gut anderen 25 Kilo am liebsten selber kardieren. Bis jetzt hab ich mir meine Wolle zum Spinnen gekauft, eben im Vlies und im Kardenband.
Ist in Deisenhofen ein Spinntreff? Wäre es vielleicht machbar, dass ich dort dazu stossen darf? Und könnte da jemand so lieb sein und die Wolle anschauen, was mit ihr machbar ist?
Das wäre natürlich super.
Schön wäre, wenn ich mein Spinnrad mitnehmen kann und in der Gruppe auch ein paar Meter mitspinnen könnte. Mein Mann möchte auch spinnen lernen und würde bestimmt auch mitfahren.

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Re: Probleme beim Kardieren zu unterschiedlicher Faserlänge!

Beitrag von moniaqua » 03.04.2015, 16:07

Susi hat geschrieben: Ist in Deisenhofen ein Spinntreff? Wäre es vielleicht machbar, dass ich dort dazu stossen darf?
Ja, siehe http://www.spinn.de/Wagnerhaus/index.html und ja.
Die Leute sind alle ganz lieb; ich schaffe es einfach derzeit nur terminlich immer nicht, sonst wäre ich da auch viel öfter.
Servus,
Monika

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